normalerweise läuft mein Leben in letzter Zeit nicht schlecht; aber mir fiel auf Grund eines Kontaktes zu jemandem, der in der Endphase desaströs verlief und auch endete auf, dass ich bei einem ehemaligen Kommilitonen, mit dem ich vor fünf Jahren das letzte Mal Kontakt hatte, dass ich bei diesem einen Riesenfehler gemacht habe. Ich habe damals irgendwie so gut wie alles dafür getan ihn zu vergraulen, obwohl er mir wirklich nie Schlechtes wollte. Kurz nachdem ich mit ihm Kontakt hatte, machte ich ja auch meine längere Psychotherapie, die mir sehr geholfen hat. Ich bin physisch und psychisch heute wirklich gut auf der Höhe; aber es ist trotzdem zuweilen schwierig, die Vergangenheit ruhen zu lassen. Ich habe manchmal den Eindruck, so viel falsch gemacht zu haben. So unter anderem auch bei Erik - so nenne ich ihn jetzt einfach mal hier. Sein Klarname ist ganz anders.
Damals hatte ich viele Probleme - im Studium, hinsichtlich Wohnsituation + Familie, bezüglich meines Aussehens, habe mir nicht viel zugetraut usw. Im Grunde traute ich mir nicht einmal das Studium wirklich zu. Ich schätze, dass all diese Aspekte damit zusammenhängen, dass ich mich mit Erik nicht weiter einlassen konnte.
Als ich ihn im Seminar kennen lernte, war ich schon sehr beeindruckt. Ich war damals knapp 27 - er irgendwo in den 40ern, studiert mit Promotion, hatte natürlich entsprechend berufliche und auch lebensbezogene Erfahrung, man konnte wunderbar mit ihm philosophieren und er hatte auch für vieles Verständnis. Andererseits war er auch jemand, der sich bezüglich seiner Meinung gerne positionierte, manchmal auch zu viele elitäre Dinge bzgl. Bildung äußerte. Insgesamt fühlte ich mich ihm gegenüber maßlos unterlegen... ich traute mir ja letzten Endes auch nicht besonders viel zu und begann erst die Zeit darauf, mich mal richtig weiter zu entwickeln, sodass ich heute 2 Studienabschlüsse habe, beruflich jetzt gut klarkomme, ein soziales Umfeld, Hobbies usw. habe.
Ich glaube, dass er mich ziemlich gut fand eigentlich; aber ich hielt ihn ja immer auf Distanz. Wir trafen uns für unser damaliges Projekt einmal bei meinem guten Freund im Café. Mein guter Freund sagt das bis heute, dass man es Erik sehr deutlich ansah, dass er damals Interesse hatte. Erik ist zu unserem ersten Projekttreffen ungewöhnlich aufgepimpt (ich benutze pimpen nicht im negativen Sinne ) erschienen, hat sich einparfümiert, sich ein Hemd angezogen und eine Lederjacke und sich die Haare anders gemacht als sonst. Ich fand ihn schon attraktiv, sowohl bei diesem Treffen als auch die ganze Zeit danach. Untergründig wusste ich immer, dass ich Gefühle für ihn habe. Auch die Zeit nach unserem Bruch hatte ich diese ja noch weiterhin; aber den Bruch habe ich quasi selbst provoziert und ich war lange Zeit absolut zu stolz, mir das einzugestehen, dass ich ihn eigentlich von Anfang an wollte. *laut-lach*
Dann tat ich etwas, was einfach nur lächerlich war. Ich simulierte quasi, als er mich eines Abends sehr spät anrief und ich mich über diese späte Uhrzeit innerlich aufregte, dass ich Besuch habe. (mit Hilfe eines Kumpels über Skype). Ab diesem Zeitpunkt änderte sich Eriks Verhalten. Er zog sich merklich zurück und war auch zwecks Projektbesprechungsversuchen kaum mal via Handy zu erreichen. Meistens dauerte es dann mehrere Tage, bis er mal zurückrief.
Ich landete noch einen weiteren grandiosen Fauxpas bei einem unserer späteren Telefonate, indem ich mich x und breit über Langzeitsingles mokierte, lustig machte und sogar ausdrücklich äußerte, dass mit Leuten, die Langzeitsingle sind, etwas nicht stimmen könne. Dabei war und bin ich selbst immer ein Langzeitsingle gewesen und ich war damals wie gesagt angefressen und angeschlagen und musste selbst fast nur immer einstecken: seitens der Familie, seitens irgendwelcher Kontakte. Kurz bevor ich das nämlich zu ihm sagte, habe ich mir solche Aussagen nämlich selbst gefallen lassen dürfen... es ist ja manchmal so, dass wenn man verletzt wird, man das irgendwo anders kanalisiert. Ich mache das heute nicht mehr - in keinster Weise - weil ich weiß, wie kostbar es ist, wenn man wirklich mal die richtigen Menschen kennen lernt. :'( Das darf und sollte man sich dann nicht ruinieren.
Jedenfalls haben wir dann noch die Projektpräsentation zusammen gehalten und eine 1,0 dafür bekommen. Der Professor sprach mich 2 Monate danach noch auf unsere außergewöhnliche Präsentation an. Dabei hatte ich diese mit Erik nicht dezidiert ausgearbeitet, wie Ihr vielleicht annehmt. Wir konnten aber zusammen sehr gut improvisieren, weil wir einen ähnlichen Level haben - denke ich. Im Prinzip war unsere Präsentation wie das Ping Pong Spiel zweier begabter Spieler. (ich muss gerade lachen...).
Dann allerdings tat ich etwas, das sich mir bis heute nicht erschließt. Ich schickte ihm wegen seines z.T. merkwürdigen Verhaltens bei unserer Projektarbeit, eine bitterböse Feedback-/Kritik-/Dampfwalzen-Nachricht, auf die ich etwas ebenso Gemeines zurückbekam. Er schrieb mir dann zurück, dass ich mal Fremd- und Selbstbild einander angleichen lassen sollte und dass er privat versorgt sei und auf mich keinen Wert mehr lege usw.
Ich war natürlich getroffen, obwohl ich mir die beiden Sprichwörter wer im Glashaus sitzt... oder wie es in den Wald hineinruft... ganz gut zugemüte führen konnte und kann.
Im Übrigen habe ich IHN NICHT MEHR KONTAKTIERT dann.
Ehrlich gesagt kann ich es vor dem Hintergrund der Therapie und meiner etlichen sehr einschneidenden Erfahrungen der letzten fünf Jahre heute überhaupt nicht mehr nachvollziehen, warum ich das komplett zerstört habe.
Nach reiflicher Überlegung habe ich versucht, ihn zu kontaktieren. Zunächst an eine Geschäftsadresse, die so eigentlich, wie ich später von der Hauptzweigstelle erfuhr, noch gar nicht wirklich existiert. An diese Geschäftsadresse habe ich einen Brief geschickt, bei dem ich nicht einmal weiß - bis jetzt nicht - ob er ihn eigentlich bekommen hat.
Ich wartete vier Wochen ab und rief dann die Hauptgeschäftsstelle mal an, deren Sekretärin/Empfangsdame mir seine E-Mail-Adresse gab, die sie irgendwann mal bekommen hatte und über die sie mit ihm auch schon kommuniziert hat.
Wohingegen ich den Brief unverfänglich, allgemein abfasste, entschuldigte ich mich in der E-Mail.
Das mit der E-Mail ist jetz 3 Wochen her. Wieder nichts. Und ich weiß ja auch bei der E-Mail letzten Endes nicht, ob sie ihn erreichte.
Irgendwie bin ich langsam schon etwas hoffnungslos.
Bzw. ich weiß nicht, ob ich noch mal in die Vollen gehen sollte.
Leider konnte mir ja niemand eine Telefonnummer geben, womit das vielleicht etwas leichter wäre.
Würdet Ihr noch einen Versuch unternehmen?
Sicher fragt sich jetzt manch einer, was ich jetzt nach 5 Jahren will. Na ja, ich will versuchen, das mit ihm noch mal zu klären und zu schauen, inwieweit überhaupt noch ein Kontakt möglich ist. Ob jetzt bekannt-/freundschaftlich oder partnerschaftlich spielt für mich keine Rolle.
Ich weiß, dass ich mich damals geirrt habe und ich möchte mich eigentlich wirklich bei ihm dafür entschuldigen.
Momentan bin ich mir allerdings nicht sicher, ob ich noch einen 3. Versuch starten sollte. Ich bin mir ja nicht sicher, ob Versuch 1 und 2 überhaupt angekommen sind.
LG und Danke für das Lesen des langen Textes.
Marie
09.08.2016 07:55 • • 09.08.2016 #1