Eines vorweg: Ich weiß, dass ich die Entscheidung vollkommen alleine treffen muss - dennoch würde ich mich über einen Rat, Hinweise oder über eigene Erfahrungsberichte freuen:
Ich bin seit 20 Jahren mit meinem Mann zusammen. Seid ca. 15 sind wir verheiratet (ich bin 38 Jahre).
Mein Mann war bis vor etwa zwei Jahren mein absoluter Lebensmittelpunkt. Ich war ihm immer absolut treu, es gab nie auch nur ansatzweise Interesse von mir gegenüber anderen Männer. Ich hab andere Männer noch nicht einmal näher angesehen! Für mich war immer klar: Mein Mann und sonst keiner.
Natürlich gab es immer mal wieder Höhen und Tiefen, aber die haben wir gut gemeistert. Wobei ich dazu sagen muss, dass ich anfangs - weil jung - sehr unselbständig war und er viel für mich gemacht hat. Je selbständiger ich wurde, desto schwieriger wurde es für ihn. Kinder haben wir keine, dafür Haustiere. Vor ein paar Jahren haben wir gebaut, wir haben außerdem eine kleine Firma zusammen. Eigentlich wie im Märchen.
Nun ja, vor etwa zwei Jahren waren wir gemeinsam auf Reisen. Dort lernte ich einen Mann kennen, der mich von Anfang an geflasht hat. Mein Mann war während dieser Reise krank und so hatte ich demzufolge etwas mehr Kontakt zu dem anderen. Und es kam, wie es kommen musste: Ich habe mich noch in diesem Urlaub, eigentlich sozusagen auf den ersten Blick, ihn diesen Kerl verliebt (passiert ist absolut gar nichts, nicht einmal ein Kuss). Wir verabschiedeten uns, blieben aber über Facebook in Kontakt, schrieben uns hin und wieder. Und obwohl der Kontakt sporadisch war, merkte ich, dass ich diesen Kerl nicht mehr aus dem Kopf bekam. Ich musste ungelogen jeden Tag mehrmals an ihn denken. Mein Leben hatte sich auf dieser Reise vollkommen verändert!
Ich war es letztendlich, die so große Sehnsucht nach diesem Kerl hatte, dass ich wegen einem Treffen angefragt habe. Er stimmte zu und so trafen wir uns ein gutes halbes Jahr später. Kurz davor wurde das Schreiben intensiver, wir flirteten. Nun ja, wir haben uns getroffen und ich hatte wieder beim ersten Blick diese Schmetterlinge im Bauch. Kurz nach dem ersten Umarmen küsste er mich zum ersten Mal. Er gestand mir, dass er sich ebenfalls auf den ersten Blick damals in mich verliebt hätte, wegen meinem Mann aber natürlich nicht weiter gegangen ist.
Nun ja, ich war nicht stark genug ... seitdem schreiben wir uns täglich, intensiv, und es ist eine Beziehung daraus geworden. Mir ist dieser Mann so verdammt wichtig geworden und ich kann wirklich sagen, dass ich ihn wahnsinnig liebe. Wir treffen uns nicht oft, weil es räumlich schwierig ist (wohnen ca. 4 Stunden auseinander, er ist viel beruflich unterwegs), aber wenn wir uns sehen, ist es so, als wären wir schon seit 10 Jahren zusammen. So intensiv, so voller Liebe, so harmonisch, so vertraut. Auch von seiner Seite her ist es genau so. Er schickt mir ganz oft Blumen, wir telefonieren, er schreibt tolle Sachen und ist einfach wundervoll.
Natürlich habe ich dennoch immer wieder versucht, mich zu lösen. Weil ich weiß, dass es eigentlich nicht richtig ist, dass es nicht sein darf. Und dann kommt aber wieder der Gedanke, dass ich doch auch ein Recht auf Glücklichsein habe. Und dieser Mann vermittelt mir so viel, was ich nie hatte.
Soweit so gut. Dennoch schaffe ich es nicht, mich von meinem Mann zu trennen. Aus Gewissensbissen, aus Angst, ihn zu verletzen, ihm finanziell zu schaden, weil wir natürlich gemeinsame Verbindlichkeiten wegen dem Haus haben, dann die Firma zusammen. Denn ich mag ihn ja trotzdem noch, aber einfach nur noch freundschaftlich.
Die Ehe ist natürlich nicht mehr perfekt. Wir streiten uns oft. Er merkt, dass etwas nicht stimmt. Ich habe ihm im letzten Jahr auch gesagt, dass ich mich verliebt habe. Er will/wollte das nicht wahrhaben. Fast jede Woche gibt es Gespräche über Trennung. Wenn ich dann soweit bin und sage, ja, es wäre besser, wenn wir uns trennen, damit jeder seinen Weg gehen kann (er ist ja auch nicht mehr glücklich, wirft mir zig Dinge vor, die ich in seinen Augen falsch mache - betrifft den Alltag etc.), dreht er ab und meint dann, nein, das will er dann doch nicht. Und ich bin nicht stark genug, um den Schlussstrich zu ziehen, weil ich angst habe, dass es in einen Rosenkrieg endet. Ich würde mich gerne normal trennen, eben im Einvernehmen, ohne Stress, dass man sich dann trotzdem unterstützt und schaut, dass man alles gut regelt. Ich will auch nichts von ihm. Will keinen Unterhalt oder sonst etwas. Ich weiß aber, dass ich mir allein keine Wohnung leisten kann, mein Freund kann aber aktuell auch nicht aus seiner Wohnung. Und Umziehen von mir zu ihm geht aus familiärer (Eltern) und beruflicher Sicht nicht.
Ich sehne mich von Tag zu Tag mehr nach meinem Freund und dass wir endlich richtig zusammen sein können. Und doch habe ich angst, mich zu trennen und einen Menschen zu verletzen, dem ich mein halbes Jahr bisher gewidmet habe und der mir ja nach wie vor als Mensch wichtig ist.
Mein Freund ist unglaublich in dieser Hinsicht. Er hätte jeden Grund, mir nach zwei Jahren die Pistole auf die Brust zu setzen. Aber genau das tut er nicht. Für ihn ist es sehr schwer, dass ich noch zu Hause bin, natürlich gibt es hier auch immer wieder Gespräche. Trotzdem akzeptiert er das und lässt mir alle Zeit der Welt. Er meint, er würde auf ewig auf mich warten. Aber ich will es ja selber endlich mal wieder geregelt haben und vor allem ehrlich sein. Ich war immer ein sehr ehrlicher Mensch und jetzt lüge ich Tag für Tag ... meinen Mann und mich selbst an.
Wer war schon einmal in einer ähnlichen Situation? Und bitte keine Vorwürfe. Ich weiß, dass es schei.. ist, was ich da mache, aber die Liebe ist einfach zu groß.
21.02.2019 08:46 • • 27.03.2019 #1