In dem Moment sagte er mir, er müsse sich das alles noch einmal überlegen.
Wir waren beide sehr gestresst. Er erlebte eine Streifung (Mini-Schlaganfall) die er aber problemlos überwand. Ich hatte gleichzeitig Probleme mit Herzrasen, das dann auch wieder wegging.
Wir liessen das Kindermachen ruhen und gingen wieder zum Paartherapeuten, denn er hatte ja nicht nur den Kinderwunsch sondern auch die Beziehung in Frage gestellt. Es kam auch aus, dass er 2 Jahre vorher in eine andere verliebt gewesen war (ohne dass da etwas lief). In der Paartherapie wollte er über Nähe-Distanz-themen sprechen. Ich versuchte so gut es ging zuzuhören. Gleichzeitig zerriss mich die Sehnsucht nach einem Kind und ich wollte das auch Thematisieren. Hielt mich aber zurück, denn ich dachte ich wollte seinen Anliegen Raum geben. Der Paartherapeut ging m.E. überhaupt nicht auf meine Situation und den Kinderwunsch ein. Mein Partner äusserte immer mehr Wünsche nach Distanz (vorübergehende Trennung, zusammen bleiben aber getrennt wohnen, schlussendlich: eine offene Beziehung führen). Für mich kam das alles aus heiterem Himmel. Ich hatte gedacht wir wären dabei eine FAmilie zu gründen und er kam mir mit Distanz. DAs ganze immer ohne eine Erklärung von ihm die ich hätte verstehen können. Noch nicht mal Vorwürfe (dann wüsste ich ja wenigstens was ihn störte).
Es war mir nicht möglich Trennung auch nur zu Erwägen. Auch ein Kinderwunsch-Stopp nicht, denn die Frauenärzte hatten mir Druck gemacht, ich sei jetzt schon zu alt. Mit jeder Periode ging eine Chance für mich, Mutter zu werden, das Klo runter.
Schliesslich trennten wir uns nach 10 Jahren Beziehung.
Es war für mich schlicht unmöglich beide Themen gleichzeitig irgendwie zu bearbeiten: Dass mein Freund gehen wollte/gegangen war und dass ich kein Kind haben sollte obwohl ich mir so sehnlich eins wünschte. Ich war zum Zeitpunkt der Trennung 38 und dachte/denke immer noch, dass er meine einzige und letzte Chance war eine FAmile zu gründen. Aber ich hatte ihn auch sehr lieb gehabt und uns für glücklich gehalten und bis heute nicht verstanden, warum es ihm in der Beziehung nicht mehr gefiel. Der unerfüllte Kinderwunsch war aus meiner Sicht eine Krise die wir gemeinsam meistern würden. Ich kann immer noch nicht nachvollziehen, was ihm an der Beziehung nicht gepasst hat oder ob es tatsächlich nur der unerfüllte Kinderwunsch war, die ihn zur Trennung bewog.
Jetzt sind zwei Jahre vergangen, ich bin 40 Jahre, single und kinderlos. Das macht mich sehr sehr traurig.
Ich versuche die Vergangenheit zu verarbeiten und eine Haltung zu entwickeln, wie das auch empfohlen wird, um eine Trennung zu überwinden: wie ihm zu vergeben, mir selber zu vergeben, die Tatsache akzeptieren dass er gegangen ist, usw. Ich habe ein aktives Leben (beruf, hobbies, freunde) und spiele mit dem Gedanken via singlebörse einen neuen Partner zu finden. Aktiv dazu etwas getan habe ich aber noch nicht. Ich versuche mich auch darauf einzustellen, dass ich kinderlos bleibe und trotzdem ein glückliches Leben haben kann.
Aber hier ist der Knackpunkt.
Es ist mir einfach nicht möglich diesen wahnsinnigen Schmerz aufzulösen. Ich denke immer dass ich mit dem einen oder anderen der Themen, irgendwie klar kommen könnte. Aber in dieser Kombination, spielen meine Gefühle ping-pong mit mir.
Ich kann versuchen die Beziehung zum Ex hinter mir zu lassen (Vergeben, abhaken etc.). Aber die Verletzung, keine Familie zu haben, wird immer bleiben. Ich kann einfach nicht mehr darauf zählen, dass ich dann mit dem Nächsten Kinder haben werde. Wenn ich jetzt einen neuen Partner finden sollte, ist es möglicherweise so dass ich diejenige bin die ihn enttäuschen muss, weil ich zu alt bin um problemlos Kinder zu haben.
Ich kann versuchen den unerfüllten Kinderwunsch hinter mir zu lassen (trauern, neu ausrichten, andere Lebensinhalte finden). Doch ich bin nicht nur kinderlos ich bin ALLEIN. Und bei jedem Gedanken an einen neuen Partner taucht das Gedankenkarrussel bezüglich Familie auf. Es erscheint mir manchmal auch sinnlos eine neue Beziehung einzugehen, die kinderlos bleiben soll.
Kommt dazu, dass ich vor meiner Beziehung, in den Zwanzigern, sehr lange single war. Das hat mich verletzt, ich weiss auch nicht warum es so war, und es macht mir Angst, auf die Suche zu gehen.
So vergeht die Zeit. Meine Chance Mutter zu werden wird sich sehr bald endgültig verdünnisiert haben. Und für die Partnersuche fehlt mir der Mut.
Ich habe keinen Kontakt mehr mit meinem Ex. Er konnte mir damals nicht erklären was seine Gefühle waren und wird es auch heute nicht können (es gab einen Versuch zu einer Aussprache ein halbes Jahr nach der Trennung, der war ein Desaster). Ich werde also nie verstehen was passiert ist. das macht es mir unmöglich das alles zu überwinden. Mein Leben erscheint mir ehrlich gesagt oft leer und sinnlos.
Was kann ich tun?
16.11.2012 17:45 • • 21.11.2012 #1