Hallo Davina,
meine Partnerin (Frau) ist auch an PTBS Typ Borderline erkrankt. Sie ist heute gerade 10 Jahre älter als du (ich wesentlich älter). Wir sind seit über 15 Jahre zusammen und haben irgendwann während der Beziehung auch geheiratet.
Es stimmt nicht, dass man keine glückliche Beziehung führen kann. Der Unterschied ist vielleicht, dass man die glücklichen Momente schätzt und gemeinsam versucht diese zu verlängern.
Ich habe verstehen gelernt, dass ich nicht der Adressat bin, wenn meine Frau sich schlecht fühlt, alleine sein muss oder die ganze Welt hasst. Ich bin aber gemeint, wenn sie glücklich und eine liebevolle Frau ist.
Ich musste lernen, dass manchmal Dro. (Alk./THC/Medis) unerwartet eine Rolle spielen. Auch musste bzw. muss ich gerade lernen, dass Suizidversuche vorkommen können.
All diese Dinge machen diese Beziehung vielleicht außergewöhnlich, so in etwa wie eine Beziehung, in der der Partner eine körperliche Behinderung hat. Aber eines macht mich diese Beziehung garantiert nicht: Unglücklich.
Meine Frau leidet leider mehr darunter, weil sie nicht begreifen will oder noch nicht kann, dass ich zu ihr stehe, auch wenn sie noch hundert Purzelbäume schlägt. Und ich halte auch nicht an dieser Beziehung fest, weil ich Sorge hätte, mich nimmt sonst keine mehr, sondern weil das einfach mein Leben ist und sie dazugehört und es ist schön so.
Ich schreibe das, weil ich möchte, dass du aus deinem Maulwurfshügel schauen sollst. Weil ich möchte, dass du in den Spiegel siehst und mit dem kleinen Teufelchen, was dich dann anschaut, besprichst was denn nun damit ist, was man landläufig Das Leben nennt. Und dass du diesem kleinen Teufelchen sagst, dass du weißt, das du krank bist! Aber dass man diese Krankheit vielleicht heilen kann, ganz sicher aber lernen kann, damit umzugehen.
Und damit meine ich sowohl die Borderlinestörung, als auch die Sucht (sofern es denn eine ist). Und wenn das Teufelchen dich immer noch ungläubig ansieht, dann sag ihm, dass du längst weist, dass das nicht von heute auf morgen geht und manchmal wehtun kann, als zerreißen dir alle Eingeweide gleichzeitig. Aber sag ihm auch, dass es sich lohnt zu versuchen, glücklich zu sein. Aber auch wenn das nicht gelingt, ein zufriedenes Leben auch erstrebenswert ist.
Ohne Therapie wird das aber viel schwerer, wenn nicht sogar unmöglich. Vielleicht brauchst du auch immer wieder Auffrischungstherapien in deinem Leben, aber gemessen am Glück oder Zufriedenheit, ist das ein Klacks.
Ich möchte aber auch, dass du dir das mit dem Kind überlegst (mir waren leider keine vergönnt, weil siehe Einleitung). Auch wenn ein Kind das eigene Leben vollenden kann, ein Kind kann keine Seele ganz machen. Mit einem Kind ist man glücklich, kann es aber nicht werden. Ein Kind soll dein Leben erfüllen, aber nicht heilen. Diese Last ist dem Wurm zu schwer, es wird an dieser Aufgabe zerbrechen.
Such dir Menschen aus, mit denen du zu tun haben möchtest und lass dich nicht aussuchen. Im Augenblick kann ich deine Situation so sehr nachfühlen. Meine Frau hat gerade einen frischen Suizidversuch hinter sich und ich fühl mich auch gerade unendlich einsam.
Aber du musst versuchen von den Medikamenten wegzukommen. Du wirst mit psychoakitven Substanzen nie vernünftig lernen können, was dich glücklich machen könnte, wofür du brennen möchtest, was dich interessiert im Leben. Deswegen müssen in deiner Situation Menschen mit aktivem Suchtproblemen absolutes nogo sein. Stell dir einfach vor, dass diese Menschen weit über 90 Jahre und scheintot sind. Bei mir klappt das. Ich bin nett und freundlich aber der Zutritt zu meinem Leben ist ihnen leider verwehrt.
Ich wünsch dir alles Gute
21.02.2018 02:46 •
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