@frau_knacks
Boah, ich hab beim Lesen echt mehrfach den Impuls gehabt zu sagen: „Lauf!“ – aber das wär zu einfach. Weil deine Situation ist nicht schwarzweiß. Du liebst ihn, ihr habt 10 Jahre durchgehalten, da hängt Geschichte, Loyalität, emotionale Tiefe dran. Und trotzdem: Wenn man deinen Text liest, schreit er zwischen den Zeilen permanent: „Ich funktioniere nur noch – aber ich lebe nicht mehr.“
Und sorry, aber das mit dem Hund, mit dem Haus, mit der Region – das sind keine kleinen Meinungsverschiedenheiten. Das ist ein komplett anderes Bild vom Leben. Du willst zurück in dein Leben – er will dich halten in seinem. Und das würd vielleicht sogar funktionieren, wenn er tragen könnte, was er will. Aber du weißt jetzt schon: das kann er nicht. Das hat er dir über Jahre hinweg immer wieder gezeigt – krankheitsbedingt, ja, aber trotzdem ist die Realität, dass du der Kitt warst, der alles zusammengehalten hat. Und ehrlich? Man kann auch kaputtgehen an zu viel Verantwortung.
Dass du gerade wieder ein bisschen auftauchst, merkt man daran, dass du anfängst zu fühlen, was dir fehlt. Das ist kein Rückfall – das ist der erste Schritt in Richtung Ehrlichkeit mit dir selbst. Du hast nicht “plötzlich” das Gefühl, dass du weg willst – du hattest es die ganze Zeit, aber du hast es untergraben, damit das System funktioniert. Jetzt funktioniert das System – aber du funktionierst nicht mehr darin.
Und zu der Frage: Trennung oder Kompromiss? Ganz ehrlich: Es gibt keinen echten Kompromiss, wenn einer bleiben will und der andere weg. Irgendwer gibt sich komplett auf – und du hast das Spiel lange genug gespielt. Du hast ihn getragen, als er nicht konnte. Du hast alles allein gemacht, dich selbst zurückgenommen, dich irgendwohin verlagert, wo du dich nie verwurzelt hast – und jetzt sollst du auch noch ein Haus aufm Land mitschleifen, das du innerlich schon ablehnst?
Du hast ihn jahrelang getragen, obwohl es dir auch nicht gut ging...Wann trägt er mal dich?
Ich sag’s dir, wie’s ist: Es ist okay, auszusteigen, auch wenn Liebe da ist.
Liebe allein reicht nicht, wenn das Fundament nicht mehr zu dir passt. Und du bist nicht egoistisch, wenn du jetzt sagst: „Ich will mein eigenes Leben zurück.“ Du bist überfällig dran. Du darfst wieder du sein – nicht nur Krankenschwester, Hundetrainerin, Haushaltsmaschine und stille Unterstützerin.
Mach’s in deinem Tempo. Aber sei ehrlich zu dir. Du weißt tief drin längst, was du brauchst. Du hast es hier klar aufgeschrieben. Vielleicht war das ja schon der erste echte Schritt.