Ich hatte ihn dann länger nicht mehr gesehen. Im ganzen Januar war er im Krankenhaus. Ich habe zu meiner Freundin gesagt, ich würde ihn mal gerne besuchen was allerdings aufgrund der Corona Bestimmungen nicht möglich war. Im Februar kam er dann mal mit seiner Schwester zu meiner Freundin. Ich freute mich sehr ihn wiederzusehen. Wir verstanden uns super und machten ein Treffen aus um miteinander spazieren zu gehen. Von da an ging alles Schlag auf Schlag. Am 2. Tag kam eine liebe Umarmung, am 3. Tag ein Kuss. Wir sahen uns 2 Monate lang, 7 Tage die Woche 5-9 Stunden am Tag. Seiner Schwester missfiel der Umstand zunehmend. Sie mag mich nicht, warum auch immer. Ich habe sie 2 mal direkt angesprochen, sie stellt sich dann unwissend und intrigiert aus dem Hinterhalt.
So spitzte sich die Lage mit ihr immer mehr zu und auf der anderen Seite ihr Bruder der mir jeden Tag sagte, dass er mich liebt, sich jeden Tag freut mich zu sehen, ich mir gar nicht vorstellen könne wie gern er mich hat. Dann hatten wir an einem WE mal ausgemacht, dass er zu mir kommt. Ich muss dazu sagen, dass ich mit meinem Ex zusammen in einer WG lebe. Am Vortag verabschiedete er sich noch von mir mit dem Worten "ich liebe dich und freu mich auf morgen" und am nächsten Tag als er kommen sollte rief er mich über das Handy seiner Schwester am Vormittag an und teilte mir mit das er nicht kommt, es besser wäre wenn wir gute Kollegen bleiben, das sein Verhalten mir gegenüber nicht ok sei und mir es nur noch mehr weh täte wenn er stirbt.
Seit dem Tag bin ich im wahrsten Sinne am Ende. Dieser Schnitt von heute auf morgen. Gestern ein "ich liebe dich", heute wird man aus dem Leben katapultiert als hätte man nie existiert. Ich war mir sicher, dass seine Schwester die Finger mit im Spiel hat die ja zwischenzeitlich bei ihm im Haus eingezogen war. Desweiteren sagte er noch, dass er diese Streitereien nicht mehr haben kann, die Kraft dazu nicht mehr hat. Wobei ich Streitereien oder Diskussionen vor ihm stets vermieden hatte. Was allerdings seine Schwester mit ihm beredete wenn ich weg war weiß ich nicht.
Ich bin nur noch fertig. Das ist jetzt 2,5 Monate her. Ich hatte in der ersten Zeit viel getrunken, nach 2 Wochen musste ich mit dem Notarzt mit starker Atemnot ins Krankenhaus. Ich weine Tag ein Tag aus. Diese Ungewissheit und die Tatsache, dass ich an ihn nicht mehr ran komme und gleichzeitig zu ihm rüber gucken kann, macht mich fertig. Einerseits wünsche ich mir, dass er die Erkrankung überlebt auf der anderen Seite habe ich Angst, dass ich ihm einfach egal bin und sich zwischen und so oder so nichts mehr ergeben wird und ich nur noch weiter leide.
Es gibt aus dem Umfeld keine beruhigenden Worte die mir helfen mit der Situation umzugehen. Ich höre dann "er hat Schluss gemacht, vergiss es einfach", "du bist ihm nicht egal, das war nicht seine Entscheidung weil ER das wollte". Aber was soll ich machen? Es ist frustrierend, belastend. Er hat derzeit den letzten Chemo Block. In ca 4 Wochen erfolgt die letzte große Untersuchung. Eine Woche bevor der Kontakt abbrach bekam er die Nachricht, dass der Tumor geschrumpft ist. Er ist allerdings nach 5 Jahren schon in einem schlechten Allgemeinzustand. Was würdet ihr machen?
11.06.2021 20:10 • • 02.07.2021 #1