Liebe Aqua,
ich finde Deine Einstellung zum Thema sehr reif und erwachsen. (So Sprüche wie wenn der Partner/Partnerin dies oder jenes nicht erduldet, ist er/sie nicht der/die Richtige bringen meiner Meinung nach niemanden voran; die Bürde für die Beziehung wegen Krankeit wird so alleinig dem gesunden Partner/der gesunden Partnerin aufgehalst, und das ist meiner Meinung nach nicht fair.)
Es ist legitim, (regelmäßig) eine Beziehung zu hinterfragen; wichtig ist doch die Antwort, die dann dabei rauskommt: Ja, der Partner/die Partnerin ist es wert, daß ich mit gewissen Einschränkungen in der Beziehung/meinen Plänen (evtl) (eine Weile) leben muß - oder nicht!
Du hast doch schon Fortschritte gemacht! Und Rückfälle gibt es bei psychischen Krankheiten immer mal wieder! (Wenn Du Krebs hättest, bestünde die Gefahr, daß Du es später mal wieder bekommst.) Versuche, das Deinem Freund zu vermitteln!
Keiner weiß, ob einem schon morgen ein Ziegelstein auf den Kopf fällt oder er/sie unter eine Straßenbahn kommt. Auch Dein Freund ist nicht davor gefeit, durch Krankheit/Unfall aus seiner angepeilten Zukunfts-Bahn zu fliegen! Das kannst Du ihm ruhig - aber nicht moralisierend - mitteilen. Es ist ja nicht so, daß Du nicht willst, sondern Du hast - noch - gewisse Einschränkungen. Du solltest ruhig mit allem Tollem, das Du so drauf hast, pokern - von Aussehen über guten Sex, gleiche Interessen, tolle Gespräche, etc. Du bist doch mehr als Deine Krankheit!
Ich finde es toll, daß Du Dich in die Gefühle, die Deinen Freund umtreiben (Zukunft mit einer Person, die psychische Probleme hat) so gut reinversetzen kannst. Menschen mit psychischen Krankheiten neigen ja (zwangsläufig, denn sie müssen ihre Probleme ja an allererster Stelle erleiden/ertragen) zum Egoismus und verlangen Partnern, Verwandten und Freunden oft sehr, sehr viel ab - das kann zu enormen Belastungen bei Partnern, etc. führen. Es ist alles andere als leicht mit Menschen zusammen zu sein/ zu leben, die an einer psychischen Erkrankung leiden. Besonders in meiner letzten Beziehung war es für meinen Partner unglaublich belastend, auch, weil er selbst nicht 100 % psychisch gesund war; heute sind wir sehr gute Freunde.
Ja, klar solltest Du um Deine Beziehung kämpfen! Aber auch Deinem Freund vermitteln, daß Du viel bereit bist zu tun, damit es Dir (und ergo auch Eurer Beziehung) besser gehen wird - daß Du aber kein Schnellzug bist und Du womöglich mit Rückfällen rechnen mußt. Es kommt sicherlich auch drauf an, wie belastbar Dein Freund ist und ob er sich auch mal ohne Dich beschäftigen kann, auch mal alleine was unternehmen kann (ohne sich gleich einer Anderen zuzuwenden), wenn Du mal nicht kannst/willst.
Daß eine Beziehung endet bzw. sich einer der Partner anderweitig verliebt, das kommt auch bei normalen Partnerschaften vor. Das kann dann, aber muß nicht (ausschließlich) daran liegen, daß ein Partner einer gesundheitlichen Einschränkung unterliegt.
Alles Liebe und Gute für Dein weiteres Gesundwerden!
Meise
10.10.2015 14:14 •
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