Ich habe das Gefühl, dass ich zwei Menschen gleichzeitig liebe, da mein Mann und mein Lieblingslehrer mir beide sehr wichtig sind und ich will mich nicht zwischen beiden entscheiden. Mein Lehrer ist sowohl im Studium als auch in meiner Kunst meine Muse.
Ich muss dazu erwähnen, dass er 26 Jahre älter ist als ich und er war keine Schönheit im Sinne von guten Aussehen. Er hatte sogar schlechte Zähne und seine blauen Augen wirken eher eiskalt und enorm prüfend. Oft hatte ich Angst davor, dass er mich im Unterricht stets dran nimmt. Psychologen sagen, dass man einen Lehrer nie richtig kennen lernen wird. Aber ich habe gesehen wo er gerne seine Pausen verbracht hat, um sich selbst zu regulieren. Er ist oder war Raucher. Er hat stets sich etwas zu Lesen mitgebracht, wenn er uns in der Vertretung erlaubte an anderen Dingen zu arbeiten. Er hat schon mit 15 Jahren angefangen zu arbeiten. Er hat viel Erfahrung mit Dro.. Er hat erzählt, dass er auch einmal arbeitslos war. Er hat bestimmte Bonbons gerne gegessen. Ich glaube, dass es Pfefferminz war. Er hat eine ausgeprägte Vorstellungskraft, wenn er von der Fantasie erzählte, die von seinen Büchern entfacht wird. Seine Begeisterung für künstlerische Arbeiten zeigte er offen. Seine Schwache in Mathematik hat er besonders mir gegenüber offenbart. Da hatte ich stets das Gefühl sein Vertrauen zu genießen, weil er wusste, dass ich ihn niemals als Schwächling betrachte.
Ich glaube, dass er etwas geahnt hat, aber ich wollte ihn nie in Schwierigkeiten bringen und ich wollte auch nicht, dass er denkt, dass ich eine Schülerin bin, die alles für eine gute Note tut, weil ich zu diesem Zeitpunkt bei ihm mangelhaft stand. Ich wollte ihm zeigen, dass ich aus eigener Kraft von meiner 5 wegkommen. Ich habe es auch geschafft und bekam mein ausreichend . Rein rechnerisch hatte meine Note schlechter sein müssen, aber er gab mir eine glatte 4 mit der Begründung, dass ich mich mit 3 - aus meiner 5 herausgerissen habe.
Mir ist auch aufgefallen, dass er nie gerne unter vielen Menschen war und dass er es stets vermeiden wollte, dass Fotos von ihm gemacht wurden. Oft habe ich auch Stimmungsschwankungen bei ihm beobachtet, weil wenn er gut drauf war, da war er deutlich nachsichtger bei Fehlern , aber wenn er sein Tief hatte, da wirke seine Körperhaltung so schlapp, als ob er ein geprügelter Hund wäre und kleine Fehler hat er laut in der Klasse betont.
Einmal habe ich die Chance genutzt ihm heimlich zuzuwinken und sein Lächeln war so voller Wärme.
Wenn ich zurück blicken, dann bin ich froh, dass es damals mit dem Studienplatz nicht geklappt hat, weil ich da einen Grund hatte, um zu der Schule zurück zu kommen, wo er war. Die Ausbildung dort war die ideale Tarnung für mich. Im Abschlussjahr hat er ein Projekt mit seiner und meiner Klasse ins Leben gerufen. Ich war so glücklich darüber, dass ich alles dafür getan habe, dass dieses gemeinsame Projekt abgeschlossen wird, weil meine Klasse kein Bock hätte. Während dieses Projektes kam er regelmäßig zu uns in den Informatikraum, wo wir stets an unseren Sachen gearbeitet haben. Er hatte einen guten Blick auf mich und er hat auch heimlich zu mir geschaut und ich auch. Jede Gelegenheit nutze ich, um in seiner Nähe zu sein. Ich habe bewusst Situation gewählt, die keinen Verdacht erregen. Zum Beispiel, habe ich ihn gefragt, ob er für mich etwas ins Fach legen kann, ob er mir sagen kann ob jemand anwesend ist oder ob er mir sagen kann wann die nächste gemeinsame Präsentation ist, weil ich mir nicht ganz sicher bin. Wenn wir uns zufällig begegneten auf dem Weg zu unseren Klassen, da sprach er mich an, um etwas zu kommentieren. Dabei lächelte er auch so schön.
Da gibt es noch viel mehr.
04.04.2022 12:20 •
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