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Hallo euch allen,

ich bin mitten in einer Trennungsphase.

Die achtjährige Beziehung konnten wir trotz mehrerer Paartherapien nicht halten. Wir haben uns die letzten 2 Jahre in zwei völlig unterschiedliche Richtungen entwickelt. Zum Ende sahen wir uns beide mit einer völlig abweichenden Lebenseinstellung, Qualitätszeit auf mimimalem Level, fehlende Sexualität und Depression). So entschlossen wir uns, nachdem wir so vieles bereits versucht hatten, dann doch zu trennen - mit offenem Ende = jeder soll sein Leben erstmal in den Griff bekommen, so dass man sich nach X Monaten auf gleicher Augenhöhe wieder trifft und schaut, ob es tatsächlich eine Seelenverwandschaft war oder ob wir in der Tat ohne den anderen besser dran sind, mit dem Risiko, dass nach dieser Zeit ggf. einer von uns beiden nicht mehr will.

Trotz der Defizite, hatten wir eine funktionierende freundschaftliche Ebene und auch in Krisenzeiten Spaß miteinander (Humor). Es war mal schön, über die Welt zu philosophieren, über das Menschsein zu psychologisieren und uns gegenseitig zu inspirieren. Das nahm die letzten 3 Jahre ab, ihre Ansprüche wuchsen (Forderung nach mehr Aktivität) und die Streitkultur verschlechterte sich zunehmend, so dass aus der gegenseitigen Inspiration irgendwann Erziehungsprozesse, Forderungen und Vorwürfe (wir passen ja gar nicht zusammen) die Oberhand gewannen.

Nun ist die Trennung erstmal Fakt. Uns ist beiden klar, dass wir den Kontakt weitestgehend unterbinden müssen, eben bis auf Notfälle und die verbliebenen Habseligkeiten.

Neben der Trauer, die ich durchaus zulasse (jedoch nicht von morgens bis abends rum heule), versuche ich positiv zu denken. Versuche die Vorteile zu sehen, auch wenn der Verlust und die Enttäuschung sehr präsent sind.

Ich beschäftige mich nunmehr mit Fragen, was JETZT gut für mich wäre und was ich lieber lassen sollte. Die üblichen Tipps (bloß kein Alk., sich ablenken, Hobbies, Freunde, Kontaktsperre etc.), das ist halt für mich nix Neues und nicht wirklich inspirierend.

Hat man sich früher in manchen Situationen heimlich gewünscht, Single zu sein, fühlt sich das im Moment doch sehr desillusioniert an. Das Symbol des einsamen Wolfes fühlt sich eher an wie ein streunender Hund.

Wo fange ich an?
- Eigener Freundeskreis ist nicht wirklich vorhanden und so notgedrungen schnell aufbauen? Puh...
- Familie? Am anderen Ende des Landes und so wirklich auf Augenhöhe ist da nur mein Bruder, mit dem ich gerne telefoniere, dies aber selten möglich ist
- Antrieb aufgrund der Depression stark beeinträchtigt (Behandlung im Gange, es bessert sich langsam)
- Spaziergänge machen mir eher die Einsamkeit deutlich, also keine wirkliche Hilfe
- Flucht in Hobbies? Teilweise kann ich das genießen, nur besonders motiviert bin ich dabei nicht
- Freunde durch Freundschaftsanzeigen? So eine Freundschaft muss ja wachsen, muss sich entwickeln, muss im richtigen Maße gedeihen und beide Seiten bereichern
- Selbsthilfegruppen? Stuhlkreis und jeder darf sich was von der Seele reden?
- Sport/Sauna/Wellness? Ja, gerne. Aber im Moment noch nicht in greifbarer Nähe...
- Wohnung nach eigenen Vorstellungen umgestalten? Die ist eigentlich schon toll so wie sie ist
- Reizvoll: die sexuelle Freiheit genießen (keine Prost.!)? Ich weiß nicht, ob sowas nur bei Männern nach einer Trennung gerne als Vorteil angesehen wird...

Wie war das bei Euch?
Gibt es hier auch Menschen, die alleine, d. h. ohne Freundeskreis die Trennung überstanden haben?
Was hat euch besonders positiv beeinflusst? Was würdet ihr nun anders machen bzw. sein lassen?
Habt ihr in Sachen Aktivität gewartet, bis es Klick macht oder euch zu Dingen gezwungen? Meine Erfahrung mit Zwang fiel bislang immer negativ aus, ich muss also zu etwas wirklich Lust haben.

24.11.2014 00:16 • 25.11.2014 #1


9 Antworten ↓


Hallo Music8,habe eben dein Beitrag gelesen und muss ich nachher nochmal in ruhe lesen..
Ihr habt mehrer Paartherapien gemacht?Wolltet ihr das beide oder war das nur einseitig?sowas klappt ja nur,wenn beide eine Veränderung wollen,einer allein schafft dies nicht..ich stecke auch gerade in so einer phase,allerdings sind wir erst am Anfang,aber mein Mann hat die Geduld nicht durchzuhalten und den langen Weg,den es dauern wird zu gehen..
Wir befinden uns gerade auch nur auf einer freundschaftsebene und trotz verheiratet sein ,ist vieles auf der strecke geblieben..man lebt nebeneinander her?Glaube wir haben uns auch in verschiedene richtungen entwickelt..und sind auch eigendlich grundverschieden..
Habt ihr auch kinder?
Ich wünsch dir erstmal viel Kraft,das alles durchzustehen..

A


Was man(n) in einer Trennungsphase tun/nicht tun sollte

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Ja, vor 2 Jahren mit positivem Ergebnis. Damals herrschten andere Verhältnisse. Wir hatten beide die Idee Wenn es jemand schafft, dann sind das wir. Wir sind beide proaktiv und überzeugte Psychologie-Anhänger. Wir wissen, dass die Reflektion durch eine Therapie eine enorme Hilfe sein kann - die Verantwortung jedoch liegt bei uns selbst.
Wir wollten nichts unversucht lassen.

Heute sind wir an einem Punkt, an dem sich selbst der Therapeut schwer tut, einen gemeinsamen Nenner für uns beide zu finden, bei dem jeder sein Bedürfnis wahrnehmen kann. Und die Depression ist nun mal eine schwere Kugelfessel. Daher erstmal die Trennung. Nein, zum Glück keine Kinder.

Danke Fee*72! Die Kraft habe ich, nur hätte ich gerne etwas Inspiration von echten Menschen, echten Erlebnissen, denn die Ratgeber kenne ich nahezu alle auswendig.

Hallo music8,

gar nicht so einfach sich nach einer Trennung neu zu orientieren. Tut einfach verdammt weh.
Leider wird das noch etwas andauern.

Zitat:
Wo fange ich an?
- Eigener Freundeskreis ist nicht wirklich vorhanden und so notgedrungen schnell aufbauen? Puh...
- Familie? Am anderen Ende des Landes und so wirklich auf Augenhöhe ist da nur mein Bruder, mit dem ich gerne telefoniere, dies aber selten möglich ist
- Antrieb aufgrund der Depression stark beeinträchtigt (Behandlung im Gange, es bessert sich langsam)
- Spaziergänge machen mir eher die Einsamkeit deutlich, also keine wirkliche Hilfe
- Flucht in Hobbies? Teilweise kann ich das genießen, nur besonders motiviert bin ich dabei nicht
- Freunde durch Freundschaftsanzeigen? So eine Freundschaft muss ja wachsen, muss sich entwickeln, muss im richtigen Maße gedeihen und beide Seiten bereichern
- Selbsthilfegruppen? Stuhlkreis und jeder darf sich was von der Seele reden?
- Sport/Sauna/Wellness? Ja, gerne. Aber im Moment noch nicht in greifbarer Nähe...
- Wohnung nach eigenen Vorstellungen umgestalten? Die ist eigentlich schon toll so wie sie ist
- Reizvoll: die sexuelle Freiheit genießen (keine Prost.!)? Ich weiß nicht, ob sowas nur bei Männern nach einer Trennung gerne als Vorteil angesehen wird...

Das ist, als wenn Du uns eine Speisekarte schickst, und uns fragst, Was soll ich essen? Die Frage meinst du nicht wirklich ernst, oder?
Hast du Dich in den 8 Jahren so auf Deine Partnerin fixiert? War das nicht mehr zu retten, weil Du keine eigenen
Interessen mehr verfolgt hast? Wenn ja, genieße es, dass Dich das Leben wieder zwingt etwas Schönes einfach
nur für Dich zu tun. Wie schwer so was ist, weiß ich.
Nur ohne Kampf kein Erfolgserlebnis.
Meistens denkt man, geschenktes hat weniger Wert.

Viel Spaß beim ausprobieren.

Viele Grüße

Hotin

Zitat von Hotin:
Das ist, als wenn Du uns eine Speisekarte schickst, und uns fragst, Was soll ich essen? Die Frage meinst du nicht wirklich ernst, oder?
Hast du Dich in den 8 Jahren so auf Deine Partnerin fixiert? War das nicht mehr zu retten, weil Du keine eigenen
Interessen mehr verfolgt hast?


Danke für deine Antwort Hotin.

Und um bei der Speisekarte zu bleiben - die Frage ging in Richtung Was habt ihr davon probiert?, was hat (nicht) geschmeckt? und würdet ihr es wieder tun?.

Nein, es ist genau umgekehrt, ich habe mich immer mehr auf mich fixiert, wurde häuslich, habe mich isoliert (Depression), hingegen sie immer aktiver wurde. Neue Ziele setzte sie sich (ich will das, ich will jenes, ich will tanzen, leben, aktiv sein, Leistung, Leistung, Leistung...). Früher dachte ich, dass es erleichternd sein muss, alleine zu leben. Oder eine Partnerin zu haben, die auch kein Bock auf dieses Massenkonsum-Hetz-Leben hat und sich nicht durch Leistung definiert (alles muss heute schnell, effektiv, aktiv, optimiert, fehlerfrei, automatisiert, zur vollsten Zufriedenheit, bis auf den letzen Tropfen ausgebrannt werden und wer nicht mitzieht, wird als krank abgestuft. Termine mit Freunden werden heute weit im Voraus geplant, da ja jeder ein Zeitmanagement pflegt, Kalenderfreundschaften entstehen. Man muss sich Ziele setzen, muss voran kommen, immer weiter den Konsum anstreben, neues, größeres Auto, neuer größerer Fernseher, alles muss größer, breiter, schneller, besser werden, Streben nach Gewinn im kontinuierlichen, rationalen kapitalistischen Betrieb). Ich nehme es niemandem übel, das ist nun mal der innerere Drang unserer Spezies, oder? Und keine Frage, ich gliedere mich da mit ein, verrichte meine Arbeit gern in einem gewinnorientierten Unternehmen, kaufe mir auch gerne schicke Sachen. Nur ist das für mich KEIN LEBENSZIEL um jeden Preis.

Tja, da ist er wieder, der Kampf. Siehst du das Leben wirklich als einen Kampf?

Vielleicht sollte ich zuerst die Depression ausheilen lassen und mir dann über die Speisekarte Gedanken machen.

Meine Antwort kommt später..danke für deine ...

Habe noch was vergessen...

Zitat von Fee*72:
aber mein Mann hat die Geduld nicht durchzuhalten und den langen Weg,den es dauern wird zu gehen..


Du meinst wegen der Therapie? Beide Wege (egal ob Trennung oder Therapie) sind unbequem.

Ihr fehlt ebenfalls die Geduld, aber wir haben uns darauf geeinigt, die bereits geplanten wenigen Sitzungen tatsächlich noch wahr zu nehmen, gerade wenn man sich trennt, ist das genau so sinnvoll, um ggf. die Trennung richtig durch zu führen. Zudem gehen wir ja nicht im Streit auseinander.

Wie äußern sich bei euch die unterschiedlichen Entwicklungen?

Hallo music8

Um von anderen verstanden zu werden sprechen wir mit ganz starken Verallgemeinerungen und Vereinfachungen.
Das Leben sehe ich schon als eine Art Kampf. Das sehe ich aber nicht negativ. Viel lieber bezeichne ich es als
Geben und Nehmen. An Deiner jetzigen Situation hast Du einen ganz wesentlichen Anteil.
Ich habe viele, viele Jahre dazu gebraucht dies zu kapieren und meine eigenen
Fehler und Schwächen zu akzeptieren. Hätte ich nur die Hälfte von dem ,was ich heute weiß, mit 30 Jahren gewusst,
wäre aus mir bestimmt noch etwas geworden.
So lebe ich heute überwiegend allein und ziemlich zufrieden.

Zitat:
Vielleicht sollte ich zuerst die Depression ausheilen lassen und mir dann über die Speisekarte Gedanken machen.

Nein, ich denke das solltest du schon drehen. Je schneller du wieder aktiv wirst, umso besser.
Ist vielleicht kein Trost, der Mensch kann sich selbst, besonders wenn er eine Zeit allein lebt, intensiv kennen lernen.
Einen ehrlichen und passenden Lebenspartner zu haben, mit dem man vieles teilen kann ist allerdings absolut stark. Wünsche Dir, dass Du bald so eine nette Dame findest. Allerdings schon in der Bibel stand Wer suchet der findet.
Bei Dir zu hause klingeln wird vermutlich keine. Auch das ist Geben und Nehmen.

Dafür viel Erfolg

Hotin

Hallo,

Dein Beitrag ist sehr intelligent, und mit sehr viel Distanz zum eigentlichen Problem geschrieben, man hat das Gefühl das du, wie ein Außenstehender auf deine gescheiterte Beziehung blickst, nicht falsch verstehen, aber mir persönlich fehlt da das Gefühl, du könntest hier genauso über ein Auto schreiben das du 8 Jahre hattest.

Ich weiß es ist nicht deine Frage, aber ich habe mir mal den Spaß gemacht, und habe, alle deine Texte in Word kopiert, um mal zu sehen, wie viel Worte du verwendet hast, und wie oft du das Wort Liebe verwendet hast....also es waren 1037 Worte, den Rest weißt du wohl selbst, vielleicht solltest du dir vor der ganzen Planung, und den Tipps, erst mal darüber klar werden.

Zitat von music8:
Habe noch was vergessen...

Zitat von Fee*72:
aber mein Mann hat die Geduld nicht durchzuhalten und den langen Weg,den es dauern wird zu gehen..


Du meinst wegen der Therapie? Beide Wege (egal ob Trennung oder Therapie) sind unbequem.

Ihr fehlt ebenfalls die Geduld, aber wir haben uns darauf geeinigt, die bereits geplanten wenigen Sitzungen tatsächlich noch wahr zu nehmen, gerade wenn man sich trennt, ist das genau so sinnvoll, um ggf. die Trennung richtig durch zu führen. Zudem gehen wir ja nicht im Streit auseinander.

Wie äußern sich bei euch die unterschiedlichen Entwicklungen?


huhu..ich schreibe dir PN wenn das ok ist..

A


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