ich heiße Lizy, bin 36 Jahre alt und bin seit einigen Jahren in diesem Forum aktiv aufgrund meiner Hypochondrie und generalisierten Angststörung.
Das erste Mal möchte ich ein anderes Thema ansprechen, was mich seit vielen Jahren massiv belastet und wofür ich teilweise meine Angsterkrankung und körperlichen Erkrankungen verantwortlich mache, da ich nach diesem Erlebnis krank geworden bin. Ich kann es bis heute nicht verarbeiten und vergessen und ich möchte es endlich ein für alle mal in der Vergangenheit ruhen lassen.
Ich fange auch direkt an. Damit es keine Verwechslungen gibt, nenne ich ein paar Personen mit ausgedachten Namen
Im Dezember 2010 habe ich Florian auf einer Feier kennen gelernt. Ich war nicht wirklich interessiert, weil ich in der Zeit seit 3 Monaten mit einem anderen ein Verhältnis hatte, mit dem es aber nicht gut lief. Er hieß Tim, war 12 Jahre älter als ich und war Arzt. Unser Verhältnis war rein sexuell. Da ich aber irgendwann mehr wollte und er wiederum nicht, war das ein Problem. Ich war frustriert und traurig. Meine damalige beste Freundin hat mich aufzumuntern auf die Party mitgenommen, wo ich Florian kennen lernte. Wir tanzten und unterhielten uns den ganzen Abend. Als er gehen musste, fragte er nach meiner Nummer. Er schrieb mir gleich am nächsten Tag wie schön der Abend war und er sich freuen würde mich wieder zu sehen. Ich habe nicht geantwortet, weil ich ein schlechtes Gewissen wegen Tim hatte. Er hat mir immer wieder geschrieben und ich habe nie darauf reagiert. Mit Tim ging es richtig böse zu Ende, nach dem ich erfahren habe, dass er auf einer Party auf Suff sich an meine Freundin rangemacht hat und er noch Kontakt zu seiner Ex hat. Nach langem zögern entschied ich mich doch bei Florian zu melden und wir trafen uns regelmäßig. Nach 2 Monaten sind wir uns näher gekommen. Ich wusste nicht ob wir fest zusammen waren aber er tat mir unfassbar gut und ich fühlte mich sehr wohl bei ihm. Er stellte mich seinen Freunden und seinem Bruder vor.
Allerdings bemerkte ich auch bei ihm, dass er komisch war. Wenn wir zusammen waren, war es mega schön, doch an den Tagen wo wir uns nicht sahen, war er kalt. Er meldete sich immer weniger. Wir haben immer nur alle paar Tage geschrieben und telefoniert und unsere Treffen wurden auf 1 mal die Woche minimiert. Mir ist auch aufgefallen, dass er weniger von sich erzählte, ganz besonders über seine Familie. Als ich ihn über seine Eltern und Familie ausfragte, erzählte er mir, dass er mit seinem Vater lebt und die Mutter in Amerika lebt, da die Eltern getrennt sind. Da er mit seinem Vater wohnte, der etwas religiös war und es nicht mochte wenn er Freundinnen mit nach Hause bringt, konnten wir uns leider immer nur draußen treffen. Zu mir konnten wir auch nicht, weil ich auch damals bei meinen Eltern wohnte. Und wenn wir mal alleine sein wollten dann nur bei seinem besten Freund zu Hause oder im Hotel.
Nach dem es schon knapp ein Jahr mit uns lief und ich inzwischen unglaublich verliebt in ihn war wie noch nie in meinem Leben, kam der erste Schock:
Ich traf zufällig ein guten Freund, der Florian zufälligerweise von früher kannte und erzählte mir, dass Florian's Mutter gar nicht in Amerika lebt sondern vor Jahren an Krebs gestorben ist.
WIE BITTE?
Ich verstand meine Welt nicht mehr. Warum ? Wieso erzählt er mir so etwas?
Ich wusste, dass ein Teil seiner Familie dort lebte aber bei aller Liebe, es kann wirklich sein, dass man den Tod seiner Mutter nicht verarbeiten kann aber so eine Story zu erzählen ist irgendwie total unheimlich.
Ich wusste nicht was ich machen soll, weil ich den Freund nicht verraten wollte, da es ja ein Grund geben muss, warum er mir das bis heute nicht erzählt hat. Klar hatte ich die Option einfach den Kontakt abzubrechen aber ich konnte es irgendwie nicht. Meine Gefühle zu ihm waren stärker und ich habe angefangen mir krankhaft das ganze schön zu reden, dass er von ihrem Tod geschädigt wäre und er es vielleicht nicht wahr haben möchte, dass sie tot ist. Ich hatte sogar Mitleid irgendwann. Meine Gefühle zu ihm waren zu stark.
Ich führte die Beziehung weiter mit der Hoffnung er wird es schon erzählen, wenn er sich bereit fühlt.
Als wir uns jedoch wegen etwas anderem gestritten hatten, platze es aus Wut aus mir raus und ich sagte, dass ich das mit seiner Mutter erfahren habe und wann er eigentlich vor hatte mir das zu sagen. Seinen Gesichtsausdruck werde ich wohl niemals vergessen. Seine Augen wurden riesengroß, sein Gesicht kreideweiß und er sagte:
NIE WIEDER WIRST DU ÜBER MEINE MUTTER REDEN; HAST DU MICH VERSTANDEN?
Ich habe ihn nur angeschaut und meinte, dass das mit seiner Mutter mir wirklich leid tut, aber ich hätte mir nur gewünscht, dass er es mir erzählt hätte, weil ich es auch getan hätte. Aber offensichtlich stehe ich für ihn nicht da, wo ich stehen solltee und beendete die Beziehung obwohl es mir sehr schwer fiel. Ich nahm 10 Kilo ab und war tot unglücklich.
1 Monat später sahen wir uns zufällig in einem Cafe. Wir waren beide schockiert, weil wir nicht damit gerechnet haben, sagten uns kurz Hallo, weil auch seine und meine Freunde daneben standen. Es tat so weh ihn zu sehen. Noch am selben Abend bekam ich eine Nachricht von ihm: Du fehlst mir und es tut mir weh.
Wir trafen uns am nächsten Tag und er erzählte mir unter Tränen warum er das mit seiner Mutter nicht erzählen konnte, wie schlimm das für ihn war als sie starb und er auf keinen Fall darüber reden kann und auch nicht will. Wir waren wieder zusammen. Ich konnte ohne ihn nicht mehr. Wir waren inzwischen knapp 2 Jahre zusammen.
Dann kam der nächste Schock:
Florian benahm sich in den letzten Wochen merkwürdig. Er war distanziert und wenn er einen Anruf bekam, ging er zum telefonieren ins andere Zimmer. Ich wurde stutzig. Eine Stimme in meinem Kopf sagte Da stimmt was nicht. Wir verbrachten das Wochenende in der Wohnung von seinem besten Freund, weil er verreist war. Er ging duschen und ich schnappte mir sein Handy mit der Hoffnung, etwas zu finden, was sein Verhalten erklärte. Und in der Tat : Lauter Nachrichten von einer Natalie!
Mir wurde übel, schwindelig, meine Hände und Beine kribbelten.
Ich konfrontierte ihn und er hat natürlich alles abgestritten. Er sagte, das Natalie zwar seine Ex sei aber das da nichts mehr läuft und er sie schon von früher kennt. Sie war angeblich in seiner schwierigsten Phase damals für ihn da gewesen als Freundin und mehr nicht. Ich glaubte ihm kein Wort mehr, packte meine Sachen, fuhr nach Hause und schaltete mein Handy aus. 3 Tage lang ging ich nicht an seine Anrufe ran. Er überredete mich zu einem Gespräch. Ich konnte es nicht ertragen ihn zu sehen, weil ich ihn so sehr liebte. Ich erkannte, dass ich eine unglaubliche Schwäche für ihn habe und er wusste das. Er weinte und versprach mir, dass da nichts läuft und er mich auf keinen Fall verlieren möchte. Ich verzieh ihm noch einmal.
Es vergingen 3 Monate. Er plante mit seinen Freunden am Wochenende wegzufahren. Ein Tag vor der Reise trafen wir uns im Cafe. Er wollte mir auf seinem Handy etwas zeigen und genau in dem Moment erschien plötzlich auf seinem Bildschirm ein Anruf von Natalie. Er hat sie weggedrückt. 2 min später erschien eine Pop-Up Nachricht wieder von NATALIE morgen früh um 7.30 wie besprochen?
Mir lief ein eiskalter Schauer über meinen Rücken. Ich dachte nur das kann jetzt nicht wahr sein.
Meine Tränen strömten buchstäblich aus meinen Augen. Ich war wie gelähmt. Ich nahm meine Tasche und rannte heulend zum Bahnhof. Er rannte mir hinterher. Ich sprang in die Bahn und als er kam gingen schon die Türen zu.
Das war das letzte mal, dass ich ihn gesehen habe. Nie wieder habe ich ihn gesehen. Aber ich habe nie aufgehört an ihn zu denken. Danach war ich nie wieder die, die ich mal war.
Früher war ich immer glücklich, aufgeblüht und immer positiv. Ich hatte einen Nervenzusammenbruch, landete im Krankenhaus mit Ohnmachtsanfällen und Lähmungserscheinungen. Schwindelanfällen, Tinnitus über Monate, Magenschleimhautentzündung, unkontrollierte Zitteranfälle und konnte erstmal nicht mehr arbeiten gehen. 9,5 Jahre ist es her seit der Trennung und es gab kein einzigen Tag wo ich nicht an ihn gedacht habe. Nach ihm konnte ich kein Mann an mich ranlassen, weder emotional noch körperlich.
2016, also 4 Jahre nach der Trennung hatte ich einen sehr schlimmen Rückfall. Nervenzusammenbruch auf allerhöchstem Niveau.
Ich fing mit einer Therapie an.
Eine Empfehlung meiner Therapeutin war: Sie müssen sich mit ihm konfrontieren um zu sehen, dass er nicht mehr das ist, was sie sich im Kopf vorstellen. Sie müssen ihn sehen um zu fühlen, dass sie gar nichts mehr fühlen.
Ich habe ihn gesucht und kontaktiert, da ich seine Nummer auch gar nicht mehr hatte.
Wir trafen uns auch noch gleich am nächsten Tag. Und ich wusste: das war keine gute Idee! Denn ich weiß, dass ich immer noch das gleiche fühlen werde, wenn ich ihn sehe.
Er erzählte mir, dass er seit der Trennung mich nie vergessen konnte. Also theoretisch fühlten wir beide das Gleiche. Lange rede kurzer Sinn. Dieses Treffen sollte, laut meiner Therapeutin, nur dazu dienen, damit ich mich mit ihm konfrontiere und ihn vergesse.
Das Ende vom Lied war, dass wir im Bett gelandet sind.
Der dritte Schlag ins Gesicht:
Ich habe herausbekommen, dass er noch nie da gewohnt hat, wo er es jahrelang behauptet hat, sondern dass er mit seiner Freundin zusammen wohnt. Das Ganze hat so eine hässliche Wendung genommen. Ich hatte Heulanfälle, bin verzweifelt vor seine Haustür gefahren, weil ich es seiner Freundin sagen wollte, dass er sie seit Jahren betrügt, wie er mich auch damals betrogen hat. Habe ich aber letzendlich nicht getan. Wir haben uns so schlimm gestritten und er hat mich als "Du bist ein Psycho" beleidigt und mir sogar gedroht die Polizei zu rufen, wenn ich nicht sofort verschwinde. Schlimmer konnte es nicht mehr kommen. Er hat mich einfach nur kaputt gemacht dieser Mann. Es war der größte Fehler auf diese Therapeutin zu hören und ihn zu kontaktieren. Ich habe danach die Therapie sofort beendet. Und mir geht es immer noch nicht gut.
Vor 3 Tagen habe ich ihn wieder das erste mal nach Jahren mit seiner Freundin und einem Kinderwagen gesehen. ER IST VATER GEWORDEN und es hat so unfassbar weh getan. Und ich weiß nicht warum.
Ich bin selbst seit 4 Jahren in einer festen Beziehung, wo ich nicht glücklich bin. Mein Freund ist geplagt von diversen Problemen, kann keine Gefühle zeigen und ich kann mich nicht öffnen. Ich habe knapp 15 Kilo zugenommen, bin krank geworden, leide an Hashimoto, Endometriose und Fibromyalgie. Und ich weiß, dass er der Auslöser ist.
Womit habe ich das verdient? Warum kann ich ihn immer noch nicht vergessen? Warum tut es mir immer noch weh? Er führt sein glückliches Leben mit Frau und Kind. Und er zeigt 0 Reue für all das was er getan hat. Das ist so ungerecht.
Ich bin verzweifelt, möchte aus diesem Gefühlskarussel aussteigen. Ich will ihn endgültig vergessen .
Was kann ich noch tun?
23.03.2022 13:31 • • 23.05.2024 x 1 #1