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Hallo,

ich möchte mal Meinungen bezüglich meiner Ex-Beziehung hören.

Kurz zur Beziehung:

Zuhause war mein Ex-Freund der liebste und beste Partner, den man sich vorstellen konnte. In der Öffentlichkeit aber, war er wie ein Kumpel oder Kollege zu mir. Freundlich, aber immer etwas distanziert. Gern hielt er dann auch sehr offensichtlich Ausschau nach attraktiven Frauen.

Was er in der Öffentlichkeit oder bei Freunden nicht konnte, war z.B. Stellung zu beziehen, eine eigene Meinung zu vertreten. Er schwamm generell mit dem Strom.

Er war auch nicht fähig mich ggf. auch mal zu verteidigen, wenn ich beispielsweise Recht hatte oder ungerecht behandelt wurde.

Zudem fielen in der Öffentlichkeit auch oft ‚nicht böse‘ gemeinte, abwertende Spitzen. Ich war dann selbstverständlich „die Empfindliche“.

Ich kam mit diesen zwei Seiten meines Ex-Freundes irgendwann nicht mehr zurecht. Ich wusste nicht mehr, wer er wirklich war. Sein Verhalten verwirrte mich.

Natürlich habe ich das oft zur Sprache gebracht. Er stritt jedoch stets alles ab, bis ich irgendwann selber an meiner Wahrnehmung zweifelte.

Nach Trennungsversuchen meinerseits - ich konnte einfach nicht mehr - zeigte er auch wieder mehr Gefühle und Verständnis für mich. Er heulte manchmal wie ein kleines Kind und beteuerte, dass ich seine große Liebe sei und bla, bla, bla…. Leider hielt das nicht lange an.

Die Konflikte zwischen uns nahmen zu. Und nachdem daraus eine On-Off-Beziehung wurde, trennten wir uns letztes Jahr einvernehmlich. Zum Glück!

Seitdem plagen mich aber leider auch immer wieder Schuldgefühle. Hätte ich anders reagieren müssen? Er hatte ja auch gute Anteile.
Andererseits war sein Verhalten auch oft sehr verletzend, so dass ich nie wieder zurückgehen würde. Im Grunde stand er ja nie wirklich zu mir. Dennoch bin ich mir sicher, dass er Version1 (der Private) war. Seine Gefühle waren nicht gespielt. Wenn man meinen Text jetzt liest, könnte man das natürlich annehmen.


Kennt das noch jemand in ähnlicher Form?

04.04.2023 11:48 • 07.04.2023 #1


6 Antworten ↓


Zitat von Anna_bln:
Er heulte manchmal wie ein kleines Kind

Das verniedlichen/herabwürden der Emotionen von Männern solltest du abstellen. Das ist einfach respektlos, und wird in unserer Gesellschaft noch viel zu sehr toleriert. Viele Männer wissen buchstäblich gar nicht wie heulen geht. Das ist wirklich traurig. Männer bekommen keine Umarmungen, keine Komplimente, und dürfen außer Wut und starker Freude sonst keine Emotionen zeigen. So sieht es leider noch aus.

Ich denke nicht, dass er eine gespaltene Persönlichkeit hatte. Draußen hat er seine Schutzwälle hochgefahren. Gründe dafür müssen ihm nichtmal bewusst sein, aber ich gehe im besten Fall einfach nur von einer toxisch-männlichen Vaterfigur aus, die ihn als kleines Baby beschimpft hat, wenn er auch nur den Hauch von Emotionen gezeigt hat. Das wäre zumindest ganz typisch.

Wenn ich mit meiner Freundin unterwegs war, bin ich ihr immer davon gelaufen. Das habe ich gar nicht bewusst gemacht und konnte ich auch gar nicht abstellen. Ich dachte immer sie würde mir halt folgen, hat sie halt nicht. Ich bin unter Menschen generell einfach nervöser und nicht ich selbst. Da will ich einfach nur irgendwie funktionieren bis ich wieder zu Hause bin. Das ging auch auf kosten meiner Freundin manchmal.


Zitat von Anna_bln:
Seitdem plagen mich aber leider auch immer wieder Schuldgefühle. Hätte ich anders reagieren müssen? Er hatte ja auch gute Anteile.

Du bist niemandem irgendwas schuldig. Es hat für dich nicht funktioniert und punkt. Es ist nicht deine Aufgabe andere Leute zu reparieren. Vielleicht hast du ja was für die nächste Beziehung daraus gelernt

A


Hatte er zwei Persönlichkeiten?

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Zitat von colitis9439:
Das verniedlichen/herabwürden der Emotionen von Männern solltest du abstellen. Das ist einfach respektlos, und wird in unserer Gesellschaft noch ...

Danke für diesen Hinweis. Klingt auch härter, als das ursprünglich von mir gemeint war. Da war einfach viel Theatralik im Spiel, als das Kind bereits in den Brunnen gefallen war, so war meine Wahrnehmung.

Leider war er emotional schwer zugänglich. Und ja, sein Vater war sehr toxisch. Das könnte eine Erklärung dafür sein.

Ich persönlich mag es, wenn Männer Gefühle zeigen.

Vielen Dank für deine Sicht der Dinge!

Liebe Anna..

Wenn ich das so lese, lese ich die Geschichte von mir selber, in meinen 20gern.

So wie Colitis schrieb sind das wohl wirklich Verteidigungsstrategien um nicht als Gefühlsdussel dazustehen. Ich und meine früheren Kumpels beleidigten uns gegenseitig im Spass sehr gerne und meine damalige Freundin wurde dann halt mitreingezogen.

Heute bin ich anders, aber ganz ehrlich? ich mag das kumpelhafte mit meiner Frau manchmal noch heute...

Hallo @Anna_bln,

ich will nur mal meine Ansicht zu deiner Kernfrage, beziehungsweise dem Titel deines Thread äußern. Persönlich finde ich es schade, wenn bei einem Menschen „nur“ zwei Persönlichkeiten gesehen werden, weil da offenbar nur Anteile besonders hervorgehoben dargestellt scheinen, die wiederum ein binäres Denken suggerieren und falls jemand nur als eine Persönlichkeit betrachtet würde, fänd ich das traurig und ehrlich gesagt auf Dauer auch ziemlich langweilig. Um allerdings viele, oder gar alle Persönlichkeitsmerkmale eines Menschen zu erfassen, müsste ich auch ein Interesse daran haben, dies ergründen zu wollen. Ob das so ist, kann ich nur selbst entscheiden.

Beziehung bedeutet für mich jedenfalls nicht, dass mir absolut alles am Partner so passen muss, das es einzig meinem Geschmack entspricht. Aber dass sehe ich halt so und deswegen muss niemand anderes das auch so sehen. Beziehung bedeutet, jedenfalls für mich, miteinander zu kommunizieren und das meine ich in der Gesamtheit und nicht nur verbal. Da gilt es halt zu erkennen, was gerade passiert und dann auch zu erkennen was es mit einem selbst oder dem Partner macht. Idealerweise redet man dann darüber und ergründet gemeinsam, was eventuell schief lief oder warum es unangenehm oder unangebracht sein könnte oder sogar verletzt hat.

Vieles geschieht ja auch unbewusst weil nachdenken halt Zeit kostet und leider wird NACHdenken, dann sprichwörtlich, weil es eben nach dem kommt, was gerade passiert ist.
Ich wage mal zu bezweifeln, dass es auch nur eine Beziehung gibt, bei dem einem am Partner tatsächlich alles passt. Mir wäre bei all der Vielfältigkeit die ein Mensch mit sich bringen kann, jemand der nur eine Persönlichkeit permanent an den Tag legt, zu einfältig.

Selbst wenn es tatsächlich so wäre, das dieser Mensch alles nach meinem Gusto befriedigt.

Zitat von Disturbed:
Hallo @Anna_bln, ich will nur mal meine Ansicht zu deiner Kernfrage, beziehungsweise dem Titel deines Thread äußern. Persönlich finde ich es ...

Hallo @Disturbed,
auch dir danke ich für deine Meinung zu dem Thema. Und jetzt, also vier Monate nach der Trennung, sehe ich die Dinge auch schon etwas anders.

Ich sehe, was ich wahrscheinlich auch falsch gemacht habe und warum ich vieles derart persönlich genommen habe. Daran werde ich jetzt arbeiten und hoffentlich wachsen.
LG Anna

@Grow Hallo, ich bin auch gern mal verspielt, aber das war bei uns wirklich anders. Fühlte sich wie ein Verrat an. Er war in der Öffentlichkeit grundsätzlich nie auf meiner Seite. Das war ziemlich auffällig und schlussendlich war es auch verletztend.

Ok, nun könnte ich sagen, es passte dann halt nicht. Aber er hatte halt auch diese private Seite, die komplett anders war. Sehr verwirrend, aber das lasse ich jetzt bei ihm.
Leider war er emotional sehr verschlossen. Vielleicht hat eine passendere Partnerin mehr Zugang.




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