Hallo ihr Lieben Menschen, ich bin neu hier im Forum. Da ich mich gerade sehr schlecht und hilflos fühle, habe ich mir ein Forum gesucht um vielleicht um Rat und Hilfe zu bitten.
Meine Geschichte wird wahrscheinlich ziemlich lang, ich versuche alles so detailliert wie möglich zu beschreiben und hoffe, dass es Menschen gibt die es sich durchlesen.
Vor 3 Jahren habe ich (w, 29) meinen Ex Partner (m, 39) in der Uni bei einem Projekt kennengelernt. Wir hatten ein Jahr lang nur Freundschaftlichen Kontakt. In dieser Zeit habe ich aber auch gemerkt, dass ich ihn mehr als nur einen Freund mag und ihm ging es genauso. Also haben wir uns vor zwei Jahren angefangen richtig zu Daten.
Nach ziemlich kurzer Zeit habe ich mich wirklich sehr in ihn verliebt. Leider kamen damit aber auch viele Ängste z.B. Verlust. Ich habe unbewusst die Bindung sabotiert, da ich das Gefühl hatte, dass er nicht das Gleiche für mich empfindet. Ich habe in einigen Situationen viel zu emotional reagiert, weil ich das Gefühl hatte, dass er mir für etwas die Schuld geben möchte. Anfangs war er noch sehr verständnisvoll und hat versucht mit mir gemeinsam Lösungen zu finden.
Ich habe ihm viel aus meiner Kindheit erzählt, die leider nicht schön war. Mein Stiefvater hat mich geschlagen und sexuell missbraucht. Meine Mutter war zu der Zeit so unterdrück, dass sie mich nicht beschützt hat. So war ich immer im Überlebensmodus. Nach deren Trennung, habe ich nie eine Therapie gemacht und habe die Erlebnisse erfolgreich verdrängt.
Dass sich das Ganze bis in mein Erwachsenenalter ziehen wird und meine Beziehungen beeinflussen wird, war mir zu dem Zeitpunkt nicht bewusst. Durch diese Beziehung habe ich aber immer mehr und mehr gemerkt, dass ich sehr viele Trigger habe und dass mich meine Kindheit täglich begleitet. Dies habe ich auch mit meinem Partner kommuniziert.
Ich muss dazu sagen, dass ich mir mit ihm jemanden ausgesucht habe, der Ähnlichkeiten zu meinem Stiefvater hat. Er ist oft cholerisch und impulsiv. Ich weiß es klingt sehr dumm, aber anfangs hat es mir imponiert.
Nach dem wir dann einige Monate zusammen waren, gab es einen großen Knall. Auf einer Feier bei seinen Verwandten. Wir waren ziemlich betrunken und als wir alleine im Zimmer waren und eigentlich schlafen wollten, ist es über mich gekommen. Ich habe einen Streit angefangen und zwar weil ich mich nicht geliebt gefühlt habe. Bzw die letzten Monate das Gefühl hatte, dass ich mehr investiert habe als er. Das Ganze ist so weit eskaliert, dass er dann irgendwann auf mir saß und mir mehrmals ins Gesicht geschlagen hat. Die anderen haben das ebenfalls mitbekommen und haben versucht uns zu beruhigen. Am nächsten Morgen ist er dann alleine mit dem Zug weggefahren und ich bin mit meinem Auto nach Hause. Einige Stunden später hat er mich mehrmals angerufen, ich bin aber nicht rangegangen. Irgendwann war er dann vor meiner Haustür und wollte mir meine Sachen überreichen. Ich weiß, dass das eigentlich der Zeitpunkt sein sollte wo wir uns hätten trennen sollen. Jedoch hatten wir beide das Bedürfnis diesen Vorfall zu klären. Ich habe mich für mein Verhalten mehrmals entschuldigt und habe meinen Teil auch nicht Gut geredet. Seinerseits kam keine Entschuldigung, sondern eher hat er mir die Verantwortung für seine Gewalt auferlegt. Da ich so unter Schock und Stress war, habe ich um seine Verzeihung gebettelt und dass er mich bitte nicht verlassen soll und ich an mir arbeiten werde. Und ja er hat mir verziehen.
Um ehrlich zu sein haben wir im weiteren Verlauf kaum mehr über dieses Thema gesprochen. Ich habe auch niemandem davon erzählt, aus Scham und vor allem weil ich wusste, dass alle dazu raten werden die Beziehung zu beenden. Somit habe ich versucht dieses Erlebnis alleine aufzuarbeiten.
Ich den darauffolgenden Monaten habe ich viele Bücher gelesen, um irgendwie eine Antwort auf mein Verhalten zu finden. Ich habe an meiner Kommunikation gearbeitet, an meiner Reaktion. Ich habe immer wieder versucht gewisse Situationen aus der Vogelperspektive zu beobachten, so dass ich nicht zu schnell reagiere oder etwas in den falschen Hals bekomme. Für mich war es immer schwierig meine Bedürfnisse zu kommunizieren oder ich hatte Angst davor etwas zu anzusprechen was mich stört. Ich habe es jedoch trotzdem versucht und mir vorher immer sehr viele Gedanken gemacht. Mein Partner bzw. Ex hat z.B sehr viel von seiner Ex Freundin erzählt, was aber auch daran lag, dass er mir ihr sehr lange zusammen war. Da es aber immer mehr und mehr wurde, habe ich es irgendwann angesprochen und gesagt dass mir das aufgefallen ist und es manchmal in mir etwas triggert. Daraufhin war er total sauer und hat tagelang nicht mehr mit mir gesprochen. Ich habe mich sehr oft dafür entschuldigt und habe ihm Romane geschrieben, wo ich ihm versucht habe zu erklären wie sich das anfühlt und warum. Keine Reaktion. Das ist nur ein Beispiel gewesen. Eine andere Situation war z.B. als er krank war und mit seiner Mitbewohnerin währenddessen Canabis konsumiert hat. Ich habe das angesprochen und gesagt, dass ich das nicht gut finde vor allem wenn er erkältet ist. Daraufhin hat er mit mir wieder tagelang nicht gesprochen. Das gleiche Spiel nochmal, ich Romane geschrieben, mich entschuldigt etc.
Irgendwann wurde ich immer stiller und hatte Angst überhaupt etwas anzusprechen. Und wenn dann habe ich mir tagelang darüber Gedanken gemacht und Notizen gemacht, was ich sagen kann, damit er nicht verletzt wird. Das hat jedoch auch nicht funktioniert, das Ergebnis war immer gleich. Er hat mich oft als verrückt, zu sensibel betitelt und dass ich eigentlich an allem Schuld bin, selbst wenn er mich offensichtlich beleidigt hat.
Ich habe dann nach ca 10 Monate Beziehung keinen anderen Ausweg mehr gesehen und habe mich an die psychologische Beratungsstelle meiner Uni gewandt. Dort hatte ich über Monate einige Sitzungen und habe meine Situation geschildert. Mir wurde zur Traumatherapie geraten, jedoch hatte ich davor Angst und habe gedacht, dass ich das auch so hinkriege. In den Sitzungen wurde allerdings klar, dass nicht nur ich „das Problem“ bin. Mein Partner hat offensichtlich Silent Treatment und Schuldumkehr betrieben. Ich war jedoch zu dem Zeitpunkt noch nicht bereit für eine Trennung. Ich habe mal wieder gedacht wir schaffen das schon. Und irgendwie funktionierte es auch, aber auch nur weil ich mich immer mehr zurückgenommen habe und über offensichtliche Kränkungen hinweggesehen habe.
Letzten Sommer waren wir gemeinsam im Urlaub und haben einen Roadtrip durch den Balkan gemacht. Eines Abends saßen wir gemeinsam am Strand und ich kann es nicht mehr ganz rekonstruieren, jedoch sagte mein Partner plötzlich „Ich geb dir gleich eine“. Das hat mich so in die Situation von damals versetzt und ich war in dem Moment total verletzt. Er konnte es nicht verstehen und war dann richtig sauer. Er hat mehrere Tage während unseren Urlaubs, nicht mit mir gesprochen. Als ich die Situation irgendwann klären wollte und ihm erklärt habe warum es mich verletzt hat, meinte er nur „das war nur Spaß, das ist so lange her, glaubst du wirklich ich würde es nochmal tun, du kennst mich doch“. Und wieder habe ich mir die Schuld gegeben. Naja der Rest des Urlaubs war absolut nicht schön. Ich habe ihn nochmal richtig kennengelernt was z.B auch das Autofahren angeht. Er ist ständig ausgerastet und ich hatte immer Angst neben ihm. Ich war mir ziemlich sicher, dass ich die Beziehung nach dem Urlaub beenden werde. Doch ich habe einen noch größeren Fehler zugelassen…
Wir haben während unseres Urlaubs einen Straßenhund kennengelernt. Er ist uns über mehrere Tage nicht von der Seite gewichen. Wir hatten mit dem Gedanken gespielt, ihn mit nach Deutschland zu nehmen. Jedoch habe ich das eigentlich schnell vergessen vor allem auch aufgrund der Streitereien zwischen uns beiden. Ein paar Tage bevor der Urlaub zu Ende gehen sollte, wollten wir den Hund nochmal besuchen. Er war schneller im Kofferraum als ich überhaupt etwas sagen konnte. Wir sind zum Arzt und haben ihn medizinisch versorgen lassen. Wir überlegten danach ob wir ihn nicht doch mitnehmen, ich hatte jedoch Zweifel. Mein Partner hat sich dann erst für sein Verhalten und die Ausraster im Urlaub entschuldigt und ich habe ihm geglaubt. Also habe ich zugestimmt ihn mitzunehmen und hatte die Hoffnung, dass uns das vielleicht näher zusammenbringt.
Die darauffolgenden Wochen waren wunderschön. Mein Partner hat immer wieder gesagt wie sehr er mich liebt und dass ich und der Hund das einzige sind was er braucht. Wir haben uns eine tolle gemeinsame Zukunft ausgemalt und ich dachte: ok wir haben es geschafft. Das ging auch einige Monate gut bis er angefangen hat gewalttätig dem Hund gegenüber zu sein. Er hat ihn mal auf den Kopf gehauen, hat ihn öfter am Halsband oder Geschirr durch die Gegend geschleudert, wenn der Hund nicht das gemacht hat, was er wollte. Hat ihn auf den Boden geschmissen und ihn am Hals festgehalten. In diesen ganzen Situationen platze es wirklich immer aus mir raus, weil ich den Hund beschützen wollte. Ich habe immer wieder Gespräche mit ihm geführt und erklärt, dass das so nicht geht, dass er damit das Vertrauen missbraucht und es nur mit Geduld funktioniert. Es schien immer wieder so als hätte er es verstanden, bis dann die nächste Aktion kam.
In dieser Zeit habe ich immer mehr und mehr begriffen, dass ich mit ihm keine Zukunft sehe. Ich habe die Respektlosigkeiten nicht mehr ausgehalten. Auch mir gegenüber kamen wieder Beleidigungen und Erniedrigungen. Dass ich z.B keine richtige Frau wäre, weil ich zu wenig koche und zu wenig eigentlich alles mache.
Vor ca 2 Monaten teilte er mir mit, dass der Hund und ich, ihn belasten und dass er in seinem Leben nicht weiterkommt wegen uns. Er spielte auch darauf an, dass wir Schuld seien, dass er seine Bachelorarbeit nicht schreiben kann. Wobei er die auch vor uns schon nicht geschrieben hat. Daraufhin habe ich gesagt, dass er Verantwortung übernehmen soll und es nicht auf uns übertragen soll, denn ich habe die meiste Zeit mit dem Hund verbracht und habe gleichzeitig alles im Haushalt übernommen. Er war dann darauf sauer und hat mir vorgeworfen, dass ich ihn nicht unterstützen wolle und er sich mir nur mitgeteilt hätte. Wir haben uns im Gespräch darauf geeignet, dass jeder wieder mehr Zeit für sich verbringt.
Ich bin dann öfter mit dem Hund zu meiner Mutter gefahren und habe ihm Freiraum gegeben. Natürlich dachte ich, wir kriegen das vielleicht doch noch hin.
Nach ein paar Wochen schien es ausweglos und es kam der große Knall. Er hat gesagt, dass ich ihn jeden Tag zum ausrasten bringen würde und
Dass er keinen Bock mehr hat. Ich habe daraufhin auch gesagt, dass ich es nicht mehr möchte. Als ich fragte wie wir das mit dem Hund machen, sagte er, ich solle ihn nehmen. Ich habe zugestimmt. Jedoch haben wir uns darauf geeignet, dass der Hund erstmal bei ihm wohnt, bis ich eine Wohnung für mich und ihn gefunden habe. Also bin ich immer in seine Wohnung, wenn er nicht da war. Zwischendurch hat er noch versucht Gespräche mit mir zu führen und sagte er sei trotzdem bereit für eine Lösung im gleichen Moment hat er mich aber wieder als „keine richtige Frau“ betitelt oder gesagt, dass ich nicht mehr begehrenswert sei. Ich habe mich jedoch mit dem Gedanken angefunden, dass diese Beziehung keine Chance hat und auch nie eine hatte.
Nach seinen Aussagen über mich, habe ich mich so erniedrigt gefühlt. Mein Selbstwertgefühl war eh schon am Ende aber das hat mir einfach den Rest gegeben. Ich habe eines Tages meinen Ex Freund, mit dem ich 2 Jahre vor der aktuellen Beziehung zusammen war, angeschrieben. Ich wollte in dem Moment Bestätigung und ach ich weiß nicht was ich wollte. Wir haben über banale Dinge gesprochen, wie so das Leben verlaufen ist. Am nächsten Tag haben ich aber gemerkt, was für eine beschissene Idee das war und habe den Kontakt wieder eingestellt. Ich weiß wie dumm es war. Mir war klar, dass ich ohne Therapie nicht mehr auskomme. Also habe ich mich aktiv dazu entschlossen, das Problem anzugehen und habe mich auf die Suche gemacht um ein Erstgespräch zu vereinbaren.
Währenddessen hatte ich natürlich noch Kontakt zu meinem jetzigen Ex, weil der Hund bei ihm wohnt. Letzte Woche wurde der Hund kastriert und ich habe mehr Zeit bei meinem Ex in der Wohnung verbracht und auch dort übernachtet. Samstag fragte er mich plötzlich ob ich jemanden neues habe, ich verneinte. Dann sagte er mir, dass er nachdem die Fäden gezogen werden (beim Hund wegen der Kastration) auch eine räumliche Trennung haben möchte, d.h wir sollen endgültig weg. Ich habe in dem Moment angefangen zu weinen, weil es eben so endgültig war und auch einfach, weil wir es nicht hinbekommen haben. Ich wusste aber auch, dass es das Richtige ist.
Ich fragte ihn trotzdem nochmal warum er wissen wollte, ob ich jemanden neues habe. Er sagte mir daraufhin, dass er weiß, dass ich mit meinem Ex geschrieben habe. Ich habe jedoch gelogen und gesagt, dass es nicht stimmt. Er wollte dann einen Handytausch machen und ich gab ihm mein Handy. Er schaute in mein Handy und fragte mich warum ich den Chat mit meinem Ex gelöscht habe. Ab dann wusste ich, dass er schon vorher in mein Handy geguckt hat. Ich habe daraufhin gesagt, dass ich gelogen habe und dass ich ihm geschrieben habe, weil ich Bestätigung haben wollte. Es war ein Fehler und ich bereue es. Er war sehr verletzt und ich habe ihm angesehen, dass es ihm damit nicht gut geht. Vor allem hat ihn verletzt, dass ich meinem Ex nichts von der Beziehung zu ihm erzählt habe und damit die letzten zwei Jahre relativiert habe. Und da hat er auch Recht.
So saßen wir da und haben nichts mehr gesagt. Ich wusste auch ehrlich gesagt nicht was, denn ich wollte meinen Fehler weder klein reden noch wollte ich es irgendwie noch schlimmer machen. Er ging dann mit dem Hund raus und ich bin dann in meine Wohnung gefahren. Daraufhin rief ich meine Mutter an und habe ihr alles erzählt. Sie kam dann Abends zu mir und wir haben viel geredet und überlegt was die nächsten Schritte sein sollen. Die Beziehung ist vorbei und ich wollte und will auch nichts mehr unternehmen um sie zu retten. Wir haben uns darauf geeinigt, dass der Hund erstmal bei ihr bleibt solange ich noch auf Wohnungssuche bin (in meiner Wohnung sind Haustiere leider nicht erlaubt).
Gestern gegen Mittag hat mein Ex Freund mich angerufen. Ich ging nicht ran. Einige Minuten später rief er meine Mutter an. Er hat ihr gesagt, dass ich unschön gehandelt habe indem ich mit meinem Ex geschrieben habe und dass er die Meinung meiner Mutter hören will. Sie sagte ihm, ja das war nicht schön. Er wollte ihr unbedingt seine Seite der Geschichte erzählen, da er meinte dass Menschen wie ich alles verdrehen würden. Ich gehe davon aus, dass er auch die Chats mit meinen Freundinnen gelesen hat, denn dort habe ich öfter erwähnt, dass ich das Gefühl habe von ihm manipuliert worden zu sein und dass er Gaslighting betrieben hat.
Meine Mama hat sich jedoch nicht darauf eingelassen, denn sie hat dieses Spiel selbst schon erlebt. Er wollte nicht davon ablassen und wollte ihr unbedingt seine Seite erzählen. Sie hatte das Gespräch aber freundlich beendet. Später rief er mich wieder an, ich ging nicht ran. Ich weiß nicht was ich ihm sagen soll. Natürlich schäme ich mich dafür dass ich mit meinem Ex geschrieben habe und auch diesbezüglich gelogen habe, aber ist das wirklich noch relevant nach all dem was in den letzten Jahren passiert ist?
Ich weiß nicht was ich mir erhoffe, indem ich es hier reinschreibe… Ich weiß, dass ich Probleme mit mir selbst habe. Ich weiß aber auch, dass er narzisstische Züge hat, denn diese Schuldgefühle in der ganzen Beziehung, meine verdrehte Wahrnehmung, das kommt ja nicht einfach so irgendwo her? Ich frage mich auch schon seit langer Zeit, ob ich vielleicht die Narzisstin bin. Was ich hätte wann anders sagen oder machen sollen. Eine Therapie ist sehr sehr dringend nötig. Ich arbeite auch gerade daran.
Bis ich einen Platz bekomme, erhoffe ich mir hierdurch vielleicht Gleichgesinnte, Erfahrungen, Rat, eine objektive Meinung. Ich fühle mich gerade so hilflos, schuldig und einfach elend
Meine Geschichte wird wahrscheinlich ziemlich lang, ich versuche alles so detailliert wie möglich zu beschreiben und hoffe, dass es Menschen gibt die es sich durchlesen.
Vor 3 Jahren habe ich (w, 29) meinen Ex Partner (m, 39) in der Uni bei einem Projekt kennengelernt. Wir hatten ein Jahr lang nur Freundschaftlichen Kontakt. In dieser Zeit habe ich aber auch gemerkt, dass ich ihn mehr als nur einen Freund mag und ihm ging es genauso. Also haben wir uns vor zwei Jahren angefangen richtig zu Daten.
Nach ziemlich kurzer Zeit habe ich mich wirklich sehr in ihn verliebt. Leider kamen damit aber auch viele Ängste z.B. Verlust. Ich habe unbewusst die Bindung sabotiert, da ich das Gefühl hatte, dass er nicht das Gleiche für mich empfindet. Ich habe in einigen Situationen viel zu emotional reagiert, weil ich das Gefühl hatte, dass er mir für etwas die Schuld geben möchte. Anfangs war er noch sehr verständnisvoll und hat versucht mit mir gemeinsam Lösungen zu finden.
Ich habe ihm viel aus meiner Kindheit erzählt, die leider nicht schön war. Mein Stiefvater hat mich geschlagen und sexuell missbraucht. Meine Mutter war zu der Zeit so unterdrück, dass sie mich nicht beschützt hat. So war ich immer im Überlebensmodus. Nach deren Trennung, habe ich nie eine Therapie gemacht und habe die Erlebnisse erfolgreich verdrängt.
Dass sich das Ganze bis in mein Erwachsenenalter ziehen wird und meine Beziehungen beeinflussen wird, war mir zu dem Zeitpunkt nicht bewusst. Durch diese Beziehung habe ich aber immer mehr und mehr gemerkt, dass ich sehr viele Trigger habe und dass mich meine Kindheit täglich begleitet. Dies habe ich auch mit meinem Partner kommuniziert.
Ich muss dazu sagen, dass ich mir mit ihm jemanden ausgesucht habe, der Ähnlichkeiten zu meinem Stiefvater hat. Er ist oft cholerisch und impulsiv. Ich weiß es klingt sehr dumm, aber anfangs hat es mir imponiert.
Nach dem wir dann einige Monate zusammen waren, gab es einen großen Knall. Auf einer Feier bei seinen Verwandten. Wir waren ziemlich betrunken und als wir alleine im Zimmer waren und eigentlich schlafen wollten, ist es über mich gekommen. Ich habe einen Streit angefangen und zwar weil ich mich nicht geliebt gefühlt habe. Bzw die letzten Monate das Gefühl hatte, dass ich mehr investiert habe als er. Das Ganze ist so weit eskaliert, dass er dann irgendwann auf mir saß und mir mehrmals ins Gesicht geschlagen hat. Die anderen haben das ebenfalls mitbekommen und haben versucht uns zu beruhigen. Am nächsten Morgen ist er dann alleine mit dem Zug weggefahren und ich bin mit meinem Auto nach Hause. Einige Stunden später hat er mich mehrmals angerufen, ich bin aber nicht rangegangen. Irgendwann war er dann vor meiner Haustür und wollte mir meine Sachen überreichen. Ich weiß, dass das eigentlich der Zeitpunkt sein sollte wo wir uns hätten trennen sollen. Jedoch hatten wir beide das Bedürfnis diesen Vorfall zu klären. Ich habe mich für mein Verhalten mehrmals entschuldigt und habe meinen Teil auch nicht Gut geredet. Seinerseits kam keine Entschuldigung, sondern eher hat er mir die Verantwortung für seine Gewalt auferlegt. Da ich so unter Schock und Stress war, habe ich um seine Verzeihung gebettelt und dass er mich bitte nicht verlassen soll und ich an mir arbeiten werde. Und ja er hat mir verziehen.
Um ehrlich zu sein haben wir im weiteren Verlauf kaum mehr über dieses Thema gesprochen. Ich habe auch niemandem davon erzählt, aus Scham und vor allem weil ich wusste, dass alle dazu raten werden die Beziehung zu beenden. Somit habe ich versucht dieses Erlebnis alleine aufzuarbeiten.
Ich den darauffolgenden Monaten habe ich viele Bücher gelesen, um irgendwie eine Antwort auf mein Verhalten zu finden. Ich habe an meiner Kommunikation gearbeitet, an meiner Reaktion. Ich habe immer wieder versucht gewisse Situationen aus der Vogelperspektive zu beobachten, so dass ich nicht zu schnell reagiere oder etwas in den falschen Hals bekomme. Für mich war es immer schwierig meine Bedürfnisse zu kommunizieren oder ich hatte Angst davor etwas zu anzusprechen was mich stört. Ich habe es jedoch trotzdem versucht und mir vorher immer sehr viele Gedanken gemacht. Mein Partner bzw. Ex hat z.B sehr viel von seiner Ex Freundin erzählt, was aber auch daran lag, dass er mir ihr sehr lange zusammen war. Da es aber immer mehr und mehr wurde, habe ich es irgendwann angesprochen und gesagt dass mir das aufgefallen ist und es manchmal in mir etwas triggert. Daraufhin war er total sauer und hat tagelang nicht mehr mit mir gesprochen. Ich habe mich sehr oft dafür entschuldigt und habe ihm Romane geschrieben, wo ich ihm versucht habe zu erklären wie sich das anfühlt und warum. Keine Reaktion. Das ist nur ein Beispiel gewesen. Eine andere Situation war z.B. als er krank war und mit seiner Mitbewohnerin währenddessen Canabis konsumiert hat. Ich habe das angesprochen und gesagt, dass ich das nicht gut finde vor allem wenn er erkältet ist. Daraufhin hat er mit mir wieder tagelang nicht gesprochen. Das gleiche Spiel nochmal, ich Romane geschrieben, mich entschuldigt etc.
Irgendwann wurde ich immer stiller und hatte Angst überhaupt etwas anzusprechen. Und wenn dann habe ich mir tagelang darüber Gedanken gemacht und Notizen gemacht, was ich sagen kann, damit er nicht verletzt wird. Das hat jedoch auch nicht funktioniert, das Ergebnis war immer gleich. Er hat mich oft als verrückt, zu sensibel betitelt und dass ich eigentlich an allem Schuld bin, selbst wenn er mich offensichtlich beleidigt hat.
Ich habe dann nach ca 10 Monate Beziehung keinen anderen Ausweg mehr gesehen und habe mich an die psychologische Beratungsstelle meiner Uni gewandt. Dort hatte ich über Monate einige Sitzungen und habe meine Situation geschildert. Mir wurde zur Traumatherapie geraten, jedoch hatte ich davor Angst und habe gedacht, dass ich das auch so hinkriege. In den Sitzungen wurde allerdings klar, dass nicht nur ich „das Problem“ bin. Mein Partner hat offensichtlich Silent Treatment und Schuldumkehr betrieben. Ich war jedoch zu dem Zeitpunkt noch nicht bereit für eine Trennung. Ich habe mal wieder gedacht wir schaffen das schon. Und irgendwie funktionierte es auch, aber auch nur weil ich mich immer mehr zurückgenommen habe und über offensichtliche Kränkungen hinweggesehen habe.
Letzten Sommer waren wir gemeinsam im Urlaub und haben einen Roadtrip durch den Balkan gemacht. Eines Abends saßen wir gemeinsam am Strand und ich kann es nicht mehr ganz rekonstruieren, jedoch sagte mein Partner plötzlich „Ich geb dir gleich eine“. Das hat mich so in die Situation von damals versetzt und ich war in dem Moment total verletzt. Er konnte es nicht verstehen und war dann richtig sauer. Er hat mehrere Tage während unseren Urlaubs, nicht mit mir gesprochen. Als ich die Situation irgendwann klären wollte und ihm erklärt habe warum es mich verletzt hat, meinte er nur „das war nur Spaß, das ist so lange her, glaubst du wirklich ich würde es nochmal tun, du kennst mich doch“. Und wieder habe ich mir die Schuld gegeben. Naja der Rest des Urlaubs war absolut nicht schön. Ich habe ihn nochmal richtig kennengelernt was z.B auch das Autofahren angeht. Er ist ständig ausgerastet und ich hatte immer Angst neben ihm. Ich war mir ziemlich sicher, dass ich die Beziehung nach dem Urlaub beenden werde. Doch ich habe einen noch größeren Fehler zugelassen…
Wir haben während unseres Urlaubs einen Straßenhund kennengelernt. Er ist uns über mehrere Tage nicht von der Seite gewichen. Wir hatten mit dem Gedanken gespielt, ihn mit nach Deutschland zu nehmen. Jedoch habe ich das eigentlich schnell vergessen vor allem auch aufgrund der Streitereien zwischen uns beiden. Ein paar Tage bevor der Urlaub zu Ende gehen sollte, wollten wir den Hund nochmal besuchen. Er war schneller im Kofferraum als ich überhaupt etwas sagen konnte. Wir sind zum Arzt und haben ihn medizinisch versorgen lassen. Wir überlegten danach ob wir ihn nicht doch mitnehmen, ich hatte jedoch Zweifel. Mein Partner hat sich dann erst für sein Verhalten und die Ausraster im Urlaub entschuldigt und ich habe ihm geglaubt. Also habe ich zugestimmt ihn mitzunehmen und hatte die Hoffnung, dass uns das vielleicht näher zusammenbringt.
Die darauffolgenden Wochen waren wunderschön. Mein Partner hat immer wieder gesagt wie sehr er mich liebt und dass ich und der Hund das einzige sind was er braucht. Wir haben uns eine tolle gemeinsame Zukunft ausgemalt und ich dachte: ok wir haben es geschafft. Das ging auch einige Monate gut bis er angefangen hat gewalttätig dem Hund gegenüber zu sein. Er hat ihn mal auf den Kopf gehauen, hat ihn öfter am Halsband oder Geschirr durch die Gegend geschleudert, wenn der Hund nicht das gemacht hat, was er wollte. Hat ihn auf den Boden geschmissen und ihn am Hals festgehalten. In diesen ganzen Situationen platze es wirklich immer aus mir raus, weil ich den Hund beschützen wollte. Ich habe immer wieder Gespräche mit ihm geführt und erklärt, dass das so nicht geht, dass er damit das Vertrauen missbraucht und es nur mit Geduld funktioniert. Es schien immer wieder so als hätte er es verstanden, bis dann die nächste Aktion kam.
In dieser Zeit habe ich immer mehr und mehr begriffen, dass ich mit ihm keine Zukunft sehe. Ich habe die Respektlosigkeiten nicht mehr ausgehalten. Auch mir gegenüber kamen wieder Beleidigungen und Erniedrigungen. Dass ich z.B keine richtige Frau wäre, weil ich zu wenig koche und zu wenig eigentlich alles mache.
Vor ca 2 Monaten teilte er mir mit, dass der Hund und ich, ihn belasten und dass er in seinem Leben nicht weiterkommt wegen uns. Er spielte auch darauf an, dass wir Schuld seien, dass er seine Bachelorarbeit nicht schreiben kann. Wobei er die auch vor uns schon nicht geschrieben hat. Daraufhin habe ich gesagt, dass er Verantwortung übernehmen soll und es nicht auf uns übertragen soll, denn ich habe die meiste Zeit mit dem Hund verbracht und habe gleichzeitig alles im Haushalt übernommen. Er war dann darauf sauer und hat mir vorgeworfen, dass ich ihn nicht unterstützen wolle und er sich mir nur mitgeteilt hätte. Wir haben uns im Gespräch darauf geeignet, dass jeder wieder mehr Zeit für sich verbringt.
Ich bin dann öfter mit dem Hund zu meiner Mutter gefahren und habe ihm Freiraum gegeben. Natürlich dachte ich, wir kriegen das vielleicht doch noch hin.
Nach ein paar Wochen schien es ausweglos und es kam der große Knall. Er hat gesagt, dass ich ihn jeden Tag zum ausrasten bringen würde und
Dass er keinen Bock mehr hat. Ich habe daraufhin auch gesagt, dass ich es nicht mehr möchte. Als ich fragte wie wir das mit dem Hund machen, sagte er, ich solle ihn nehmen. Ich habe zugestimmt. Jedoch haben wir uns darauf geeignet, dass der Hund erstmal bei ihm wohnt, bis ich eine Wohnung für mich und ihn gefunden habe. Also bin ich immer in seine Wohnung, wenn er nicht da war. Zwischendurch hat er noch versucht Gespräche mit mir zu führen und sagte er sei trotzdem bereit für eine Lösung im gleichen Moment hat er mich aber wieder als „keine richtige Frau“ betitelt oder gesagt, dass ich nicht mehr begehrenswert sei. Ich habe mich jedoch mit dem Gedanken angefunden, dass diese Beziehung keine Chance hat und auch nie eine hatte.
Nach seinen Aussagen über mich, habe ich mich so erniedrigt gefühlt. Mein Selbstwertgefühl war eh schon am Ende aber das hat mir einfach den Rest gegeben. Ich habe eines Tages meinen Ex Freund, mit dem ich 2 Jahre vor der aktuellen Beziehung zusammen war, angeschrieben. Ich wollte in dem Moment Bestätigung und ach ich weiß nicht was ich wollte. Wir haben über banale Dinge gesprochen, wie so das Leben verlaufen ist. Am nächsten Tag haben ich aber gemerkt, was für eine beschissene Idee das war und habe den Kontakt wieder eingestellt. Ich weiß wie dumm es war. Mir war klar, dass ich ohne Therapie nicht mehr auskomme. Also habe ich mich aktiv dazu entschlossen, das Problem anzugehen und habe mich auf die Suche gemacht um ein Erstgespräch zu vereinbaren.
Währenddessen hatte ich natürlich noch Kontakt zu meinem jetzigen Ex, weil der Hund bei ihm wohnt. Letzte Woche wurde der Hund kastriert und ich habe mehr Zeit bei meinem Ex in der Wohnung verbracht und auch dort übernachtet. Samstag fragte er mich plötzlich ob ich jemanden neues habe, ich verneinte. Dann sagte er mir, dass er nachdem die Fäden gezogen werden (beim Hund wegen der Kastration) auch eine räumliche Trennung haben möchte, d.h wir sollen endgültig weg. Ich habe in dem Moment angefangen zu weinen, weil es eben so endgültig war und auch einfach, weil wir es nicht hinbekommen haben. Ich wusste aber auch, dass es das Richtige ist.
Ich fragte ihn trotzdem nochmal warum er wissen wollte, ob ich jemanden neues habe. Er sagte mir daraufhin, dass er weiß, dass ich mit meinem Ex geschrieben habe. Ich habe jedoch gelogen und gesagt, dass es nicht stimmt. Er wollte dann einen Handytausch machen und ich gab ihm mein Handy. Er schaute in mein Handy und fragte mich warum ich den Chat mit meinem Ex gelöscht habe. Ab dann wusste ich, dass er schon vorher in mein Handy geguckt hat. Ich habe daraufhin gesagt, dass ich gelogen habe und dass ich ihm geschrieben habe, weil ich Bestätigung haben wollte. Es war ein Fehler und ich bereue es. Er war sehr verletzt und ich habe ihm angesehen, dass es ihm damit nicht gut geht. Vor allem hat ihn verletzt, dass ich meinem Ex nichts von der Beziehung zu ihm erzählt habe und damit die letzten zwei Jahre relativiert habe. Und da hat er auch Recht.
So saßen wir da und haben nichts mehr gesagt. Ich wusste auch ehrlich gesagt nicht was, denn ich wollte meinen Fehler weder klein reden noch wollte ich es irgendwie noch schlimmer machen. Er ging dann mit dem Hund raus und ich bin dann in meine Wohnung gefahren. Daraufhin rief ich meine Mutter an und habe ihr alles erzählt. Sie kam dann Abends zu mir und wir haben viel geredet und überlegt was die nächsten Schritte sein sollen. Die Beziehung ist vorbei und ich wollte und will auch nichts mehr unternehmen um sie zu retten. Wir haben uns darauf geeinigt, dass der Hund erstmal bei ihr bleibt solange ich noch auf Wohnungssuche bin (in meiner Wohnung sind Haustiere leider nicht erlaubt).
Gestern gegen Mittag hat mein Ex Freund mich angerufen. Ich ging nicht ran. Einige Minuten später rief er meine Mutter an. Er hat ihr gesagt, dass ich unschön gehandelt habe indem ich mit meinem Ex geschrieben habe und dass er die Meinung meiner Mutter hören will. Sie sagte ihm, ja das war nicht schön. Er wollte ihr unbedingt seine Seite der Geschichte erzählen, da er meinte dass Menschen wie ich alles verdrehen würden. Ich gehe davon aus, dass er auch die Chats mit meinen Freundinnen gelesen hat, denn dort habe ich öfter erwähnt, dass ich das Gefühl habe von ihm manipuliert worden zu sein und dass er Gaslighting betrieben hat.
Meine Mama hat sich jedoch nicht darauf eingelassen, denn sie hat dieses Spiel selbst schon erlebt. Er wollte nicht davon ablassen und wollte ihr unbedingt seine Seite erzählen. Sie hatte das Gespräch aber freundlich beendet. Später rief er mich wieder an, ich ging nicht ran. Ich weiß nicht was ich ihm sagen soll. Natürlich schäme ich mich dafür dass ich mit meinem Ex geschrieben habe und auch diesbezüglich gelogen habe, aber ist das wirklich noch relevant nach all dem was in den letzten Jahren passiert ist?
Ich weiß nicht was ich mir erhoffe, indem ich es hier reinschreibe… Ich weiß, dass ich Probleme mit mir selbst habe. Ich weiß aber auch, dass er narzisstische Züge hat, denn diese Schuldgefühle in der ganzen Beziehung, meine verdrehte Wahrnehmung, das kommt ja nicht einfach so irgendwo her? Ich frage mich auch schon seit langer Zeit, ob ich vielleicht die Narzisstin bin. Was ich hätte wann anders sagen oder machen sollen. Eine Therapie ist sehr sehr dringend nötig. Ich arbeite auch gerade daran.
Bis ich einen Platz bekomme, erhoffe ich mir hierdurch vielleicht Gleichgesinnte, Erfahrungen, Rat, eine objektive Meinung. Ich fühle mich gerade so hilflos, schuldig und einfach elend
22.04.2024 10:34 • • 22.04.2024 x 1 #1
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