Ich versuche nach etwa 2 Jahren immer noch eine Liebesbeziehung zu verarbeiten. Dabei empfinde ich vor allem Wut/Ärger und Rachegelüste.
Begonnen hat die Beziehung Anfang 2020 und ich habe mich haushoch in sie verliebt. Es entwickelte sich eine Fernbeziehung, die uns etwa 4-5h Autofahrt trennte. Dennoch haben wir uns fast einmal im Monat gesehen. Dank Covid und Homeoffice habe ich auch mehrere Wochen am Stück bei ihr zuhause verbracht.
Schon vor der Beziehung litt ich zunehmend an meinen Reizdarm-Symptomen. Bauchschmerzen und Durchfall waren die Regel und ich war bereits dabei, mit meinem Arzt eine lange Diagnostik zu führen. Dieses Problem habe ich auch von Anfang an meiner Ex-Freundin offen kommuniziert.
Die Reizdarm-Beschwerden wurden immer schlimmer und eines Tages erlitt ich eine Panikattacke und Nervenzusammenbruch. Da war mir klar, dass die Psyche bei mir die Symptome auslöst/verstärkt.
Die Beziehung endete nach nicht mal einem Jahr, da das Verhalten meiner Ex-Freundin ebenfalls toxisch auf mich auswirkte.
Welches Verhalten?
Bereits in der ersten Woche, als wir uns kennenlernten, erlebte ich ihr typisches Verhalten. Zunächst erlebe ich sie als eine total liebevolle, euphorische und glückliche Frau. So viel Freude und Liebe, fast schon übertrieben. Aber ich genoss es. Von einem Moment auf den anderen kippte plötzlich die Stimmung, als ich mit Bauchschmerzen von der Arbeit nach Hause kam. Es war der letzte Abend, bevor sie nach Hause fuhr und sie hat wohl einen romantischen Abend mit lecker Essen und Sex erwartet. Wie im Film. Aufgrund meines Unwohlseins musste ich da aber passen und wollte nur einen entspannten Couchabend mit ihr genießen.
Sie hat Stunden kein Wort mit mir geredet und ihr Gesicht drückte Enttäuschung aus. Ich habe den Fehler natürlich bei mir gesucht und mich mehrfach entschuldigt und das Gespräch mit ihr gesucht. Dann platzte es aus ihr raus: Verbale Angriffe, mich als minderwertig darstellen und heftig beleidigen. Erst habe ich das von mir abprallen lassen und dann kratzte das an mein Selbstwertgefühl und ich hab mich am nächsten Tag unter Tränen entschuldigt (wofür eigentlich?). Ich hab nichts getan.
Dieses Verhalten kam häufig zum Vorschein. Sobald ich sie mit Kleinigkeiten enttäusche oder ich meine eigenen Bedürfnisse ausleben wollte, wurde ich heftig verbal niedergeschlagen. Oft habe ich ein klärendes Gespräch aufgesucht, auch einen Tag später, nachdem sie sich beruhigt hatte und wieder überglücklich drauf war. Aber sie ging nicht darauf ein. Ihr Auftreten war oft theatralisch. Einmal verlor ich gegen sie beim Zocken und ich plapperte (im Bezug auf eine Spielerfigur), dass ich ihr nicht vertraue. Es war auf das Spiel bezogen und es war mir nicht bewusst. Sie hat wieder kein Wort mehr gesagt, ihre Sachen gepackt und ich wusste nicht warum. Ich lag kurz deprimiert auf der Couch wie ein Cocktailshrimp und war überfordert, was ich schon wieder falsch gemacht habe.
Erst, als sie im Auto saß und den Motor angelassen hat, habe ich sie etwas lauter zur Rede gestellt und dann wurde eben dieser Grund genannt.
Ich befand mich also ständig auf einem Minenfeld, mit der Angst vor ihrer emotionalen Gewalt. Als ich den Nervenzusammenbruch hatte, wurden mir die Augen geöffnet, was sie mir eigentlich antut und ich habe das nochmal bewusst beobachtet, bis ich mit gutem Gewissen die Beziehung beendet habe. Sie hat mich ständig kontrolliert (durchs Schlüsselloch vom Bad, ob ich wirklich unter dem Reizdarm leide). Sie hat ständig Druck gemacht, ich soll zum Arzt gehen und gesund werden. Sie hat mich zu Entscheidungen manipuliert, die ich dann nicht tragen konnte. Und wenn ich ausnahmsweise Nein sagen konnte, hat sie mich mit übertriebenen Emotionen erschlagen, bis ich wieder (fast) heulend ja sage.
Nun hat sie mir nachhaltig emotionale Wunden hinterlassen, sodass ich heute noch oft eine tiefe Wut ihr gegenüber empfinde. Ein kleiner Teil von mir würde sie am liebsten emotional verletzen, um es ihr heim zu zahlen. Es würde schon reichen, ein Bild von mir mit einer anderen Frau in den sozialen Netzwerken zu veröffentlichen. Aber ich weiß, dass diese Rachegelüste zu nichts führen und ich weiß, dass das alles unter Umständen schlimmer macht (sie vermisst mich und stalkt mich auch manchmal). Zum Glück handle ich sehr rational, um nichts unüberlegtes zu machen.
Meine Frage an euch geduldige Leser:
Mir fällt es schwer, mit dem Thema abzuschließen oder Abstand zu gewinnen. Ich habe den Kontakt bereits abgebrochen und das Thema auch in mehreren Psychotherapien (auch in der Klinik) sehr lange thematisiert. Dennoch muss ich hin und wieder mal in den sozialen Netzwerken schauen, was sie so treibt. Mit einer kleinen Hoffnung, dass sie irgendwo Pech hat und ich mich an Schadenfreude erfreuen kann. Wie kann ich effektiv davon ablenken? Sport, Hobby, Meditation betreibe ich schon regelmäßig.
Eine zweite Frage: Nachdem ich den Text selber gelesen habe, erahne ich eine Art Persönlichkeitsstörung bei meiner Ex. Auch meine Psychologin hat mal erwähnt, dass sie sich ab einem Lebenspunkt wohl nicht richtig weiter entwickelt hat. Gemeinsame Freunde und Bekannte bestätigen mir ebenfalls dieses auffällige Verhalten. Habt ihr ähnliche Erfahrungen gemacht? Wie geht man mit sowas um?
Danke für eure Geduld.
LG
30.08.2022 13:51 • • 24.11.2023 x 1 #1