habe mich gerade angemeldet, weil ich einfach mit mir und meiner Gefühlswelt nicht mehr zurechtkomme. Und da ich keinen habe, mit dem ich darüber reden kann, hoffe ich hier vielleicht Hilfe oder Gehör zu finden. Ich weiß auch nicht ob das Thema hier passt, zumindest fühlt es sich so an.
Zu meinem Fall. Ich bin über 40 und seit fünf Jahren Single. Davon hatte ich eine lange Beziehung, die leider in die Brüche gegangen ist. Mit der Zeit habe ich den Vorteil der Unabhängigkeit schätzen gelernt und kam ganz gut damit zurecht. Vor vier Jahren habe ich durch Zufall ein nettes Mädchen kennengelernt, aus der sich eine tiefe Freundschaft entwickelt hat. Was das ganze ungewöhnlich macht ist die Tatsache, dass sie heute 21 ist. Zwischen ihr und mir ist nie etwas gelaufen und ich war/bin mir immer bewusst, welche Position ich bei ihr einnehme. Sie war Anfangs eher zurückgezogen und schüchtern. In den letzten vier Jahren hat sie sich zu einer eigenständigen Persönlichkeit entwickelt und sie hat aus unseren Gesprächen viel herausgeholt. Sie geht ihren Weg und emanzipiert sich, also das, was ich mir für sie gewünscht habe. Ihr Wesen ist sehr sprunghaft, wahrscheinlich wie bei vielen in diesem Alter. Jedenfalls bezeichnet sie mich immer als ihre Insel. Ich bin immer für sie da und das weiß sie auch. Wir haben keinerlei Geheimnisse voreinander und ich gehöre zu den wenigen, denen sie alles anvertraut. Wenn sie sagt, dass ich eine sehr wichtige Bezugsperson in ihrem Leben bin, dann glaube ich das.
Mein Problem beginnt aber nicht mir ihr, sie ist jetzt leider ein Impuls, der mich in die Traurigkeit stürzt. Schon seit Monaten fühle ich mich ziemlich einsam und habe das Gefühl, dass alle glücklich sind, nur ich nicht. Gleichzeitig ging es ihr vor paar Wochen nicht gut und sie fuhr wieder ihren Hafen an. Wir haben viel gemeinsam unternommen und geredet; habe sie unterstützt und wieder aufgebaut. Gleichzeitig arbeitet sie in der gleichen Einrichtung wie ich, was vorher nicht der Fall war. Jedenfalls tue ich ihr gut und sie mir.
Als ihre Krise vorbei war, fühlte ich plötzlich ein gewaltiges Loch. Ich meine, ich kenne sie genau und weiß wie sie ist. Es ist nicht so, dass sie nur ankommt, wenn es Ihr schlecht geht, aber sie vergisst einfach mal, dass es da auch ihren Vertrauten gibt. Sie hat viele Kumpels und freunde. Sie kann Gefühle nicht äussern und zeigt sie auf andere Weise, die aber schwer zu entziffern sind. Sie will alles alleine schaffen und Schwäche gibt es nicht. Sie meint, sie habe alles alleine zu schaffen. Was mir schwer fällt ist, dass sie sich für jeden anderen interessiert und hilft, aber sie zeigt kein Interesse weiter an mich. Sie geht auf Parties, trifft sich mit Freundinnen, hat Zeit für diesen und jenen, aber sie kommt nicht zu mir und fragt mich, ob ich Lust habe was mit ihr zu unternehmen. Diese Initiative kommt immer von mir aus. Gleichzeitig schreibt sie mir, wie ihr alles zu viel wird, dass alle etwas von ihr wollen und dass sie sich wie eine kleine Blume fühlt, um die herum 50 Kühe stehen. Hilfen nimmt sie nicht an, was mich wiederum kränkt, weil sie weiß, dass ich alles in meiner Macht stehende tun werde, um sie zu stützen. Es sind ihr alle zu viel, aber gleichzeitig sieht sie zu, dass sie für alle präsent ist. Wenn ich sie dann direkt darauf anspreche, dann heisst es, dass ich ihr verdammt wichtig bin, aber sie halt unwillkürlich auf Abstand geht, wenn es ihr zu viel wird.
Diese Zurückweisung tut sehr weh und ich wiederum mache nicht den richtigen Schritt und lasse sie in Ruhe, sondern versuche ihr klar zu machen, dass ich mich auch mal freuen würde, wenn ich ebenfalls mal im Fokus ihres Interesses wäre. Sie will niemandem weh tun und merkt nicht, dass sie es tut. Letzthin sagte sie mir, wie weh es tut, wenn sie merkt, wie gering manche Wertschätzung ist, die sie anderen entgegenbringt. Ich meinte nur, ob sie mich jetzt vielleicht ein wenig besser versteht. Wir hatten auch kleine Rituale, so dass sie mir immer noch eine Nachricht geschickt hat, wenn sie sich Schlafen gelegt hat. Diese sind plötzlich weg und sie meint nur, dass sie einfach erschöpft und kaputt ist. Hat aber den Kalender voll mit Party hier, Treffen mit Kumpels und Freunden da. Alle bekommen Aufmerksamkeit und ich habe das Gefühl überhaupt nicht mehr von Interesse zu sein.
Ich versuche mich zu verstehen und tue mir so schwer. Ich weiß haargenau, dass eine Beziehung vollkommene Utopie ist. Es ist auch nicht das, was gewünscht ist. Dabei kenne ich sie sehr gut und weiß, dass sie, wenn alles wieder zusammenbricht, sie wieder meine Nähe sucht und aufgefangen wird. Es ist eine Form der Liebe, aber eben nicht jene einer Partnerliebe. Und obwohl diese Situation nicht das erste mal so ist, bin ich stets für sie da. Es ist ein Versprechen was ich gegegeben habe.
Meine Anzeichen sind wie die des Liebeskummers. Ich bin eifersüchtig auf jene, die mehr Zeit mit ihr erhalten, ich bin antriebslos und esse kaum was. Kann mich über nichts freuen und schaue wie verblödet auf mein Handy um zu sehen, ob sie mir nicht doch geschrieben habe. Nachts liege lange wach und analysiere alles bis ins Kleinste und komme immer wieder zum Ergebnis, dass ich einfach die Disziplin haben muss, sie in Ruhe zu lassen. Und eigentlich freue ich mich, dass sie endlich ihren Weg geht. Diese beiden Seiten zerreissen mich innerlich. Zum Einen will ich nicht klammern, zum anderen bin ich froh, dass sie zunehmend Selbstständiger wird. Wenn sie mal hier ist und wir paar Stunden quatschen, etc. ist alles ok, oder wenn sie mir mal einfach so zwischendurch eine kleine Nachricht schickt, dann fühle ich mich angenommen und alles ist ok. Zur Zeit (sie hatte am Freitag Geburstag. Dass ich nicht eingeladen war, kann ich verstehen, was soll ich alter Sack bei der jungen Generation), kommt überhaupt nichts von ihr. Ich hatte ihr gesagt, dass sie ihr Geschenk später bekommt und mir gewünscht, dass wir dafür einen Rahmen finden, bei dem wir beide ihren Geburstag etwas nachfeiern. Sie meinte, dass ist super. Aber irgendwie scheint ihr Kalender wieder so voll zu sein, dass davon keine Rede mehr ist. Nun liegt das Päckchen hier und weiß nicht wann es denn mal in Empfang genommen wird. Ich möchte aber auch nicht wieder schreiben, dass ich enttäuscht darüber bin, dass alle anderen wichtiger sind als sich, für dem sie (jetzt gleite ich ab in den Pessimismus) ja angeblich so viel Wertschätzung übrig hat.
Egal wie es gedreht wird. Es tut einfach nur aua... und ich kann einfach nicht vernünftig handeln (wie ich es bisher immer getan habe, bzw. es gab diese Problematik seit dem wir uns kennen überhaupt nicht) und einfach nach meinen eigenen Erkenntnissen vorgehen. Über all das haben wir auch geredet und gequatscht. Dennoch bleibt sie in dem Muster.
Auch jetzt, wo ich alles mal heruntergeschrieben habe, merke ich kein leichtes aufatmen.. Wahrscheinlich bin ich in der Midlife Crisis und stelle mich zudem auch noch an, wie ein pubertierender Teenager. Aber letztendlich ist das doch egal, oder? Der Schmerz den man empfindet ist real und wohl nicht alterbedingt.
Was meint Ihr?
Danke fürs Lesen
No_Smile
02.11.2014 13:35 • • 06.11.2014 #1