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Ich kam vor 10 jahren mit meinem jetzigen Mann zusammen, mein Sohn aus 1. Ehe war knapp 4. Ich lebte damals noch in Ausbildung (war 28), die mir aber nicht wirklich gefiel. Ich hatte kein Geld, dachte, ich sei der größte Loser aller Zeiten und eigentlich konstant depressiv, mal mehr mal weniger. Natürlich hab ich versucht, für mein Kind da zu sein, lustig zu sein, ihm immer zu zeigen, dass es ok ist, ihm versucht Freude zu bringen. Aber oft mit diesem schlimmen depressiven gefühl darunter. Man sieht manchmal auf Videos von damals, wie ausdruckslos mein Gesicht ist, wie monoton meine Stimme, und trotzdem versuchte ich irgendwie mitzumachen.
Die neue Beziehung war von Anfang an schwierig. Ein Mann aus einem anderen Kulturkreis (Osteuropa), mein Sohn und er sprachen nicht die gleiche Sprache. Mein mann ist der absolute Klischee-Mann: rational, gebend, machend, problemlösend, anpackend. Ich bin: emotional, eher passiv, introvertiert, sehr nachdenklich.
Wir prallten total aufeinander und es kam oft zu Streits. Da war das Kind nicht immer dabei, und wenn, dann gab es Streits mit weniger Intensität oder man riss sich zusammen. Allerdings ist /war die Dynamik zwischen mir und meinen Mann so extrem, dass da sehr viel angetriggert wurde. tausend Unsicherheiten kamen bei mir hoch und versetzten mich in Panik, so dass ich in manchem Streit anfing, verzweifelt zu heulen, um Liebe zu flehen etc. Mein Mann hat dann auch eine Art Trauma-Reaktion: je bedürftiger ich bin, umso mehr macht er zu. Er hasst es, wenn ichDramatisch bin, nimmt es überhaupt nicht ernst. Ich in meiner Panik klammerte mich dann noch mehr an ihn, heulte, er solle mir doch verzeieh etc., er wurde immer lauter, immer kälter, immer abweisender. Dann war ich voll drin im Trauma.

Wir hatten einige Situationen wo mein Kind bei etwas voll dabei war: Hotelzimmer nachts im Urlaub. Es gab Streit und mein Mann kann bei Streit direkt wunderbar einschlafen. Ich war völlig aufgewühlt und bettelte darum, uns zu vertragen. Er forderte, einfach zu schlafen. Und so ging es hin und her, bis ich irgenwann ein zitterndes Häuflein Elend war, das um Liebe bettelte. Ich schlief dann bei meinem Sohn im Bett, wobei es weniger ein Schlafen war, sondern ein Dösen mit ständigen´m Aufwachen vom Herzklopfem und Panik. Ich versuchte IRGENDWIE für mein 5jähriges Kind da zu sein, aber ich sehe heute: ich HABE ein Entwicklungstrauma und es wurde bis heute nicht behandelt, und damals in dieser Situation war ich wie ferngesteuert.
Irgendwann saß ich auf dem Klo und schluchzte und konnte n icht aufhören, Mein Sohn saß auf meinen Knien und ich spürte, wie sein Herz gegen mein Herz böllerte, er weinte auch. Mein Mann versuchte mir mit Geaalt Wasser einzuflößen, damit ich aufhören solle zu weinen (ich hätte eieglt nur eine Umarmung gebraucht, um mich zu beruhigen). Irgendwann am Ende der Nacht vertrugen wir uns, von ihm aus halbherzig.
Nach dieser Nacht j´konnte icht nichts frühstücken und auch nicht Ski fahren. Mein Sohn ist allerdings mit meinem Mann auf die Piste gegangen, hat auch gefrühstückt. Ich erinnere mich nicht mehr an alle Details. Aber heute, Jahre später, wo mein Mann und ich uns besser kennen und diese Dinge recht gut um Griff haben, drückt mich die Erinnerung daran mit Wucht nieder. Es scheint mir so gewaltsam, so furchtbar. Dass das Kind dabei war. Die ganze Nacht. Es sah seine Mutter verzweifelt, schulchzend, jammernd, außer sich.
So etwas darf nicht passieren und doch ist es passiert. Bitte keine Vorwürfe, ich mache mir selbst schon mehr als genug, so sehr, dass ich denke, ich gehe daran zugrunde.
Natürlich mache ich es heute besser, aber ich stehe auch ganz anders im Leben und hab ganz andere Ressourcen als damals, total jung, naiv, verunsichert, unerfahren. Mein Sohn wurde in dieser Heftigkeit vielleicht noch 2 mal einem Streit so ausgesetzt (heute sind 10 jahre später), aber er hat oft, vielleicht aus seinem Zimmer raus, mich in meinem Zimmer mit meinem Mann streiten und heulen gehört.
Mein Mann und mein Sohn haben sich immer gut verstanden, mein Sohn (heute 14) will die Trennung nicht, er will dass wir eine Familie bleiben. Er ist auch ein lustiger Junge, ist beliebt in der Schule und bis auf schlechte Schulnoten eigentlich ERSTAUNLICH normal und unbekümmert. Wenn ich mich jetzt trenne, mache ich ein relativ heiles Familielneben kaputt, die beiden kennne sich seit 10 Jahren, und natürlich hatten wir auch viele schöne, ganz normale familiäre Momente mit zusammen in Urlaub fahren, Filme schauen, Fussball spielen, zusammen lachen, spielen etc. Ich gehe aber ei aber an meinen Schuldgefühlen zugrunde. Und mein Sohn kriegt DAS mit und leidet jetzt darunter. Es ist so absurd! Und irgendwie erinnert mein Mann mich an das alles. -Oder bin ich es selbst?
Ich weiß, dass meine eigene Persönlichkeit hier soooooo viel beigetragen hat, unglücklicherweise ist die (m.E. auch traumatisierte) Persönlichkeit meines Mannes ein totaler Trigger für meine Dämonen. Das schlimme ist, wenn die Kinder es mitbekommen. Hab soooo Angst, quasi ein Verbrechen begangen zu haben, es kommt mir vor wie Kindesmisshandlung, und doch sehe ich immer wieder, wenn ich zurückschaue: ich konnte damals mit meinem Wissen und Fähigekiten nicht anders. Hat jemand ähnliches erlebt?
Mir geht es aktuell sehr schlecht, ich fühle mich depersonalisiert und überlege an Trennung (obwohl es heute eigentlich i.d.R. sehr harmonisch läuft und wir nur noch manchmal kleine Meinungsverschiedenheiten über alltäglihces haben). Das ist ja das Paradox: WEIL es heute so ruhig ist, erschreckt mich dei Gewalt von früher und ich fühle mich total traumatisiert und will weglaufen vor diesem Trauma, weil es mich in schlimnste seelische Zustände bringt, soweit dass ich das Gefühl habe, verrückt zu werden.
Aktuell kann ich kaum noch runter kommen, immer wieder wiederhole ich im Kopf diese schlimme Nacht vor 9 Jahren, um irgendeine Antwort zu bekommen darauf, wie mein Sohn das wohl verkraftet hat und ob ich wirklich nicht anders konnte. Mein Mann ist total genervt davon, sagt, er hat keinen Respekt für diese Psycho-Komödie, ich würde mich selber belügen, würde mit meiner leidenden Art ihn zu einem eigenen schlechten Gewissen zwingen wollen. Ich bin richtig richtig verwirrt. Aber mein Mann kann mich dann auch nicht in den Arm nehmen, alles wie früher, nur mache ich jetzt da kein Drama mehr draus. Ich fühle mich einfach extrem verloren und verzweifelt. Hat jemand ähnlich Schreckliches erlebt? Wie kann ich das jemals wieder gut machen? Danke für euer Lesen.

20.10.2018 18:32 • 21.10.2018 #1


5 Antworten ↓


Hallo willkommen.


Also... wenn ich das richtig verstanden habe hast Du Schuldgefühle von dem Vorfall damals im Hotelzimmer? Nur das?

ich glaube allerdings das da vieeeel mehr hintersteckt

A


Streiten vor dem Kind

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Ich weiß es ist ziemlich leicht daher gesagt, aber versuche das damals erlebte hinter dir zu lassen. Du beschreibst dein Kind doch als ziemlich gut gelaunte Persönlichkeit . Also wird er es gut verarbeitet haben. Viele habe als Kind Situationen erlebt, die man als Kind nicht erleben sollte. Fast alle Eltern haben Streit, viele auch mehrmals die Woche.
Manche Kinder zerbrechen daran auch bestimmt. Dein Sohn zeigt durch sein Verhalten auch nicht die typischen Muster einer traumatisierten Persönlichkeit. Ich weiß wovon ich rede.
Auch ich habe 3 Kinder und die haben sehr viele Streits mitbekommen. Auch haben meine Jungs viel von meiner Angsterkrankung mitbekommen und leider muss ich sagen, dass einer meiner Söhne, durch die ganze Situation von damals , sowie auch teilweise heute, selbst eine Angsterkrankung entwickelt hat.

Auch an mir nagt der Selbstzweifel und die Gewissheit , dass ich daran Schuld bin.

Aber jetzt das aber. Fresse das alles nicht in dich so extrem rein, das würde deinem Sohn nicht weiterhelfen. Diese Dinge sind nun mal passiert und lassen sich nicht rückgängig machen. Dein Sohn scheint eine normale Entwicklung zu nehmen.
So wie ich das lese, scheint die Beziehung zu deinem Mann doch im Laufe der Jahre besser geworden zu sein. Wieso willst du dich dann trennen?
Ich kenne das auch von meiner Frau. Wir streiten uns und am Höhepunkt eines Streites fängt meine Frau auch an zu heulen und will dann in den Arm genommen werden. Ich weiß nicht, ob es typisch männlich ist , aber ich kann das dann auch nicht. Ich bin beim besten Willen nicht Gefühlskalt , aber in einem Streit kann ich das auch nicht. Wenn einige Zeit vergangen ist, dann ja.

Und es ist natürlich auch so, dass jetzt dein Gewissen zuschlägt. Jetzt ist es ruhiger und man hat Zeit darüber nachzudenken.
So mehr kann ich dazu auch nicht sagen

Gruß nebu

Hallo alissa,

willkommen hier im Forum.

Vermutlich machst Du Dir um Deinen Sohn zu viele Gedanken.
Zitat:
Wie kann ich das jemals wieder gut machen?


Bestimmt ist es hilfreich, wenn Kinder häufigen, heftigen Streit nicht mitbekommen.
Jedoch glaube ich kaum, dass Du da so vieles wieder gut zumachen hast. Warum?
Ein schlechtes Gewissen kann Dich natürlich sehr belasten.
Bitte versuche die Zweifel nicht so nah an Dich herankommen zu lassen.

Viele Grüße

Bernhard

Du sagst das es heute harmonischer zwischen euch läuft. Das ihr euch besser versteht und nur noch kleinste Meinungsverschiedenheiten habt.

Ich bin kein Eheberater und auch kein Beziehungsexperte, aber es klingt so als hätte sich dein Mann mittlerweile weiterentwickelt. Vielleicht, kann er seine wahren Emotionen nicht so direkt zeigen und fühlt sich bedrängt durch deinen Klärungsversuch.
Vor alllem da es 9 Jahre her ist, musst du etwas Verständnis haben, das er das heute nicht mehr hören will, da es ja gut mit euch beiden funktioniert.

Du solltest, wie es die Vorredner sagten, mit dieser einen Nacht abschließen. Lebe nicht in der Vergangenheit, sondern im Hier und Jetzt. Genieße deine Ehe und die Zeit mit deinem Sohn.

Etwas abgedroschen klingend, aber du hast das beste getan, was du konntest.
Vielleicht denkst du über die jetzige Zeit in ein paar Jahren auch, du hättest weniger zweifeln können.

Egal wie traumatisiert dein Sohn wird, er ist ein selbständiger Mensch und wird sich abgrenzen können und das ist gut so.

Nebenher kannst du dir ja überlegen was dir diese Schuldgefühle sagen wollen. Vielleicht bist du ja auch eingeladen dich liebevoll abzugrenzen und um dich zu kümmern.




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