Deine Haltung gegen die Zeugung eines weiteren Kindes finde ich nachvollziehbar und angesichts der aktuellen Lage folgerichtig.
Zitat von Carbon: Das alles wurde meiner Frau auch mehrmals so mitgeteilt.
Und ihre Reaktion war, trotzdem weiterhin für Nachwuchs zu plädieren?
Zitat von Carbon: Ich denke eher es wird zu weiteren Spannungen in der Ehe führen, wenn wir uns noch mehr Verantwortung aufbürgen.
Jede andere Entwicklung unter den aktuellen Umständen wäre offen gesagt, verwunderlich. Sehe ich auch so.
Zitat von Carbon: Ich könnte ohne Probleme einen Haushalt alleine schmeißen. Dagegen könnte meine Frau finanziell unabhängig von mir leben. Gleichzeitig hätten wir dadurch wenig bis gar keine gesellschaftlichen Einbussen.
Sieht Deine Frau das mit der (ihrer) finanziellen Unabhängigkeit im Scheidungsfall auch so? Wenn dem so ist, dann seid ihr diesbzüglich in einer doch eher priviligierten Situation, was ja schon mal viel Druck rausnimmt.
Zitat von Carbon: Mir persönlich geht es nicht darum, dass die Ehepflichten erfüllt werden. Für mich muss die Frau es aus freien Stücken machen. Etwas zu erzwingen hat mich noch nie befriedigt. Deshalb habe ich auch noch nie etwas mit *beep*, Bord. und dergleichen anfangen können. Ich finde es ist eine seelische Befriedigung die Frau zu verführen. Ein Bündel Geld in die Hand zu drücken damit mit mir geschlafen wird finde ich absolut unerotisch. Von daher bringt es mir langfristig nichts meine Frau zu ihren Ehepflichten zu zwingen.
Ganz genauso schätze ich Dich auch ein. Die Schilderung der Situation meiner Eltern war nicht auf Dich gemünzt. Es war eher als abschreckendes Beispiel gedacht, wie es eben
nicht laufen sollte und dass man,
bevor sich solche eine Entwicklung einstellt, lieber den Weg einer Trennung bzw. alternative Ehevarianten erwägen sollte.
Zitat von Carbon: Für mich kommt da quasi ein Jagdinstinkt dazu. Wenn ich z.B. eine Frau aus der Disco abschleppe, dann ist das psychische Erfolgsgefühl genauso wichtig wie die körperliche Befriedigung. Dabei finde ich es z.B. auch anziehend wenn sich mehrere Männer um eine Frau streiten, da das die Herausforderung steigert und das Erfolgsgefühl danach umso größer ist.
Tja, was soll man hierzu nun sagen?
Falls dies für Dich
heute immer noch gilt, war aber doch eigentlich die Ehe bzw. die Familiengründung
in dieser Hinsicht für Dich ein Schuss ins eigene Knie!?
Das was Du hier schilderst, kenne ich gut von einem entsprechend veranlagten Freund. Doch als er dann - mit ca. 45! - heiratete, war dieser, ich nenne es mal Trieb, erloschen. Er hatte sich buchstäblich das Horn abgestoßen und war glücklich mit Frau, Kind, Haus, Beruf usw.
Könnte es denn sein, dass Du Dich schlicht
zu früh gebunden hast? Oder hast Du ernsthaft geglaubt, dieses Eroberungsgefühl und die Dir so wichtige weibliche (intime) Anerkennung auch nach mehreren Ehejahren noch zu bekommen? Falls dem so ist, fände ich das ehrlich gesagt nicht ganz realistisch, wenn nicht gar naiv. Der nächste Absatz beruhigt mich aber diesbezüglich...:
Zitat von Carbon: Hinzu kommt das es mir nicht nur um den Sex an sich geht, sondern um sämtliche Zärtlichkeit worunter eben auch Kuscheln, Küssen und Händchen halten gehört. Ich kann mir nicht vorstellen dass Kuscheln so berauschend ist, wenn die Frau mehr oder weniger dazu gezwungen wird. Da kommt doch auch keine Leidenschaft von ihr und das ist wohl das was es am ehesten für mein Bedürfnis ist. Die Leidenschaft einer Frau.
Ja, kann ich Dir gut nachempfinden.
Aber: auch die Leidenschaft schwindet doch in den meisten Fällen des Ehe- und Familienbetriebs! Ich gebe gerne zu, dass es ein paar seltene Fälle von lebenslanger Leidenschaft geben mag, doch davon grundsätzlich auszugehen halte ich für unrealistisch.
Aber aber: mit der
abnehmenden Leidenschaft sollten doch, und so erlebe ich es auch selber, andere
verbindende Aspekte der Beziehung
zunehmen!
Auf die Leidenschaft würde ich gerne später in Bezug auf Sucht noch näher eingehen.
Zitat von Carbon: Klar richtet man sich mit einem Kind anders aus. Es krempelt einiges im Leben um. Ich persönlich finde, dass die Leidenschaft zwischen einem Ehepaar auch mit Kindern Platz haben kann/sollte.
Ja,
kann und sollte. Aber auch: Nein,
muss nicht.
Aber gehen wir mal davon aus, die Leidenschaft ist bei
Deiner Frau schlicht und ergreifend erloschen (dauerhaft?), dann ist es ihr also
unmöglich, Dir eine (für Dich) beglückende Ehe-/Familiensituation zu bieten.
Und gehen wir mal davon aus, ohne die Leidenschaft seitens Deiner Frau ist es hingegen
Dir (dauerhaft?)
unmöglich, ihr eine (für sie) beglückende Ehe-/Familiensituation zu bieten.
Es liegen also zwei nahezu
unvereinbare Anspruchshaltungen vor, die ihrerseits auf (scheinbar)
unverhandelbaren Gegebenheiten beruhen: 1. Sie
kann ihre Leidenschaft nicht aus dem Hut zaubern. 2. Du
kannst Dein (geradezu existenziell notwendiges) Verlangen nach Leidenschaft nicht negieren.
Mir erschien es bei der Arbeit an meiner psychischen Heilung immer wichtig, klare Verbindungen und Abhängigkeiten sowie die sich
daraus ergebenen Entwicklungen zu skizzieren. Das habe ich auch ziemlich umfangreich in Schriftform gemacht. Das was wir beide hier bisher besprechen, ist ja alles nix Neues für Dich. Doch die Verquickungen mal wie in einem Mobilé des Lebens darzulegen erscheint mir sehr wichtig für deren
Bewusstwerdung! Emotionen, Triebe, Bewertungen können den Blick auf das Große Ganze sehr stark trüben und wir treffen Entscheidungen, die wir im Nachhinein betrachtet besser nicht getroffen hätten.
Z.B. hier:
Zitat von Carbon: Auch ohne Zärtlichkeiten könnte unsere Familie funktionieren. Ob es mich glücklich macht ist die andere Sache.
Gut erkannt: Glück ist
(vielleicht!) eine
andere Sache! Und diese Unsicherheit, ob Glück auch aus einer anderen Gemengelage entstehen kann, lässt uns zweifeln. Wer lange genug erlebt hat, wie
für ihn Glück funktioniert, der etabliert eine (vermeintliche!)
Gewissheit darüber,
was Glück ist.
Tatsächlich aber
begrenzt und verblendet uns diese Glücksdefinition. Auch hier werde ich später wieder das Suchtthema ins Feld führen.
Zitat von Carbon: Ich weiss aufjedenfall, dass meine Frau für andere Beziehungsarten NICHT offen ist.
Zitat von Carbon: Eine offene Ehe z.B. wo jeder mit anderen schlafen kann, würde auf Dauer meine Bedürfnisse denke ich nicht lösen. Wie schon erwähnt mir geht es nicht rein um den Sex. Mit irgendwelchen One-Night-Stands würde dann die sonstige Intimität fehlen wie nach der Arbeit auf dem Sofa kuscheln und knutschen. Ich habe schon immer eher auf Beziehungen gesetzt. Wenn ich einen One-Night-Stand hatte, war ich danach schon darauf aus, mit der Frau weiter in Richtung Beziehung zu gehen. Manchmal hat es nicht funktioniert und blieb ein One-Night-Stand oder eine Affäre. Da es nicht um den Sex alleine geht würden One-Night-Stands mir nur bedingt helfen. Dazu kommt die realistische Möglichkeit, dass ich mich in meine Affäre verliebe und lieber mit ihr zusammenleben möchte, was dann zum Ende der Ehe führen würden.
Dafür müsste ich eine feste Beziehung mit einer anderen Frau eingehen während meine Ehe weiterläuft. Ich denke nicht, dass so etwas für mich logistisch und psychisch machbar wäre.
Davon abgesehen, dass ich das genauso sehe, schließt das also eine wie auch immer geartete Spielart in Richtung offene Beziehung aus. Immerhin begrenzt dieser Ausschluss schon mal die strategischen Möglichkeiten.
Zitat von Carbon: Klar das gehört für mich auch dazu. Eine Frau die fest hinter mir steht, mit der ich lachen und über alles reden kann. Genauso wie die Intimität.
Könnt Ihr denn aktuell miteinander lachen und über
alles reden? Oder ist das ohne die Intimität in irgendeiner Weise beschnitten?
Zitat von Carbon: Ich will quasi alles. Vielleicht bin ich was Beziehungen angeht auch zu anspruchsvoll?
Alles zu wollen ist legitim. Alles (auf Dauer) zu
bekommen jedoch vielleicht schlicht eine Illusion. Wenn also Anspruch und Erfüllung nicht aufgehen bedarf es einer Entscheidung. Das gilt auch für Deine Frau, denn ich gehe davon aus, dass sie ihrerseits unter der Situation leidet?
Allerdings glaube ich, dass Betroffene unter Entscheidung aus o. g. Gründen nur ein begrenztes Spektrum auf dem Schirm haben, zwischen
was sich denn entschieden werden muss. Und ich könnte mir vorstellen, dass es Sinn und Zweck unserer Unterhaltung ist, dieses Spektrum zu erweitern - oder vielleicht sogar im Endeffekt die Entscheidung selbst zu hinterfragen.
Du selber hast oben erwähnt, dass der Stellenwert den die Intimität mit Frau(en) im Rahmen Deines Selbstwertgebäudes einnimmt, geradezu
fundamental ist. Und Du selber denkst sogar, dass diese Tatsache u. U. therapeutisch zu betrachten wäre. Diese Neigung (Abhängigkeit?) ist Dir also, wenn ich es recht interpretiere, selber nicht ganz geheuer. Wir können also mal ganz unverbindlich laienhaft draufschauen und kreative Gedanken zulassen:
Zitat von Carbon: Diesen Drang nach Anerkennung, Intimität und Leidenschaft von Frauen habe ich seit meiner Pubertät. Ich denke mal es ging so mit 13-14 Jahren langsam an. Das begleitet mich schon so lange, dass ich es nicht einfach abstellen kann. Bis vor 3-4 Jahren als sich meine Frau distanzierte habe ich damit auch nie ein Problem gehabt. Ich habe quasi immer bekommen was ich wollte. Wenn eine Beziehung mir das nicht bieten konnte, dann habe ich mich getrennt und mir das daraufhin von einer anderen Frau geholt.
Mein kreativer Vorschlag hierzu lautet:
Du hast Dich - diesbezüglich - seitdem nicht allzu weit aus Deiner Pubertät heraus bewegt! Zitat von Carbon: Das jetzige Problem ist, dass ich mit meiner Frau gemeinsame Verantwortungen habe und deswegen es mir nicht leicht fällt so leichtfertig Schluss zu machen.
Kreativer Vorschlag hierzu: Carbon hat nun die einmalige Möglichkeit, seine
charakterliche Entwicklung nachzuholen und quasi in Form einer Schocktherapie erwachsen zu werden. Dies, indem er aus
eigener Entscheidung eben nicht nur nicht leichtfertig, sondern
gar nicht Schluss macht.
Zitat von Carbon: Deswegen sehe ich es eher als letzten Ausweg und versuche andere Möglichkeiten zu finden.
Kreativer Vorschlag: Traue Dich, diesen letzten Ausweg (= Trennung) erst mal
komplett auszuschließen - zumindest als Arbeitshypothese. Gehe erst mal vollumfänglich davon aus, dass Du und Deine Frau für immer beisammen bleibt und gemeinsam aneinander wachsen dürft. Halte Dir kein(!) geistiges Hintertürchen (ich kann notfalls immer noch flüchten) offen.
Zitat von Carbon: Andere Menschen würden vielleicht sagen sie finden meine Abhängigkeit von der Anerkennung des anderen Geschlechts als psychisch ungesund an. Trotzdem weiss ich nicht ob ich ernsthaft Lust darauf habe mir diese Ansicht wegtherapieren zu lassen.
Vorschlag: Lust hat sehr wenig mit Wissen oder gar Weisheit zu tun. Und Ansichten kommen auf den jeweiligen Standpunkt (und Blickwinkel) an.
Aus einer Abhängigkeit heraus über Abstinenz zu urteilen kann keine klare Überzeugung generieren. Über diesen Punkt habe ich kürzlich mal ein m. E. sehr erhellendes Buchzitat ins Forum gestellt:
erfolgserlebnisse-f59/sammelthread-kontemplationen-fuer-individuelle-probleme-t107790-30.html#p2428102 Ersetze bei der Lektüre die Dro gen durch Dein Thema... Lass Dir Zeit dabei, es mag alles ungewohnt und insgesamt ungemütlich anmuten. Die meisten Abhängigkeiten wirken ja notwendigerweise bewusstseins(mit)bildend. Wer sich wirklich darauf einlässt das zu sehen und zu begreifen muss dabei so etwas wie Erschütterung erfahren - das gehört zur Katharsis.