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Ich war schon zweimal bis auf 2,5 mg runter, aber meine Lebensumstände waren noch nicht so, dass ich es ohne ausgehalten hätte. Ich habe am Montag angefangen von 10 auf 7,5 runterzugehen. Vorher hatte ich direkt von 10 auf 5 mg reduziert, und das merkt man schon an den geschilderten Zuckungen und leichten Schwindelgefühlen. Aber im 2,5 mg-Schritt habe ich bis jetzt noch gar nichts gemerkt. Ich glaube, das kommt erst bei weiterer Reduzierung. Obwohl: Gestern abend beim Einschlafen kam es mir fast so vor, als hätte ich ein klitzekleines Angstgefühl wegen einer Banalität im Halbschlaf gespürt. Aber das war gar nichts im Vergleich zu den Ängsten, die ich vor drei Jahren hatte. Ich nehme Citalopram seit 2 3/4 Jahren.

Ich wusste allerdings auch nicht, dass es von 2,5 auf 0 mg so schwer sein kann. Gibt es hier noch mehr Leute, die komplett runter sind? Und warum sagen einem die Ärzte immer, dass Citalopram nicht süchtig mache? Ist das wie bei anderen Dro., wo man keine Probleme mit hat, sondern nur ohne?

Zitat von Welle:
Und warum sagen einem die Ärzte immer, dass Citalopram nicht süchtig mache? Ist das wie bei anderen Dro., wo man keine Probleme mit hat, sondern nur ohne?


Sie machen ja auch nicht süchtig. Süchtig bedeutet, dass man erstens die Dosis immer weiter steigern muss, um eine Wirkung zu bekommen, zweitens, dass man gierig danach ist, die nächste Tablette zu nehmen und kaum die zeit abwarten kann, bis man sie endlich nehmen darf. So ist das bei Dro..
Was du erlebst, sind zum einen Absetzerscheinungen, zum anderen einfach die Tatsache, dass deine Ängste noch da sind und du ganz ohne die Wirkung von Tabletten nicht angstfrei bist.

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Absetzerscheinungen Citalopram?

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Ja, schon möglich. Allerdings sollte man auch sagen, dass diese Antidepressiva ein Wunder sind. Ich möchte gar nicht daran denken, wie es wäre, wenn es solche Mittel gar nicht gäbe. Ängste werden damit betäubt, aber irgendwann sollte man sie auch ohne Medikamente überwunden haben. Gibt es eigentlich irgendeine Langzeitstudie über Antidepris? Ich finde, eine dreijährige Einnahme wenn auch geringer Dosis schon ziemlich lange. Aber ich konnte bis jetzt nicht ohne. Gut möglich, dass sich das im kommenden Jahr ändert, wo mein Leben endlich auf einer soliden Grundlage steht.

Also ich hab von 2007- ca 2009 Cipramil genommen und mir ging es gut in der Zeit.
Hab dann irgendwann öfters mal vergessen morgens eine zu nehmen und dann hab ich die eindaxh ganz weggelassen. Von ein auf dem anderen Tag.
Garnicht drüber nachgedacht.
Und? Ich hatte nichts....

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Zitat von Welle:
Gibt es eigentlich irgendeine Langzeitstudie über Antidepris? Ich finde, eine dreijährige Einnahme wenn auch geringer Dosis schon ziemlich lange. Aber ich konnte bis jetzt nicht ohne. Gut möglich, dass sich das im kommenden Jahr ändert, wo mein Leben endlich auf einer soliden Grundlage steht.


Es gibt keine Langzeitstudien darüber. Diese Frage habe ich einem Psychiater während meiner Reha gestellt und er meinte, so etwas wäre sehr aufwändig und teuer und niemand (außer den Patienten natürlich) hätte Interesse daran.
Ich nehme schon seit insgesamt fast 15 Jahren ADs wegen Schlafstörungen. Ich habe es mittlerweile geschafft, die Dosis stark zu reduzieren und auch mehrfach versucht, ganz abzusetzen, aber wie bei dir klappt klappt es mit dem Weglassen des letzen Mörselchens nicht. Ich nehme seit vier Jahren Doxepin, lange Zeit 125mg, dann habe ich ganz langsam immer weiter reduziert und nehme im Moment 25mg. Ich hatte schon zeitweise über Wochen viel weniger gehabt, aber jedesmal, wenn ich bei der Arbeit Stress habe, klappt es mit dem Schlafen nicht mehr und ich muss wieder erhöhen.

Hast du denn außer den Tabletten nichts gemacht, therapiemäßig? Wenn nicht dann ist eher nicht zu erwarten, dass deine Situation ohne Medikamente besser wird, denn die Ursache, die zu deinen Ängsten bzw. Depressionen geführt hat ist ja damit nicht beseitigt worden.

Zitat von Schlaflose:

Hast du denn außer den Tabletten nichts gemacht, therapiemäßig? Wenn nicht dann ist eher nicht zu erwarten, dass deine Situation ohne Medikamente besser wird, denn die Ursache, die zu deinen Ängsten bzw. Depressionen geführt hat ist ja damit nicht beseitigt worden.

Es gibt aber auch Ursachen, die nichts mit der Psyche, sondern mit den Lebensumständen zu tun haben. Und die bessern sich ganz langsam. Hauptsache ist, der Trend stimmt. Meine Angst hätte man nicht wegtherapieren können. Das einzige, was mir hilft, ist Zeit, eine Arbeit, die 100%ig zu mir passt inkl. der Kollegen und keine finanziellen Niederlagen. Ich habe nicht unter irrationalen Ängsten gelitten, sondern unter durchaus real erwartbaren Unglücken. Das liegt wohl an meiner Risikofreudigkeit und einer bewegten Vergangenheit. Außerdem führe ich einen Großteil meiner Depression auf jahrelangen Alk. zurück. Ich stehe bei der Abstinenz zwar noch ganz am Anfang aber verspüre auch keinen Druck, einem Verlangen nachgeben zu müssen. Es geht mir einfach gut. Nur manchmal kommt es mir so vor, als würde das mein Partner gar nicht so honorieren. Kennt das jemand: Einmal abgeschrieben, immer abgeschrieben?

Zitat von Welle:
Meine Angst hätte man nicht wegtherapieren können. Das einzige, was mir hilft, ist Zeit, eine Arbeit, die 100%ig zu mir passt inkl. der Kollegen und keine finanziellen Niederlagen. Ich habe nicht unter irrationalen Ängsten gelitten, sondern unter durchaus real erwartbaren Unglücken


Viele Leute, die in Therapie sind, leiden nicht unter irrationalen Ängsten, sondern in der Folge von oder in der Erwartung realen Unglücken. Denk doch nur mal an Vergewaltigungsopfer, Opfer von Verbrechen, Kinder, die misshandelt wurden etc. In der Therapie geht es darum, zu lernen, diese Ereignisse zu bewältigen und trotz ihrer Existenz die Ängste abzubauen, denn ungeschehen lässt sich das alles nicht mehr machen. Schon allein dein Alk. würde eine begleitende Therapie erfrodern.

Bei mir ging es auch in erster Linie um meinen Beruf, der meine Schlafstörungen und Depressionen verursacht hat. Ich war 20 Jahre Lehrerin, was der völlig falsche Beruf für mich war. Ich hatte zusätzlich die totale Panik davor, aufgrund der Schlafstörungen nicht mehr arbeiten zu können und zum Sozialfall zu werden (bin alleinstehend und finanziell völlig auf mich gestellt). Ich habe trotzdem anderthalb Jahre lang eine ambulante Therapie gemacht, in der mein völlig auf dem Boden liegendes Selbstbewusstsein wieder gestärkt wurde und ich dadurch den Mut gefunden habe, meinen Beruf aufzugeben und einen Job in der Verwaltung anzufangen. Da geht es mir insgesamt sehr viel besser, aber da gibt es auch Dinge zu tun, die unangenehm sind. Eine Arbeit zu finden, die 100% zu einem passt und wo auch alle Begleitumstände, wie Kollegen und Finanzen optimal sind, ist absolute Illusion. Wichtig ist, zu lernen, auch mit negativen Erfahrungen umzugehen, ohne dass sie einen umhauen. Gerade dein letzter Satz: Einmal abgeschreieben, immer abgeschrieben zeigt deutlich, dass du dringend eine Therapie bräuchtest, um dein Selbstvertrauen wieder herzustellen.

Das mit dem abgeschrieben habe ich anders gemeint. Ich meinte damit, dass die Umgebung, insbesondere der eigene Partner es oftmals gar nicht so toll findet, wenn es einem plötzlich besser geht, wie z.B. die überwundene Alk.. Glaubst du, die freuen sich dann uneingeschränkt? Für Manche bleibt man immer das Opfer, was nicht stark genug war, egal, wie man jetzt ist. Einmal in die Falle gelaufen, immer blöde, denn es kann ja wieder passieren. Egal, was ich selber darüber denke.

Ich war nur elf Jahre in der falschen Hierarchie, aber wenigstens im richtigen Beruf. Ich war Vorgesetzte, konnte aber nie meine Mitarbeiter/innen führen oder gar begeistern. Ich habe das erst dieses Jahr herausgefunden. Ich habe immer gedacht, Fakten würden für sich sprechen, bis ich dann herausfand, dass vermutlich meine Stimme und Körperhaltung nicht zu dem passt, was ich sage. Ich habe weder Zeit noch Lust, jetzt eine Therapie anzutreten, sondern habe mich für eine neue Stelle entschieden. Und da kann ich wohl kaum stundenweise fehlen, um zur Therapie zu gehen. Ich werde versuchen, alles zu tun, um nirgends ungewollt anzuecken. Vielleicht war meine fehlende Ausstrahlung auch teilweise meiner Müdigkeit und Lustlosigkeit geschuldet, die durch den Alk. kam. Auch das Ausschleichen des Citalopram könnte zu wiederholter Schlaflosigkeit geführt haben und der Angst, unausgeschlafen nicht richtig arbeiten zu können. Natürlich wäre es mir auch lieber, erst eine Therapie zu machen, aber ich darf auf keinen Fall den Eindruck erwecken, regelmäßig irgendwo hin gehen zu müssen. Wenn ich schon jahrelang eine Stelle hätte, wäre es mir egal, aber ich fange morgen erst dort an. Andererseits gibt es keine zweite Chance für den ersten Eindruck. Aber ich bin ja kein Unmensch.

Und um noch mal auf die realen Ängste zurückzukommen: Eine schlechte finanzielle Lage kann man nicht wegtherapieren. Da müssen erstmal reale Einnahmen und Ausgaben ins Lot gebracht werden. Da dass jetzt der Fall ist, habe ich deswegen auch keine Angst mehr.

Zitat von Welle:
Ich war Vorgesetzte, konnte aber nie meine Mitarbeiter/innen führen oder gar begeistern. Ich habe das erst dieses Jahr herausgefunden. Ich habe immer gedacht, Fakten würden für sich sprechen, bis ich dann herausfand, dass vermutlich meine Stimme und Körperhaltung nicht zu dem passt, was ich sage.


Genau das war auch mein größtes Problem als Lehrerin. Zugrunde liegt bei mir eine ängstliche (vermeidende) Persönlichkeitsstörung.

Zitat von Welle:
Ich habe weder Zeit noch Lust, jetzt eine Therapie anzutreten, sondern habe mich für eine neue Stelle entschieden. Und da kann ich wohl kaum stundenweise fehlen, um zur Therapie zu gehen.


Die meisten Therapeuten bieten für Berufstätige auch am späten Nachmittag oder am Abend Termine an. Man hat aber in der Regel sowieso 6-12 Monate Wartezeit, bis man einen Termin bekommt. Vielleicht kannst du dich profilaktisch auf Wartelisten setzen lassen und wenn es nicht notwendig wird, wieder streichen lassen.

Ich habe meinen neuen Job vor ziemlich genau einem Jahr angefangen (nachdem ich fast ein Jahr krank geschrieben war) und kann mir gut vorstellen, dass du genauso aufgeregt bist, wie ich es war. Ich wünsche dir, dass es für dich auch so positiv ausgehen wird, wie bei mir.





Dr. med. Andreas Schöpf
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