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Hallo,

ich muss mir gerade mal was von der Seele schreiben, denn mir geht es wirklich nicht gut gerade. Ich habe im Dezember einen Mann kennen gelernt (ich bin 31, er 36). Er kannte mich vom Sehen schon länger und fand mich- laut eigener Aussage toll- das war im Juni oder Juli letzten Jahres. Ich hab dann einfach- mit Hintergedanken- sein Profilbild bei facebook geliked, um mich bei ihm auf den Schirm zu holen. Ab diesem Tag hatten wir dann Kontakt- die ersten zwei Tage und Nächte komplett durchgeschrieben und am 3. Tag getroffen. Obwohl das sonst absolut nicht meine Art ist (wirklich nicht und auch vorher noch nie) blieb ich direkt über Nacht. Ich muss dazu sagen, dass das ungefähr 4 Monate nach einer Trennung einer 5 ½ jährigen Beziehung stand, in der ich schon lange nicht mehr glücklich war, und mich schließlich getrennt habe, obwohl es der tollste Mann der Welt war, mit dem ich in eine sichere, geborgene Zukunft hätte gehen könne und der mich ohne Ende geliebt hat- bei mir war leider keine Liebe mehr- auch wenn ich es mir sehr gewünscht hatte…

wie auch immer ich habe aus den eben genannten Gründen auch zu dem „neuen“ Menschen in meinem Leben gesagt, dass ich für eine Beziehung nicht bereit bin, dass wir zwar ganz offenbar mehr sind als f***buddies, aber dennoch ich da um Verständnis bitte nach dieser langen Beziehung. Im Grunde war das alles der Anfang vom Ende. Wir haben uns von Anfang an so wahnsinnig oft gestritten, aber auch intensiv geliebt- es gab aber immer wider Drama- als hätten wir in wenigen Wochen eine mehrjährige Beziehung durchlebt.

Irgendwann sagte er, er könne das so nicht mehr- wegen meiner fehlenden Bereitschaft zur Beziehung und auch wegen der Streits. Da habe ich erst mal so richtig gemerkt, wie viel er mir bedeutet und wollte ihn unbedingt. Ich wollte mich darauf einlassen aber schon kurz danach merkte ich, dass seine Definition von Beziehung einen Grad an Routine beinhaltet, den ich nicht ertragen kann. Ich brauche offenbar zu viel Reibung…das kann ich ihm nicht vorwerfen, das weiß ich! Also bin ich wieder zurückgerudert Aber wir kamen immer wieder beieinander an…hatten immer und immer und immer wieder zermürbende Dramen. Ich muss dazu sagen, dass wir beide keine einfachen Menschen sind. Ich habe nach meinem viel zu langen und wirklich nicht fruchtbringenden Studium trotz Auszeichnung immer noch keinen richtigen Job gefunden und arbeite nur Teilzeit fachfremd. Das und vieles andere belastet mich sehr. Und auch er ist kein unbeschriebenes Blatt was die Psyche angeht. Er ist einerseits harmoniebedürftig, fährt aber unwahrscheinlich schnell aus der Haut, ist nicht wirklich selbstreflektiert und ziemlich selbstgerecht- ohne es zu merken. Ich habe hier nicht vor, die Schuld auf ihn zu schieben! Ich weiß, dass das auch an meiner Art liegt.

Nun denn, jetzt war es wieder so weit, wir wollten es eigentlich miteinander versuchen und waren dann tatsächlich ab Mai offiziell zusammen. Ich habe seine Schwester kennen gelernt, mal wieder mit seinem Vater gesprochen (den ich vor unserem Kennen lernen schon kannte) und habe sogar vor kurzem seinen Sohn kennen gelernt, wovor ich große Angst hatte (der Kleine lebt bei der Mutter, ist aber ca. einmal die Woche da). Nun denn. Wir haben immer wieder gestritten. Wegen meiner Unsicherheit und Angst und weil er einfach keine großen Emotionen zeigen kann. Das hat er am Anfang getan- also große Emotionen zeigen- aber sogar zugegeben, dass das nur so am Anfang so war, weil er sich natürlich von einer guten Seite zeigen, und eine Chance bei mir haben wollte- kurz gesagt- da ist eine große Kluft zwischen uns, was das Empathievermögen angeht. Die Streits kamen also aus dieser Kluft- das bedingte sich gegenseitig. Immer wieder sagte er, es macht keinen Sinn, er fokussierte sich nur noch auf die negativen Sachen und hat unsere kleinen Erfolge überhaupt nicht mehr gesehen. Er sagte immer wieder, Verliebtsein reicht nicht. Letztendlich habe ich ihn quasi gezwungen Schluss zu machen, obwohl ich ihn sehr liebe, weil ich einfach merkte, er kann es nicht, will es aber (also sich trennen). Er sagte sogar so etwa furchtbares wie: „Dann müssen wir wohl ewig zusammenbleiben, damit ich nicht wie der Ar... dastehe“. Ich sagte dann unter Tränen, dass ich mein letztes Fünkchen Selbstachtung nicht verlieren will und nicht betteln will und auch nicht aus Mitleid in einer Beziehung bleiben will, mit der er wohl abgeschlossen hat. Also sagte ich, er soll es bitte sagen, weil es von mir keinen Bestand hat und das er kein Ar... ist, wenn er sich vor einer Beziehung rettet, die ihm nicht gut tut. Also sagte er es und ich ging.

Ein großes Problem bei uns waren immer Streitereien über whatsapp. Also habe ich alles gelöscht, mein Facenbookaccount deaktiviert und wollte alles von mir weg haben. Aber dabei hab ich gelitten wie ein Hund. Ich schrieb ihm dann eine SMS, dass unsere letzten Worte kein Geschrei sein sollten und ich ihm deshalb auf diesem Weg alles Gute wünsche. Er antwortete, dass er das Kapitel noch nicht abgeschlossen hat, aber es nicht für klug hält, daran gerade zusammen weiterzuschreiben. Eigentlich ist genau das der Horror. Hoffnung an die ich mich klammere, obwohl sie eigentlich nicht existiert. Es mag sein, dass er was für mich empfunden hat, aber es scheint schnell vorbei gewesen zu sein. Als ich so schlimm heulte sagte er sogar, dass er nicht versteht, dass ich da nach so kurzer Zeit so drunter leiden könnte. Er hat sich direkt am nächsten Tag offen auf facebook (ja ich war so dumm trotz Deaktivierung zu gucken) mit einem Mädel für eine Party verabredet. Es kann zwar gut sein, dass das eine seiner vielen Mädels im Freundeskreis ist (ich hab auch fast nur männliche Freunde), aber so was hätte er früher trotzdem nicht gemacht, wenn er wusste ich sehe es.

Es tut sehr weh und ich wünschte, es gäbe noch eine Chance obwohl es die wohl nie gab. Liebe reicht wohl nie. Ich komme aber überhaupt nicht damit klar, auf einmal ganz raus zu sein- fühlt sich an wie eine einstweilige Verfügung. Ich würde mir gerade einen Arm ausreißen für eine Chance… und es tut so weh. Tut mir leid, dass das ein so langer Text war, aber ich musste mir das einfach von der Seele schreiben, denn der Trennungsschmerz ist gerade rießengroß....

Danke fürs Lesen, wenn es jemand gelesen hat. Holli

25.07.2016 10:55 • 28.07.2016 #1


4 Antworten ↓


Zitat von Holli1984:
Hallo,

ich muss mir gerade mal was von der Seele schreiben, denn mir geht es wirklich nicht gut gerade. Ich habe im Dezember einen Mann kennen gelernt ...
Danke fürs Lesen, wenn es jemand gelesen hat. Holli


Hallo Holli,

Zum Lesen hattest du es doch eingestellt?
Deine Worte machen den Eindruck, als wärst du aktuell schwer am schwimmen. Und dies nicht nur bezüglich deiner Beziehung. Und, obwohl die Beziehung nicht wirklich glücklich war, gab sie dir doch ein wenig Sicherheit. Trotz der vielen Streitereien, die doch nur eure Unterschiede sichtbar machten.
Vielleicht wäre es einen Versuch wert, dir einfach mal dein 'Traumleben' und deinen 'Traumpartner' 'zu stricken'. Einfach Stift und Papier zu schnappen und dir selber beschreiben, wie Beides aussehen sollte. 'Nur' Liebe reicht in einer Beziehung leider nicht. Wenn die Charaktere oder die Vorstellungen deutlich anders sind, werden diese auf kurz oder lang die Beziehung zerstören. Auch, wenn sich ein Part der Beziehung dieser (seiner) Vorstellungen nicht wirklich bewusst ist. Wenn zum Beispiel ein Partner ein mehr häuslicher Typ ist, der Andere am Liebsten in der Weltgeschichte herumreist, wird Liebe eine Beziehung zwischen den Beiden nur kurz zusammenhalten können, wenn sich ein Part nicht erheblich verbiegen soll.
So ein schriftliches Überlegen macht einem selber vieles klarer...

A


Wir hatten nie eine echte Chance, will ihn aber zurück

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Hallo Daisho,

danke für deine Antwort, und ja- da stimme ich zu. Ich habe leider allgemein das Problem, nicht wirklich zu wissen, was ich will und wo es für mich hingehen soll oder was genau ich in einem Partner suche. Ich arbeite dran- bin in Therapie und genau das ist einer der Knackpunkte.

Trotzdem bin ich einfach sehr traurig, dass wir aufgegeben haben. Für mich gab es dennoch sehr viel, was erhaltenswert war und viele unserer Probleme kamen tatsächlich aus meiner Unsicherheit- die meine aktuelle Lebenssituation mit sich bringt. Ich schwimme war da wohl genau die richtige Einschätzung. Ich glaube wirklich, dass ich ihn ziemlich liebe. Er entspricht optisch überhaupt nicht meinem Beuteschema- wenn es sowas überhaupt gibt, deshalb weiß ich, dass es nicht nur Oberflächlichkeiten sein konnten, die mich an ihn gebunden haben. Aber ich muss mich wohl damit abfinden.

Ich hatte irgendwie gehofft, dass kämpfen sich lohnt. Ich lasse ihn ganz in Ruhe, wir haben ab und zu ein kleines bisschen schriftlichen Kontakt, aber auch das versuche ich nicht von mir ausgehen zu lassen. Aber es fällt mir alles schwer. Ich hatte und habe ihn wirklich sehr gerne. Ich weiß, man sollte sich für eine Beziehung nicht verändern und verbiegen sollen- und ich wäre auch nicht der Typ, das aus den falschen Gründen zu tun- aber es ist ja so oder so meine Aufgabe- auch in der Therapie- meine Verhaltensmuster und somit auch viele negative Seiten an mir zu verändern, weswegen ich eben oft dachte, dass es einen Weg für uns hätte geben können, wenn ich das schaffe und auch er sich Mühe gibt. Für ihn war es wohl nicht kämpfenswert. Das muss ich akzeptieren.

Zitat von Holli1984:
Hallo Daisho,


Hallo Holli,

im Moment mag es für dich wenig Trost sein, aber ich denke, du bist auf einem richtigem Weg. Und, das Ende eines Alten ist immer der Beginn eines neuen und Besseren! Hätte man sonst daraus gelernt?

Nutze die Zeit, vielleicht auch Stift und Papier um deine Gedanken zu ordnen. (Mache ich auch, sogar täglich und nicht nur in Bereich Beziehungen) So kannst du einfach eine Situation betrachten, deine Schlüsse daraus ziehen. Anderes wird einfach klarer. Jetzt ist alles noch frisch, du kannst die Situationen besser betrachten wie in ein paar Wochen. Man reflektiert mit der Methode eigenes Verhalten, kann sich bessere Reaktionen überlegen. Andererseits hat dein ExPartner auch - wie du selber sagst - gewisse Eigenschaften, die nicht zu dir passten. Mit der Methode kannst du dieses definieren, dir beim nächsten Mal sagen, nein, dies will ich nicht noch einmal.

Und mit jedem Punkt, mit dem du dir selber sicherer wirst, wächst auch deine Sicherheit in dir selber.
Viel Erfolg dabei..

Vielen Dank für diese sehr reflektierten Ratschläge! Ich nehme sie mir zu Herzen




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