Hallo Ihr Beiden,
na, hier herrscht ja eine Stimmung....
Ich, für meinen Teil, habe grade meine Arbeit (wahrscheinlich in einem saumäßigen Zustand) abgegeben und gleich danach so richtig angefangen zu heulen
In Anbetracht dessen, dass mein Ex sich jetzt wirklich auch das ganze WE nicht gemeldet hat, wird mir jetzt unerbittlich immer klarer, dass da nichts mehr zu machen ist. Es ist das erste WE, dass er sich gar nicht meldet (von den von mir initiierten Trennungsphasen mal abgesehen). Und wie hab ich mich doch immer großgefühlt und triumphiert, wenn ich mich von ihm getrennt hatte und mich meinerseits wochenlang nicht gemeldet habe... Vor paar Wochen hat er nachts halb vier bei mir angerufen und ich bin nicht rangegangen, weil ich mich ja a) konsequent trennen wollte und b) mir gedacht habe der Ar. war in der Disco und hat wohl keine abgekriegt und jetzt versucht er, wieder bei seiner Ollen unterzukommen. Im Nachhinein stellte sich raus, dass seine Wohnung infolge einer Havarie überschwemmt war und ihm alles über den Kopf gewachsen ist, er deprimiert und verzweifelt war und bei mir übernachten wollte...
Und jetzt? - Kein Telefon- und Klingelterror mehr, niemand schreibt mir mehr 'ne Mail....
Ich bin ganz traurig darüber, dass ich mich so entmenscht und hartherzig verhalten habe, wie ich doch sonst gar nicht bin. Aber es waren Reaktionen auf ihn: die Beziehung war einfach alles andere als gleichberechtigt. Ich durfte ihn nicht zu Hause besuchen und er hat sich kaum mit mir auf der Straße gezeigt, weil er von Nachbarn und Freunden nicht mit mir gesehen werden wollte, während er sich herausgenommen hat, bei mir ein- und auszugehen, wann es ihm passte, Verabredungen waren mit ihm sowieso so gut wie nicht möglich. Ich hab darauf meinerseits mit Rückzug und Zurückweisung reagiert, indem ich ihm wochenlang die Tür nicht aufgemacht habe und nicht ans Telefon gegangen bin und meinerseits versucht habe, mein Ding zu machen - wenn ich arbeiten musste, musste ich arbeiten, wenn ich lieber ins Kino wollte, statt mich mit ihm zu treffen, bin ich ins Kino gegangen, wenn ich die Tür nicht aufmachen wollte, habe ich die Tür nicht aufgemacht..... Nichtsdestotrotz, meine ganzen Handlungen, mein ganzes Ich mach mein Ding, waren ja letzten Endes auf ihn bezogen, durch ihn bedingt und meine eigentlich langweilige Arbeit hat mir in der Zeit nichts ausgemacht, ich habe doch alles mit einer gewissen Beschwingtheit getan - nun ja, die Illusion verleiht einem ja manchmal Flügel. (Er kam aus der Türkei, ich hab manchmal mir multikulturelle Familiengründungen ausgemalt u.Ä.)
Jetzt bin ich wieder mit meinen ganzen ungelösten Problemen konfrontiert, denen ich während der letzten anderthalb Jahre so erfolgreich ausgewichen bin: Was fang ich mit meinem Leben an? Wie kann ich über mich hinaus schaffen und auch für andere da sein? Was mach ich, damit ich nicht vereinsame? Wie bring ich mich unter die Leute?
Maikäfer - gestern habe ich Deinen Bericht in einem anderen thread gelesen und war total schockiert. - Es ist doch klar, dass man sowas nicht so schnell verarbeiten kann! Wenn Du 10 Jahre mit ihm gelebt, Dein ganzes Leben (einschließlich der Hunde) mit ihm geteilt hast, dann paar Monate quasi unbehaust wie eine Emigrantin gelebt hast und die Würfel eigentlich erst vor 2 oder 3 Monaten gefallen sind....
Ich weiß nicht, irgendwas an unserer Liebes- und Partnerschaftsideologie ist falsch. Wir fixieren uns, glaube ich, viel zu sehr auf einzelne Menschen, liefern uns ihnen seelisch auf Gedeih und Verderb aus und haben zuwenig Umfeld, was uns im Havariefall abfängt (trifft jetzt vielleicht gerade auf uns zu, die wir wohl alle drei nicht so kontaktfreudig sind). Die Eltern hat man ja auch nicht mehr für immer.
Ich komme eigentlich immer mehr zu dem Schluss, dass ich gern in einer Art losen freundschaftlichen Gemeinschaft von Leuten leben würde, in der man zwar auch die Möglichkeit hat, separat zu sein, vielleicht ein eigenes Appartment hat (gemeinsamer Frühstückszwang und aufgeteilte Haushaltspflichten wären nicht mein Ding), aber eben auch die Möglichkeit, vielleicht z.B. mit anderen Leuten Abendbrot zu essen, sich abends, wenn man will, in einem Gemeinschaftsraum zu treffen und vielleicht auch zusammen irgendwelche gemeinsamen sozialen Projekte o.Ä. durchführt. z.B. Flüchtlinge einladen o.Ä. (hatte vor paar Jahren mal viel mit Asylbewerbern zu tun und kam da mir alleine immer so hilflos vor...). Nicht, dass ich jetzt in irgendeiner Sekte oder einem Ashram untertauche - aber so eine Art große WG o.Ä.? Es gibt ja solche Mehrgenerationenhäuser......
Als ich 20 war, ist in die WG einer Freundin mal eine 40jährige Frau eingezogen - die hatte sich gerade nach 20jähriger Ehe von ihrem Mann getrennt. Fand ich damals ganz komisch....
Na, beim Perspektiven entwickeln ist mir schonwieder etwas wohler zumute - Rumspinnen ist schön, Machen ist schon schwerer.
Jetzt geh ich, glaube ich, erstmal raus, spazieren und in mein Lieblingslesecafe - gelesen habe ich auch schon lange nichts mehr.
teeblümchen
13.06.2011 12:34 •
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