Ich schreibe hier, weil ich selbst nicht mehr weiter weiß. Ich weiß nicht mal genau was ich mir von meinem Thread hier erhoffe. Vielleicht Rat, Gleichgesinnte oder auch einfach nur mit anderen darüber reden/besser gesagt schreiben.
Ich (37) bin seit 22 Jahren mit meinem Partner zusammen. Er ist 3 Jahre älter als ich. Wir waren beide noch Teenies(halbe Kinder) als wir zusammengekommen sind.
Da war es natürlich noch die große Liebe, alles super, alles toll.
Ich merkte damals nicht, dass sich das „Gleichgewicht“ bei uns in der Partnerschaft nach einiger Zeit verschoben hat. Vielleicht lag es auch daran, dass mein Partner etwas älter war.
In den jungen Jahren, sind 3 Jahre noch Welten. Ich habe also eher zu ihm hochgeschaut und mich nach ihm gerichtet. Dass passierte ganz unbewusst. Dadurch habe ich aber sehr viel von mir selbst verloren bzw. zurückgelassen. Dinge die ich zB vorher gerne unternommen habe, unternahm ich immer weniger, bis gar nicht, weil er darauf keine Lust hatte. So passte ich mich in vielen Dingen mit den Jahren immer mehr an ihn an.
So nach 6-7Jahren gab es dadurch schon die erste Krise, die ich aber damals nicht darauf bezogen habe.
Aber ab da habe ich das erste Mal gemerkt, dass die Beziehung eigentlich nicht das Richtige ist. Für ihn nicht und mich nicht. Aber wir waren da schon so lange zusammen, dass man einfach versucht hat daran festzuhalten. Ich mehr als er, denn er hat sich im Grunde genommen gar nicht geändert und auch nicht weiter eingebracht in die Beziehung.
So vergingen die Jahre weiter und wir beide wurden merklich unglücklicher.
Aus einer Paarbeziehung wurde eher eine Beziehung wie Bruder und Schwester.
Keine partnerschaftliche Liebe mehr, kein Begehren, keine Lust auf gemeinsame Unternehmungen. Es gab Phasen an denen wir uns nicht mal mehr wirklich leiden konnten.
Aber wir halten und hielten ja auch noch verbissen an allem fest.
Wir haben nie geheiratet und auch keine Kinder. Aber ein Haus zusammen, viel zusammen aufgebaut und auch seit einigen Jahren einen Hund, den ich über alles liebe. Mein Partner auch.
Uns selbst haben wir uns aber schon lange verloren und wir machen uns auch nicht glücklich.
Das Beste wäre die Trennung, aber ich schaffe es nicht. Bzw. mich von der Paarebene zu trennen, das könnte ich bzw. habe ich innerlich schon.
Aber ich habe höllische Angst mein Leben hinter mir zu lassen und das muss ich, wenn ich mich trenne. Es geht nicht um das Finanzielle, das passt schon irgendwie (auch wenn es ungerecht ist, dazu gleich mehr). Wir beide arbeiten Vollzeit und verdienen ok.
Aber nach 20 Jahren ist das hier mein zu Hause (gehörte schon seinen Eltern, kenne ich von Anfang an). Ich kenne alles hier. Schon bei dem Gedanken daran hier nicht mehr zu wohnen, fühle ich mich verloren.
Oder daran zu denken den Hund nicht mehr jeden Tag, um mich zu haben, ist richtig schlimm.
Aber auch mein Partner, obwohl wir uns teilweise regelrecht nur noch anko+++en wird mir fehlen.
Ich kenne ihn mehr als mein halbes Leben.
Immer wenn ich mich konkreter mit dem Thema Trennung befasse (ich schaue auch zwischendurch nach Wohnungen) kriege ich Panikattacken. Wenn ich morgens aufwache, im Bett liege und daran denke, nie mehr in dieser Umgebung aufzuwachen kriege ich fast keine Luft.
Es macht mir so viel Angst, dass ich wieder versuche mich mit der Beziehung zu arrangieren.
Ich mein es ist keine Horrobeziehung in dem Sinne. ZB keine körperliche Gewalt. Aber es ist eine sehr unglückliche Beziehung, wir nerven uns nur noch, alles stagniert, keine Weiterentwicklung.
Auf der anderen Seite macht auch jeder sein Ding. Unternimmt getrennt Dinge, hat getrennte Freunde. Keiner verbietet dem anderen etwas wie Unternehmungen, allein Urlaube.
Nur merke ich, dass ich in dieser Beziehung trotzdem immer mehr auslauge/verblasse und meinem Partner wird es nicht anders gehen.
Aber er hat zumindest noch einen Nutzen von dieser Beziehung, denn ich mache eigentlich alles was den Haushalt etc. betrifft. Bin Haushaltshilfe, Einkäuferin, wasche die Wäsche u.v.m.
Es ist eher so als ob ich die alleinerziehende Mutter eines Teenies bin. Nur bekomme ich nicht mal Kindergeld, sondern beteilige mich noch mit 50% an allen Kosten.
Ich weiß, dass ich daran selbst Schuld bin. Hätte eher auf den Tisch hauen sollen, gegenlenken.
Aber ich habe es erst die letzten Jahr so wirklich realisiert und da ist Gegenlenken schwer.
Mein Partner hat auch schon mehrfach gesagt, dass er nichts ändern wird.
Ich habe mich auch mal im Internet schlau gemacht, wie es eigentlich ist, wenn man „nur“ in wilder Ehe gelebt hat. Das ist wirklich schon ein Witz, dass man nach 10-20-30 Jahren blöd dasteht, nur weil man damals keine Heiratsurkunde oder so unterschrieben hat. Diese einzelne fehlende Unterschrift sorgt dafür, dass die 20 Jahre die man investierte etc. als wertlos gelten.
Beispiel.
Mein Partner hat damals noch studiert während ich schon gearbeitet habe. Ich habe damals alles mit meinem Azubigehalt finanziert. Nach seinem Studium hat er einen sehr guten Job bekommen, während ich eine zeit lang nur eine Teilzeitstelle hatte. Da ich eher zu Hause war, habe ich dann die anfallenden Sachen übernommen. Bis er zu Hause war, war Essen fertig, Kühlschrank gefüllt, alles sauber, Hund versorgt. Er konnte sich einfach auf die Couch setzen und musste/muss nix mehr tun.
„Natürlich“ musste ich zu der Zeit als ich halbtags gearbeitet und ihm alles abgenommen habe, mich trotzdem zu 50% an den Haushaltskosten beteiligen (auch wenn ich viel weniger verdiente als er). Auch als ich dann wieder angefangen habe Vollzeit zu arbeiten, ging es so weiter.
So hatte er also letztendlich eine kostenlose Haushaltshilfe die obendrein noch Geld mit einbrachte und ihn damit finanziell entlastete.
Jede Ehefrau würde auch ohne Kind nach 20 Jahren einen gewissen Ausgleich bekommen.
Als Lebenspartnerin/und auch Partner steht man dumm da.
Wenn er mich zB morgen rauswerfen würde, dann würde ich ohne alles dastehen und hätte keinerlei anrecht auf nichts. Im Grundbuch steht auch nur er, weil er das Haus vom Vater übernommen hat.
Und er meine Beteiligung an den Kosten als Miete auslegte und nicht so, dass ich die Finanzierung mit abtrage.
Ja ich weiß, alles sehr blöd von mir gewesen und selbst Schuld. Deshalb jammere ich was das angeht auch nicht so viel rum. Aber trotzdem finde ich es natürlich alles andere als fair und wollte es mal anmerken. Es ist einfach traurig, dass 20 Jahre nur wegen einer fehlenden Unterschrift nicht gelten.
Aber jetzt bin ich auch zu sehr vom Thema abgedriftet.
Ich weiß auf jeden Fall, dass es das Richtige wäre mich zu trennen. Es ist so gesehen kein Zustand mehr, wir ätzen uns nur noch an und sind froh den anderen nicht zu sehen.
Aber ich habe einfach Angst, denn ich verliere alles gewohnte.
Ja ich weiß, in meinem Alter, sollte man so etwas hinbekommen, aber ich fühle mich was das angeht unreif. Wahrscheinlich weil wir sehr früh zusammengekommen sind und ich noch nie alleine war. Bzw nie ohne „Anker“, „Heimat“. Schwer zu erklären.
Wenn ich mich trenne verliere ich meine „Heimat“ und auch von meinem Hund werde ich getrennt. Auch wenn ich ihn dann noch sehen will und werde ist es was Anderes.
An all das zu denken bricht mir das Herz. So sehr, dass ich „lieber“ weiter in dieser Situation bleibe, anstatt etwas zu ändern.
Ich versuche abzuwägen, wie wichtig Glücklichsein überhaupt ist oder ob das überbewertet wird.
Ich zB bin todunglücklich in meiner Beziehung. Habe aber letztendlich ein freies Leben (natürlich jetzt nicht was andere Männer angeht, will ich auch nicht), finanziell kann ich mir auch mehr leisten, als alleine. Lebe in einem Haus mit Garten, Balkon, sein Vater wohnt hier auch in der Anliegerwohnung.
Bin also in dem Sinne in einem geschützten Bereich (als Frau ist man alleine ja doch meist ängstlicher).
Ich werde, vorausgesetzt mein Partner trennt sich nicht (sieht auch noch nicht danach aus), nicht alleine alt werden müssen wovor es vielen graut.
Habe einen Menschen an meiner Seite den ich über 20 Jahre kenne.
Nur ist es das alles Wert sich selbst zu verlieren? Sogar gesundheitlich merke ich es.
Ich weiß mein Partner wird sich nicht ändern, also kann ich mich damit nur arrangieren oder so weit verbiegen, dass es wieder passt. Beides laugt mich aber aus.
Habe schon eine Trennung auf Raten überlegt. Erstmal räumlich trennen, schauen ob das vielleicht noch eine Änderung bringt, aber gleichzeitig das auch nutzen, um sich nach und nach zu entwöhnen.
So wie wenn man in jungen Jahren von den Eltern auszieht und die erste Zeit noch dauernd dort auf der Matte steht, weil das „Abnabeln“ schwer ist.
Wüsste ich, dass ich auch hier diese Möglichkeit hätte immer herzukommen wann ich möchte, dann würde es mir leichter fallen. Aber eine Trennung ist ja meistens nicht so.
Ich mache mich nun schon seit Wochen bekloppt und finde keine Lösung. Gucke schon nach Wohnungen in der Nähe (wegen Hund), aber schwer zu finden. Finde ich Eine, freue ich mich, bin aber auch angespannt. Ist die Wohnung dann nicht gut, fühle ich eine Erleichtert und gleichzeitig ist es natürlich blöd.
Zwischendurch versuche ich mit meinem Partner irgendwie wieder eine normale Ebene zu finden, aber er ist da zu eingefahren. Eine gemeinsame Lösungsfindung wird es nicht geben.
Entweder ich gehe und lasse alles hinter mir, oder ich mach noch weitere 20-30-40 Jahre so weiter, bin immer unglücklich und sehe das Leben an mir vorbeirasen.
Habt ihr eine Idee was ich machen könnte? Wie ich es angehen könnte? Habt ihr vielleicht selbst Erfahrung? Und wie seht ihr das eigentlich? Wird z.B Glücklichsein überbewertet?
Entschuldigt, dass es so viel geworden ist, aber mir gehen zur Zeit tausend Gedanken durch den Kopf.
Es gibt 18 Jährige die ganz alleine in eine fremde Stadt ziehen um zu studieren und ich habe in meinem Alter solche Probleme. Eigentlich peinlich.
Ich habe keine Ahnung was ich tun soll, aber ich merke, dass etwas passieren muss.
Ich danke euch fürs Lesen!
Viele Grüße
29.10.2022 23:33 • • 31.12.2022 x 7 #1