ich möchte euch ein kleines Update zum Treffen gestern geben:
Das Treffen war also gestern. Und ich war so nervös davor und hatte auch so Angst, weil ich dachte, dass er sich in dem knappen Jahr, wo wir uns jetzt nicht mehr gesehen hatten, total verändert hatte.
Kurz nachdem wir uns begrüßt hatten, sind wir mit meinem Auto in die Stadt gefahren. Ihm fiel auf, wie meine Hände gezittert hatten. Er fragte mich, warum ich so zitterte.
Jedenfalls: das Treffen war wie früher, wie die unzähligen Male davor auch. Entweder hat er sich nicht sonderlich verändert, oder er hat für das Treffen halt seinen ursprünglichen Charakter aufgesetzt.
Wir haben auch sehr viel geredet, über seinen Wegzug. Über seine Beziehung, unsere Freundschaft,
Ich sagte ihm nochmal, dass er für mich der beste Freund sei. Er bestätigte das.
Er erzählte auch, dass es seine Freundin nicht ganz so toll fand, dass er sich 1 Tag, nachdem er nun wieder von ihr weg gefahren ist, nun bereits mit mir trifft und sie müsse traurig arbeiten während er Spaß hätte.
Er sagte mir dann aber, dass er daraufhin ihr deutlich machte, dass er das Treffen mit mir jetzt nicht wieder platzen lassen werde und mich treffen werde, was ich ihm hoch angerechnet habe.
Er gab auch irgendwie zu, dass sie ziemlich klammern würde, was meinen Eindruck, den ich die ganze Zeit hatte, irgendwie bestätigt hat. Ich sagte dann zu ihm, dass in einer gesunden Beziehung auch Freiheiten notwendig seien, zu starke Klammerei sei Gift für jede Beziehung.
Er meinte, dass Klammern in Maßen völlig normal sei in einer Beziehung und meinte, wenn er dann erst mal umgezogen und tagtäglich bei ihr wohnen würde, würde das sich auch wieder ändern, dass er jetzt nur 24/7 jede freie Minute mit ihr verbringe.
Ich fragte, ob wir uns dennoch hin und wieder sehen würden, er meinte, dass es halt schwierig(er) werden würde, weil er jetz im ersten Ausbildungsjahr (das mit der Ausbildung bei der Bank stimmt im Übrigen doch, habe gestern den Vertrag gesehen) kaum Ferien hätte.
Ich sagte ihm auch deutlich, dass ich mich von Herzen für ihn freute, dass ich auch wolle, dass er glücklich sei. Habe ihn aber auch gefragt, ob er auch seine Freunde verstehen könne, dass es für die nich ganz so leicht sei, dass er weggehe.
Er meinte zwar, dass er seine Freunde auch vermisse, aber dass halt natürlich die Freude auf den Zusammenzug mit ihr überwiege.
Wir redeten auch ganz intim über mich und meine Vorstellungen von Beziehung/Partner etc. Ich sagte ihm erstmals (ohne dass es ein richtiges Outing gewesen wäre, denn ich bin mir ja selbst diesbezüglich nicht mal genau sicher, wie's um mich steht), dass ich unsicher geworden sei bezüglich meiner Sexualität. Dass ich mittlerweile einfach auch etwas Angst habe, ich könnte nicht hetero sein.
Er meinte, dass ich ihm das sofort anvertrauen könnte, wenn es so wäre, bzw. wenn ich mir klar geworden wäre. Er würde mich deshalb nicht fallen lassen.
Dann kam der Satz, der mich etwas aus der Bahn warf und ich fast auf den Vordermann vor uns an der Ampel gekracht wäre: Wie sieht's denn aus, das lässt sich doch ganz einfach feststellen, hattest du jemals auch für Jungs/Männer ein Empfinden? Hast du jemals für andere Männer was empfunden außer für mich? Er grinste dabei.
Obwohl das natürlich im Spaß gesagt war (wir haben solche Anspielungen und Späße immer gemacht), war ich nicht sicher, ob es sich tatsächlich so stark nach außen zeigt und er in Wahrheit vielleicht schon längst was vermutet hat.
Ich zögerte etwas, sagte ihm dann aber, dass ich für ihn starke freundschaftliche Gefühle hätte, wie man das unter engen Freunden eben so habe. Und ob er denn glaube, dass ich Gefühle für ihn hätte?
Daraufhin meinte er, bislang habe er das nicht wirklich gedacht, aber wenn ich gleichgeschlechtlich wäre, würde ihm das nix ausmachen und zitierte ein Musical von Avenue Q - If you were g-a-y (auf YouTube)
If you were g-a-y, that would be OK
I mean cuz Hey, I'd like you anyway
Wir haben über alles mögliche geredet und es war wirklich eigentlich wie früher.
Irgendwann beichtete ich ihm auch, dass mein Zittern vom Anfang nicht der Kreislauf war, wie ich ihm am Anfang sagte, sondern dass ich Angst hatte und nervös war, ob er sich verändert hätte und ich ihn nicht mehr wiedererkennen würde und das Treffen dann ziemlich peinlich und unangenehm werden würde.
Hab ihm Danke gesagt, dass er immer noch so ist, wie er immer war.
Er sagte auch, dass er mich nochmal treffen wolle, bevor er Mitte Juli dann umzieht. Ich hoffe echt, dass es klappt. Ich habe gestern bereits einen Uni-Kurs für ihn ausfallen lassen, für das Treffen, aber das war's mir wert.
Als seine Freundin dann die Schicht fertig hatte, musste ich dann halt gehen, weil sie dann wieder miteinander telefonieren wollten.
Auch das hatten wir im Laufe des Tags kurz angesprochen, weil ich ihm sagte, dass es dann so wirkt, als wäre ich eine Art Lückenfüller. Auch mein Empfinden, dass er vorher immer erst fragen müsse, ob er sich treffen dürfe, würde nich so stimmen, er wolle das halt einfach alles nur gerne abklären.
Meine Verfassung hielt sich während des ganzen Tags, auch wenn ich zwischenzeitlich wirklich mit mir Kämpfen musste, als er schon mal seine Sachen etwas zusammengesucht hatte.
Heute Morgen überkam es mich dann aber wieder total. Kaum war ich unter der Dusche, brach der Tränendamm. Irgendwie hat mir das Treffen gestern gezeigt, wie einzigartig er als Freund ist. Ich bin so fest überzeugt, dass es so jemanden wie ihn, mit all den Macken und charakterl. Eigenschaften, die ich so sehr mag an ihm, nicht nochmal geben kann.
Bei ihm konnte ich einfach immer Ich sein, musste mich nie künstlich verstellen, musste keine Rolle spielen. Ich wirke äußerlich und manchmal auch innerlich noch nicht ganz so alt wie ich tatsächlich bin und bei ihm ist das ähnlich, ich konnte einfach auch immer mein inneres Kind wieder rauslassen bei ihm.
Und jetzt merke ich, dass mir das bald weggenommen werden wird und er geht.
Habe ihm auch gesagt, dass er sicherlich verstehe, dass mir das zu schaffen macht (seinen anderen Freunden übrigens auch) und dass es Zeiten gab in letzter Zeit, wo einfach alles, nicht nur das mit ihm, sondern auch noch andere Sachen, über mich gekommen sind und ich in meiner kleinen Studentenbude auf dem Boden saß und geheult hatte wie ein Schlosshund.
Ich sagte ihm, dass Entfernung unsere Freundschaft nicht zerstören wird, oder? Er bestätigte das.
Es ist alles so verwirrend. Einerseits klingt das jetzt alles so positiv und gar nicht so, wie ich es in letzter Zeit empfunden hatte, aber dennoch frage ich mich dann halt auch, warum er sich nun in all der langen Zeit nicht öfters gemeldet hatte. Habe ihn das auch so gefragt. Dass es ja sicher auch mal 5 Min oder so am Tag gegeben hätte, wo er mal fragen hätte können, wie es so geht, was man so macht.
Ich kann mich ehrlich gesagt gerade nicht mehr genau erinnern, was er eigentlich darauf gesagt hat. Aber alles was er sagte, wirkte ja im Grunde eher tröstend, abmildernd und positiv, es wird auch irgendso etwas in die Richtung gewesen sein.
Das Treffen gestern hat mir so stark wieder gezeigt, wie besonders und einzigartig er als Freund ist, ich will das nicht verlieren, kann aber nichts tun. Kann immer bloß gute Miene zum bösen Spiel machen. Ich kann ihm (noch) nicht sagen, wie stark es mich in Wirklichkeit zerstört.
(Auch wenn ich mir nach der Aussage gestern nicht mehr ganz sicher bin, wie viel er eventuell bereits selbst vermutet oder ahnt).
Liebe Grüße
23.05.2017 10:02 • #41