Zitat von Peter61: Aber manchmal werde ich durch eine Kleinigkeit getriggert und es schaukelt sich hoch.
Achte vielleicht beim nächsten Getriggertwerden mal darauf, ob
neben oder hinter (!) der augenscheinlichen Thematik (Nebenbuhler, Konkurrenz) noch irgendwas anderes mitschwingt. Ein Trigger ist oft nur deshalb so mächtig, weil das von ihm angefasste
Kernthema durch oberflächlichere Themen laviert wird.
Zitat von Peter61: Als wir mit dem Auto nach Hause fuhren, kamen wir (wie schon öfter) an die Straße, nicht mal an dem Haus, vorbei wo ihr damaliger Freund, für den sie mich vor über 30 Jahren verlassen hat, wohnte.
Der Typ wird mit Sicherheit dort gar nicht mehr wohnen, trotzdem fing sich mein Gedankenkarussell an zu drehen.
10 Min. später, als wir zu Hause ankamen, rotierte es auf Hochtouren.
1. Hier wäre anzumerken, dass sie nicht
Dich (also den
heutigen Peter61) verlassen hat, sondern den
damaligen Peter61. Wieviel von dem damaligen Peter61 trägst z. B.
Du selber heute noch in Deinem aktuellen Erleben?
2. Wir werten oft etwas als Verlassenwerden, was für den, der vermeintlich verlässt, lediglich einen als subjektiv notwendig empfundenen oder verlockenden Schritt darstellt(e).
Je näher ihr dem Sex kamt, um so schneller drehte sich das Gedankenkarussell. Ich schieß´ jetzt mal ins Blaue - könnte es sein, dass eventuelle Poten. da mit reinspielen und deshalb das alte Konkurrenzthema
unbewusst als ein willkommener Bezugspunkt, als eine erklärende Begründung aktiv integriert wird? Der o. g. Benefit wäre dann sozusagen eine subtile Opferrolle, die insgesamt als verträglicher empfunden wird als die Tatsache, dass es im Bett nicht mehr so läuft wie gewohnt.
Ich weiß, das ist ein heikles Thema, mit dem sich manche ewig nicht beschäftigen müssen, aber ich denke durchaus, dass Du Dir das anschauen könntest.
Zitat von Peter61: Ich will weder am Ist-Zustand unserer Beziehung was ändern, der wirklich als fast perfekt zu bezeichnen ist, weder kann ich die Vergangenheit verändern.
Bedenke, dass Perfektion eine Wertung ist, die real schwer aufrecht zu erhalten ist. Solange dieser Zustand als perfekt empfunden wird, ist alles OK, aber er bietet automatisch auch ein großes Potenzial für Enttäuschung und Verlustempfinden, sobald auch nur ein Jota davon zu bröckeln anfängt.
Bedenke außerdem, dass die Vergangenheit nicht sooo schlecht gewesen sein kann, wenn
jetzt alles so perfekt ist.
Zitat von Peter61: Alle Bedenken habe ich zig mal schon durchgekaut und als Blödsinn at acta gelegt.
Das ist vielleicht der falsche Weg. Zumindest funktionierte er wohl bislang nicht. Also könnte man diesen Bedenken nun mal
auf andere Weise Beachtung schenken (siehe oben) - also weniger inhaltlich sondern sie auf ihre eventuell
noch unverstandene Funktionsweise hin untersuchen. Das wird übrigens ein guter Therapeut sowieso mit Dir zusammen machen.
Zitat von Peter61: Was ich brauche ist ein „Werkzeug“ damit ich (um bildlich beim Karussell zu bleiben) das stoppen kann.
Anstatt auf dem Karussell zu sitzen und als Mitfahrer dazu verdonnert bin, zuzusehen wie es Fahrt aufnimmt und immer schneller wird.
Du selber (Dein Geist) bist das Karussell...und ergo auch das Werkzeug. Wir Zwängler und Grübler reden uns gerne auf die Objekte unserer Grübelei raus, aber diese Haltung ist
Teil der Zwangserkrankung!
Noch ein Schuss ins Blaue: - könnten diese Gedanken im weiteren Sinne irgendetwas mit Anklage oder berechtigter Bestrafung zu tun haben? Fühlst Du Dich tief drinnen irgendwie subtil
schuldig? Die Bestrafung fände dann ihre Versinnbildlichung im Heraufbeschwören des damaligen Szenarios des Verlassenwerdens. Mit Sicherheit hast Du dies damals als sehr erniedrigend empfunden und genau diese
damalige Empfindung findet eventuell in irgendeiner
aktuell lauernden Emotion seine Entsprechung.
Wenn sie damals überdies Sex mit einem deutlich älteren (= erfahreneren) Partner hatte, brachte Dich das damals automatisch in
noch unreflektierter Weise in
ein Verhältnis dazu. Obwohl diese Sache eigentlich gar nix
direkt mit Dir zu tun hatte, machte das etwas mit Dir bzw.
Du machtest etwas daraus für Dich.
Gibt es aktuell in Deinem Leben irgendeine
strukturell vergleichbare Situation?