Ein wirklich interessantes Thema, komme grad ins Grübeln über die Treue! Ich bin seit 45 Jahren mit meinem Mann zusammen, Haus und drei Kinder, beide immer berufstätig. In einer so langen Beziehung hat man alles mitgenommen. Vorübergehende Trennung, Paartherapie, ganz zu Beginn auch einen ons beiderseits. Aber es gab auch so viele zusammenschweißende Erlebnisse wie die Geburt der Kinder, die Hausrenovierung, schwere Krankheiten. Rückblickend kam immer wieder mal der Punkt, wo ich mir vergegenwärtigt habe, dass er mir - trotz aller Probleme, die auftauchten - total wichtig ist und ich ihn lieb habe. Und darum möchte ich ihn nicht verletzen, nicht traurig machen. Das erwarte ich auch umgekehrt, ist für mich eine Sache der Wertschätzung. Einen Seitensprung würde ich jetzt nicht mehr verzeihen und habe das auch klar kommuniziert. Er wäre da umgekehrt großzügiger. Theoretisch.
Tatsächlich habe ich in einer langjährigen Beziehung die Erwartung, dass Probleme und Bedürfnisse angesprochen werden, auch wenn es manchmal ganz schön schwerfällt. Bisschen Pepp und Prickel lässt sich auch nach vielen Jahren wieder reinbringen, muss manchmal bewusst zelebriert werden, aber das lohnt! Sich zum gemeinsamen Date verabreden genauso wie die Alltagszärtlichkeiten. Und eher investiere ich doch die Mühe für den Menschen, den ich liebhabe, als mir mal eben den Kick woanders zu holen. In einer Beziehung sollte trotz Vertrautheit mM auch ein Kampf gegen Langeweile stattfinden, dazu gehört auch ein Eigenleben mit Hobbies und Freundschaften unabhängig von dem Partner. Und wer sich traut, einen Seitensprung zu starten, kann sich doch alternativ lieber trauen, mal was Unerwartetes in der Beziehung anzustoßen.
Mittlerweile - ganz ohne Rosamunde Pilcher Blick - sehe ich es als Geschenk an, einen so vertrauten Menschen zu haben, auf den ich mich immer noch total freue, wenn ich von einem Kurztrip nach Hause komme.
Gilt selbstredend nur für mich und meine Beziehung und kann bei anderen Paaren ganz anders sein...
11.02.2024 12:55 •
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