Tag 5:
Nach dem Gefühlebrodeln gestern bin ich nun soweit gekommen, dass ich eine neue Vorgehensweise am Herausarbeiten bin. Es ist zwar noch ein Rohbau, doch ich spüredie Gewissheit, dass dieser Rohbau auf einem soliden Fundament steht.
Und zwar geht es um meinen Beitrag zu all den blöden Situationen in der Vergangenheit, möglicherweise auch bis vor Kurzem. Ich sehe, dass ich viel zu passiv gewesen bin. Da, wo ich meine Position verteidigen sollte, habe ich es teils wie im Schock, teils aus Verlustangst nicht getan.
Ich habe zu oft nachgegeben, habe mich ausgeliefert gefühlt und meine Ansichten als minderwertig behandelt. Während ich in meinem Inneren dachte, dass ich alles unter Kontrolle habe, habe ich von außen betrachtet alle Kontrolle und Macht an den anderen abgegeben.
So unschön diese Erkenntnis auch ist... ich habe meine Waffen parat, um solchen Situationen - sollten sie sich ergeben - erfolgreich zu begegnen.
Eine davon ist Kommunikation. Wenn mir etwas gegen den Strich geht, spreche ich es an. Ich habe das Recht auf meine Meinung und auf deren Äußerung.
Das führt mich sicher zum nächsten Schritt, in dem ich die Reaktion des anderen auf ihre Angemessenheit hin prüfe.
Ich habe auch das Recht auf meine Wünsche und deren Äußerung.
So wie oben, beobachte und bewerte ich auch hier die Reaktion des anderen. Hat er/sie meine Wünsche verstanden? Geht er/sie auf diese ein? Ist er/sie in der Lage selbst Wünsche zu äußern?
Während ich dies schreibe, wird mir schmerzlich klar, dass die meisten Menschen, mit denen ich bis dato zu tun hatte, alle eine Störung in der Hinsicht aufwiesen. Ich sehe auch, dass ich selber Angst vor Menschen hatte, die einen gesunden Umgang mit dem Gegenüber berrscht haben.
Heute schrecke ich immer noch vor diesen Leuten zurück.Aus Angst mich selbst als Tarzan, als ein Monster zu entpuppen, das die feinen Regeln des Umgangs nicht beherrscht. Ich habe Angst, diese freundlichen und gesunden Menschen aus Versehen mit meiner Trollkeule zu erwischen und wieder alleine dazustehen.
Das ist der Grund, warum ich Orte und Versammlungen meide, an denen ich solchen Menschen ernsthaft begegnen könnte. Und das ist der Grund, warum ich mich mit der Gesellschaft der Menschen begnüge, die unbedenklich die Trollkeule schwingen. Manchmal aus einem Anlehnungsbedürfnis, denn sie wirken so stark und selbstsicher in ihrer Unkonformität. Manchmal aus Mitgefühl. Aber hauptsächlich aus Angst, das gewohnte Umfeld zu verlassen... und sich selbst etwas Gutes zu tun.
Jedenfalls werde ich heute und morgen Lösungen für mich herausarbeiten, wie ich das Gefühl der Unzulänglichkeit in den Griff bekomme. Ich mache mir auch Gedanken dazu, welche Menschen mir auf dem Weg dorthin helfen können.
31.07.2015 07:53 •
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