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Triggerwarnung: Gewalt, Bürgerkrieg, Mobbing

Hey,

ich frage mich, ob ich mich zu viel mit meiner Vergangenheit beschäftige und wie ich die Vergangenheit überwinden kann.

Meine Eltern flohen lange vor meiner Geburt vor einem Bürgerkrieg in ein anderes Land. Dort wurde ich geboren und als ich ein Kind war kam ich nach Deutschland und ich wurde Opfer von Mobbing. Auch hatte ich eine Lehrerin, die mich abwertete und war ein schlechter Schüler.

Später aber wurde ich beliebter.
Auf der weiterführenden Schule ist sozusagen der Knoten geplatzt und ich wurde aufnahmefähiger fürs Lernen.
Ich war dann ziemlich glücklich und fühlte mich wohl.

Bis eines Tages ich Opfer von Gewalt wurde und das Krankenhaus auch traumatisch war, ich PTBS entwickelte und mich sehr schämte, mich zeitweise nicht mehr allein aus dem Haus traute, Panik hatte, nicht mehr schlafen konnte.

Ich wurde gegen das PTBS behandelt und tatsächlich überwand ich es größtenteils, aber bin nicht mehr so glücklich geworden wie vorher und seltsamerweise lässt mich der Gedanken an das Mobbing nicht mehr los und beschäftigt mich sogar mehr als der an das Trauma. Ich habe es im Internet besprochen, wieder und wieder, mich damit beschäftigt. Ich weiß nicht, ob es nicht sogar schädlich ist.

Doch auch das Trauma beschäftigt mich und ich frage mich ob ich *beep* und Opfer bin.

Als ich meinem Vater mitteilte, dass ich psychische Probleme habe, teilte er mir mit, dass er auch psychische Probleme hat, bedingt durch den Bürgerkrieg.

Wir haben dann manchmal darüber geredet und das ging immer von mir aus, aber irgendwann wurde es mir dann immer zu viel und ich wollte ihm sagen er soll aufhören, konnte es aber nicht sagen.

Obwohl ich diesen Krieg nie erlebt habe, ich erst lange nach dem Krieg geboren wurde, begann ich mich stark davon beeinflusst zu fühlen, träumte gar davon.

Ich habe oft das Gespräch mit meinem Vater gesucht, weil ich mich irgendwie erleichtern wollte, aber es hat mich nur selten erleichtert. Oft habe ich danach schlechter gefühlt als vorher und es tat mir weh und ich befürchte, dass er sich auch schlechter gefühlt hat, als vorher. Wir müssen etwas furchtbar falsch gemacht haben.

Ich denke, dass ich kann die Welt jetzt nicht mehr sehen wie vorher, weil mein Herz gebrochen ist.

Oft bin ich auch froh und glücklich, mache Dinge, die mir Spaß machen, aber ich denke immer wieder an mein Trauma und das Mobbing zurück und ich denke gar an die Erlebnisse meines Vaters.

Das mache ich nicht extra, sondern wenn mein Gehirn zu viel Leerlauf hat, kommen diese Erinnerungen und eben auch die Gedanken an diese Dinge, die ich nicht mal selbst erlebt habe.

12.11.2023 06:34 • 13.11.2023 #1


9 Antworten ↓


Guten Morgen Frittensauce,

Zitat von Frittensauce:
ich frage mich, ob ich mich zu viel mit meiner Vergangenheit beschäftige und wie ich die Vergangenheit überwinden kann.

es könnte sein,dass Du Dich etwas viel mit der Vergangenheit beschäftigst. Obwohl es im Grunde
verständlich ist. Deine Eltern werden schlimmes erlebt haben. Und auch Du bist als Kind in einem
eher fremden Land aufgewachsen. Einfach ist so etwas nicht.

Zitat von Frittensauce:
als ich ein Kind war kam ich nach Deutschland und ich wurde Opfer von Mobbing.

Was Du beschreibst, erleben sehr, sehr viele Menschen. Vor allem Kinder.
Unter gleichalten Kindern geschehen manchmal sehr schlimme Dinge. Kinder sind seelisch
noch in der Entwicklungsphase. Das bedeutet sie wissen noch nicht so richtig, wie man sich
anderen gegenüber verhalten sollte. Meistens können sie auch noch nicht überschauen, was
sie mit dem, was sie sagen und dem, was sie tun bei anderen Kindern an Verletzungen
und Schäden anrichten.

Oft hat das zur Folge, das Kinder ohne zu wissen, was sie da machen, andere Kinder
ausgrenzen, beleidigen und in denen, die sich nicht wehren können, bleibende
seelische Verletzungen erzeugen.

Was Du als Mobbing bezeichnest, ist nach meiner Sichtweise das Verhalten von Menschen/Kindern,
die selbst nicht einschätzen können, welche Folgen ihr Verhalten bei einem anderen Menschen
auslöst.
Und Dir fehlte zu der Zeit noch das Wissen, wie Du Dich dagegen wehren kannst, wenn sich
andere Menschen Dir gegenüber falsch verhalten.

Zitat von Frittensauce:
Später aber wurde ich beliebter.
Auf der weiterführenden Schule ist sozusagen der Knoten geplatzt und ich wurde aufnahmefähiger fürs Lernen.

Offensichtlich hast Du auch vor allem soziale Verhaltensweisen besser durchschaut und
gelernt, wie Du mit anderen Menschen zurechtkommst.

Zitat von Frittensauce:
Bis eines Tages ich Opfer von Gewalt wurde und das Krankenhaus auch traumatisch war, ich PTBS entwickelte und mich sehr schämte,

Das war bestimmt ein schwerer Rückschlag.

Zitat von Frittensauce:
seltsamerweise lässt mich der Gedanken an das Mobbing nicht mehr los und beschäftigt mich sogar mehr als der an das Trauma.

Das kann ich gut verstehen. Weil das, was Du als Mobbing bezeichnest, hat sich in Deinem
Unterbewusstsein verankert. Und so lange Du daran nichts verbesserst, wird es Dich noch
lange weiter belasten. Da Du noch jung bist, glaube ich hast Du gute Chancen, für Dich
eine Menge positiv zu verändern.

Zitat von Frittensauce:
Das mache ich nicht extra, sondern wenn mein Gehirn zu viel Leerlauf hat, kommen diese Erinnerungen

Du beschreibst das sicher richtig. Unterbewussste Gedanken kommen fast wie automatisch.
Mit unseren unterbewussten Gedanken hat sich jeder Mensch so etwas wie ein Bild von
unserer Welt und unserer Gesellschaft selbst erstellt.
Wenn unterbewusste Gedanken positiv sind, stärkt das unsere Psyche.
Bei Dir sind es bisher noch viele negative Gedanken. Und das kann (muss nicht) immer wieder
neu belasten.

Ich bin davon überzeugt. Sobald es Dir gelingt, mehr positive Gedanken und Erfahrungen in Dein unterbewusstes Denken
einzuspeichern, umso besser wird es Dir zukünftig gehen.

Viele Grüße

Bernhard

A


Zu viel Beschäftigung mit der Vergangenheit? Triggerwarnung

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Ich mache momentan viele Dinge, die mir Spaß machen, umgebe mich mit Leuten, die mir gut tun, ernähre mich gesund und trotzdem beschäftige ich mich damit, sobald ich allein bin.

Außerdem habe ich in meiner Familie viele Leute, die sehr viel negative Energie verbreiten, immer nur Katastrophen vorhersagen. Ich habe sie aber gern. Es ist für mich okay.

Wie kann ich das positive Dinge in mein Unterbewusstsein einspeichern?

Ich sehe oft Threads für die negativen Dinge, die einem während der Kindheit passiert sind. Ich habe schon mal mit dem Gedanken gespielt einen Thread für die positiven Dinge während der Kindheit und eventuell auch jetzt zu machen, habe aber Angst wegen Anonymität. Ich überlege es mir noch.

Zitat von Frittensauce:
Ich mache momentan viele Dinge, die mir Spaß machen, umgebe mich mit Leuten, die mir gut tun, ernähren mich gesund und trotzdem beschäftige ich mich damit, sobald ich allein bin.


Ich denke, Du machst das sehr gut. Das ist eine richtige Vorgehensweise, damit es Dir gut geht.

Zitat von Frittensauce:
Außerdem habe ich in meiner Familie viele Leute, die sehr viel negative Energie verbreiten, immer nur Katastrophen vorhersagen. Ich habe sie aber gern. Es ist für mich okay.

Ich finde das ist fast überall so. Das ist nicht nur in Deiner Familie so.
Menschen leiden fast immer unter vielen Ängsten. Worüber werden sie folglich sprechen.
Vermutlich doch über negative Themen, worüber sonst?

Zitat von Frittensauce:
Wie kann ich das positive Dinge in mein unterbewusstes einspeichern?

Indem Du viel Neues lernst. Und dann das, was Du für die gut und hilfreich findest, nach und nach
in Dein Unterbewusstsein einspeicherst.

Ich füge Dir hier mal einen Link ein, der hoffentlich einiges beschreibt, wie Du etwas in Dein
Unterbewusstsein einspeichern kannst.
Als erstes solltest Du erkennen, wie wir Menschen denken. Erst wenn Du verstehst,
was wir in unserem Kopf machen, schaffst Du es auch langsam, Deine Gedanken
zu beeinflussen und zu sortieren. Wenn Du das irgendwann gut kannst, wird Dich das
anderen eventuell etwas überlegen machen. Nur solltest Du das Deine Mitmenschen dann
nicht so sehr spüren lassen. Du weißt ja, wie das Gefühle von Mobbing ausgelöst hatte,
wenn sich andere Dir überlegen gefühlt hatten.

agoraphobie-panikattacken-f4/gedankenkarussell-stoppen-tipps-wie-man-es-schafft-t123286.html#p3090546

Solltest Du dazu Fragen haben, dann freue ich mich auf Deine Antwort.

Zitat von Hotin:
Ich denke, Du machst das sehr gut. Das ist eine richtige Vorgehensweise, damit es Dir gut geht. Ich finde das ist fast überall so. Das ist nicht nur in Deiner Familie so. Menschen leiden fast immer unter vielen Ängsten. Worüber werden sie folglich sprechen. Vermutlich doch über negative Themen, worüber sonst? ...


Habe ich richtig verstanden? Man sagt sich einfach, dass man über schlechte Sachen nicht jetzt sondern später nachdenken will und so verschiebt man es immer weiter in die Zukunft?

Zitat von Frittensauce:
Habe ich richtig verstanden? Man sagt sich einfach, dass man über schlechte Sachen nicht jetzt sondern später nachdenken will und so verschiebt man ...

Nein, habe ich dass irgendwo gesagt?
Etwas auf eine spätere Zeit verschieben, löst ja keine Probleme.
Verschieben kann nur sinnvoll sein, wenn man sich schlafen legt.
Unser Kopf arbeitet auch wenn er schläft weiter. Das Gehirn schläft nie.
So kann es hilfreich sein, wenn man dem Kopf sagt. Alle Probleme sollen ruhen bis morgen früh.
Wenn man das mehrmals übt, kann man damit erreichen, dass einen das Gehirn nachts ruhiger schlafen lässt.

Das meinte ich doch.

Lieber Frittensauce

Mobbing und Opfer physischer wie psychischer Gewalt geworden zu sein, lässt uns in das bodenlose Loch der völligen Ohnmacht fallen, im dem wir uns anderen Menschen oder Mächten hilflos ausgeliefert fühlen.
Das kann zu einem Abgrund werden, in dem es kein Halten, keinen Halt mehr gibt.

Dieses gespenstische Gefühl holt uns immer wieder ein. Vor allem dann, wenn wir eigentlich zur Ruhe kommen könnten oder auch dann, wenn wir Situationen dieselben Schlüsselreize wahrnehmen, bzw. erleben, welche die Ereignisse von damals wieder in unserem Geist wachrufen. Schon sind wir wieder in der Gedankenspirale, dem Teufelskreis der Erwartungsangst:

„Was wird, soll aus mir werden, wenn mir das wieder passiert?“

Dann beginnt man schon sich dieses Szenario in den dunkelsten und schrecklichsten Farben auszumalen, es gedanklich schon zu einer Katastrophe auszuweiten. Alleine das schon triggert die Ohnmacht erneut und lässt sie Dich erneut spüren……, weil Du Dich, wie damals, ebenso schwach und hilflos fühlst, obwohl Du es heute eben gar nicht mehr bist. Bewegst Dich zurück in die Zeit als Du in der Tat vielleicht noch schwach und wehrlos warst.
Wirst in diesen Momenten wieder zu dem ohnmächtigen Kind, das den anderen ausgeliefert ist.

Es wäre genau genommen daher wahrscheinlich zielführende darüber nachzudenken, wie sich die Gegenwart und Zukunft positiv gestalten lassen. Dies liegt ja in Deiner Macht! Du kannst die Gegenwart und Zukunft aktiv gestalten und bist nicht von vorne herein „Opfer“ wie es Dir Deine Erinnerungen suggerieren wollen!

„Was unterscheidet mich heute von dem Kind von damals?
„Was habe ich inzwischen nicht alles hinzu gelernt, um mich auch in solchen Situationen zu behaupten“
„Ist es sinnvoll mich kleiner und schwächer zu machen als ich heute in Tat und Wahrheit bin?“
„Was müsste, ja kann ich heute tun, welche Vorkehrungen kann ich heute und immer wieder in Angriff nehmen, damit mir das möglichst nie wieder widerfährt?“
„Was müsste ich hierfür noch hinzulernen?“
„Wenn ich irgendwann dennoch wieder in eine solche Situation gerate, was muss, ja kann ich dann vielleicht anders, viel besser machen als bisher?“

Dein Ansatz sich auf das zu konzentrieren was am Leben, die Beziehungen zu Deiner Partnerin, Deinen Freunden und Familie sowie anderen Menschen schön und beglückend ist, wäre genau dann wohl am günstigsten, wenn Dich diese dunklen Gedanken wieder einholen.

Wenn Du diesen dunklen Erinnerungen der Vergangenheit, die durch nichts und niemanden mehr verändert werden können, dann freien Raum gibst, werden sie immer wieder über Dein Gemüt herfallen, so wie eine Schlammlawine über eine zuvor schöne Blumenwiese einfach wegrollt und sie hinwegfegt….

Spreche auch mit Deinem Vater über die schönen Dinge die ihr in all den Jahren gemeinsam erleben durftet. Alleine schon eine intakte Familie zu haben und am Leben, den Bürgerkrieg überlebt, ihm entronnen zu sein und die Geburt seines Sohnes und/oder auch noch weiteren Geschwistern erleben zu dürfen. Was man zusammen erlebt und gemeinsam gelacht hat…. usw. usf.

Wir haben immer die Wahl uns selber negativ zu programmieren oder eben positiv.
Aber auch das Gute im Schlechten zu sehen, statt immer nur das Schlechte und uns daran festzubeißen.

Hierzu z.B. die Frage: Was hättest Du beispielsweise alles nicht gelernt fürs Leben, wenn Dir das nicht alles widerfahren wäre? Hat Dich das nicht doch irgendwie stärker gemacht?

In diesem Sinn würde ich mich freuen zu hören was Du von meinen Gedanken zu Deinem Thema hältst.
Ob da gedanklich vielleicht Optionen mit dabei sein könnten, die Dich mit einem anderen Blick auf die Geschehnisse von damals schauen lassen könnten… und Dich vielleicht sogar mit ihnen zu versöhnen, ihnen verzeihen?
Den anderen, aber insbesondere auch Dir selbst…

In diesem Sinne alles Liebe und Gute für Dich und Deine Lieben
Achtsamkeit

Danke für deine Gedanken. Ich gebe dir später eine Rückmeldung.

@Achtsamkeit Wow, das hast Du sehr schön beschrieben und auf den Punkt gebracht! Ich erkenne mich da auch selbst in vielem wieder. Und es ist genau so, wie Du schreibst. Danke!

A


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