Huhu Medi,
erst mal Willkommen hier!
Du schreibst deine Freundin war mal wegen Depressionen in Behandlung, wie geht es ihr denn aktuell gesundheitlich? Wäre es möglich, dass die Depression sie wieder im Griff hat? Das würde erklären, warum sie vielleicht hin und wieder den Napf nicht auffüllt oder keine Lust auf Gassi hat. Es hat in dem Falle weniger mit nicht wollen sondern eher mit nicht können zu tun. Ich kenne mich mit diesem Krankheitsbild nicht sonderlich gut aus, aber vielleicht meldet sich noch jemand zu Wort, der dir darüber mehr erzählen kann. Möglicherweise hat das auch etwas mit ihren extremen Reaktionen zu tun. Es gibt hier im Forum einige Beiträge über Depressionen, vielleicht findest du auch da Antworten auf deine Fragen.
Zum Thema Hund; es kann durchaus sein, dass der Hund zu Hause ganz zufrieden in seinem Körbchen schlafen kann, in einer fremden Umgebung aber nicht. Dass ein Hund keine Ausnahmen kennt, passt hier nur halb. Ihr wart nicht zu Hause, möglicherweise ist er unsicher in der fremden Umgebung. Hättet ihr ihn einfach ausgesperrt, hättest du auch kein Auge zu bekommen, vermutlich hätte er gejammert. Ich hätte es in einer fremden Umgebung nicht anders gemacht. Als wir vor einer Weile umgezogen sind, konnte ich unseren Hund auch die erste Zeit nicht alleine in der neuen Wohnung lassen. Obwohl sie sonst keine Probleme mit dem alleine bleiben hat. Hätte ich sie einfach da gelassen ohne Eingewöhnungszeit hätte ich mehr kaputt gemacht an Vertrauen und alleine bleiben können, als ich gewonnen hätte.
Eventuell musste deine Freundin sich schon sehr anstrengen, um überhaupt das Vertrauen des Hundes zu gewinnen. Gerade bei Tierschutzhunden kann es durchaus mal sein, dass sie Vertrauen zu Menschen erst mal lernen müssen. Und das ist oft ein langsamer Prozess, den man nicht gefährden will als Hundehalter.
Das die Hündin dann auch noch läufig war, ist echt einfach blöd gelaufen, dieses schlapp schlapp schlapp kann schon recht laut sein. Übrigens können Hündinnen während dieser Zeit sogar besonders anhänglich sein. Ob du es glaubst oder nicht, ich schreibe hier gerade mit einem ausgewachsenen Schäferhund auf dem Schoss. Ist meine nämlich auch, klebt an mir wie eine Briefmarke. Tut mir leid, für den vermurksten Urlaub, das ist wirklich nicht schön für dich.
Wie sieht es denn mit dem Selbstwertgefühl bei deiner Freundin aus? Ich kenne das von mir, ich reagiere gerade wenn es mir nicht gut geht und das Selbstwertgefühl gerade mal wieder nicht wirklich vorhanden ist bei vermeintlichen Angriffen über. Vor allem wenn es um den Hund geht. Da wo ich, wenn es um mich selbst geht, den Mund nicht aufbekomme, kann es sein, dass irgendwer meint auch noch meinen Hund beleidigen zu können und er sieht sich unvermittelt einer durchaus auf Krawall gebürsteten Furie gegenüber. Möglichweise spielt auch hier die Depression eine Rolle?
Ich denke, du solltest das Gespräch suchen. Vielleicht kannst du deiner Freundin klar machen, dass du keinesfalls der Feind eures Hundes bist. Man ist als Hundehalter tatsächlich für seine Fellnase verantwortlich, und genau dieser Verantwortung will man nun mal möglichst gerecht werden. Ich weiß, dass ist eine schwierige Situation für dich, kann ich gut verstehen. Aber du liebst nun mal eine Hundefreundin. Und da ist der Hund nun mal eine Lebenseinstellung. Versuche bei dem Gespräch nicht das Gefühl aufkommen zu lassen, dass es heißt entweder ich oder der Hund, damit gehst du ein extremes Risiko ein. Das heißt aber nicht, dass du deiner Freundin weniger wert bist als euere Hündin, nur ist das Verhältnis zu einem Partner eben anders. Du bist ein erwachsener Mensch, der eigene Entscheidungen treffen und für sein Wohlbefinden sorgen kann, ein Hund kann das nicht. Am Beispiel Urlaub; du könntest, wenn du dich in dem Ferienhaus nicht wohl fühlst einfach sagen: Mir gefällt das Haus nicht, ich möchte nach Hause fahren! Genau das kann ein Hund nicht. Ich hoffe, ich krieg das jetzt richtig in Worte gefasst, es geht nicht darum dir geringeren Wert beizumessen, sondern es geht einfach darum, dass du nicht von deiner Freundin abhängig bist. Ein Hund ist es schon.
Du sagst du magst euer Hündin auch. Glaub mir, der Weg ins Herz eines Hundemenschen führt über seinen Vierbeiner. Vielleicht wäre es eine Möglichkeit ganz in Ruhe mir deiner Freundin zu besprechen, warum sie genau diese Entscheidung mit dem Schlafzimmer getroffen hat. Zumindest ich wäre deutlich besser zu erreichen und deutlich kompromissbereiter, wenn ich das Gefühl habe, der anderen interessiert sich für meine Gedanken und Entscheidungen zum Thema Hund. Irgendwie scheint deine Freundin in einer Art Abwehrhaltung zu sein. Das ist keine gute Basis für ein Gespräch. Gib ihr die Chance da raus zu kommen, ohne Vorwürfe ohne Vorhaltungen, zeig die liebende Partnerin. Dann gibts auch eine bessere Basis für ein Gespräch und sicher will sie auch nicht, dass deine Bedürfnisse zu kurz kommen.
Sollte es tatsächlich die Depression sein, die sich wieder bemerkbar macht, wäre es mehr als sinnvoll, wenn deine Freundin sich noch mal professionelle Hilfe sucht.
Ich wünsch euch beiden alles Gute und ein vertrauensvolles Gespräch, ich kann irgendwie euch beide gut verstehen.
LG
Minime
22.08.2020 21:56 •
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