Mein erster Post hier. Ich möchte mal etwas Mut machen. Ich hatte mit 22 zum ersten mal Panikattacken. Ausgelöst durch eine wilde Nacht mit zu vielen Dro.. Nach diesem Erlebnis habe ich erstens nie wieder irgendwelche Dro. genommen und zweitens eine regelrechte Angst vor Medikamenten und Beipackzetteln entwickelt. Die Panikattacken konnte ich durch eine Verhaltenstherapie mit Konfrontationen gut weg bekommen, aber ich hatte ca. 1-2 Jahre Ängste und Depris. Danach ging es besser und ich war über mehrere Jahre relativ gesund. Mit zunehmendem Stress in Job und Familie ging es dann los. Ich hatte sehr viele Symptome einer vor allem somatisierten Depression und brach 2004 völlig zusammen. Als Selbstständiger hatte ich nur die Wahl weiter zu rudern oder alles zu verlieren. Ich konnte mit null Rücklagen einfach nicht in eine Kur gehen. Ich nahm also Citalopram obwohl ich Angst davor hatte sie zu schlucken und ich muss sagen, dass mich das damals echt gerettet hat. Da meine Mutter an Tavor und Alk. gestorben war, habe ich die auch verschriebenen Tavor abgelehnt. Allerdings habe ich es probiert und gemerkt, dass es im Notfall hilft. Mir hat es dann gereicht es immer dabei zu haben. Das Citalopram habe ich gut vertragen. Ich habe wie alle ca. 2-4 Woche gebraucht bis es richtig wirkte, aber von da an ging es bergauf. Ich habe es 13 Jahre geschluckt und alle Versuche es dauerhaft abzusetzen sind gescheitert. Es macht nicht süchtig, aber es war so schön einfach das Zeug zu schlucken und nix weiter tun zu müssen. Sobald es mir ok ging habe ich einfach weiter so gemacht wie zuvor. Wenn es länger gut ging und ich dachte ich bräuchte es nicht mehr kam das Ausschleichen bis ca 5mg, dann eine kleine Krise und schnell wieder die Dosis erhöht.
Ich habe nun seit 2 Jahren eine Therapie und zusätzlich eine Gruppe die sich regelmäßig trifft. Das hilft zwar nicht so schnell, aber dauerhafter. Hoffe ich jedenfalls. Seit 3.2017 bin ich ohne Tabletten und die ersten drei Monate waren der Hammer. Energie, Freude und Libido wie vor 20 Jahren. Das Leben kann auch so schön sein!
Seit September stecke ich in einer erneuten Depressionskrise und es ist seeeeehr schwer nicht wieder zu Citalopram zu greifen. Ihr wisst ja wie stark diese negativen Gefühle und Empfindungen sein können und dass man das nur schwer aushalten kann, aber ich will es noch weiter versuchen. Ich habe Hoffnung, dass es evtl. auch anders gehen kann. Ich finde leider wenig zu dem Thema hier. Ich meine das Thema Ängste und Krisen OHNE MEDIs zu bewältigen. Wenn die Welt nicht so kalt und künstlich wäre, wären viele Medis nicht nötig. Der offene Umgang mit der Krankheit, sich auch mal in den Arm nehmen zu lassen, (scheinbare) Schwäche zeigen zu können, usw. DAS hilft!
Was das Cita angeht, kann ich nur sagen, dass ich es weder empfehlen noch verteufeln kann. Es ist ein Segen, dass es heute sowas gibt und dass es bei vielen Menschen hilft. Die PI ist nicht nur schlecht, aber es wird halt immer gerne schnell viel verschrieben. Das Dumme ist, dass man eh schon Angst hat und dann diese Beipackzettel. Probiert es einfach aus und nehmt es mit Humor. Ihr fühlt euch eh schon schei. und wenn noch ein paar kg, etwas mehr Schwindel oder so hinzu kommen, dann geht das zum Großteil nach der Anfangsphase weg. Bein Ausschleichen kommt es dann wieder, aber man kann das als einen guten Tausch ansehen oder?
Nie aufgeben, auch wenn es schwer ist. heute morgen war es auch bei mir wieder Horror, aber jetzt gerade geht es. Ich wünsche Euch Allen viel Kraft und Gesundheit.
13.11.2017 21:08 •
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