DieSonneSatans
Hey erstmal,
Ich bins mal wieder. Also einige werden jetzt vielleicht schmunzeln oder den Thread merkwürdig finden, weil ich schon oft anderen Beziehungstipps gegeben hab hier in dem Forum oder auch sonst gerne welche gebe..aber vielleicht kennen manche das von euch: Anderen kann man wunderbar Tipps in allen Lebenslagen geben, weil man selbst auch wüsste was man falsch macht- allerdings sind die für sich selbst angewandt immer so eine Sache- kurz gesagt brauch ich einfach mal eine neutrale Person, die das alles von außen betrachten kann. Ich hab zwei Personen aus dem Forum schon um Rat gefragt, was mir auch geholfen hat, aber ein bisschen mehr Rat kann ja nie schaden ...
Hier zu der Vorgeschichte.
Ich bin jetzt seit fast drei Jahren mit meinem Freund zusammen- ich bin 21, er ist grade 30 geworden. An sich läuft die Beziehung super- natürlich krachts auch ab und zu mal und wir hatten auch schon mehrere Krisen, aber da wir immer sehr viel miteinander über alles reden und ehrlich zueinander sind, haben wir sie erfolgreich überwunden. Auch Freunde von uns sagen, dass wir wie Ar. auf Eimer zusammenpassen und uns wahrscheinlich niemals trennen werden. Auch der Sex ist sehr schön und auch nach drei Jahren noch sehr leidenschaftlich. Ich füre also an sich eine scheinbar ,,perfekte Traumbeziehung. Wenn ich manchmal drüber nachdenke, stimm ich dem auch zu- denke ich intensiver drüber nach, fällt mir auf, dass ich mich manchmal garnicht so wohl fühle. Und jetzt hol ich mal etwas mehr aus...
Als mein Freund und Ich und damals kennengelernt haben, waren wir so extrem auf einer Wellenlänge in allen Dingen, dass es uns beiden unheimlich war. Unsere Persönlichkeiten haben sich an genau den richtigen Stellen ergänzt, wir waren (und sind noch immer) in vielen Hinsichten gleicher Meinung. Es war so- ich hab kein anderes Wort- so etwas Großes dass mir echt die Luft wegblieb und die Schmetterlinge in meinem Bauch zu Fledermäusen geworden sind. Es war im Großen und Ganzen einfach mein abselouter Traummann, genau wie ich ihn mir immer vorgestellt hab. Ich hatte damals keine Augen für andere Männer- für mich stand abselout fest, dass das DER Mann ist, mit dem ich zusammenbleiben will- und das war bis vor ca. einem Jahr auch noch so. Und das kann ich zum Teil auch noch bestätigen- aber eben nur noch zum Teil.
Das Ding ist eben, dass wir vom Kern noch ziemlich gleich und ähnlich sind aber unser Charakter sich in sehr verschiedene Richtungen entwickelt hat- besser gesagt, ER hat sich charakterlich um 80% gewandelt, ich mich aber nicht. Und das gönne ich ihm auch und will es ihm nicht miesmachen, weil diese charakterliche Veränderung ihm unwahrscheinlich gut tut. Zudem hat er seit letztem Jahr sein Leben total zum Positiven verändert- er hat einen festen Job, seine ganzen Schulden abbezahlt, lebt nebenbei sein Hobby (Die Musik) voll aus und kann sein Leben wieder richtig geniessen.
Das ist natürlich schön und fühlt sich auch für mich gut an, wenn es ihm gut geht- es macht vieles in der Beziehung einfacher, das kann ich nicht bestreiten.
Das Problem ist nur: Wir sind nicht mehr auf einer Augenhöhe.
Ich muss dazu sagen- mein Freund ist ein sehr gutmütiger und vertrauensseliger Mensch, der anderen in allen Lebenslagen zur Seite steht und gern hilft- das tut ihm gut, weil es Leute sind, die diese Hilfe dankend annehmen. In der Beziehung ist er aber auch sehr dominant und hat es manchmal, dass er die Lebensbereiche in denen ich nicht zurechtkomme, praktisch ,,an sich reißt. Das heißt dann, wenn ich z.b irgendeinen Brief aufsetzen muss und ich sage, dass das bestimmt schwierig für mich wird, dann will ER diesen Brief für mich aufsetzen- wenn ich sage, dass ich mir dringend irgendeinen Plan zurechtlegen muss was Putzen oder Kosten o.ä betrifft- dann setze nicht ich diesen Plan auf, sondern ER bzw. WIR. Das führt oft dazu, dass er unbewusst die Rolle einer Vaterfigur einnimmt- mehr als die eines Freundes.
Aber auch das ist viel besser geworden- nur im zwischenmenschlichem Bereich ist es eben oft anstrengend, vor allem wenn meine Psyche durchknallt. Früher hat er mich da eben oft in den Arm genommen, hat mir auch danach den Kopf zurechtgerückt und gesagt, wie toll er mich findet, dass ich das alles schaffen werde, das er immer für mich da ist und mich liebt. Und vor allem konnte er das alles nachvollziehen, bei ihm war es ja genauso. Nun ist es so, dass er mich in den Arm nimmt aber er analysiert sofort meine Situation und bombardiert mich praktisch mit tausenden von Ratschlägen.
Und wenn meine Gefühle sich grade aufbäumen und ich sowieso jenseits von Gut und Böse bin, ist das ziemlich gefährlich und ich hab ihn beim letzten Mal ziemlich schroff zurückgestoßen. Ich hab wegen irgendetwas geweint und er meinte dann zu mir: ,,Naja, aber schau mal von deiner Seite ist das eben ein ziemlicher Vorwand den du immer benutzt.. Ich hab gesagt, das ich sowas jetzt garnicht gebrauchen kann und hab ihn wohl ziemlich vorwurfsvoll angeschaut- er ist dann ziemlich wütend geworden und hat dann gesagt, ich soll ihn nicht wie einen Idioten behandeln. Ich hab gesagt: ,,Ist schwer, wenn du dich wie einer verhälst- ja, mein Fehler. Er ist dann ziemlich aufgebracht in die Küche gegangen und 5 Minuten später kam er, ich hab geweint, er hat mich umarmt und hat selbst auch geweint, weil ich ihn damit ziemlich verletzt hab- da hab ich mich dann noch schlechter gefühlt.
Einmal kam es auch vor, dass er mich extrem zur Sau gemacht hat, weil ich meine Rechnungen nicht bezahlt hab- aber das war eher ein Flashback von ihm aus seinem eigenen Leben gewesen, wofür er sich dann auch entschuldigt hat.
Sowas kommt glücklicherweise sehr selten vor, aber wenns dann vorkommt, dann ist es so- wir streiten uns, ich rege mich extrem auf, er fühlt sich emotional zurückgestoßen und verletzt, ich tröste ihn, entschuldige mich und hab ein schlechtes Gewissen.
Er meint es gut- aber ich habe ihm schon oft gesagt, dass ich keinen Lehrer brauche, keinen Seelenklempner, keine lehrmeisterlichen Ratschläge, sondern einfach nur einen Freund der mich tröstet und mich in den Arm nimmt. Wir haben also schon SEHR oft drüber geredet- mit demselben Ergebnis, dass er zu mir meinte, er wäre jetzt eben so und könnte es nicht mehr ändern. Und das akzeptiere ich dann natürlich, weil ich ihn liebe und weil ich nie von ihm verlangen würde, dass er sich selbst für mich ändern soll.
Er ist im Vergleich zu früher auch ein sehr ernster, diplomatischer und analytischer Mensch geworden- das hat selbst seine beste und engste Freundin gesagt (gleichzeitig auch meine beste und engste Freundin).
Wir reden immer über mich und mein Leben- aber kaum über ihn und sein Leben, weil er nicht gern über sich und sein Leben spricht. Natürlich weiß ich trotzdem was darin passiert, wie er sich dabei fühlt- aber mir fehlt der gegenseitige Austausch, dass er meine Aufmerksamkeit auch mal für sich einfordert, dass er mir von allein von seinem Alltag erzählt, berichtet, wie er sich in manchen Situationen fühlt.
Er fühlt sich auch sehr wohl in der Beziehung und verlangt auch NIE irgendetwas von mir- wirklich. Er fordert weder meine Aufmerksamkeit ständig für sich ein, er ist nicht eifersüchtig, nicht nachtragend- er vertraut mir hundertprozentig, was andere Personen angeht. Er macht sich nur Sorgen um mich wenn ich mich mit anderen Männern treffe- aber nicht darum, dass ich mit denen in die Kiste gehe oder dass sich das auf ihn auswirkt, sondern dass die mir etwas Schlechtes wollen und sich das auf meine Psyche auswirkt. Bin da halt vorgeschädigt. Er will mich beschützen- oft vor mir selbst. Er sieht in mir oft nur sein kleines Mäuschen. Er sieht nicht mehr den ganzen Menschen wie früher und das ist es, was mir damals so gefallen hat- er sagt es oft- aber er zeigt es mir nicht mehr.
Nehmen wir mal mich im Vergleich- ich bin so, wie er damals war, wo wir uns kennengelernt haben. Ich bin zwar zurückhaltend und etwas schüchtern, aber eben wild, unkonserativ, temperamentvoll und explosiv. Ich bin ehrlich, sehr direkt und undiplomatisch- meinetwegen auch kompromisslos. Was meine Aussagen und meinen Charakter betrifft, verfüge ich über viel Selbstbewusstsein. Aber ich bin auch- und das ist die andere Seite- sehr sensibel, zerbrechlich und auch oft etwas verzweifelt über mich selbst.
Er war früher ähnlich- wenn auch nicht temperamentvoll oder explosiv, wie ich. Er war eben wild dazu ein Zyniker, der gegen den Rest der Welt ziemlich ausgeteilt hat- aber vor allem, und das war für mich die Hautpsache, er war mein Freund. Wenns mir schlecht ging, hat er mich zum Lachen gebracht, mich in den Arm genommen, gemeint er reißt jedem den Kopf ab, der mich zum Heulen bringt. Ich hab mich so darin verliebt, so dass ich immer noch Herzklopfen hab, wenn ich an ihn von früher denke.
Ich weiß, ich sollte akzeptieren dass er sich geändert hat- dass sich Menschen im Laufe der Beziehung verändern und ich akzeptiere es auch, wirklich! Ich will dass er glücklich ist und das ist er mit seinem jetzigen Leben und Charakter mehr als früher.
Ich frage mich oft, ob ich diejenige bin, die sich da ändern muss und aufhören muss an seinem früheren Ich festzuhalten- und das stimmt wahrscheinlich. Aber das fällt mir schwer, weil ich mich eben von meinem Charakter her nicht weiterentwickelt hab- höchstens reifer bin ich geworden.
Ich frage mich jetzt, ob ich es, nach meinen letzten Beziehungen, einfach zu sehr gewohnt bin schlecht behandelt zu werden, obwohl ich das ausschliessen kann, immerhin hat er mich immer sehr gut behandelt.
Er ist mit unserer Beziehung meistens zufriedener- und das weiss ich auch- weil er einen großen Freundeskreis hat. Ich bin ihm vielleicht der wichtigste Mensch, aber nicht der einzige der wichtig ist- somit kann er auch mal mit jemand anderem sprechen, als nur mit mir. Ich merk es ja selber, weil ich inzwischen auch wieder mehr Kontakte hab und das der Beziehung ziemlich gut tut.
Ihr merkt es ist kein akutes Problem, sondern eins das mich schon länger beschäftigt. Das akute Problem setz ich hier drunter, sonst ist der Text länger als jetzt schon.
06.04.2015 14:32 • • 22.04.2015 #1