Karlheinzche
ich möchte euch heute meine Geschichte erzählen und hoffe, dass mir vielleicht irgendjemand weiterhelfen kann.
Gleich vorweg: Vielen Dank an jeden Einzelnen, der sich Zeit nimmt, diesen Beitrag zu lesen und der mir in irgendeiner Form helfen will. Ich weiß das sehr zu schätzen.
Vor 8 Wochen hat sich meine EX-Freundin von mir getrennt. Wir haben nicht zusammen gewohnt und haben eine Wochenendbeziehung geführt, da ich Wochenendpendler bin. Kurz zu uns beiden - Sie ist 28, ich bin 32.
Die Beziehung war von Anfang an nicht leicht, da wir zahlreiche Kompromisse eingehen mussten.
Da war zum einen, dass wir uns nur am Wochenende gesehen haben und zum anderen, dass Sie ein eigenes Pferd hat.
Ich wusste von vorne rein, dass das schwierig wird was das zeitliche anbelangt, da Pferde in der Regel ein zeitintensives Hobby sind.
Sie lebt noch zu Hause bei ihrem Vater (Vater unten, Sie oben auf einer anderen Etage).
Es gab Gespräche darüber, dass ich nach meiner Zeit als Pendler mit dort in dieses Haus einziehe, was mir immer ein bisschen ein Dorn im Auge war, da es keine zwei von einander getrennten Bereiche gab und der Vater, so gern ich ihn auch hatte, immer präsent war. (Gemeinsame Abendessen und wir hielten uns auch öfter unten im Bereich in Gegenwart des Vaters auf, z.B. zusammen auf der Couch sitzen und solche Dinge.)
Meine Freundin würde ich als Sensibel, schüchtern und eher zurückhaltend beschreiben. Sie kann sich schwer öffnen und kam nie so wirklich aus sich raus. Sie konnte schwer Nähe zulassen und schwer Nähe geben, wobei ich das sehr brauche in einer Beziehung, dass man einfach diese Nähe spürt. Kurzum würde ich behaupten wir hatten ein verschiedenes Bedürfnis an Nähe/Distanz.
Sie ist sehr fürsorglich und hat sich immer für alles aufgeopfert, außer halt für diese Beziehung.
Es war immer so eine frösterliche Stimmung zwischen uns. Sie konnte schwer Nähe zu lassen und trotz das wir ein Paar waren, waren wir uns doch irgendwie fremd. Es fühlte sich komisch an.
Wie als wäre immer eine unsichtbare Wand zwischen uns. Als würde ihre Liebe zu mir auf Sparflamme fahren.
Sie sagte irgendwann im Laufe der Beziehung auch mal zu mir: Ich weiß nicht, ob ich dir das geben kann, was du suchst
Ich glaube sie dachte, ich hätte mehr in ihr gesehen, als sie selbst in sich gesehen hat.
Im November letzten Jahres ist leider dann auch noch ihre Mutter verstorben, zu der sie eigentlich nicht den allerbesten Draht hatte, was diese Beziehung endgültig auf eine schwere Probe gestellt hat.
Leider sind mir in dieser Zeit ein paar Fehler passiert, die sie durch ihre Sensibilität falsch auffasste und sich somit mir gegenüber immer mehr verschloss.
Es ging da um gesagte Sachen, die sie mir auch immer wieder aufs Brot schmierte bei den Streits.
Durch ihre sensible Art verschloss sie sich dadurch nur noch mehr mir gegenüber.
Meine Mutter meinte, dass wäre aber nicht der ausschlaggebende Punkt, warum das ganze zerbrochen ist.
Es fing an schwierig zu werden. Die Diskussionen häuften sich, die Wochenenden verbrachte sie dann noch mehr Zeit beim Pferd (Obwohl das Pferd mittlerweile in einem Stall stand, wo es rundum versorgt wurde, diese Zeit wurde dann halt in das Reiten investiert) und generell wurde die Zeit die wir hatten immer weniger. Ich hatte ohnehin das Gefühl, dass immer alles wichtiger war. Ich versuchte mich in ihr Hobby mit einzubringen und fuhr öfters mit in den Stall, auch wenn ich nur da saß und ihr und ihrer Freundin beim Reiten zuschaute. Das heißt die Investitionen gingen immer mehr von mir aus.
Der Vater um den sie sich sehr sorgte, das Pferd, ihr Hund. Alles hatte irgendwie immer einen größeren Stellenwert in der Beziehung als ich. Trotzdem liebte ich sie und hätte alles für sie getan. Ich dachte immer sie sieht das genauso. Dabei hatte ich das Gefühl, dass ich einfach nur in ihr Leben gerutscht bin. In ihre kleine perfekte Welt und sie sich dachte 'Schauen wir mal, ob er in mein Konstrukt rein passt'
Es kam, wie es kommen musste. Sie trennte sich von mir (ich hatte auch vorher schonmal drüber nachgedacht diesen Schritt zu tun, aber mir war das alles anscheinend noch nicht schlimm genug, es von mir aus zu tun)
Danach passierten ein paar Fehler meinerseits - zurück Eroberungsversuche, die natürlich nichts brachten. Wofür ich mich allerdings nicht verteufele, ich wusste es einfach nicht besser. Und ich brauchte vielleicht auch einfach nochmal die Gewissheit.
Nun haben mein bester Kumpel und ich aufgedröselt was in dieser Beziehung alles schief lief und wir kamen auf den Trichter, dass das ganze zwischen uns beiden absolut nicht harmoniert und gepasst hat. Er meinte dass wir grundverschiedene Eigenschaften im Charakter haben.
Zu viele Ebenen auf denen wir einfach nicht harmoniert haben. (Nähe/Distanz Gefühl, Sex (Qualität/Quantität), Humor, Prioritäten, Persönliche Ansichten, Lebenseinstellungen. ) Diese Punkte lassen sich belieb lange weiter ausführen.
Mir geht es allerdings jetzt 8 Wochen nach Ende (6 Wochen ohne Kontakt) alles andere als gut. Es ist natürlich schon eine Tendenz nach Oben zu erkennen, wenn ich mir die ersten Wochen nach der Trennung anschaue (Schlaflosigkeit, Appetitlosigkeit, ich stand komplett neben mir) aber ich vermisse sie, vermisse die schönen Momente die wir zusammen hatten und viele Kleinigkeiten (Routinebedingt wahrscheinlich auch). Im Nachhinein kommen mir die Probleme auch kleiner vor, als sie wirklich waren. (Ach das kann man doch alles schaffen, wenn man will) Liebe regelt aber leider keine Probleme.
Hinzu kommt, dass ich irgendwann angst habe sie zufällig zu sehen, obwohl das eher unwahrscheinlich ist. Ich finde sie immer noch sehr attraktiv, sprich die sexuelle Anziehung ist noch sehr stark vorhanden. Kann mir jemand sagen ob sich diese sexuelle Anziehung irgendwann in Luft auflöst?
Wird dieser Glanz gehen, wenn die Gefühle gehen?
Ich stelle sie auf ein Podest und idealisiere sie im Nachhinein sehr stark. (Selbst meine Familie und meine Freunde, die sie alle sehr mochten meinen, dass ich sie auf ein Podest stelle, auf das sie weder optisch noch charakterlich hingehört)
Dabei weiß ich, (und das soll absolut nicht arrogant klingen), dass ich auch ein hübscher Kerl bin. Sie sagte sogar mal zu mir, dass sie noch nie so einen hübschen Mann hatte und nie gedacht hätte, eine reale Chance bei mir zu haben, als wir uns das erste mal gedatet haben.
Warum mache ich mich im Nachhinein so klein? Warum wächst die anfängliche schüchterne, zurückhaltende (dennoch bildhübsche Frau) in meinen Gedanken im Nachhinein so über sich hinaus?
Unsere Diskussionen verliefen sich im Sand, wir drehten uns im Kreis und kamen einfach nicht mehr auf einen gemeinsamen Nenner. Ich kann euch nicht mal sagen, worum die Diskussionen im einzelnen gingen, so banal waren sie. Wir haben durch den Tot der Mutter halt sehr viel zusammen durch gestanden. Wir haben sehr viel gemeinsam erlebt. Es gab auch einige schöne Momente, die ich im Nachhinein nur sehe, nicht aber das Negative das verschwindet immer mehr. Ich erwische mich immer wieder, wie ich ins Grübeln falle, weil ich es einfach nicht verstehen kann, wieso sie die Beziehung beendete. Normal hätte ICH es doch sein müssen, der das ganze beendet und nicht sie.
Sie meinte: Der Tot meiner Mutter hat uns eher mehr auseinander getrieben, als das er uns zusammengeschweißt hat Was ich absolut nicht verstehe. Wir saßen bis kurz vor ihrem Tot an ihrem Bett im Krankenhaus. Ich bin keine einzige Sekunde von ihrer Seite gewichen. Im Nachhinein warf sie mir vor, dass wir gefahren sind und erst als wir fuhren ist sie gestorben (Ist ja meistens so, dass Menschen dann erst loslassen). Nur ihr Bruder und ihr Vater bekamen den Tot mit, nicht aber wir. Sie warf mir vor darauf gedrängt zu haben zu fahren, obwohl selbst der Vater und der Bruder sagten, dass wir fahren sollen.
3 Monate später, empfahl ich ihr aufgrund ihrer Schmerzen die sie damit hatte, vielleicht mal eine Therapie in Anspruch zu nehmen, auch das legte sie mir negativ aus, obwohl ich es doch nur gut meinte. Auch das ich mich beschwerte das wir keine Intimitäten mehr haben, weil mich das sehr belastete. Ich hab ja versucht meine Bedürfnisse so gut es geht zurück zu schrauben.
Im nachhinein weiß ich, dass ich da hätte feinfühliger sein müssen. Ich hab Fehler gemacht, ja! Aber sowas muss doch eine Beziehung insgesamt aushalten, wenn die von Anfang an gefestigt ist oder? Wenn sie auf einem soliden Grundgerüst steht und sonst alles passt. Wir haben die Wohnung der Mutter zusammen ausgeräumt, ich hab sogar noch das Auto von ihr nach Hause gefahren und ich hab echt versucht für sie da zu sein.
Sie sagte mal mit dem Tot der Mutter ging diese Beziehung bergab. Aber dafür kann doch nicht ich verantwortlich sein, wo ich doch alles gemacht und getan habe, ich lediglich in manchen Situationen vielleicht nicht so empathisch und sensibel war, aber so war ich halt in dem Augenblick
Mich triggern sehr viele Dinge. Neulich ging ich mit meinem Kumpel und seinem Hund spazieren und wir gingen auf das Dorf zu indem sie lebt, da ging bei mir gleich das Grübeln wieder los und er meinte: Du musst mal aufhören dich da sowas von komplett rein zu steigern
Es sind viele Kleinigkeiten, die mich täglich an sie erinnern. Ich denke so oft zurück an Zeiten die wir erlebt haben, oder Momente. Was sie sagte, wie sie sich verhielt oder Gespräche die wir führten. Und insbesondere mache ich mir Vorwürfe, was diese Geschichte mit der Mutter anbelangt.
Nüchtern betrachtet (rational) wird's wohl das beste gewesen sein, dass diese Beziehung nicht mehr existiert, dass ist mir bewusst und ich denke viele hier werden mir auch das gleiche raten, dass es eher ein Segen und ein Wink mim Zaunpfahl ist, dass da draußen noch was besseres wartet.
Aber warum vermisse ich sie so? War ich einfach nur glücklich wieder eine Beziehung zu haben, weil ich etwas länger single war? Habe ich mich einfach verloren in der Beziehung und habe zu weit über den Tellerrand hinausgeschaut und meine Bedürfnisse hinten angestellt nur um wieder eine Beziehung zu führen? Habe ich in ihr etwas gesucht, was niemals da war und als sie ging, habe ich diese Sehnsucht weiter ausgebaut?
Ich hab alles gelöscht. Mache quasi einen kalten Entzug durch. Kein Facebook mehr, kein WhatsApp, kein Instagram. Ich weiß seit 6 Wochen nicht mehr was in ihrem Leben abgeht. Sie ist quasi wie tot für mich. Denkt ihr, dass das genau der richtige Weg ist oder ist das quasi ein zu krasser Entzug?
Was würdet ihr mir emfpehlen?
So Leute. Ich hoffe ich hab das ganze hier nicht zu sehr in die Länge gezogen. Ich freue mich über jede einzelne Antwort von euch. Ich danke euch im Vorraus sehr für eure Hilfe.
Habt einen schönen Tag.
Liebe Grüße
20.10.2020 09:30 • • 21.10.2020 #1