@Bernie1970
Ostblock: wow - woran hast du das gemerkt? Ja, das ist richtig. Sowohl er, als auch ich. ich bin dort einige Jahre meiner Kindheit aufgewachsen.
Interessant, dass du das mit dem Schaukeln erwähnst. Ich schaukele seit ich ein kleines Kind bin ständig. Früher war es ganz schlimm, es war wie ein Zwang. Es beruhigte mich. ich habe es bis heute nicht ablegen können, allerdings ist es jetzt eher etwas, das ich mir erlaube, wenn ich besonders traurig bin und mir vorstelle mein inneres Kind einfach zu trösten. Ich mache es ganz bewusst.
Hat sich das bei dir gelegt?
Ich denke, ich weiß was du damit meinst, dass du dich nie vernachlässigt gefühlt hast. Zumindest ich wurde so erzogen, dass die Erziehungsmethoden nicht zu hinterfragen sind, die Eltern übermächtig, die Kinder untergeordnet, kritik- und stimmlos. Man erduldete das achtlose Verhalten und durfte es sich nicht erlauben, sich zu wehren oder sich anders verhalten als gestattetet. Hatte man ein negatives Gefühl, wurde es sogar als undankbar ausgelegt und letztendlich hatte man nur ein schlechtes Gewissen, sich so zu fühlen und dachte, man selbst sei falsch.
Dazu war mein Vater gewalttätig, sowohl körperlich als auch seelisch und meine Mutter hat mich aus welchen Gründen auch immer komplett ignoriert, außer mein Verhalten missfiel. Vermutlich, weil zu viele Kinder, ich zwischen den lauten im stillen litt und wuchs und ihre Aufmerksamkeit durch Leistung und in dem ich ihr half, (unbewusst) bekommen wollte. Sie war vermutlich am ertrinken und hat immer mehr Verantwortung auf mich abgewälzt ohne mich je für etwas zu loben. Es war nie genug. All das habe ich mittlerweile so geht es geht aufgearbeitet. Heute weiß ich, sie konnten es nicht anders, wussten es nicht besser. Irgendwie bin ich sogar dankbar, dieses Gefühl, dass etwas falsch daran war, spüren zu dürfen, denn nur so kann dieser Teufelskreis aus furchtbarer Erziehung durchbrochen werden. Wer nicht reflektiert, ahmt Verhaltensweisen seiner Eltern nach und gibt das Erbe ungeprüft weiter :/
Ich hoffe, du hast deinen Frieden gefunden - es klingt jedenfalls so.
Das mit der Bitte nach Wertschätzung hast du richtig erfasst. Es war früher viel schlimmer. Ich habe meinen Mann regelrecht benutzt für das, was mir meine Eltern und ich selbst mir nicht geben konnte. Ich vermute auch, dass er deswegen eine derart hohe Abwehr aufgebaut hat. Kein Wunder. Hatte selbst total fordernde Eltern und da kommt jetzt wieder so eine und will auch ständig irgend etwas.
Ich habe früher wirklich sehr gelitten. Ich habe Essstörungen, Depressionen und und und überstanden bzw. gelernt damit umzugehen. Er hat mich im letzten Studienjahr, als ich nebenher nicht mehr so viel arbeiten konnte, unterstützt. Er hat mir früher viel beigestanden. Das alles rechne ich ihm sehr hoch an und bin ihm dafür unendlich dankbar, denn nichts davon habe ich je von irgend jemand anderem bekommen. Vlt. ist das für viele Menschen selbstverständlich, aber ich habe dadurch zu ihm eine sehr tiefe Liebe aufgebaut. Treue hat für mich zudem einen sehr hohen Stellenwert - in jeglicher Hinsicht. Es fühlt sich an wie Verrat...
aber eben solche Sätze, wie: es ist keine Entscheidung gegen Dich, sondern eine für mich, helfen mir Mut zu fassen. Danke dafür !
darum habe ich ihn auch lange Zeit nicht verlassen wollen, weil ich sah, dass auch bei ihm viele Schwächen zu seinen Verhaltensweisen geführt haben. Als ich das alles verstanden habe, sah, dass ich von ihm viel zu viel gefordert habe, bin ich ins andere Extrem gefallen. Ich habe nichts weiter von ihm gefordert. Alles alleine getragen. Geschwiegen, wenn ich etwas brauchte und nur oberflächliche Gespräche geführt. Das war auch nicht richtig. Ich glaube, er fühlte sich so aber sehr wohl. Ruhe. Keine Forderungen. Ich aber bin daran fast zerbrochen, denn ich konnte ihn nicht berühren, war so viel allein. Ich war gut genug um ihm zu helfen, ihn bei allem zu unterstützen und wenn es um die Lorbeeren ging, hatte er nur Dankbarkeit für andere, er kam nicht einmal auf die Idee die Freude mit mir zu feiern oder sonst etwas. Meine Therapeutin meinte dann, ich muss meine Wünsche lernen zu äußern, er würde mich übersehen, weil ich so wenig präsent sei. Nun betrachte ich jeden Wunsch/Erwartung bevor ich sie ausspreche und frage mich, wer fordert hier eigentlich was von wem. Dennoch bin ich immer noch unsicher, ob ich das Recht habe, dies oder das zu erwarten. Da habe ich noch sehr sehr viel Arbeit vor mir *seufz*. Vergleiche habe ich wenig. Wage ich einen vorsichtigen check bei Freundinnen und frage, was sie von ihren Männern so erwarten/bekommen, höre ich derart arrogante Meinungen, dass es mir fast schlecht wird. Ich weiß auch nicht, wie ehrlich sie da sind. Außerdem ist das, was wir nach außen zeigen, ja selten das wahre... Daher auch meine Unsicherheit, ob ich zu recht glaube, mehr wollen und deshalb gehen zu dürfen und vlt. fehlt mir auch noch das Selbstbewusstsein, um mir sagen zu können, dass auch mir eine erfüllte Beziehung erlaubt ist. Er spürt und kennt alle diese Unsicherheiten, will nichts geben, sieht in allem einen Machtkampf. manchmal fühlt es sich an, wie ein Test. so als würde er mich testen, wie viel ich ertragen kann, als würde er sich bestätigt fühlen wollen, dass Frauen seine Liebe, Nähe, Aufmerksamkeit, kleine Gefallen ohnehin nicht verdient haben. Er hat große Verlustangst und möchte in nichts investieren, was nicht ewig hält. Das höre ich aus vielem was er sagt heraus.
Nur langsam wird es Zeit... Er ändert nichts, bzw glaubt alles sei in Ordnung. Ich sehe, dass er vieles überhaupt nicht spüren will und immer mehr in ein reines Leistungsverhalten abdriftet und immer mehr ein Statusmensch wird. Er will keine Gefühle mehr zulassen - außer Freude und Humor. Das finde ich aber wirklich toll an ihm. ich bin sehr stolz auf ihn. Denn er ist sehr stark, macht immer weiter. Er hat so tolle Charaktereigenschaften. Es tut aber auch weh ihm dabei zuzusehen und ihn gleichzeitig zu spüren. Er wird immer einsamer und stürzt sich nur in Arbeit, lässt nichts an sich heran, hat Angst vor jeder Nähe. Manchmal, wenn ich ihm sage, dass ich das kaum weiter ertrage, wir doch nach Lösungen suchen müssen, naja... ich habe ja geschildert dass er blockiert. Er ist nicht bereit, nicht offen. Er selbst muss es wollen.
Ja, ich muss mehr Verantwortung für mich selber übernehmen, bzw. muss mir erlauben mich von seinen Vorstellungen einer Partnerschaft abzugrenzen. Was mich zurückwirft, ist dass er natürlich diese Ansicht nicht teilt. Er empfindet mich als zu dominant. Ich glaube, ich habe es noch nicht geschafft, mich von seiner Meinung gut abzugrenzen. Ich glaube, ich definiere mich irgendwie durch seine Meinung (oh Gott, wie das klingt)
Es ist hart, weil ich ihn sehe. Ich weiß, dass er sich selbst nach Liebe sehnt. Er bringt viele wunderbare Eigenschaften mit, die die meisten der aus dem Ostblock stammenden sich nie angeeignet haben, nur wehe er fühlt sich unausgeglichen, dann wird er irgendwie gemein und drückt alle meine Knöpfe. Das passiert sofort, wenn nur die kleinste Kritik oder ein Wunsch nach Veränderung geäußert wird oder er irgendeine Art Stress hat. Er erstarrt zuerst und dann geht's los, entweder totaler Angriff und Verletzungen oder totale Blockade. Er fühlt sich sofort als Person angegriffen. Wenn ich versuche, im zu helfen, zu differenzieren, schafft er nicht das anzunehmen. Er sagt, er versteht mich nicht.
Wenn ich seine Familienverhältnisse betrachte, sehe ich dass dort nie viel geredet wurde. Dort wird mit Manipulationen gearbeitet um das zu erreichen was man möchte. Wer spricht, verliert. Und mir ist Manipulation derart verhasst. Ich schaffe es nicht, meine Wünsche so durchzusetzen. das empfinde ich als Verrat an der Beziehung, als unehrlich. Ich will es nicht. Ich will nichts, was eine Person mir nicht freiwillig geben möchte.
Meine Sprache ist zu leise, seine zu laut. Meine Gefühle zu laut, seine zu leise. Ihn loszulassen, fällt mir unendlich schwer.
Und dazu kommt noch, dass ich bestimmt auch noch nicht über das nötige Selbstbewusstsein verfüge, um die Zeit des Alleinseins auszuhalten. Gleichzeitig denke ich, du bist doch ohnehin alleine. Schaff dir eine Katze an. (Klischee ) Du hast Hobbies, deine Musik, du hast Freundinnen, du kannst verreisen, an Laufveranstaltungen teilnehmen, lerne tanzen, mach Kochkurse, die du so liebst. Es ist auch eine Sehnsucht da.
Für Menschen die in größeren Städten leben wird viel geboten. Wohnt man etwas ländlicher, kostete das zum einen erheblich mehr Aufwand und zum einen ist es nicht normal dass eine Person auch einmal alleine unterwegs ist. man wird beäugt. Naja, ich muss lernen drüber zu stehen. Ich schaue mich nach Wohnungen um und dann schnürt alles zu. Ich habe Angst, nie Kinder zu haben.
ja, ich verharre. Ich traue mich nicht. Vlt. brauche ich noch etwas Zeit.
Eure Anregungen helfen sehr dabei die Entscheidung reifen zu lassen. Danke dafür.
20.09.2019 12:35 •
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