vor ein paar Wochen haben meine Ex-Partnerin und ich uns getrennt. Das Ende der Beziehung hatte sich zwar lange vorher angekündigt, nichtsdestoweniger ist es für mich ein richtig bitteres. Sowas ist selten angenehm, aber in einem sowieso schon üblen Lebensabschnitt hat es mir den Rest gegeben! Wie es aussieht, bin ich damit (wieder) ganz unten angekommen, zumindest jedenfalls an einem Punkt, wo ich es kaum noch ertragen kann. Als wäre der letzte, lange kaputte Grundpfeiler jetzt endgültig weggebrochen.
Ich zerbreche mir natürlich auch viel den Kopf darüber, wie ich jetzt und in Zukunft mit ihr umgehe und in welcher Form ich Kontakt halten soll oder auch nicht. Aber weil es zu diesem Thema, schätze ich, keine verallgemeinerbaren Faustregeln gibt, komme ich an dieser Stelle wohl nicht drum herum, etwas auf den Hintergrund einzugehen, damit ihr die Sache überhaupt beurteilen und mir so dann hoffentlich weiterhelfen könnt.
Vorab: Sehr vieles über mich, meine Ex und die Beziehung werde ich zwangsläufig auslassen oder grob herunterkürzen, dennoch wird es jetzt etwas länger werden. Ich strenge mich schon maximal an, alles möglichst knapp zu halten, obwohl mich diese Aufgabe ziemlich überfordert. Aber ich habe an diesem Text schon wochenlang geschrieben und herumgekürzt - jetzt muss er endlich raus!
Mehr oder weniger seit ich denken kann, habe ich Probleme. Ich kann an dieser Stelle nicht meine missratene Lebensgeschichte (in der sehr wenig Leben vorkommt) inklusive lebensmüder Kindheit, jämmerlicher Jugend und völlig verkorkstem Übergang ins sogenannte Erwachsenendasein aufrollen, allerdings lässt sich kurz zusammenfassen, dass sich Depressivität, Selbsthass, massivste Selbstunsicherheit, Misstrauen und Angst vor Ablehnung tief in meine Persönlichkeit gefressen haben, der Leidensdruck stetig angestiegen ist und mit der Zeit noch weitere Probleme dazu kamen.
Vorübergehend weniger schlimm, zumindest in manchen Teilbereichen, wurde es erst an der Uni, nachdem ich dort, bildlich gesprochen, mit einem harten Sturz ins eiskalte Wasser davon gekommen war. Eine Zeit lang redete ich mir sogar ein, dass es ab sofort in die andere Richtung ginge, ich machte Fortschritte, doch im Hinterkopf wusste ich durchaus, dass die Hoffnung illusorisch gewesen ist und viele Probleme nicht aus der Welt geschafft waren.
Als ich, damals Mitte Zwanzig, meine Freundin kennenlernte und mit ihr zusammenkam, war ich insgesamt eigentlich schon wieder auf dem absteigenden Ast. Es war also ein durchweg überraschender Glücksfall für mich! Aus meinen bis dahin gesammelten Erfahrungen war ich felsenfest überzeugt, niemals einer Frau zu begegnen, die etwas an mir findet, geschweige denn es länger mit mir aushält! Obwohl andere Lebensbereiche sich mit besorgniserregender Geschwindigkeit dem Nullpunkt annäherten, hat die Beziehung mir damals wunderbare Momente und Erfahrungen verschafft, mein Leben vorübergehend ziemlich verändert. Es zeigte sich aber eben auch recht schnell, dass die Zweisamkeit sehr viel kitten musste bzw. zu meinem Mittelpunkt wurde, weil ich eben sonst so wenig hatte
Sie war aber unabhängig und genoss genug Freiheiten. Wir haben auch nie zusammen oder in derselben Stadt gewohnt. Als wir beide studierten, konnten wir uns relativ bequem mehrmals die Woche sehen; später hatten wir dann eine Fern- oder Wochenendbeziehung. Für mich zumindest ist das wiederum aber nicht der ausschlaggebende Punkt, weshalb die Beziehung gescheitert ist.
Übrigens bin ich ausdrücklich nicht auf der Suche nach weiteren Erklärungen oder Ursachen, warum es letztendlich soweit kam, ich will nur diejenigen Dinge durchgehen, die ich wichtig für die jetzige Situation halte.
Wie gesagt lief es, aus meiner Sicht wohlgemerkt, vor der Trennung schon sehr lange nicht mehr wirklich gut und die ersten Probleme schlichen sich schon Jahre vor dem endgültigen Schluss ein, langsam, aber stetig. Sie erschien mir zusehends passiv und desinteressiert, auf jeden Fall distanzierter. Ich fühlte mich einsam und später dann im Stich gelassen, vor allem, als es mir wirklich übel ging. Intimität und gezeigte Zuneigung ihrerseits war nachher praktisch kaum noch vorhanden. Praktisch alles ging nur noch von mir aus, wenig wurde erwidert. Ich habe immer geduldig die Situation beobachtet, mich selbst hinterfragt und dann, aus heutiger Sicht viel zu spät, auf Gespräche gepocht kam anfangs wenig Substantielles bei rum. Ich fühlte ich mich im letzten Beziehungsjahr längst nicht mehr geliebt (großes Wort, aber ihr wisst schon) oder als Partner wertgeschätzt, sondern wie ein Hausgast anstandshalber toleriert. Ich musste mitansehen, wie ich in ihrer Gunst immer weiter nach unten durchgereicht wurde ohne Erklärungen oder Streits oder sonst was. Ich litt natürlich extrem stark darunter, sie war gleichgültig. Dabei sind wir immerhin fünf Jahre zusammen gewesen!
Wir haben uns nicht gezofft, es gab wenige offen bösartigen Aktionen oder so, aber diese unterschwellige, latente Abwertung schmerzt viel länger und tiefer im Inneren
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Das Schlussmachen selbst war letztlich logisch und hatte auf merkwürdig widersprüchliche Art fast wieder etwas versöhnliches, weil sie da ansatzweise immerhin zeigte, dass für sie nicht alles bedeutungslos, meine Gefühle ihr nicht völlig egal waren, sie ging im Moment des Auseinandergehens einen Schritt auf mich zu, was sie vorher lange Zeit nicht tat (tun konnte?). Es gab kein böses Blut. Wir sind an diesem Tag erwachsen miteinander umgegangen.
Sie sagte noch, dass sie auf jeden Fall in Kontakt mit mir bleiben wolle.
Das möchte ich irgendwie auch. Trotz allem. Ich habe nicht widersprochen.
Tja, und jetzt stehe ich da, bin wieder isoliert und vereinsamt, ohne Freunde, ohne Job/Lebensaufgabe, endgültig von der Gesellschaft abgekoppelt; ein depressives, verunsichertes, zwanghaftes, geistig unzulängliches, mental gebrochenes, psychosomatisch derangiertes Wrack, angewiesen auf ratlose/zynische Institutionen mit bestenfalls wirkungslosem Konzept, überfordert von allem, unfähig sich selbst zu helfen und selbstbestimmt klarzukommen, ohne Zukunftsperspektive, ohne irgendeinen positiven Lebensinhalt.
Wieder sehe ich keinen Ausweg.
Ich bin also in großer Not, daher wäre mein ausgestreckter Arm nicht uneigennützig. Ich hab mich während der Beziehung in eine gewisse emotionale Abhängigkeit von ihr begeben, ohne dass sie mich da reingezwungen hätte oder sie andersrum dadurch eingeschränkt gewesen ist. Zumindest lag immer ein krasses Ungleichgewicht zu ihrem Gunsten vor.
Ich wäre immer noch ein wichtiger Bestandteil ihres Lebens hatte sie mir am letzten Tag gesagt. Ich könne ihr auch jederzeit schreiben. Die Verlockung ist zugegebenermaßen groß. Aber kann sie das wirklich ernst meinen? Schließlich war ich ihr ungefähr so wichtig, dass sie mich links liegengelassen hat!
Ich bin ja nicht blöde. Natürlich hat sie mich ungemein verletzt. Der Umgang hatte etwas Herabwürdigendes an sich, ich wurde zurückgewiesen und von ihr aufs Abstellgleis bugsiert, für quälend lange Zeit. Andererseits habe ich bis heute viel Zuneigung für sie, obwohl sie die falsche Frau für mich ist, daraus mache ich keinen Hehl.
Über sie hinweg komme ich in näherer Zukunft nicht. Dennoch würde ich mich am liebsten möglichst schnell mit ihr treffen und damit anfangen, die Verwerfungen von vorne bis hinten detailliert aufzuarbeiten! Es gibt so vieles, das mich einfach nicht loslässt; das ich unbedingt besprechen, klären, verstehen will! Diese fünf Jahre lassen sich nicht so einfach abschütteln, zu vieles brennt mir unter den Nägeln, verlangt nach Abschluss. Ich will jeden Stein umdrehen, egal, ob es dann schmerzt.
Wenn das Kapitel künftig tatsächlich Freundschaft oder so ähnlich lauten soll, dann muss jetzt erst mal viel Mühe und Zeit in das Vorwort investiert werden. Auch wenn es keine Partnerschaft mehr ist, braucht es ja gegenseitiges Vertrauen und Respekt füreinander.
Wir beide hatten seitdem nur über ein paar wenige kurze Nachrichten Kontakt, in erster Linie wegen einer Sache, die nicht direkt mit der Beziehung zu tun hatte, aber seit zwei Wochen herrscht jetzt Funkstille von ihrer Seite.
Ich glaube, man erkennt meinen Konflikt: Da ist diese verdammte Bedürftigkeit von meiner Seite; eine Lücke, die keiner sonst ausfüllen könnte, ich hänge an diesem Menschen und da ist auf der anderen Seite mein Bedürfnis nach Selbstschutz gegen neue/alte Verletzungen sowie dem Wiederherstellen meiner Würde. Und mein unbedingtes Verlangen, diese ganzen offenen Flanken sobald wie möglich zu schließen.
Meint ihr, es ist einfach noch zu früh für so ein Treffen?
Und wäre es wirklich ratsam, jetzt bis aufs letzte das Vorgefallene und die Verletzungen auseinanderzunehmen? Oder vielleicht doch klüger, manche Dinge auf sich beruhen zu lassen, kleine Geheimnisse auf beiden Seiten zu akzeptieren?
Aktuell mache ich ihr in meinen Gedanken wieder mehr Vorwürfe. Ich bin aber grundsätzlich bereit zu verzeihen und habe das früh signalisiert. Hinterherrennen möchte ich ihr aber auch nicht. Jetzt muss mal was von ihr kommen.
Ich frage mich unentwegt, ob ich ihr wirklich egal bin, ob sie mich schon lange Zeit loswerden wollte und sich nicht getraut hat, ob sie tatsächlich irgendein ehrliches Interesse an Kontakt hat oder das nur alles Floskeln gewesen sind.
Was könnte ich tun, damit ich mit dieser Situation meinen Frieden mache?
Ich wäre wirklich dankbar, wenn jemand dieses lange Posting wirklich durchliest!
Eines noch: Bitte antwortet, wenn ihr ernsthaft was zu sagen habt. Falls ihr nur Bock drauf habt, mich runterzumachen oder platte Sprüche rauszuhauen, dann sucht euch bitte ein anderes Hobby. Ich sag's nur vorsorglich. Cheers.
29.04.2019 20:00 • • 16.06.2019 #1