Muss immer wieder lesen,dass Betroffene - zum Teil unter grossen Mühen - ihr Medikament absetzen.
Im ersten Moment ein Erfolg aber langfristig kommt ein Einbruch (mit oder ohne greifbaren Auslöser) und dann kann man Pech haben,dass das ursprüngliche Medikament nicht mehr anschlägt.
Ich weiss aus eigener Erfahrung,dass manche Ärzte sogar dazu anhalten,das Medikament wieder abzusetzen.
Rein logisch betrachtet,erscheint das ja auch sinnvoll.
Wieso soll man weiter Medikamente einnehmen,wenn es einem doch gut geht und man es auch ohne hinbekommt.
Es ist nur leider nicht weit genug gedacht.
Menschen mit Angststörungen sind von Grund auf vulnerable Personen.
Wir sind sensible Menschen,angreifbarer aufgrund unserer Grundausstattung.
Haben nicht so ein dickes Fell wie andere.
Das wurde mal in der Psychiatrie in der grossen Runde vom Chefarzt erklärt.
Er sagte wörtlich: Ja,das ist ungerecht,dass Sie sensibler sind als andere aber es ist so.
Und deswegen brauchen wir einen gewissen Schutz.
Damit meine ich,dass man ein Medikament weiterhin einnimmt,auch dann,wenn es einem wieder gut geht.
Das ist eine Rückfallprophylaxe.
Ein älterer,erfahrener Pfleger hat mir in einem persönlichen Gespräch mal gesagt,dass 80 Pozent der Patienten,die Medikamente einnehmen und sie absetzen einen Rückfall erleiden.
Das ist wichtig zu wissen.
Mit dieser Argumentation wollte er mich davon abhalten,überhaupt mit einer Medikamenteneinnahme zu beginnen.
Bin heutzutage froh,dass er mir das mitgeteilt hat denn mal lernt ja daraus.
Ich habe auch versucht,mein Medikament zu reduzieren,mehrfach.
Es hat nicht geklappt und da kommt dann schnell so ein Gefühl auf,versagt zu haben.
Mit Versagen hat das nichts zu tun.
Überhaupt ein Medikament zu probieren erfordert Mut denn Psychopharmaka wirken eben nicht bei jedem gleich.
Sich Hilfe zu holen (auch in Form von Therapie und sich selbst ehrlich anschauen) kostet Mut und dazu zu stehen,dass es einem nicht gut geht.
Und das ist der Mut,den die Angststörung letztendlich hervorbringt.
14.01.2023 20:07 • x 3 #221