Zitat von Marisha: Ich habe kaum von einem Philosophen gehört, der nicht als eigenartig oder Ähnliches angesehen wird. Das viele Denken bringt das wohl mit sich, oder umgekehrt.
Es gibt schon einige, welche - bezieht man den Zeitgeist ein - nicht wirklich verschroben sind. Auch denke ich nicht, dass es allein oder rein am Denken liegt. Mir macht es eher den Eindruck, als hätten manche durch zu wenig erproben ihrer Gedanken in der Realität, durch zu wenig Kontakt zu anderen Menschen - Nicht Philosophen - ein wenig den Kontakt zur Allgemeinheit verloren.
Allerdings: Graue, in der Menge mit schwimmende Schafe fallen in unserer Gesellschaft, in den Gesellschaften zuvor nicht auf. Man muss schon irgendwo ein bunt geschecktes, nicht graues Schaf sein und gegen den Strom zu schwimmen gelernt haben, damit sich die Nachwelt noch an den Namen erinnert. Oder meinst du, man würde sich ansonsten an Namen wie Platon, Demokrit, Seneca, oder Julius Cäsar erinnern? An Jannis Kouliakis oder Marcus Remus, welche in Rom oder Hellas Zeit ihres Lebens ihre Felder bestellten, hunderte das Überleben sicherten, erinnert sich heute keiner mehr...
Ist es daher - eigentlich - sooo schlimm, anders zu sein? Ist es - eigentlich - nicht schlimmer 'genauso' zu sein?
Zitat von Marisha: Ich denke, dass der Mittelweg fast immer der beste ist. Ich bin mir gar nicht sicher, ob die Person darunter leidet, aber selbst wenn hätte ich nicht das Bedürfnis gehabt zu helfen, außer er hätte darum gebeten. Es verletzt den Stolz von Menschen, ihnen ungewollte Hilfe anzubieten und das will ich nicht.
Ich bin dafür, aus allen anderen Meinungen und Ansichten Lehren für mich zu ziehen, sofern sie neu und sinnvoll erscheinen vielleicht sogar etwas für mich zu übernehmen.
Ich teile deine Ansichten.
Zitat von Marisha: Aber in diesem Fall war/bin ich einfach überfordert. Das Zwischenmenschliche liegt mir eben nicht so.
Darf ich dich hier noch einmal zu einem Spielchen einladen? Sage dir mit geschlossenen Augen den Satz Das Zwischenmenschliche liegt mir eben nicht so. mehrfach vor. Horche deinen Emotionen nach. Wiederhole dies mit dem Satz Das Zwischenmenschliche liegt mir eben
noch nicht so. ....
Zitat von Marisha: Würde ich intensiven Kontakt mit einem Philosophen dieser Zeit halten und über eben dieses Thema diskutieren, hätte es mich wahrscheinlich auch erstmal überfordert. Wenn es um reale Personen geht ist es einfach schwer objektiv zu bleiben, vorallem, wenn man, wie ich, um jeden Preis Streit vermeiden will.
Da reizt es mich, zu drei Punkten Stellung zu beziehen. Einmal reale Personen und Objektivität, Streit und überfordert.
Warum ist es schwer bei realen Personen Objektivität zu bewahren? Vielleicht, weil man sie unbewusst auf ein Podest stellt? Sie höher bewertet, als man es bei sich selber macht? Warum eigentlich? Angenommen, man hat einen Doktor med. in seinem weißen Kittel vor sich sitzen. Ist der dadurch etwas besonderes? Nur weil er Arzt ist, einen weißen Kittel trägt? Gut, im medizinischen sollte er mehr wissen wie du, wenn du selber nicht gerade Medizin studiert hast, aber ansonsten? Allein, wenn er nicht in der Lage ist, die richtigen Fragen zu stellen, ist das doch ganze Wissen nutzlos, oder? Auf der Toilette oder nachts im Schlaf macht er möglicherweise mehr oder lautere Geräusche wie du, aber ansonsten? Weil er einen Doktor hat? Was bedeutet denn dieser Dr. vor dem Namen. Doch nur, dass er sich zum Ende seines Studiums ein Thema heraus griff zu diesem in etwa 20 Büchern recherchierte (Bei
einem Buch würde man es nicht mehr Doktorarbeit nennen sondern Plagiat) vielleicht noch Feldstudien machte und eine Zusammenfassung schrieb. Hast du im Prinzip in der Schule auch schon gemacht. Nannte sich dort aber Referat oder Zusammenfassung. Also?
Meiner Erfahrung nach ist es gleich, ob ein Mensch einen teuren Anzug, einen Blaumann, Priesterrobe oder einen weißen Kittel trägt; es kann immer ein Trottel drinstecken! Und, egal was dein Philosoph, Dekan, Dozent trägt, es ist nicht anders. Deswegen halte ich es für angemessen kritisch zu bleiben, egal wie klug andere daherschwätzen. (Kann'ste auch gerne mir vorhalten.. )
Philosophen habe sich Gedanken über ihre Weltsicht gemacht. Deren Aufzeichnungen erlauben uns, diesen einfach zu folgen. Allerdings sind deren Erkenntnisse aus deren Augen und Weltsicht unter Berücksichtigung des Zeitgeistes. Und, sind nicht die Wahr- und Weisheiten von Gestern die Irrtümer von heute? Auch, wurden nicht bereits in der Vergangenheit philosophische Sichten verbogen oder aus dem Zusammenhang gerissen um anderen Interessen zu dienen? (Siehe u. A. Schopenhauer und Nietzsche im 3. Reich). Ist es unter diesen Voraussetzungen nicht grundsätzlich sinnvoll einfach kritisch zu bleiben, Erkenntnisse anderer (auch gerne meine) mit der eigenen Weltsicht zu vergleichen und nur das einzubauen, was wirklich sinnvoll ist?
Was verstehst du unter Streit? Möglicherweise gegenseitig die Köppe einhauen, verbal oder tatsächlich? Vielleicht später vor Gericht weiterprügeln? Nachher sich mit dem Hintern nicht mehr anschauen? Zumindest dürfte meine Beschreibung in etwa dem Entsprechen, was häufig darunter verstanden wird, nicht wahr?
Jedoch wird dir sicher schon der Begriff 'Streitkultur' über den Weg gelaufen sein. Ich denke du weißt auch was damit gemeint ist. Dies kann man mit Diskussionskultur, aber auch Disputationskultur fortsetzen. So habe ich einige Freunde und Bekannte, mit denen ich mich gerne zum Diskutieren und Disputieren treffe. Wir reden und die Münder und die Köpfe heiß, schlagen uns Argumente um die Ohren, verprügeln uns mit Fakten, jedoch wird irgendwann irgendeiner sagen: So, und jetzt habe ich Bock auf ein B. (eine Pizza) Wer kommt mit? Dann geht es beim B. oder Pizza erst einfach nur um Themen wie die letzte Gehaltsabrechnung, Kinder, Katzen, Tagesgeschehen, oder andere Lieblingsthemen der Anwesenden. Hernach, bei Abklingendem Fresskoma und vor beginnendem Alkrausch entscheiden wir uns für Fortsetzung oder Trennen.
Damit will ich mich nicht herausheben, nur aufzeigen, dass man streiten auch lernen kann. Und Thesen einer Person, die ihre Thesen nicht zur kritischen Diskussion stellen will, bekommt bei mir sofort eine 6.
Und damit wäre ich schon bei überfordert: Wenn ich dich - zum Beispiel hier - mit Inhalten überfordern sollte, liegt der Fehler nicht bei dir, sondern bei mir! Wenn dieser Eindruck der Überforderung entsteht, habe ich - oder der andere Vortragende - seine Inhalte nicht ausreichend aufbereitet um sie zu vermitteln. Was nicht heißen soll, dass Zuhörende nicht mit Gedanken an das gerade gehörte nach Hause gehen sollen. Nur sollte es sich dann eher um eine Herausforderung als um eine Überforderung handeln. Und wenn ein Vortragender dich überfordern sollte, bremse ihn ruhig. Mach dir keinen Kopf, wenn du der Einzige sein solltest. Die Anderen trauen sich eher nicht...
Zitat von Marisha: Ohne alles so gut und in so viele Richtungen wie möglich zu durchdenken, wird man keine neuen Erkenntnisse erlangen. Weiters ist mir eben Objektivität sehr wichtig, von demher sind verschiedene Blickwinkel auch von Bedeutung für mich. Ein psychologisches Experiment würde man ja auch nicht ohne Kontrollgruppe durchführen.
Aber stimmt, genau daher ist es auch wichtig Anstand zu nehmen. Aber ich glaube, dass ich das genau dadurch schaffe. Wenn ich etwas analysiere, nehme ich davon gefühlsmäßig automatisch Abstand.
Den eigenen Glauben setzt man aus eigenen Erkenntnissen und für sich bewiesenen Tatsachen zusammen. Aber beide basieren auf schon Vorhandenem. Ich denke also, wenn man die Überzeugung eines anderen als plausibel ansieht,und auch noch der Meinung ist wenn man sich genug davon abgegrenzt hat, um es objektiv betrachten zu können, kann man es schon für sich übernehmen. Ich würde das aber vorher beweisen wollen.
Es ist schön in dir einen wissenschaftlich orientierten, kritischen Geist zu sehen. Aber ist das wirklich eine 100% gute Lösung? Macht es nicht manchmal deutlich mehr Sinn einfach a la Edison, Newton zu probieren, als eine klinische Studie mit folgendem Doppelblindtest und Feldstudie durchzuführen? Sicher, Edison brauchte mehr als 10.000 Versuche um die beste Glühbirne zu finden, aber geleuchtet hat es schon weit vorher. Und Newton hat sich heftig was eingefangen, aber er zog die richtigen Schlüsse.
Erinnere dich mal an unsere Spielchen. Kann es nicht manchmal einfach schneller und sinnvoller sein, die Augen zu schließen und auf den Bauch zu hören? Zu probieren, was dieser rät?
Albert Einstein wurde mal von einen Reporter gefragt, wie denn manche seiner so bahnbrechenden Erkenntnisse zustande gekommen seien. Einstein erwiderte, wenn er bei einem Problem nicht weiter käme, würde er versuchen das Problem von allen Seiten zu betrachten, quasi einzukreisen. Und wenn er dann immer noch nicht weiter käme, den Aktendeckel zu machen, und das Problem in seinem Geiste ablegen.
Irgendwann, vielleicht Stunden, vielleicht Tage, vielleicht auch Jahre später würde sein Unterbewusstsein ihm die Lösungsansätze liefern.
Kommt dir dieses Verfahren aus unserem Gespräch vielleicht bekannt vor?