hallo hasengöttin,
nun, jeder reagiert anders... ich hab jetzt lange überlegt, ob ich antworten soll, da es möglicherweise besser ist unvoreingenommen an die sache ran zu gehen und sich nicht verunsichern zu lassen, andererseits gibt es nun mal eben auch schattenseiten...
ich habe 2009 citalopram (quasi der vorläufer von cipralex) zur behandlung von depressionen und angststörung bekommen, damals war ich derart verzweifelt, leer und am ende, dass ich alles genommen hätte, was man mir angeboten hätte... dementsprechend hab ich nicht großartig eingeschlichen, sondern direkt mit 10mg/tag angefangen und übelkeit, benommenheit, kribbeln im kopf und körper in hinsicht auf die in 2-4 wochen versprochene, stimmungsaufhellende wirkung gerne in kauf genommen... die ist auch tatsächlich eingetreten, im laufe der zeit hatte ich aber doch mit einigen nebenwirkungen zu kämpfen:
- zunächst extrem gesteigerte libido, schwimmbadbesuche/kurze oder engere hosen hätten mich als mann durchaus in schwierigkeiten bringen können, das war schlimmer als in der pubertät (ich bin 34), während ein Orga. sowohl beim sex als auch im selbstversuch unmöglich war. erektionsprobleme hatte ich zu der zeit keine, der wille und die lust war da, aber es führte halt auch nach stunden zu nichts. 1 jahr später konnte man mich dann durchaus als geschlechtslos bezeichnen, absolute eiszeit unterhalb der gürtellinie, der geist war nicht willig - und wenn, dann war das fleisch schwach
- permanente müdigkeit und extremes schlafbedürfnis, wenn weniger als 10-12 stunden schlaf in aussicht standen, hab i9ch mir ernsthaft sorgen gemacht, ob ich am nächsten morgen aus dem bett komme, dazu sehr, sehr realistische und intensive träume, ich muß wohl angefangen haben, im schlaf zu reden, schreien, weinen, lachen, gepaart mit extremen zuckungen, mein körper muß permanent in bewgung gewesen sein, ich bin morgens mit muskelkater aufgewacht
- ich wurde total unkommunikativ, ich hatte irgendwie einfach nichts mehr zu erzählen und meine interessen und hobbies sind ziemlich eingeschlafen, vorher hab ich fast täglich stundenlang musik gemacht, war viel unterwegs, hab mich begeistert für filme, konzerte usw. ich hatte meinen fernseher eigentlich mit mitte 20 abgeschafft, aber zu der zeit war diese dröge berieselung genau das richtige, ich wusste einfach nichts mit mir anzufangen
vor ziemlich genau einem jahr (und 17kg gewicht mehr) hab ich dann nach 3 jahren mehr oder weniger von heute auf morgen die entscheidung gefasst, das citalopram abzusetzen, ich fühlte mich nur noch kalt, leer und neutralisiert... ich hab eben das gefühl, dass das im laufe der zeit nicht nur die tiefen sondern auch die höhen wegschneidet, ich war regelrecht angewidert von dem zeug und hab deshalb 3 wochen nur noch 5mg/tag genommen und es dann ganz bleiben lassen, was wahrscheinlich viel zu abrupt war... ich hatte so 5-6 monate mit den absetzerscheinungen zu kämpfen: krämpfe, unkontrollierte zuckungen, so als ob stromschläge durch den ganzen körper gehen, verschwommene sicht, schwindel wie mit 5 promille, artikulations- und konzentrationsschwierigkeiten, tierische stimmungsschwankungen (für die ich aber eher dankbar war, es hat mich ungemein beruhigt, mal wieder lauthals lachen zu können und auch wenn ich sonst eher nicht nah am wasser gebaut bin, hab ich oft geheult - nicht aus traurigkeit, sondern vor rührung, wenn man z.b. jemanden lange nicht gesehen hat, schöne musik läuft usw. ok, die wutausbrüche und anflüge von regelrechtem menschenhass will ich auch nicht verschweigen...)
tja, und heute? würde ich lügen, wenn ich behaupte, mir ginge es blendend... schließlich hätte ich mich dann nicht heute hier angemeldet... gegen panikattacken hat citalopram bei mir nicht wirklich geholfen, auch eine steigerung auf 20mg/tag hat da nichts gebracht außer sodbrennen und seitdem ich es abgesetzt habe, nehmen sie langsam aber konstant wieder zu, trotzdem bin ich mir heute nichtmal mehr sicher, ob diese stabilisierung damals tatsächlich durch das medikament kam oder auch ohne ein besserung eingesetzt hätte...
wie gesagt, das muss jeder für sich entscheiden, vielleicht kann ich mich auch heute einfach nicht mehr in die damalige verzweiflung einfühlen? sorry jedenfalls für den geschriebenen roman, hat mir gerade sehr geholfen mich abzulenken...
ich wünsche jedenfalls alles gute!
18.04.2014 17:56 •
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