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Meine Gedanken kehren in letzter Zeit immer wieder an den Punkt zurück, dass ich meinem Glück selbst im Weg stehe. Indem ich an der Vergangenheit festhalte, mich an alte Überzeugungen klammere, Verstorbene nicht gehen lasse.

Doch ich spüre auch, dass die Zeit gekommen ist, dies ganz deutlich zu sehen. Und Stück für Stück loszulassen.

Zu begreifen, dass ich geliebte Menschen lieben darf, aber auch das Wissen zulasse, dass sie nicht alles richtig gemacht haben. Dass sie das Beste getan haben, was sie in der Situation tun konnten -
Ich im Hier und Heute aber andere Lösungen finden muss, um glücklich zu werden.

Und dass ich mir selber verzeihe, dass ich einen anderen Weg gehe als sie.

Ich lasse los, um mich richtig zu binden zu können.

26.07.2015 16:16 • 05.08.2015 x 1 #1


11 Antworten ↓


Tag 1:

Heute versuche ich meine Mitmenschen aus unterschiedlichen Perspektiven zu betrachten.
Ich gehe in die Stadt und gucke mir unterschiedliche Leute an.
Ich versuche herauszufinden, welche Gruppen bei mir ein Unbehagen auslösen und ob sich Vorurteile melden. Damit hoffe ich innere Widerstände zu entdecken und mich von unangenehmen Gefühlen zu distanzieren.

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Das Loslassen erlernen

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Tag 2:

Ich hinterfrage jede einzelne Entscheidung in meinem Leben. Woher kam die Idee es so zu machen, und nicht anders?
Sind meine Werte und Ideale wirklich meine eigenen, oder habe ich mir die des anderen einverleibt? Wenn ja - warum habe ich sie mir einverleibt?

Tag 3:

Ich hole alte und frische Erinnerungen hervor an all jene, die genommen haben und nichts zurückgegeben haben. Ich durchlebe nochmal in vollem Maße die Enttäuschung und lasse meine Wut über das Gefühl ausgenutzt worden zu sein, zu.

Ich bin mir sicher, dass ich mich danach befreiter fühlen werde.

Tag 4:

Heute nach habe ich davon geträumt für jemand anderen das Geschirr weggeräumt zu haben. Diese anderen haben einfach zu Ende gegessen und meinten, ich könne und solle hinter ihnen aufräumen. Ich bin mit entsprechenden Gefühlen aufgewacht.

Ich bin wohl wütender und empörter als vermutet.
Ich habe mich schon einmal gefragt, ob ich nicht zu viel gebe. Mehr als die anderen haben möchten.
Aber wieso hat mir niemand Feedback gegeben? Wieso leiste ich in solchen Fällen alleine Schadensbegrenzung?

Was stimmt nicht in meinen Beziehungen? Übersehe ich auf regelmäßiger Basis etwas Wichtiges? War/Bin ich mit falschen Leuten befreundet?

Ich muss meinen Horizont ausweiten. Meine alten Antworten reichen nicht mehr aus. Ich bin auf der Suche nach einer neuen Perspektive.

Tag 5:

Nach dem Gefühlebrodeln gestern bin ich nun soweit gekommen, dass ich eine neue Vorgehensweise am Herausarbeiten bin. Es ist zwar noch ein Rohbau, doch ich spüredie Gewissheit, dass dieser Rohbau auf einem soliden Fundament steht.

Und zwar geht es um meinen Beitrag zu all den blöden Situationen in der Vergangenheit, möglicherweise auch bis vor Kurzem. Ich sehe, dass ich viel zu passiv gewesen bin. Da, wo ich meine Position verteidigen sollte, habe ich es teils wie im Schock, teils aus Verlustangst nicht getan.
Ich habe zu oft nachgegeben, habe mich ausgeliefert gefühlt und meine Ansichten als minderwertig behandelt. Während ich in meinem Inneren dachte, dass ich alles unter Kontrolle habe, habe ich von außen betrachtet alle Kontrolle und Macht an den anderen abgegeben.

So unschön diese Erkenntnis auch ist... ich habe meine Waffen parat, um solchen Situationen - sollten sie sich ergeben - erfolgreich zu begegnen.
Eine davon ist Kommunikation. Wenn mir etwas gegen den Strich geht, spreche ich es an. Ich habe das Recht auf meine Meinung und auf deren Äußerung.
Das führt mich sicher zum nächsten Schritt, in dem ich die Reaktion des anderen auf ihre Angemessenheit hin prüfe.
Ich habe auch das Recht auf meine Wünsche und deren Äußerung.
So wie oben, beobachte und bewerte ich auch hier die Reaktion des anderen. Hat er/sie meine Wünsche verstanden? Geht er/sie auf diese ein? Ist er/sie in der Lage selbst Wünsche zu äußern?

Während ich dies schreibe, wird mir schmerzlich klar, dass die meisten Menschen, mit denen ich bis dato zu tun hatte, alle eine Störung in der Hinsicht aufwiesen. Ich sehe auch, dass ich selber Angst vor Menschen hatte, die einen gesunden Umgang mit dem Gegenüber berrscht haben.
Heute schrecke ich immer noch vor diesen Leuten zurück.Aus Angst mich selbst als Tarzan, als ein Monster zu entpuppen, das die feinen Regeln des Umgangs nicht beherrscht. Ich habe Angst, diese freundlichen und gesunden Menschen aus Versehen mit meiner Trollkeule zu erwischen und wieder alleine dazustehen.

Das ist der Grund, warum ich Orte und Versammlungen meide, an denen ich solchen Menschen ernsthaft begegnen könnte. Und das ist der Grund, warum ich mich mit der Gesellschaft der Menschen begnüge, die unbedenklich die Trollkeule schwingen. Manchmal aus einem Anlehnungsbedürfnis, denn sie wirken so stark und selbstsicher in ihrer Unkonformität. Manchmal aus Mitgefühl. Aber hauptsächlich aus Angst, das gewohnte Umfeld zu verlassen... und sich selbst etwas Gutes zu tun.

Jedenfalls werde ich heute und morgen Lösungen für mich herausarbeiten, wie ich das Gefühl der Unzulänglichkeit in den Griff bekomme. Ich mache mir auch Gedanken dazu, welche Menschen mir auf dem Weg dorthin helfen können.

Tag 7:

Das Unterbewusstsein arbeitet immer noch, doch die erste Teillösung hat sich geformt:

Es ist wichtig, dass ich den Unterschied zwischen gesund und ungesund für mich definiere. Aber ich werde mich nicht darauf versteifen. Ich werde nicht dazu beitragen die Kluft zwischen meinem Noch-Ich und den vielen schönen Möglichkeiten um mich herum zu vergrößern.

Ich will mich verändern. Und weil ich es will, finde ich auch einen Ausweg.

Zitat:
Meine Gedanken kehren in letzter Zeit immer wieder an den Punkt zurück, dass ich meinem Glück selbst im Weg stehe. Indem ich an der Vergangenheit festhalte, mich an alte Überzeugungen klammere, Verstorbene nicht gehen lasse.

Hast Du gewissermassen das Gefühl, dass die Verstorbenen es sich wünschen, dass Du los lässt?

Ich bin Jemand, der prinzipiell nicht glaubt, dass es nach dem Tode nichts gibt, aber noch keinen subjektiven Beweis dafür gefunden hat, dass sie noch hier sind.

Nein, ich übertrage nicht meine Verantwortung auf andere, seien sie lebendig oder tot.

Im nächsten Schritt lasse ich das Verlangen los das Unerreichbare erreichen zu wollen.

Ich kann die Vergangenheit nicht mehr ändern.
Ich höre auf, mich dafür zu entschuldigen, dass ich dieses nicht hatte oder jenes nicht bin. Ich lasse meine Trauer darüber zu, dass sich bestimmte Träume nicht erfüllen lassen. Ich erspüre die Bitterkeit dahinter... Und dann wage ich es jenen Teil von mir sterben zu lassen, der mich dazu gebracht hat mich zu verleugnen.

Ich lasse mich gerade darauf ein und spüre eine riesengroße Angst. Ich spüre, dass meine Füße kalt werden und mein Bewusstsein sich vom Körper lösen möchte... Es überwältigt mich, eine jahrzehntlange Überzeugung - einen Befehl, den ich mir vor Jahren gegeben habe - hier und jetzt loszulassen. Mir ist auch nach Weinen zumute, weil ich nicht weiß, wie ich dieses Loch in mir füllen soll. Ich fühle mich hilflos und von der restlichen Welt abgeschnitten...

Doch ich halte mir vor Augen, dass ich soeben die Basis für mein mein neues Ich gelegt habe. Und das wird mir erstmal genug Kraft zum Weitergehen geben.

Tag 8:

Das alte Gerüst wackelt. Es steht kurz vor dem Zusammenbruch. Der Drang mit dem Leben zu gehen ist viel stärker als starre Strukturen. Ich will mit der Zeit gehen. Ich will mich dem Lauf der Dinge anpassen. Ich will während meiner Reise an die Umstände angleichen.

Gleichzeitig bewahre ich meinen Kern. Universale Prinizipien bleiben bestehen. Überholte Werte machen realisitschen Grundsätzen platz. Ich weiß genau, wo ich stehe.

Ich lerne Ich selbst zu sein und dennoch mit meiner Umwelt im Gleichklang zu sein.
Die Angst äußeren Einflüssen auf Gedeih und Verderb ausgeliefert zu sein, weicht der Gewissheit, dass ich bei mir selber in Sicherheit bin.

Ich alleine gestalte mein Leben. Wenn ich etwas tue, tue ich es für mich und nicht für jemand anderen. Ich habe keinen Einfluss auf die Gedanken der anderen oder darauf, wie sie mich sehen. So schwierig es noch ist... ich höre nur auf die Meinung meiner mitfühlenden Seite. Indem ich den Anspruch auf Perfektion aufgebe, kann ich mir selber Angesicht zu Angesicht begegnen.

Ich habe endlich den Mut, meine dunklen Seiten voll anzusehen. Und ich finde das Mitgefühl und die Distanz, um mit diesen Seiten umzugehen. Nein, es ist nicht leicht ihnen Tag für Tag zu begegnen. Doch je öfter ich mich ihnen stelle, umso mehr verlieren sie an Schrecken. Umso mehr gewinne ich die Oberhand beim Handeln.

Damit setze ich einen weiteren Grundstein - Einen für einen offenen Umgang mit mir selbst.

Und bis ich ihn unter allen Umständen beherrsche, mache ich mir eine kleine Notiz und hänge sie mir an den Spiegel

Tag 10:

Im Westen nichts Neues. Nach den erschütternden Erkenntnissen und wichtigen Einsichten geht es nun darum, das Neugelernte zu festigen.

Ich gehe jeden Tag in neue Situationen und wende mein neugewonnenes Wissen an. Ab und zu passiert es, dass ich mich beim Rückfall in meine alten Gewohnheiten ertappe. Dann seufze ich mal entnervt, mal lächelnd und sammle wieder meinen Geist.
Es geht mir nicht darum, es sofort perfekt hinzubekommen. Oder zu denken, dass mit neuem Wissen auch eine neue heile Welt auf mich zukommt. Nein, die anstrengenden oder unschönen Dinge bleiben bestehen. Doch ich gehe von Tag zu Tag unbeschwerter mit ihnen um und lerne schneller die richtige Wahl zu treffen.

Ich rufe mir gerade nochmal meine Gefühle in Erinnerung, als ich die Grundsteine legte und richte meinen Blick in die Zukunft. Ich fühle mich für einen kurzen Augenblick erleichtert, beinahe euphorisch... Doch ich bin mir auch meiner Verantwortung bewusst, es nicht bei diesem einen Augenblick bewenden zu lassen.

Vor mir liegt noch viel Arbeit an mir selbst. Aber sie erfüllt mich und gibt meinem Leben einen Sinn.

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