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Hallo zusammen,
erst einmal vielen Dank für das Forum und die tolle Community. Der Austausch hier bedeutet mir sehr viel!

Vor einer Woche hat sich meine Freundin von mir getrennt. Ich versuche es zu verarbeiten und auch teilweise noch die Gründe nachzuvollziehen. Es tut mir leid für den doch recht langen Text.

Zur Vorgeschichte:
Wir haben uns erst vor einem halben Jahr auf einer Weiterbildung nach dem Studium kennengelernt und waren beide nicht auf der Suche. Wir haben uns einfach gut verstanden und beide ein Faible für lange und vielfältige Gespräche entdeckt. Wir hätten den ganzen Tag reden können. Wir haben beide schon etwas länger studiert, sind Anfang 30 und kamen zufällig aus derselben Stadt. Wir hatten eine Verbindung zueinander, vielleicht auch, weil wir beide noch jew. eine schwierige Vorgeschichte hatten und nach dem Studium etwas auf verlorenem Posten standen. Haben uns seitdem auch fast täglich SMS geschickt, es fühlte sich an wie eine Freundschaft. Als die Weiterbildung vorbei war, ging unser Kontakt weiter.
Sie hatte in der Heimatstadt einen Job angenommen, ich dann 1.5 Monate später einen Job in einer anderen Stadt. In diesen 1.5 Monaten wurde unser Austausch intensiver und wir haben uns öfter bei ihr getroffen. Ab dann ist die Initiative eigentlich stets von ihr ausgegangen, hat aber gleichzeitig auch abgewartet, ob ich mitmache. So entwickelte sich dann relativ schnell immer mehr daraus (Kuscheln, Küssen, S.). Das haben wir so nicht kommen sehen, sie kommt auch aus einer langjährigen Beziehung (im Guten getrennt) und kann sich noch nicht so öffnen. Irgendwie ist es dann doch passiert, und sie meinte sie hat bei mir das Gefühl, dass sie mir vertrauen kann. Wir waren sehr verliebt (haben uns lange in die Augen geschaut) und wollten uns nicht loslassen, gleichzeitig aber sehr traurig über meinen Umzug. Daraufhin habe ich sie gefragt, ob sie sich eine Beziehung vorstellen kann, auch wenn es dann eine Fernbeziehung würde. Dies bejahte sie. Wir wollten uns eine Chance geben, und da wir beide relativ gut allein auskommen, haben wir gesagt, dass „wir aus der Situation das Beste machen“. Das war gefühlsmäßig der Höhepunkt, wir waren beide sehr verliebt und das hielt auch für den nächsten 4 Wochen an. In der ersten Phase plante sie sofort einen Aufenthalt bei mir in der neuen Stadt für 1 Woche.

Treffen in der neuen Stadt:
Zu Anfang war es noch sehr schön, ich habe sie am WE besucht (was sehr locker uns schön war) und 2 Wochen darauf hat sie mich für eine ganze Woche in meiner Stadt besucht und es war insgesamt gut. Jedoch habe ich gemerkt, dass sie in der zweiten Hälfe der Woche eher müde und etwas bedrückt war. Gemerkt hatte ich es, thematisiert habe ich es aber nicht. Erst eine Woche später sagte sie mir am Telefon, dass sie nicht weiß, ob das mit der Beziehung so richtig ist und sie sich doch nicht ganz einlassen kann bzw. Probleme hat, Vertrauen aufzubauen. Ich fragte wieso, was denn passiert sei in der Woche? Es waren wohl ein paar Dinge in Gesprächen oder Verhaltensweisen, die sie irritiert und verunsichert hatten. Eine Situation hatte sie da als Beispiel angeführt:

Wir saßen auf dem Bett und ich wollte ihr am Laptop kurz ein Computerspiel vorstellen, während ich es gespielt habe. Nach einer Weile hatte sie mal den Kopf abgewendet und ich hatte sie wieder zum Schauen ermutigt. Irgendwann hatte sie ein Buch in die Hand genommen und gesagt: Du kannst ja erstmal weiterspielen, ich lese jetzt. Ich sagte dann etwas witzelnd: Ist das jetzt eine Trotzreaktion? Sie genervt: Nein, es ist doch ok, du spielst das Spiel. Und ich habe gesagt, dass ich das Buch jetzt lese. Und über meinen Satz hatte sie dann lange nachgedacht, wie ich das gemeint haben könnte bzw. was das denn soll. Solche Nebenbemerkungen haben sie dann verunsichert, da ich damit ihre Grenze (in dem Fall: ich will lesen) nicht respektiert habe. Dabei hatte ich ja nichts dagegen, es war ja nur eine eher lustig gemeinte Reaktion aus Verwunderung, da es den Anschein gemacht hatte, dass es sie gerade nicht interessiert was ich mache. Auch wenn ich es für übertrieben hielt, habe ich versucht sie zu beschwichtigen und gesagt, dass ich manchmal was unaufmerksam und tollpatschig sein kann bzw. im falschen Moment lustig sein will, und es dann mal falsch ankommen kann. Dass es nichts bedeutet und keine besondere Absicht dahintersteckt. Ich habe gemerkt, dass ihr das Thema sehr am Herzen zu liegen scheint und sie da Vertrauensprobleme hat. Schlussendlich hatten wir uns vorerst geeinigt, dass sie vielleicht doch da nur zu unsicher ist, dass wir das Thema jetzt vergessen und dass sie solche 'Überschreitungen' sofort ansprechen kann. Außerdem hatten wir uns da über das Thema Kommunikation gestritten, da sie nur einmal (!) die Woche telefonieren wollte. Ich sagte, dass unsere Kommunikation aber immens wichtig ist in einer Fernbeziehung und ich lieber 4-5 mal die Woche telefonieren wollte. Eben damit wir uns nicht „aus den Augen verlieren“ und uns weiter kennenlernen können. Sie findet Telefonieren aber eher anstrengend… Der Kompromiss war 2-3 mal die Woche. Abschließend hatte ich ihr gesagt, dass wir das Thema Beziehung, da es ja gerade so akut ist, nochmal vernünftig zusammen besprechen sollten, da ich den Eindruck hatte, dass wir noch nicht alles ausgesprochen haben. Von ihrer Seite kam keine Rückmeldung mehr diesbezüglich.

Letztes Treffen in ihrer Stadt:
Das nächste Treffen war leider erst wieder in 3 Wochen (Corona) zwischen den Jahren, wo ich 5 Tage bei ihr war. Hier merkte ich auch wieder eine eher bedrückte Stimmung, auch durch verschiedene Faktoren: Weihnachten, Stress mit den Eltern, ihre Periode, und sicher auch die schwankende Beziehungssituation mit mir. Schon als ich in der Wohnung ankam, war ich etwas irritiert: Das Licht war aus, sie kam zu mir mit müden Augen und wollte schnell wieder aus dem Licht raus. erst dann haben wir uns begrüßt. Als ich ihr noch nachträglich ein Weihnachtsgeschenk geben wollte, wollte sie es auf den nächsten Tag verschieben. Zudem gab es noch ein Treffen mit ihren Freunden, dazu hatte sie mit einigen von ihnen noch abgesprochen, dass niemand ein großes Thema aus unserer Beziehung mache, wenn ich dann mitkomme. Das war ihr wichtig und hatte sie scheinbar auch belastet.

In der Woche hatten wir mehrere Streitereien. Einmal ging es um eine hitzige Diskussion, wo wir beide auf derselben Seite waren, aber sie dachte ich würde plötzlich gegen sie argumentieren, weil ich das Argument der anderen Seite analysiert habe. Ein anderes Beispiel war ein Tag, wo es ihr schlecht ging und sie meinen Vorschlag zum Billard spielen aber dennoch annahm. Der Abend war eher mäßig, was wir aber auch nicht anders erwarteten. Am Ende des Abends umarmte und lobte sie mich, weil ich so schön rücksichtsvoll und achtsam war. Im selben Moment merkte sie, dass ich einen von ihren Keksen gegessen hatte (die sie bei dem Treffen geschenkt bekommen hatte und extra für sie waren) obwohl sie vorher sagte, dass sie sie für sich haben will. Ich hatte mich entschuldigt, aber ihre Stimmung ging sofort in den Keller. Das hat sie wieder als Vertrauensbruch angesehen und aus Prinzip sehr hochgeschaukelt. (Du weißt doch, dass ich da Vertrauensprobleme habe. Du könntest ja im Prinzip auch in meinen Sachen wühlen und mich ausspionieren). Gefühlt war einfach alles nur noch angespannt und ein Minenfeld. Von den anfänglichen lockeren, tiefen Gesprächen mit Witz und Weitsicht war gar nichts mehr zu erkennen. Es ging nur noch um Kleinigkeiten und moralische Prinzipien, die missachtet wurden. Ich habe nur noch versucht, auf sie richtig einzugehen. Im Bett meinte sie, dass mir das mit Keks verzeihen kann. Später am Abend hatten wir noch S. Hatten wir an 4 Tagen; einmal war er wirklich gut, die anderen Male eher normal bis mäßig. Es kann gut sein, dass sie frustriert diesbezüglich war. Aufgefallen war mir zudem, dass sie in der gesamten Woche plötzlich die WC-Tür immer abgeschlossen hatte, was sie vorher nie machte.

Sylvester konnte ich leider nicht mit ihr feiern, da ich vorher schon zurück musste. Neujahr haben wir nicht viel geschrieben. Am nächsten Tag schrieb sie mir, dass sie nicht schlafen konnte, die Woche zu verarbeiten hatte und sie wollte ein Telefongespräch für die nächsten Tage.

Trennungsgespräch:
Das Gespräch ist zweiteilig gelaufen an 2 verschiedenen Tagen. Das erste Gespräch ging relativ lang und war sehr emotional und streitgeladen, und auch ziemlich chaotisch. Im Prinzip ging es um solche Streitpunkte wie oben genannt: Dass es nicht passt, ihre Grenzen überschritten wurden. Dass sie nicht verstehen kann, dass ich mich nicht auch so verhalte, wenn ich doch die selben Prinzipien hätte. Dass sie mich nicht ständig korrigieren will, und dafür keine Kraft habe, sie es einfach nicht kann. sie es sich für uns beide so sehr gewünscht hat, und bei Unstimmigkeiten in ihrer Gefühlslage stets angenommen hat, dass es nicht an mir liegt. Aber in der letzten Woche sie gemerkt habe, dass es wohl doch an anders ist, und sie das nicht wahrhaben wollte. Dass es einfach nicht passt.
Zudem hat sie die genannten Streitpunkte genommen und immer weitere 'Kleinigkeiten' hinzuaddiert. Sie wurde richtig sauer und sagte weitere verletzende Dinge wie, dass ich ja schon viele Macken hätte, sie die Schnauze voll habe.
Gleichzeitig fragte die mich, ob ich 'das hier' (soviel Streit etc) wirklich will ?
Auf meine Frage hin, warum sie mir davon nicht früher erzählt hat, wir dieses Gespräch nicht früher führen konnten und ich jetzt vor vollendete Tatsachen gestellt werde, hatte sie nur die Antwort, dass sie doch alles versucht habe. Aber außer das eine Telefonat über das Thema, welches wir eigentlich fortsetzen wollten, kamen von ihr keine Vorschläge für Gespräche, Themen oder Wünsche mehr. Zum Schluss des Gesprächs waren wir ausgelaugt und ich sagte ihr, dass wir nochmal in Ruhe drüber nachdenken sollten, dass sich jeder Probleme, Wünsche, Bedürfnisse aufschreibt und wir in 2 Tagen weiter klären, wie bzw. ob man die Beziehung fortsetzen kann. Sie willigte ein.

Das zweite Gespräch war etwas ruhiger. Jedoch hatte sie ihre Entscheidung bereits getroffen. Ich sagte, dass wir doch etwas anderes ausgemacht haben und wir über Problemlösungen sprechen wollten. Sie sehe aber keine Lösung.
Ihr tue alles so unfassbar leid und ich solle nicht denken, dass sie mich nur hingehalten hätte. Sie habe zu jedem Zeitpunkt die Beziehung genauso gewollt und habe es bis zum Schluss halt nicht wahrhaben wollen. Dass es nicht passt. Dass es für eine romantische oder offene Beziehung nicht ausreicht. Ich aber ein guter Kerl wäre und ich keine Schuld hätte. Und sie meine Freunde mag sowie ihre Freunde mich mögen. Ihr tue es wirklich leid. Daraufhin haben wir beide geweint.
Abschließend konnten wir noch ein bisschen über unsere ersten Treffen witzeln. Wahrscheinlich wollte sie, dass wir uns im Guten trennen.

Ich fühle seitdem ziemlich vor den Kopf gestoßen und weiß nicht wie ich das alles einordnen soll. Nicht falsch verstehen, ich habe sie als intelligente, lustige und liebe Frau kennengelernt, welche offen und locker im Umgang mit Menschen ist. Und auch niemanden ausnutzen wollte. Es gab viele gute und sehr liebevolle Momente. Deshalb konnte ich es zum Schluss nicht richtig glauben. Waren dies wirklich die Probleme? Wieso habe ich ihr nicht gut getan bzw. sie wurde müde in meiner Anwesenheit? Oder ging es vielleicht um den Sex? (obwohl sie mir dort eigentlich vermittelte, dass man es auch langsam angehen kann) Wieso sagt sie, dass sie die Beziehung bis zum Schluss mit ganzem Herzen wollte, aber bindet mich gleichzeitig nicht in ihre Problematik ein und macht es mit sich selbst aus? Wieso scheint ihr meine Sicht auf die Dinge so egal zu sein?

Ich verstehe es leider nicht. Die Trennung hat mich überrascht und schmerzt.

21.01.2023 18:36 • 16.02.2023 x 1 #1


3 Antworten ↓


Es hat wahrscheinlich bei ihr dieses extreme Verliebtsein gefehlt was besonders am Anfang der Beziehung ist. Im ersten Jahr einer Beziehung wenn wirklich beide extrem verliebt sind dann streitet man sich aber selbst das ist irgendwie schön weil man einfach mit der Person gemeinsam auf Wolke sieben schwebt und sich sowieso schon wieder versöhnt. Aus dem was du so schilderst und wie das auf mich wirkt ist es eher so das sie nicht sooooo verliebt war. Eher so eine Zuneigung.

A


Plötzliche Trennung nach kurzer Beziehung (3 Monate FB)

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Du kannst froh sein, wenn dieser Kelch an Problemen an dir vorbeigegangen ist. Du hättest es ihr nie „rechtmachen können“. Sie will alles bestimmen und Dir ein schlechtes Gewissen machen. So klingt das alles für mich. Jetzt schmerzt es, aber das geht vorbei.
Alles Liebe

Sorry, darf ich ein wenig Kritik anbringen?
So intelligent, eloquent und auch empathisch du rüberkommst, und so lobenswert deine Offenheit ist, das alles aufrichtig darzustellen; du isst ihre Kekse weg, obwohl sie die ausdrücklich für sich haben wollte; du stellst Fragen wie Ist das jetzt Trotz? - die auch mit Spaßhaftigkeit formuliert indirekt äußern, dass du ihr Verhalten für unangemessen und kindisch hältst. Indirekt also einen Vorwurf äußern. Bei Frauen, die mit dem Vertrauen eher schlechte Erfahrungen haben, ist es normal, dass sie vieles mit sich selbst ausmachen. Frage doch besser offen: Was ist mit dir? oder äußere deine Erwartung: Wollten wir das nicht zusammen angucken? Langweilt es dich? - Damit hättest du vermutlich eine vernünftige Antwort von ihr bekommen, und hättest sie nicht unter Druck gesetzt. Ich sehe hier wie sehr oft in Beziehungskonflikten ein Kommunikationsproblem. Das löst sich nicht damit, dass wir erwarten, dass der Andere sich ändert. ICH selbst muss lernen, offen zu fragen, dem Anderen die Wahl zu lassen, wie er antwortet, und meine eigenen Wünsche und Anliegen und Gefühlszustände zu formulieren als Ich-Botschaften, ohne Vorwurf an den anderen. Ich rede so schlau daher, habe allerdings selbst damit zu kämpfen.




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