am Samstag hat meine Freundin mir mitgeteilt, dass sie eine Beziehungspause will. Es hat mich total getroffen, aber es war abzusehen. Hoffnung versuche ich mir keine mehr zu machen, ich habe ihr noch einen Abschiedsbrief geschrieben, ich weiß noch nicht, ob ich ihn ihr schicke oder nicht. Ich poste ihn mal, ich glaube das täte mir gut. Ist ein wenig lang geworden.
Hi L. ,
du warst meine Süße, mein Schatz, meine erste wahre Liebe. Du hast mich damals aus einem tiefen Loch befreit, mit dir bin wirklich glücklich gewesen. Ich habe geglaubt endlich angekommen zu sein. Wir haben uns so perfekt ergänzt wie kaum ein anderes Paar. Wir haben beide so fest an uns geglaubt, dass nie etwas hätte zwischen uns kommen können.
Wir kennen uns schon so lange, weißt du noch? Das erste Mal als wir redeten war ich in der achten Klasse. Damals auf der Freitreppe. Dann haben wir mehr miteinander geredet, wie waren in der Russisch AG und haben ein Sommerfest, damals im Freibad, zusammen verbracht. Zu diesem Zeitpunkt war mir schon klar, dass du und ich super harmonieren. Leider war ich zu schüchtern, um dich zu fragen, ob wir mal was gemeinsam unternehmen sollen. Ich habe es hinterher bereut, weil du dann einen anderen hattest.
Umso glücklicher war ich, als wir uns 2012 doch noch wiedergefunden haben. Mir ging es nicht so gut und dir auch nicht. Ich habe mich total ausgeschlossen gefühlt, hauptsächlich durch meine falschen Freunde. Auch wenn unser Kontakt damals ziemlich selten war, hat es mir sehr geholfen.
Erst habe ich dir Nachhilfe gegeben, dann sind wir Freunde geworden und wurden schließlich ein Paar. Unser erstes Treffen, damals beim Mongolen, werde ich niemals vergessen. Wir haben zusammen Filme geguckt, waren oft spazieren und sind bei jeder Gelegenheit zum See gefahren. Du kannst dir nicht vorstellen wie überglücklich ich war, als ich dich damals das erste Mal auf deinem Bett geküsst habe.
Als ich dich kennengelernt habe, warst du ein Wrack. Beinahe jedes Mal musstest du weinen und hattest Kratzattacken. Du hast mich damals gefragt wie ich mit dir zusammen sein kann. Du hast auch immer gesagt, dass du dich eines Tages umbringen willst, weil du einfach niemanden hattest. Es tat mir damals so weh, dass du das immer gesagt hast. Ich wollte nur für dich da sein. Es hat unheimlich gut getan gebraucht zu werden, vor allem weil ich wusste was es heißt alleine zu sein.
Zu dem Zeitpunkt habe ich mich bedingungslos in dich verliebt. Ich hätte alles für dich getan, nur damit es dir besser geht. Du warst mir nicht egal, du warst die erste Person, mit der ich mich über meine persönlichen Probleme unterhalten konnte. Und ich wusste damals, dass ich dir genauso wenig egal war. Wir waren ein Team, du und ich. Egal was war, wir konnten immer miteinander reden.
Ich hatte damals keine Lust mit G. und M. in die Disko zu fahren. Ich wollte meine Abende mit viel lieber mit dir verbringen, vor allem wollte ich dich nicht mit deinen Problemen alleine lassen. Das hätte mir auch ein schlechtes Gewissen bereitet, du alleine zu Hause am Weinen und ich mit meinen Jungs auf Achse.
Du hast es mir auch echt gedankt. Du bist damals auch mich zugekommen, hast Vorschläge gemacht und du warst viel kommunikativer. Wir haben über alles geredet, egal ob es mit der Schule zu tun hatte oder es einen persönlichen Grund gab. Du warst mir gegenüber total lieb und herzlich. Du hast dich richtig für mich interessiert, wie keine andere Frau. Und du hast mich gepusht. Ich habe ein super Abi hingelegt, habe meine Führerscheinprüfung direkt bestanden und konnte sorgenfrei mein Studium beginnen.
Als ich dann schweren Herzens umgezogen bin, wussten wir auch nicht, ob es mit uns weitergehen kann. Aber ich habe dran geglaubt und dich überzeugt. Und es lief einfach super. Die Wochenenden gehörten uns, egal ob ich in E war oder wir nach D gefahren sind. Egal, ob wir ein ruhiges Wochenende verbracht haben, Shoppen oder in der Bar einen Trinken waren, wir haben uns perfekt ergänzt.
Du hattest auch noch A. , mit der du reden konntest. Sie war dir immer eine gute Freundin. Ihr passt gut zusammen und konntet euch unterhalten. Das fand ich auch echt gut, ich hatte nie das Gefühl, dass sie sich zwischen uns drängt.
Du hast auch immer mit mir oder meiner Mutter geredet. Sie hat dich in den Arm genommen als du wegen deinen Problemen in Tränen ausgebrochen bist. Nie haben wir dir gesagt, dass du dich nicht so anstellen sollst. Sowas habe ich des Öfteren von deiner Mutter mitbekommen. Nie habe ich es auch erlebt, dass sie dich mal tröstet, geschweige denn in den Arm nimmt. Du konntest nicht allein mit deinen Problemen klarkommen. Es ist ganz normal Hilfe in Anspruch zu nehmen. Das weißt du genau, ich weiß es und erstrecht weiß es meine Mutter. Wir haben dich unterstützt, wo wir konnten. Meine Mutter meinte immer zu mir, dass ich die richtige Frau gefunden hätte, also eine, die genau zu mir passt. Sie hat dich echt ins Herz geschlossen, weil du so liebevoll, herzlich und ehrlich warst.
Dann hast du irgendwann mal D kennengelernt. Sie scheint auch nett und sein und ihr versteht euch gut. Aber sie ist nicht das, war für dich eine gute Freundin ausmacht. Ich glaube ihr seid nur Freunde geworden, weil du und sie alleine auf der Arbeit wart. Über deine Probleme konntest du nicht mit ihr reden, es war eine oberflächliche Bekanntschaft. Du verbiegst dich total für sie, nur damit du sie als Freundin nicht verlierst. L., das bist du nicht! Du wolltest dich nie wieder auf Oberflächlichkeiten einlassen, das hast du mir klar gemacht. Ich hatte am Anfang auch keine Bedenken, aber je mehr ihr geredet habt, desto weniger bist du noch du selbst. Bei ihr kommen und gehen die Typen, genau wie ihre Freunde. Das passt nicht zu dir, du willst Leute um dich rumhaben, die dich zu schätzen wissen! Irgendwann, vielleicht aber auch schon nach deiner Ausbildung wirst du gehen müssen und sowas wolltest du eigentlich nie mehr erleben!
Es tut mir einfach nur weh, dass du dich zu so einem Menschen entwickelt hast. Du wusstest früher genau worauf es ankommt, du warst nicht an Oberflächlichkeiten interessiert und dennoch hast du es zugelassen, dass sich jemand zwischen uns stellt. Das war auch ein Grund, wies ich vor einem halben Jahr Depressionen bekam. Du hast dich immer mehr distanziert, weniger geredet, an Herzlichkeit und Liebe verloren. Bei A. hatte ich nie Bedenken, sie ist mit dir befreundet, weil ihr euch gut versteht und vor allem zueinander passt. Das ist bei D. ganz anders. Sie ist keine wahre Freundin für dich und das verstehe ich eben nicht. Dass du sie über mich gestellt hast, für mich einfach unbegreiflich.
Ich will dir kein schlechtes Gewissen machen, aber L. es ist die Wahrheit! Ich bin mir sicher, dass es tief in dir drin noch die alte L. gibt, die das genauso sieht. Nur bist du nicht mehr diese L., meine L.. Du bist selbst zu einem Menschen geworden, der solche Oberflächlichkeiten zulässt.
Das soll kein Vorwurf sein, ich meine es überhaupt nicht böse, aber es ist so. Du schmeißt mich weg, genauso wie man dich weggeschmissen hat. Ich bin jemand, der dich so akzeptiert wie du bist, mit all deinen Problemen und Fehlern, ich finde das sollte dir klar sein. Eine Freundin wie D. kann unsere Beziehung nicht beurteilen, vor allem kann sie mich nicht beurteilen. Sie kennt dich nicht so lange wie ich! sie macht jemanden aus dir, der du garnicht bist. Ich wünsche mir nur, dass dir das klar wird. Du ziehst nur mit ihr mit, weil du irgendjemanden brauchst und das kann es nicht sein. Wie gesagt, bei ihr kamen und gingen die Leute, irgendwann wirst auch du gehen müssen. Und jetzt tust du dasselbe mit mir. Es tut mir in meinem Herzen und in meiner Seele weh, weil ich immer geglaubt habe, dass du eingesehen hast, worauf es wirklich ankommt. Du weißt doch selbst gut genug wie es sich anfühlt einfach ausgetauscht zu werden.
Seitdem das so ist, siehst du unsere Beziehung nicht mehr als eine Beziehung aus Liebe, sondern nur, dass ich dich als mein Eigentum betrachte. Genau hier sieht man, dass du dich verändert hast. Sowas kommt nicht von dir oder A., sondern von D. Ich will nur klarstellen, dass ich dich nicht als mein Eigentum sehe. Du warst mit mir zusammen, weil du es wolltest, nicht weil ich dich besitzen will. Du gehörtest nicht mir, aber du gehörtest ZU mir und ich hoffe, dass dir das klar ist.
Ich finde eine Freundin wie D. verdient dich nicht. Du bist ein herzensguter, treuer und loyaler Mensch, der nur Angst hat für niemanden gut genug zu sein. Deshalb springst du bei ihr auf, anders kann ich es nicht nachvollziehen.
Durch dich bin ich reifer geworden. Du warst meine Frau. du hast mich männlicher gemacht und dadurch wurde ich auch zufriedener. Innerlich bin ich abgeklärter geworden, auch wenn sich jetzt gerade Panik breit macht. Ich hoffe, dass das so bleibt. Ich darf mein Leben jetzt nicht wegwerfen, das ist es nicht wert.
Ich bleibe wieder alleine zurück und es ist die Hölle für mich. Ich weiß nicht, ob ich jemals wieder eine so tolle Frau kennenlernen werde wie du sie früher warst. Herzlich, liebevoll, ehrlich, loyal und warm. Ich darf die Hoffnung nicht aufgeben, auch wenn es mir gerade total schwerfällt.
Ich wünschte ich könnte die Zeit zurückdrehen, so um zwei Jahre. Damals war es noch echt herrlich mit dir. Nichts gab es zwischen uns, die Wochenenden gehörten nur dir und mir. Alles gehörte uns, die Welt lag uns zu Füßen!
Du kannst den Brief gerne jedem zeigen, dem du willst. Ich stehe zu allem was ich geschrieben habe, egal ob du dich mit den anderen darüber lustig machst oder nicht! Ich kann es leider nicht ändern, dass ich dich über alles liebe, deshalb tut das ganze auch so verdammt weh. Das wird seine zeit brauchen, aber es tat schonmal gut mir alles von der Seele zu schreiben. Wie gesagt, es geht mir nicht darum dir Vorwürfe zu machen, das letzte was ich will ist mit einem Streit auseinander zu gehen.
Natürlich habe ich auch Fehler gemacht, ich bin auch nur ein Mensch und habe meine Emotionen. Dazu stehe ich auch. wenn ich merkte, dass ich dich verletzt habe, habe ich mich aufrichtig dafür entschuldigt. Ich hatte nur Angst, den tollsten Menschen zu verlieren, den ich jemals gehabt habe. Das hat mich aufbrausender gemacht, ich wollte es nicht einfach hinnehmen, sondern kämpfen. Viel Frust habe ich auch in meinem Tagebuch niedergeschrieben.
Jetzt ist mir klar geworden, dass ich nichts hätte tun können, um das zu ändern. Ich weiß nicht, ob ich mich darüber freuen oder ärgern soll.
23.11.2015 11:59 • • 08.12.2015 x 1 #1