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Boah heute geht's mir schlecht! Ich mache mir große Sorgen um meinen Sohn. Der ist ja seit letztem Jahr in eine andere Stadt gezogen und wirkte gestern bei Skype sehr unglücklich. Irgendwie bekommt er dort nur schwer Anschluss und ist wahrscheinlich deshalb einsam. Er ist ja ähnlich strukturiert wie mein Mann, also eher unkommunikativ und ein bisschen stoffelig. Von mir hat er das mangelnde Selbstwertgefühl und die Tendenz, sich ausnutzen zu lassen, nur um gemocht zu werden. Wegen seiner Erkrankung hat er auch Schwierigkeiten mit dem Thema Mädchen und Sexualität. Wie kann ich ihm nur helfen? Mein Mann kann meine Sorge mal wieder nicht nachvollziehen. Außerdem tut mein Knie weh und ich fühle mich wie eine alte Frau. schei.!

Komischerweise geht's mir besser, wenn ich an den bekloppten Ex denke. So als würden mich meine krankhaften Gedankenkreise um diese Misere von meinen eigentlichen Problemen ablenken. Vielleicht ist das ja sogar der Grund für alles. Weil ich meine Probleme und meine Trauer um die verstorbenen Eltern nicht mehr aushielt, habe ich mir ein anderes Problem angeschafft, um das ich kreisen konnte. Als Gegengift sozusagen. Kann das sein?

Na klar, so eine Art von Lebendigkeit, wie du sie mit dem Menschen dort erlebt hast, lenkt immer von Problemen ab. Und so ließe es sich auf jeden Fall auch leben. Daran denken ist ja dein gutes Recht.

Nur wird deine Aufgabe jetzt sein, dir selbst diese Lebensfreude zu geben und ein bisschen Ruhe in dein überschwängliches Denken zu bringen. Du brauchst dafür keinen anderen.

Deine Sichtweise auf die Dinge, auf den unkommunikativen Mann, eure Ehe, den ängstlichen Sohn usw. zeigt auch, wer DU bist. Da gehören immer zwei dazu.

Du schriebst weiter oben:

Dann wäre ich wohl bei ihm geblieben. Denn gegen eine frische Verliebtheit hat eine alte Liebe keine Chance.

Das ist dein von Träumen geprägtes Denkmuster, für die du aber nicht kämpfst.

Man wird sich IMMER lebendiger fühlen bei einer lebendigen Person und neuen Liebe. Aber die gleichen stoffeligen Fragen werden auch mit ihm auf dich zukommen. Ich bin in der Kunst tätig und habe schon einige charismatische Männer getroffen, die dann im stillen Kämmerlein große Selbstwertprobleme hatten.

Ob jemand wirklich zu dir steht, zeigt sich doch erst nach einiger Zeit und du hattest einen solchen, das ist doch schonmal was!

A


Warum läßt der Ex mich nicht los?

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Zitat von Rosenroth_:
Ob jemand wirklich zu dir steht, zeigt sich doch erst nach einiger Zeit und du hattest einen solchen, das ist doch schonmal was!



Ja, ich habe eine Mann der mich liebt und zu mir steht. Aber meine Gefühle für ihn sind immer noch diffus. Da mischen sich Dankbarkeit und sowas wie Liebe aber auch Wut, Engegefühl, schlechtes Gewissen, Gereiztheit. Und eine große Trauer um alles was wir wegen seiner Unsicherheit und Angst vor dem Leben nicht verwirklichen konnten. Können wir da wirklich hoffen, dass wir wieder glücklich werden? Zumal er nicht aktiv daran arbeiten will. Er macht weiter wie zuvor. Er ist sehr bemüht um mich aber zu einer echten, tief gehenden Aussprache ist er nicht bereit. Eine Paartherapie lehnt er ab. Ich war ja Schuld an meiner Affäre. Warum sollte er da etwas aufarbeiten?

Dem Ex weine ich inzwischen keine Träne mehr nach. Er war nur ein Symptom, dass aus meiner kompletten Verwirrung entstand. Da bin ich inzwischen sicher. Ich habe ihn dermaßen idealisiert, dass ich seinen wahren Charakter erst jetzt richtig verstehe und mit so einem Mann will ich nichts zu tun haben.

Ja, da habe ich mir mit meinen romantischen Träumereien echt ein Ei ins Nest gelegt. Jetzt brauche ich Kraft um an meinem realen Leben zu arbeiten und wieder mehr Lebendigkeit zu bekommen. Schwer mit diesem kaputten Knie!

Hallo Sally,

einmal schreibst Du ja, ich liebe meinen Mann - dann wieder meine Gefühle sind diffus.

Es scheint mir so, als wärst Du Dir da so gar nicht sicher. Versteh mich nicht falsch, aber vlt solltest Du erst mit Dir und Deinen Gefühlen im Klaren sein, sonst wird es schwierig, da wieder zueinander zu finden.

Man sollte nur aus Liebe zusammenbleiben - oder nicht ?

Zitat von Soraya72:
Man sollte nur aus Liebe zusammenbleiben - oder nicht ?



Da gebe ich dir natürlich Recht aber nach 32 Jahren hängt da noch sehr viel anderes dran. Familie, Haus, Freundeskreis, Kind wenn auch erwachsen, etc. Und natürlich auch ein gewisser Lebensstandard, finanzielle Sicherheit. Nicht nur für mich sondern auch für unseren Sohn. Mein Mann sagte mal, dass wenn ich mich trennen würde, unser Sohn sein Studium nicht fortsetzen könnte. Da hat er Recht, das ist keine leere Drohung.

Ich weiß, das hört sich alles schlimm an! Aber im Moment hätte ich sowieso nicht die Kraft und auch nicht den Mut für eine Trennung. Auch wenn das ehrlicher wäre. Ich habe keine Familie, keine Eltern mehr, die mich auffangen könnten. Ich wäre komplett alleine.

Und ja meine Gefühle, auch die für meinen Mann, schwanken. Teilweise stündlich. Sehr anstrengend!

Wie läuft eigentlich eine Verhaltenstherapie? Ich kenne bisher nur eine Gesprächstherapie. Die hat mir aber nicht viel gebracht, sondern mich nur noch stärker in meine Grübeleien versenkt.

Sorry Sally, aber Du kannst nicht Dein Leben verändern wollen (durch Trennung) und alles beim alten belassen wollen. Das klappt logischerweise nicht.

Ist zB das Haus wichtiger als die Liebe ? Wer sagt, dass alle Freunde Dich fallenlassen ? Wie alt ist dein Sohn, er kann sein Studium auch selbst durch Jobs finanzieren. Man versteckt sich vlt auch hinter vielem.

Wenn es für dich so ist, okay - versteh mich nicht falsch, soll keine Kritik sein, ich versteh es bloß nicht so ganz

Na ja Liebe Soraya! Ich war ja schon einmal getrennt und habe erlebt, was das bedeutet. Freunde und Familie wendeten sich ab. Ich stand alleine da mit meinen sehr realen Existenzängsten. Der Ex bekam ja auch sehr schnell kalte Füße und ließ mich hängen. Dafür kümmerte sich ein neuer Nachbar, ein ekelhafter Typ, sehr liebevoll um mich und äußerte sehr schnell, was er als Gegenleistung erwartete. Dass seine Frau, die mit ihm direkt unter mir wohnte das alles mitbekam, störte ihn wenig. Das alles war ein einziger Albtraum. Als dann noch der Wasserschaden dazu kam, war ich psychisch und physisch am Ende. Einige meiner gesundheitlichen Probleme heute, stammen noch aus dieser Zeit.

Nee, sei mir nicht böse, da mache ich lieber ein paar Abstriche bezüglich meiner romantischen Vorstellungen einer Partnerschaft und bleibe in der Ehe.

Nichts desto trotz werde ich zukünftig dafür sorgen, wieder mehr Lebendigkeit und so auch Zufriedenheit in mein Leben zu bekommen. Und wer weiß, vielleicht leben ja auch meine Gefühle für meinen Mann so wieder auf. Wenn ich mich z.b. wieder wohler in meinem Körper fühle, wird sich das bestimmt auch auf unser Sechsleben positiv auswirken. Auf diesem Weg möchte ich weiter gehen.

Andere Männer und mögliche Affären werde ich meiden, wie der Teufel das Weihwasser. So was will ich nie wieder erleben! Zumal ich gelernt habe, dass Männer nicht viele Ansprüche an Sexchspartnerinnen haben, sie dabei aber noch lange nicht an eine mögliche Beziehung denken und erst recht nicht an Liebe. Den Wahrheitsgehalt der Binsenweisheit, dass Männer Sechs und Liebe problemlos trennen können, habe ich schmerzhaft erfahren müssen. Wie schmutzig und benutzt sich Frau anschließend fühlt, muss ich wohl nicht erklären. Ich habe es erlebt.

Übrigens habe ich verstanden, dass die Frage eigentlich lauten müsste: Warum lasse ich den Ex nicht los - in meiner Gedankenwelt? Denn real habe ich ihn ja schon lange losgelassen. Und die Antwort lautet, wegen der Lebendigkeit und der Intensität der Gefühle. Diese waren nämlich so stark, dass ich dadurch erfolgreich alle anderen Gefühle überdecken konnte.

Gestern z.b. habe ich zum ersten mal seit Jahren aufrichtig aus Trauer um meinen Vater geweint. Das ging 6 Jahre lang gar nicht. Die Wunden waren zu tief. Ich denke, ich befinde mich jetzt auf einem heilsamen Weg und je weiter der mich führt, desto weniger wird der Ex eine Rolle spielen. Und vielleicht kann mein Mann den Platz, der dadurch entsteht, wieder einnehmen. Ich wünsche es mir sehr.

Dass ich da noch zwiegespalten bin, hat er übrigens auch schon sehr früh verstanden. Er schickte mir mal das Lied von der Wolke 4 als Gruß auf mein Handy. Dazu schrieb er, dass er sich wünscht, irgendwann wieder auf Wolke 7 mit mir zu sein. Ich habe einen tollen Mann. Mein Kopf weiß das. Mein Herz muss es erst noch wieder lernen.

Dann wünsche ich Dir dabei viel Erfolg

Zitat von Sally662:
Da gebe ich dir natürlich Recht aber nach 32 Jahren hängt da noch sehr viel anderes dran. Familie, Haus, Freundeskreis, Kind wenn auch erwachsen, etc. Und natürlich auch ein gewisser Lebensstandard, finanzielle Sicherheit. Nicht nur für mich sondern auch für unseren Sohn. Mein Mann sagte mal, dass wenn ich mich trennen würde, unser Sohn sein Studium nicht fortsetzen könnte. Da hat er Recht, das ist keine leere Drohung.


Ich kann dich da sehr gut verstehen.
Ich befinde mich zur Zeit in einer Situation, die mit deiner zwar nicht zu vergleichen ist, aber im Prinzip eine ähnliche Problematik aufwirft.
Ich habe meinen Mann vor nicht allzu langer Zeit in einer Damenstrumpfhose erwischt und seitdem ist meine zwar sehr langweilige, aber immerhin sichere Ehe-Welt zusammengebrochen.

(Ich hatte dazu einen Thread eröffnet, der, aus welchem Grund auch immer gesperrt wurde, obwohl es darin sehr sachlich und ohne unanständiges Vokabular zuging.)

Mittlerweile weiß ich, dass mein Mann auf Männer steht.
Mehr werde ich nicht zu meinem Problem sagen, da solch ein Thema in diesem Forum wohl unerwünscht ist.
Jedenfalls kann und will ich meine Ehe aus sehr vielen verschiedenen Gründen nicht beenden.
Es hängt zu viel dran und eine Scheidung würde uns finanziell gesehen überhaupt nicht gut tun.

Zitat von Sally662:
Ich war ja schon einmal getrennt und habe erlebt, was das bedeutet. Freunde und Familie wendeten sich ab. Ich stand alleine da mit meinen sehr realen Existenzängsten.


Ich war auch schon mal getrennt.
Ich fühlte mich von meinem Mann nicht mehr geliebt (mittlerweile kenne ich ja den Grund) und ich verliebte mich in einen anderen.
Dieses Dann trenn dich doch ist leicht gesagt.
Aber so einfach ist das nun mal nicht. Wer schon mal erlebt hat, wie einsam und verlassen man sich nach solch einer Entscheidung fühlen kann, denkt anders drüber.

Das glaub ich auf jeden Fall - das ist leicht gesagt und schwer umzusetzen. Keine Frage.

Doch wie will man mit so einer Situation weiterleben ? Ist das nicht genauso schwer umzusetzen ? Wiegt der finanzielle Faktor mehr als ein Leben in Unwürdigkeit (jetzt auf die Spitze getrieben) - die Frage ist, was nehme ich in Kauf, damit ich die heile Welt aufrecht erhalte, mein Haus nicht gegen eine kleine Wohnung tausche, nicht die neuesten Klamotten tragen kann...usw....

Eine Trennung ist nicht einfach und wir Frauen, die wir nicht oder weniger gearbeitet haben als die Männer wegen der Kinder gehen aus der Ehe immer finanziell als die Gelackmeierten raus. Wer die Ehe als reines Versorgungsmodell ansieht, der nimmt eben in Kauf, dass da keine Liebe ist.

Wer die Ehe so nicht sieht, wird in einer derartigen Beziehung zerbrechen, egal ob das Konto gut gefüllt ist oder nicht.

Zitat von Soraya72:
Doch wie will man mit so einer Situation weiterleben ? Ist das nicht genauso schwer umzusetzen ? Wiegt der finanzielle Faktor mehr als ein Leben in Unwürdigkeit (jetzt auf die Spitze getrieben) - die Frage ist, was nehme ich in Kauf, damit ich die heile Welt aufrecht erhalte, mein Haus nicht gegen eine kleine Wohnung tausche, nicht die neuesten Klamotten tragen kann...usw....


Ich persönlich stehe da noch ganz am Anfang und weiß einfach nicht, wie es weitergehen soll und kann.
Ich gebe dir auf jeden Fall recht, Soraya.
Ich hätte auch nichts gegen eine kleine Wohnung und ein Leben in Bescheidenheit.
Es kostet nur einfach so verdammt viel Energie.
Der Weg in eine neue Existenz ist einfach so verdammt steinig. Dazu kommt, dass ich jahrelang nur Hausfrau und Mutter war und in meinem Alter kaum eine Chance auf einen Berufseinstieg habe. (Ich bin nicht Jahrgang 77, wie angegeben)
Das macht es noch mal zusätzlich schwer.

Sally schrieb, dass ihr Sohn im Falle einer Scheidung nicht weiter studieren könne.
Man muss leider auch immer bedenken, wer oder was alles dranhängt, wenn man solch einen Schritt geht.
Aber ich gebe es offen zu: mich persönlich lässt die Angst vor einer ungewissen Zukunft erstarren.

Zitat von Soraya72:
. Wer die Ehe als reines Versorgungsmodell ansieht, der nimmt eben in Kauf, dass da keine Liebe ist.


Das finde ich wieder ein bisschen zu sehr schwarz-weiß gemalt. Ich würde nicht sagen, dass es in unserer Ehe keine Liebe mehr gibt. Nur ist sie in mir eben etwas verkümmert. Der Funke glimmt aber noch und will eben wieder entfacht werden. Dazu bedarf es sehr viel Arbeit von mir und meinem Mann. Also habe ich mich entschieden, die Flinte eben nicht ins Korn zu werfen. Zugegeben kommt dieser Entschluss spät aber hoffentlich nicht zu spät!

Bei Querflöte sieht die Sache schon problematischer aus. Mit seiner Homosechsualität sind da ja natürliche, unverrückbare Grenzen gesetzt. Aber wer sagt denn, dass eine Ehe nicht auch so weiter bestehen kann, wenn beide sich den nötigen Freiraum geben und quasi als beste Freunde zusammen bleiben? Das ist natürlich ein weiter und schmerzvoller Weg. Ich finde aber wenn beide es schaffen, ist auch das eine Form von Liebe. Ich finde den Begriff in unserer modernen Welt sowieso ein bisschen zu eng gefasst.

Zitat von Sally662:
Mit seiner Homosechsualität sind da ja natürliche, unverrückbare Grenzen gesetzt. Aber wer sagt denn, dass eine Ehe nicht auch so weiter bestehen kann, wenn beide sich den nötigen Freiraum geben und quasi als beste Freunde zusammen bleiben?


Ja, genauso sehe ich es auch.
Wir haben beide den Entschluss gefasst, weiter zusammenzubleiben.
Klar, unsere Beziehung zueinander hat nun eine andere Qualität. Aber ich erhoffe mir davon, dass sich dieses Modell des Zusammenlebens irgendwie verwirklichen lässt, auch wenn das gewisse Etwas des Lebens dabei auf der Strecke bleibt.
Es gibt schließlich in unserem Alter viele Ehen, bei denen das Sechsleben aus vielerlei Gründen nicht mehr besteht.
Die sechsuelle Anziehung ist zwar verlorengegangen, aber Achtung und eine platonische Art von Liebe sind immer noch vorhanden.

Zitat von Querflöte:
Achtung und eine platonische Art von Liebe sind immer noch vorhanden.


Na darauf kann man doch aufbauen! Jetzt müsst ihr noch die Rahmenbedingungen aushandeln und dabei ehrlich und respektvoll miteinander umgehen. Dabei kann euch eine Familienberatung oder Paartherapeut sicher helfen. Ob das ganze dann ein Leben lang hält, dafür gibt's wie immer keine Garantie! Das heißt für Dich, liebe Querflöte, such dir dringend einen Job! Du schaffst das!

Hm, also das wäre dann sozusagen eine Wohngemeinschaft ?

Wenn das für alle funktioniert, warum nicht. Jeder muss sein eigenes Lebensmodell finden und da steht auch niemandem ein Urteil darüber zu.

Zitat von Querflöte:
Sally schrieb, dass ihr Sohn im Falle einer Scheidung nicht weiter studieren könne.
Man muss leider auch immer bedenken, wer oder was alles dranhängt, wenn man solch einen Schritt geht.
Aber ich gebe es offen zu: mich persönlich lässt die Angst vor einer ungewissen Zukunft erstarren


Das denke ich ist doch meist so - es ist die Angst vor der Zukunft, sonst schiebt man gern allerhand vor. Zum Thema Sohn, ich weiß nicht wie alt er ist. Ich hab selber auch Kinder. Aber ich hab die nicht in die Welt gesetzt, um sie ewig komplett zu versorgen. Es gibt genügend Studenten (so wie ich einst), die ihr Studium durch Jobs selbst finanzieren. Ich denke nicht wirklich, dass das jemandem schadet, für sich selbst zu sorgen.
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Zitat von Soraya72:
Ich denke nicht wirklich, dass das jemandem schadet, für sich selbst zu sorgen.


Natürlich nicht! Aber die Ausgangssituation für ihn war ja eine andere. Würde sich das jetzt ändern, wäre schnell klar, wer daran die Schuld trägt, nämlich wieder mal die egoistische Mama. Das würde unserem ohnehin gespannten Verhältnis dann wohl den Rest geben. Nein, das kommt auf keinen Fall in Frage. Sein Studium wird noch ca. 5 Jahre dauern und solange hält die Mama gefälligst die Füße still. Was dann kommt? Ende offen! Aber das ist ja immer so im Leben!

Das ist ehrenwert, dass du da für ihn da sein willst. Trotzdem habe ich das Gefühl, du willst dich immer wieder zu bestimmten Dingen zwingen. Irgendwie stehst du ja doch in den Startlöchern für eine Veränderung, vor der du selbst Angst hast.

Gefühle übermannen dich und dann ermahnst du dich wieder dazu, verantwortungsvoll zu handeln. Das ist in meinen Augen ein Spannungsverhältnis, das du bearbeiten kannst.

Vielleicht ist das, was du tust, einfach schon genug. Und du kommst jetzt Schritt für Schritt weiter. Du hast bemerkt, dass deine Affäre eine Tür der Lebendigkeit aufgemacht hat, die dir eine schöne Welt gezeigt hat, die aber nicht auf Dauer so auf sein wird. Du wirst jetzt erarbeiten, das aus dir selbst zu gewinnen.

Ein Psychoanalytiker den ich mag, Peter Schellenbaum, unterscheidet drei Wachstumsstufen in Beziehungen (wobei am Ende eine Mischung aller drei bestehen kann):
1. Verschmelzung
2. Projektion
3. Leitbildspiegelung

Verschmelzung ist dieser erste Eindruck, die Welt, die durch eine andere Person aufgeht, alle Träume, die wir hatten und ihr sehen etc. In dieser bist du mit diesem anderen Mann hängen geblieben.
Die taugt nur als Appetizer, aber nicht als Beziehungsgrundlage.
In der Projektion handeln die Partner dann ihre ganzen Bedürfnisse aus. Die Phase, in der man den Partner kritisiert, in der man ihn langweilig, müde, passiv usw. findet - das ist man alles selbst. Wenn man darüber hinwegkommt, kommt die Beziehung auf eine neue Ebene. Oft trennen sich Paare darin, weil man sich so fremd vorkommt. Oder auch - wenn man ein gemeinsames Leben hatte und wieder an so einen Punkt kommt, wo man neu über die Bedürfnisse nachdenken kann. In dieser Phase bist du immer wieder mit deinem Mann und das ist eigentlich die Chance zur Veränderung.
Und in der Leitbildspiegelung komme ich nach längerer Arbeit an und zwar, wenn ich das Gefühl habe, voll und ganz hinter der anderen Person stehen zu können, sie mit allen ihren Schwächen verstehen zu können und sie für mich irgendwie als so eine Art Leitbild taugt, vielleicht manchmal ein Gefühl, dass ich so sein will wie sie, aber vorallem, dass ich mit und von dieser Person leben lernen kann.

Solange du dir die Welt selber mit verschiedenen Begründungen erklärst, bestimmte Richtwerte im Kopf habend aus denen dann rauspendeln willst, wenn du findest, dass dieser Mann für dich diese und jene Funktion hat, aber du irgendwo auch mal gerne woanders wärst, lebst du immer in so einer Art hochmütiger Unzufriedenheit.

Das Ziel ist doch, zutiefst solidarisch zu sein mit dem, was du bist.

Liebe @rosenroth! Das finde ich jetzt echt spannend. So habe ich das noch nie betrachtet. Gibt's da auch Literatur dazu?

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