Huhu, Ihr Lieben,
Zum Antworten wollte ich mir Zeit nehmen, da ich auch lange überlegt habe, was und wie ich antworte.
Dubist, ich schätze deine Art sehr. Offen und geradeaus. Findest du wirklich, dass ich mich nach wie vor abwerte? Ich habe von mir einen anderen Eindruck, kann aber natürlich sein, dass das so rüberkommt.
Wie gesagt, ich habe überlegt, was ich dazu schreibe und mich dann entschlossen, die ganze Geschichte in Kurzform zu schildern. Nicht, um es loszuwerden oder es zu verarbeiten. Denn das hier ist Sakrilegs Thread. Ich tue es, weil ich hoffe, dass sie es liest und merkt, wie sehr diese Situation einen Menschen verändern und verängstigen kann. Und damit sie merkt, dass sie nicht verrückt ist.
Meinen Ex kenne ich schon seit der Sandkastenzeit. Seine Famile und meine waren Nachbarn. Er kommt aus schwierigen Verhältnissen mit sehr heftigen Schicksalsschlägen. Das hat ihn geprägt. Seine Mutter redet von sich heute noch, als sei sie Mutter Theresa. Ich sehe sie aber immer noch mit dem Kochlöffel auf ihn eindreschen. Wenn sie etwas nicht weiß, vergessen es die anderen auch und sie ist reingewaschen.
Wir trafen uns viele Jahre später als Erwachsene wieder. Seine Ehe war gescheitert und meine auch. Er gab richtig Gas. Kaffee trinken, Kino, etc. und dann waren wir plötzlich zusammen.
Es war wie in dem Lied 1001 Nacht - und es hat Zoom gemacht.
Zu diesem Zeitpunkt war ich auf dem absoluten Höhepunkt meiner Karriere. Hatte einen fantastischen Job, den ich sehr liebte. Ein bezahltes, beues Auto stand vor meiner Tür und ich lebte allein mit meinem ältesten Kind in einer 5-Zimmer-Altbauwohnung, die ich mir locker leisten konnte. Das Sparbuch und Geldanlagen war gut gefüllt. Urlaub, teure Klamotten ... the sky was the limit.
Mit ihm kam der Abstieg. Schleichend, langsam und kaum bemerkbar. Ich wurde sehr schnell schwanger und wir freuten uns sehr auf unser Kind. Ich war im 6. oder 7. Monat, da fing er das erste Mal an auszurasten. Ständig und immer wieder wegen Nichtigkeiten. Mein Erspartes war bei der Geburt des Kindes aufgebraucht und mein schicker Sportwagen wich einer Familienkutsche, die wir auf Pump kaufen mussten. Als das Baby da war, war Ruhe. Aber nicht lange. Bald ging es wieder los. Aus nichtigen Kleinigkeiten wurden große Staatsdramen. Oft bin ich mit den Kindern zu Freunden - für mehrere Tage! In solchen Situationen wollte ich immer nur einfach weg!
Nach der Babypause konnte ich in Teilzeit zurück in meinen Job. Aber ich konnte mich kaum konzentrieren, saß oft meine Zeit ab, war mit den Gedanken woanders.
Die ersten Depressionen kamen. Ich war Schuld, die Hormone waren schuld, meine Freunde waren schuld ... die Isolation bahnte sich ihren Weg. Selten bin ich allein raus. Ich hatte das Gefühl, für all das angestarrt und verachtet zu werden.
Er ist ein Vereinsheini. Und hatte demzufolge viele Kameraden. Natürlich ging ich zu den diversen Veranstaltungen mit. Äußerte ich aber meine Meinung, gab es Zoff, wenn es eine andere war, als seine. Und wieder fühlte ich mich nicht zugehörig.
Der große Knall, wie vorhin schon beschrieben, kam. Und ich ließ ihn wieder rein. Ich war irgendwie abhängig von ihm. Ich dachte wirklich, ich würde nie wieder einen anderen Mann treffen, weil ich schei. bin. Da waren wir gerade 2 oder 3 Jahre zusammen.
Und das probateste Mittel für uns war wohl, all das mit Klischees zu übertünchen. Wir bauten ein schönes Häuschen und gaben nach außen die heile Familie.
Im Job ging es weiter bergab für mich. Wo ich früher taff auftrat, war ich plötzlich eingeschüchtert und ich redete nur noch leise und nicht mehr bestimmt sondern immer fragend. War das auch richtig, was ich gesagt hatte? War jemand anderer Meinung als ich, war ich dann auch dieser Meinung, um Ruhe zu haben. Ich wollte keinen Streit und konnte das Gefühl nicht ertragen, nicht gemocht zu werden.
Schließlich gab ich meinen Job für eine hübsche Summe auf. Ich blieb zu Hause und hatte Schwierigkeiten, mich in diese Rolle einzufügen. Wenn die Zeit kam, dass sein Auto gleich in die Einfahrt fuhr, bekam ich Magenschmerzen. Wie gejagt rannte ich noch mal durch das Haus, ob auch ja alles erledigt war.
Regelmäßig gab es Zoff. Und einmal stand plötzlich unser Nachbar im Wohnzimmer. Der Große hatte ihn zu Hilfe geholt. Der Typ war ein Baum und voller Muckis. Er packte meinen Ex und der pinkelte sich echt in die Hose.
Ich blieb auch nach diesem Vorfall.
Immer und immer wieder warf er mir vor, ich hätte damals ohne Grund die Polizei geholt. Ich wäre wahnsinnig, hätte sie nicht alle und und und ... Wie soll man da noch genug Selbstvertrauen haben, um in seinem Job als Frührungskraft arbeiten zu können.
Schließlich gab er die Trennung bekannt. Und einige Tage später fand ich dann geraus, dass es tatsächlich schon länger eine Andere gab.
(Ohne werten zu wollen: die Neue ist ganz und gar nicht mein Kaliber. Keine Ausbildung, kein Führerschein, pummelig, dümmlich, gehässig und hinterhältig)
Man kann sich vorstellen, wie ich mich gefühlt habe, als ich gemerkt habe, gegen wen ich ersetzt worden war. So mies und klein hatte ich mich noch nie in meinem Leben gefühlt.
Die Angst, ihn mit der Anderen zu sehen, machte mich wahnsinnig. Die Angst, alles regeln zu müssen, fraß mich auf. Denn ich hatte keine Freunde mehr. Waren ja alles seine Vereinskumpels.
Die Tennung verlief sehr ekelhaft. Drohungen, viel dummes Geschwätz. Und als ich dann plötzlich einen neuen Partner hatte, flippte er vollends aus. Er hatte die Kontrolle verloren.
Der neue Partner war ein wunderbarer Mann. Aber ich konnte einfach nicht. Er gab sich so viel Mühe und ich habe ihn ehrlich geliebt. Aber es ging einfach nicht. Ich traute niemandem jehr über den Weg. Heute denke ich, dass ich diesem Mann das Herz gebrochen habe und es tut mir so unendlich leid. Er redet nicht mehr mit mir und ignoriert mich. Und er würde mir auch heute, ein Jahr nach der Trennung, kein Wort mehr glauben. So sehr habe ich ihn verletzt mit meine Unfähigkeit zu lieben mit meiner Angst vor der Liebe und mit dem Unglauben, wirklich geliebt zu werden.
Ich habe lange gebraucht und bin meinen Weg gegangen. Meine Gedanken kreisen nicht mehr um das Thema Mann. Ich habe gelernt, meine Interessen zu wahren. Ich lese viel und seit einiger Zeit entwerfe ich modische Accessoires, weil ich aus lauter Langeweile meine Nähmaschine wieder ausgepackt habe. Ich tue das für mich, erfreue keine ch an den schönen Dingen.
Freunde? Nur eine und die ist mir heilig. Mehr will ich auch nicht. Feiern gehen und an der Theke ein B. trinken kann man mit Jedem. In der Not sind diese Leute aber nicht da.
Tja, so war das bei mir. Und beim Lesen fiel mir auf, dass ich an dem Tag hätte packen sollen, als er das erste Mal ausgeflippt ist. Schwanger hin oder her. Aber er hatte mich nach nur einem dreiviertel Jahr so dehr in seiben Fängen, dass ich Panik hatte, das Baby allein zu bekommen.
Liebe Sakrileg, ich denke, du hast schon einige dieser Punkte durch. Wieviele Stationen willst du noch anfahren? Steig aus und nimm einen anderen Zug. Ich wünsche niemanden das, was ich durchlitten habe und ich habe wohlbemerkt viele Details ausgelassen. Weil ich durch das Schreiben oder Reden darüber nicht wieder diese Energie freisetzen möchte.
Im Herbst fahre ich mit dem Kind in Kur und dann wird vieles abschließend verarbeitet.
Liebe Sakrileg, bitte geh, bevor es für dich noch schlimmer kommt. Jeder Tag, den du länger bleibst, wird eine Woche in deinem Leben Verarbeitungszeit sein. Wenn nicht sogar ein Monat. Bitte, geh zum Arzt, lass dir eine Fluspi spritzen, pack dir ein paar Sachen und verschwinde. Denk nicht darüber nach, was er dann tut, wenn du weg bist. Egal! Lass ihn mit dickbusigen Blondinen rummachen oder sich allein besaufen. Fakt ist, dass jede Frau nach dir das Gleiche erleben wird mit ihm. Früher oder später. Und jede Frau vor dir kennt das auch. Woher ich das weiß? Ich bin gut befreundet mit meiner Vorgängerin. Er wollte das immer verhindern, weil er wusste, uch würde das Eine oder Andere erfahren.
Sieh den Tatsachen ins Augen. Nichts wird sich ändern, wenn du nichts änderst. Nimm dein letztes Stück Würde und fang neu an. Rückblickend wirst du dankbar und glücklich sein. Ich hoffe, ich habe dich ein Stück weit inspirieren können und dir auch Mut machen können.
Puh, das ist jetzt viel gewesen, aber ich musste das erzählen. Was Angst ubd Gewalt aus einem Menschen machen können.
Lg, Anschana