RabbiT
(Das wird jetzt sehr lang, ich bin dankbar für Jeden der sich für meine Geschichte interessiert und mir mit seinen Erfahrungen vielleicht helfen kann...)
gerade jetzt, wo ich das hier schreibe, klopft mein Herz sehr stark, unregelmäßig und das Atmen fällt mir schwer.
Dieser Zustand streckt sich seit nunmehr über einem Jahr fast täglich, den ganzen Tag.
Ich versuche mich kurz zu fassen: Seit Dez. 2016 leide ich an diagnostizierter Panikstörung, generalisierter Angststörung und Panikattacken. Das begann jedoch nicht so. Zu allererst wurde mir im Dez. 2016 eines Abends beim gemütlichen Filme schauen ganz anders, erst eine art Schwindel unwohlsein und kurz darauf folgte extremes Herzrasen. Das war der erste Anfall in meinem Leben. Ich muss dazu sagen, ich bin 25 Jahre alt und weder habe ich krankhaftes Übergewicht, noch zähle ich medizinisch zu einer Risikogruppe.
Wie denke ich jeder andere Mensch in so einer Situation, reagierte ich mit extremer Panik und war davon überzeugt gleich an einem Herzstillstand oder Infarkt zu sterben. Also rief mein besorgter Mitbewohner umgehend einen Notwagen, ich schleppte mich zum Hauseingang und rechnete damit jederzeit das Bewusstsein zu verlieren. Als die Sanitäter kamen, trugen diese mich zum Wagen. Dort sah man dann auch deutlich, dass mein Puls knapp 210 betrug, mein Blutdruck sprengte die Tabellen und man hatte einen Verdacht auf Herzinfarkt. Ich muss dazu sagen, dass ich aus einer Gegend stamme in welcher die medizinische Versorgung katastrophal ist, abnormer Ärztemangel. (ja, leider auch hier in Deutschland ein Problem)
Ich wurde dann in einer Wartezone abgestellt und man verabreichte mir eine Placebo Tavor. Die Panikattacke dauerte zu dem Zeitpunkt bereits mehr als eine halbe Stunde an und verbesserte sich nicht, sie wurde lediglich schlimmer. So ließ man mich dann weitere 2 Stunden dort liegen bis ich irgendwann in einen Behandlungsraum geschoben wurde, in welchem zwei Ärzte mich begutachteten, jedoch miteinander russisch sprachen und ich kein Wort verstand. Alles was ich verstehen konnte war Tachykardie, Sinus, was meine Panik (da ich nicht wusste, was das zu bedeuten hatte) um ein weiteres steigerte und ich durchweg mit einer Ohnmacht rang. Nach einem EKG schob man mich dann für weitere 6 Stunden in eine Wartezone bis ich irgendwann auf die Kardio gebracht wurde.
Und hier kommt der Punkt, von welchem ich davon ausgehe, dass dies der Auslöser der eigentlichen Panikstörung und Herzneurose wurde.
Zwischen sterbens Herzkranken, verharrte ich nun mehrere Tage, bekam ein 3 Tages EKG. Außer, dass mein Herz auffällig dauerhaft viel zu schnell schlug (Ruhepuls 125), konnte man nichts Auffälliges feststellen. Ein Blutbild wurde nicht gemacht, kein Herzecho und auch keine Untersuchung der Schilddrüse. Ich wurde dann mit den gleichen Beschwerden ohne Medikamente, Hilfe oder Rat nach 3 Tagen entlassen.
Man muss kein Einstein sein, um sich denken zu können dass ich nach wenigen Tagen in welchen ich mich immer mehr quälte, in meiner Todesangst erneut einen Notwagen rief. (Dies ist damit zu begründen dass man mich komplett im Dunkeln lies, mich ja ohne jegliche Hilfe wieder nach Hause schickte und sich in mir der Gedanke einer gefährlichen Erkrankung manifestierte) In der Notaufnahme und in der Kardio reagierte man diesmal deutlich gereizt auf meine erneute Anwesenheit. Ich war, obwohl erst das 2. mal anwesend, stigmatisiert.
Auf meinen ausgiebigen Nachdruck hin, gestattete man mir genervt ein erneutes Langzeit EKG und einen Herzultraschall. Beide waren wieder, bis auf das Herzrasen, unauffällig. Meine Diagnose dann: Sinus-Tachykardie. Und wieder stellte mich ein sporadischer Kardiologe welcher auf der Station aushalf vor vollendete Tatsachen: Gehen Sie nach Hause, ich glaube Sie haben psychische Probleme, kann aber auch ein Eisenmangel sein. (Ich weiß nicht, was man dazu sagen soll, aber jeder soll sich an diesem Punkt bitte seine eigene Meinung bilden...)
Ich war so verzweifelt und am Ende (nach mehr als 4 schlafnosen Nächten, dauerhaftes Herzrasen, Klopfen, Schwindel, Übelkeit, Ohnmachtsgefühle), dass ich nach Hilfe bettelte und so schickte man mich (vermutlich um mich endlich loszuwerden) am nächsten Tag in die ortsansässige Psychiatrie. (Diese hat einen absolut miserablen Ruf, aus gutem Grund und sollte gemieden werden, wenn möglich) Hier reagierte man recht verständnislos und behandelte mich gemeinsam mit Borderlinern, Psychotischen Menschen und Menschen mit schweren Persönlichtskeitsstörungen.
Obwohl ich noch nicht komplett medizinisch abgeklärt war, um andere etwaige Erkrankungen auszuschließen (Schilddrüse, EEG, MRT, allg. endokrinologische Befunde, Belastungs EKG) ging man einfach aufgrund meiner Vergangenheit davon aus, dass meine extrem starken körperlichen Symptome Folge eines Traumas sein MÜSSEN und ich mich doch mal zusammenreissen und mich meinen Ängsten stellen sollte. So wurde ich, so wie alle anderen Patienten auch, ohne Rücksicht, jeden Morgen dazu gezwungen (sonst gab es Konsequenzen) mich am am Frühsport zu beteiligen.
Jetzt kann man sich denken wie wunderbar (Ironie) das war. Man wacht bereits mit einem Puls von 180 auf, hat schweres Klopfen und Not nicht umzukippen und soll sich innerhalb von 15 Minuten auf Sport vorbereiten. Obwohl ich dem Personal und den Therapeuten täglich immer wieder signalisierte, dass ich es körperlich einfach nicht schaffe, wurde dies schlichtweg als 'Nicht wollen' interpretiert, Befunde ignoriert und ich habe dort 8 Wochen die Hölle durchgemacht. Nach diesen 8 Wochen einer völlig erfolglosen 'kognitiven Verhaltenstherapie' einigte ich mich mit der ebenfalls völlig überforderten Psychlogin darauf, dass die Therapie mir nichts hilfreiches mehr bieten könne und ich mich anderweitig umschauen muss.
Und damit begann dann auch der Rest der Miserie. Ich bekam für 5 Tage Medikamente, welche ich auch während des Psychiatrieaufenthalts nehmen musste, mit nach Hause (Sertralin und Mirtazapin), welche mir im übrigen absolut nicht halfen. Diese setzte ich dann selbstständig ab, auch wenn ich wusste dass man dies eigentlich nicht tun sollte. Mein Zustand verschlimmerte sich die folgenden Monate zusehends und endete in einer fast vollständigen Bettlägrigkeit. (Duschen und Toilette gingen gerade so, der Rest war nicht denkbar) Ich hatte täglich mittlere bis schwere Panikattacken, welche ich alleine bewältigen musste (keinerlei Notfall Medikation). Noch ein paar mal rief ich den Notwagen, natürlich erfolglos da man mich kurz nachdem ich in der Notaufnahme angeschaut wurde, wieder nach Hause geschickt wurde. Mehrmals drohte man mir auch mit einer Zwangseinweisung. (Ich, das zutiefst missverstandene Wesen)
Irgendwann im August 2017 traute ich mich dann aufgrund meines Leidensdruckes mir eine Hausärztin zu suchen, welche mit einem Psychiater verheiratet ist. Diese handelte wesentlich professioneller und schickte mich nochmals zu einem Kardiologen und Endokrinologen um wirklich alles organische ausschließen zu lassen. (Naja gut, ein MRT und EEG hatte ich bis heute nicht, das will hier irgendwie keiner Überweisen...) Die Befunde waren negativ und so berieten wir uns, was als nächstes zu tun sei. Ich bekam nun erneut Sertralin. Diesmal reagierte ich aber noch heftiger und negativer als das Mal zuvor darauf, und so wurde es wieder abgesetzt. Ich telefonierte sämtliche Psychologen und Psychiater und auch Neurologen in meiner Umgebung ab. Vergebens.
Aber wo soll ich denn hin? Wo soll man denn hin wenn man eine akute, Lebenseinschränke Panikstörung hat?
Bitte wenden Sie sich in dringenden Notfällen an den kassenärztlichen Notdienst
Meine Hausärztin erkämpfte mir dann für den 8. Mai diesen Jahres einen Termin in der psychiatrischen instituts-Ambulanz. Ich wurde aber bereits darüber informiert, dass man dort nicht mit Medikamenten arbeitet und auch keine Psychotherapie anbietet, es wird lediglich über Möglichkeiten geredet. Ich bin also in einer Sackgasse, da es keine Möglichkeiten gibt.
Das Ganze ist nun so schlimm geworden, dass ich, um nicht JEDESMAL einen Notwagen rufen zu müssen, über Umwege Benzodiazepine bekomme (Tafil). Diese sind mit Vorsicht zu genießen und ich nehme sie nur in absoluten Notfällen. Ich bin extrem froh, dass ich sie habe allerdings ist dies natürlich keine Dauerlösung.
Aus meiner Verzweiflung heraus und weil die Psychiater hier im Durchschnitt 3 Jahre Wartelisten haben und oft schon der AB rangeht und sagt Wir nehmen zZ. keine Patienten mehr auf habe ich nun für Montag einen Termin bei einem Heilpraktiker...da ich bereits mal Erfahrung mit einer Dame aus dem Bereich hatte und diese extrem negativ war, bin ich natürlich grundskeptisch eingestellt aber weiß einfach langsam nicht mehr, was ich machen soll.
Ich habe keinerlei Lebensqualität mehr, liege zum Großteil im Bett da schon die kleinste körperliche Anstrengung von meinem Körper oder eben der Psyche als Lebensgefahr bewertet wird. Täglich kämpfe ich in einem dauerhaft erregten, angespannten Zustand mit mir. Mir egal, ob ihr das jetzt weinerlich findet aber ich quäle mich täglich, simpelste Aufgaben zu erledigen. (Duschen, Toilette, meine Tiere füttern, mehr schaffe ich nicht) Mein Körper reagiert auf alles, als wäre ich gerade einen Marathon gelaufen (Herzballern, angestrengtes Atmen, Restleg Leg Syndrom, Zittern, flaues extrem unangenehmes Gefühl in Magen und Brust, Schwächeanfälle, starker Gewichtsverlust, Haarausfall, Überempfindlichkeit gegen einfach Alles)
Ich sehe kein Licht am Ende des Tunnels und fühle mich von den Ärzten komplett im Stich gelassen. Ich höre und lese immer wieder, dass Leute in akuten Situationen zB. Benzos verschrieben bekommen(die ja auch nachweislich extrem gut helfen). Hier sieht das kein Arzt für nötig, will einen lieber mit Antidepressiva (die im übrigen voller Nebenwirkungen sind und langzeit Organschäden verursachen) vollpumpen. Benzos sind (warum auch immer?) ein absolutes Tabu und komplett verteufelt, weil irgendwie jeder Arzt davon ausgeht dass man diese definitiv missbraucht. Daher muss ich sie momentan leider mehr oder weniger auf illegalem Wege bekommen. (Es sollte meiner Meinung nach gar nicht erst so weit kommen, oder stehe ich mit der Meinung alleine da?)
Nunja, das ist bis zum heutigen Tage mein Alltag seit Dez. 2016 und ich könnte einfach nur noch Ko*zen.
11.04.2018 17:54 • • 13.04.2018 x 3 #1