Zitat von Lianna:Lianna hat geschrieben:Aber in sehr vielen Fällen kommt es erst dann zum Fremdgehen, wenn man weder Bett noch sonstwas miteinander teilt und es keine emotionale Basis mehr gibt.
Also ich bin 2014 fremd gegangen, als ich in einer sehr labilen und fast verzweifelten Lebensphase war. Meine Mutter war schon lange tot. Mit meiner Schwester war ich zerstritten. Mein Vater war 2012 verstorben und ich trauerte. Allerdings war es eine ungesunde Trauer. Mein Vater und ich wir hatten immer eine schwierige Beziehung, die wir leider bis zum Schluss nicht verbessern konnten. Im Gegenteil, er schickte mich sogar von seinem Sterbebett noch weg, weil er meine Anwesenheit nicht ertrug. Ich weiß noch, dass ich unter Tränen immer wieder sagte, ich hab dich doch lieb! Er aber sagte fast schon resigniert, ja, ist ja gut! Ich hätte so gerne gehört, ich dich auch! Das aber war ihm nicht möglich. Dann ging ich, damit mein Vater wieder zur Ruhe kommen konnte, denn meine Anwesenheit wühlte ihn sichtlich auf. Er starb dann alleine im Krankenhaus. Das war wohl sein Weg! Das alles hatte mich aber zutiefst traumatisiert.
Ich kämpfte dennoch wie gesagt um meine Rückkehr in den Arbeitsmarkt, ohne dafür Verständnis oder gar Unterstützung von irgendwem zu erhalten. Mein Sohn nabelte sich zunehmend von mir ab. Ein normaler Vorgang mit 15 Jahren, der mir aber besonders weh tat, denn ich war bis dahin seine engste Vertrauensperson. Ich war aufgrund seiner gesundheitlichen Probleme immer sehr an seiner Seite, hatte ihn während seiner Krankenhausaufenthalte nie aus den Augen gelassen. War nie auch nur für eine Minute von ihm weg gegangen. Ich unterstützte ihn in der Schule wo ich konnte, lernte mit ihm vor Arbeiten und ebnete seinen Weg auch dort. Umso mehr erschütterte mich seine Ablehnung in der Pubertät.
Der zweite Kinderwunsch war auch aufgrund des zögerlichen Herangehens meines Mannes gescheitert. Auch darunter litt ich immernoch sehr. Aufgrund gesundheitlicher Probleme musste ich mich sogar einem gynäkologischen Eingriff unterziehen, der mich mit 37 in die Wechseljahre katapultierte. Meinen (leider ungeliebten) Beruf, für den ich immerhin studiert hatte, übte ich schon lange nicht mehr aus. Eine Rückkehr war ausgeschlossen. Somit war ich auch finanziell komplett abhängig, was ich nur schwer ertrug.
Für alles das hatte mein Mann zwar Verständnis, es kam aber nichts mehr bei mir an. Ich wollte nicht mehr mit ihm diskutieren, ich wollte einfach nur eine Schulter zum Anlehnen. Ich war durch all die Kämpfe einfach müde und erschöpft und fühlte mich zu Hause unverstanden und eingesperrt. Mein Mann hatte ja noch seinen Beruf, seine Familie und uns. Unser Haus war sein Projekt gewesen, auf das er stolz war. Ich war am Hausbau wegen der gesundheitlichen Probleme unseres Sohnes nicht beteiligt worden. Wir hatten da eine klare Aufgabentrennung. Ich zog in unser fertiges Haus, ohne vorher auch nur einen Fuß auf die Baustelle gesetzt zu haben. Daher war es für mich eben einfach nur ein Haus, kein Zuhause. Vielmehr wurde es zunehmend zum goldenen Käfig.
Unser Bett teilten wir auch nicht mehr, ich ertrug sein Schnarchen nicht und ehrlich gesagt auch seine Nähe nicht mehr. Ich entwickelte eine Depression, die sich zuerst durch massive Schlafstörungen zeigte. Statt mir aber professionelle Hilfe zu holen, machte ich einfach weiter und funktionierte. Ich beachtete meine eigenen Signale nicht.
Dann fand ich endlich den Job, bekam Komplimente, Lob, Anerkennung. Ich war wie ein ausgetrockneter Schwamm, der das alles aufsog und dann war ich natürlich anfällig für eine solche Affäre. Ich mache dem Ex wie gesagt keine Vorwürfe, denn auch er war ja nach dem Tod seiner Frau in einer schwierigen Situation und er holte sich bei mir die Bestätigung, die er wohl dringend brauchte und vielleicht auch den Trost. Er genoss meine Verehrung und ... nutzte sie aus. Liebe auf Augenhöhe war das wie gesagt nicht, sondern eine vorübergehende Schicksalsgemeinschaft. Als auch er sich dann von mir zurück zog, wollte ich das einfach nicht wahrhaben und begann ihm hinterher zu laufen, bis hin zu stalking. Noch zwei mal ließ er mich an sich heran, allerdings nur für S ex. Nach dieser entwürdigenden Nummer stieß er mich jeweils sofort wieder von sich weg, mit der Begründung, ich sei ja immernoch verheiratet. Wie scheinheilig! In Wahrheit hatte er schon längst eine On- Off Beziehung mit einer anderen Frau, die er mir aber verschwieg. Erst Anfang 2017 informierte er mich darüber und blockierte mich dann ohne jede weitere Entschuldigung komplett auf allen Kanälen. Ich war so wütend! Ich rief ihn noch 2 mal an, um ihn zur Rede zu stellen. Dann hatte ich seine Freundin am Telefon, die mich natürlich beschimpfte und mir sogar drohte. Wahrscheinlich weiß sie bis heute nicht, was wirklich zwischen ihm und mir passiert war. Dennoch sind sie jetzt getrennt und prompt meldete er sich vor Ostern wieder bei mir. Seine Absicht dabei kann ich mir denken. Ich aber hatte selbst da immernoch unterschwellige Gefühle für ihn. Wenn auch nur Mitleid und Schuldgefühle, denn er machte mich indirekt für das Scheitern seiner Beziehung verantwortlich. Deshalb auch der Gutschein! Eine lächerliche, hilflose Geste... ich weiß!
Jetzt geht es mir darum, dass mein Mann die Augen auf macht und meine damalige Verzweiflung einfach mal sieht. Deshalb hatten wir auch gestern wieder ein schwieriges Gespräch. Er will sich damit überhaupt nicht mehr auseinander setzen. Er will das alles ruhen lassen, denn seiner Meinung nach wirft es uns immerwieder zurück und verursacht ihm neue Schmerzen. Für ihn reicht es, einmal die Entscheidung getroffen zu haben, weiter zusammen zu bleiben. Jetzt will er nur noch nach vorne gucken, nicht mehr zurück. Aus diesem Grund lehnt er auch eine Paartherapie ab. Ich dagegen hänge noch sehr in der Vergangenheit fest und leide unter Schuldgefühlen und Selbstvorwürfen. Ich leide aber auch darunter, dass er meine Notsituation von damals immer noch nicht anerkennt. Verlange ich da zuviel? Ich weiß es nicht! Ich hoffe bald eine Rückmeldung von der Psychotherapie zu bekommen, denn ich kann das alles alleine nicht mehr verarbeiten. Deshalb auch mein Weg in dieses Forum!
Heute morgen bin ich einfach nur erschöpft und traurig. Dazu noch mein doofes, geschientes Knie, dass mir das Leben schwer macht.
Bitte heute mal keine Vorwürfe und Verurteilungen. Kann mich heute bitte mal jemand aufmuntern und virtuell in den Arm nehmen? Das wäre schön!