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Hallo zusammen ,

ich bräuchte man euren Rat.
vor ca. 1 Monat habe ich etwas von meiner Mutter erfahren, was mir den Boden unter den Füßen weggerissen hat.
Ich muss dazu etwas ausholen, allerdings kann ich das Thema nicht im Detail erzählen.

Ich wurde als ich 11 Jahre jung war sexuell missbraucht, wie genau etc. kann ich nicht erzählen/schreiben. Sobald ich ins Detail gehe, breche ich zusammen und krieg Flashbacks.

Zur gleichen Zeit bzw. mit wenig Zeit Abstand davor ist jemand sehr wichtiges für mich und meine Mutter verstorben. Für mich war diese Person wie meine 2te Mama und es war die beste Freundin meiner Mutter.
Meine Mutter dadurch in ein tiefes Loch gefallen (sie war schon vorher psychisch krank) und ich stand komplett alleine mit allem da, sie war emotional und teilweise auch körperlich nicht für mich da.
Ich war am Trauern und musste mit diesem Erlebnis irgendwie klar kommen. Ich wurde stark Verhaltensauffällig (im Sinne von schlecht in der Schule, selbst Verletzung, hab viel angezogen um bloß keine Haut zu zeigen, sehr zurückgezogen, still etc.) und habe mit niemanden darüber gesprochen.
Ich habe immer gedacht meiner Mutter ist das alles nicht aufgefallen, weil sie zu sehr in der Trauer steckt.
Nun habe ich erfahren, das sie sehr wohl mitbekommen hat, wie ich mich verändert habe. Sie hatte auch die Vermutung was dahinter steckt, da sie selbst sowas erlebt hatte.

Aber sie hat nichts getan. hat mir nicht die Hilfe geholt, die ich gebraucht habe. Hat mir nichts gezeigt das sie mich sieht und war einfach nicht für mich da.

Wenn sie mir damals geholfen hätte, wäre ich vielleicht jetzt nicht so krank, meine psychischen Erkrankungen hätten sich vielleicht nicht gefestigt.

Ich verspüre Wut und eine wahnsinnige Enttäuschung ihr Gegenüber.
Wir hatten immer ein angespanntes Verhältnis zueinander aber durch meinen Auszug vor 3 Jahren (konnte aus gesundheitlichen Gründen etc. nicht früher ausziehen) ist es viel besser geworden. Ich möchte es mit meiner Wut nicht wieder kaputt machen. Es ist Vergangenheit und da sollte es auch bleiben aber ich werde diese Wut nicht los
Habt ihr evtl. Tips für mich wie ich die Wut im Bauch los werde ohne meine Mutter damit zusätzlich zu belasten?

Vielen Dank im Voraus.

18.09.2024 13:48 • 19.09.2024 x 1 #1


32 Antworten ↓


Diese (verständliche) Wut kannst du nur loswerden, indem du deiner Mutter ihre damalige Unfähigkeit, dir zu helfen, verzeihst. Indem du ihr als Mensch verzeihst. Das würde nicht bedeuten, dass du es „gut“ findest. Der Schmerz bleibt, es war ein Versagen. Ob du heute weniger leiden würdest, muss nicht unbedingt so sein. Solange du ihr dieses fehlende Helfen damals vorwirfst, wird die Wut bleiben. Durch das Verzeihen löst sie sich auf. Das geht nicht innerhalb einer Woche. Das dauert eine Weile. Nur du kannst das tun, es liegt in deiner freien Entscheidung. Da kann dir auch niemand reinreden. Wenn du für dich die Entscheidung fällst: „Ich will ihr verzeihen“, „Ich verzeihe ihr alles“, kommt dieses Verzeihen in Gang. Das geht dann noch auf und ab. Für das Verzeihen ist es notwendig hinter das Äußerliche zu blicken und zu verstehen, dass es nicht aus bösem Willen geschah, sondern aus eigener Schwäche, Dummheit, Ängsten, Unvermögen, eigener Hilflosigkeit. Verzeihen ist eine der größten Kräfte. Besser kann ich es gerade nicht ausdrücken, vielleicht kannst du trotzdem etwas damit anfangen.
LG ️

A


Wut und große Enttäuschung gegenüber der eigenen Mutter

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Vergeben, aber nicht vergessen. So halte ich es jedenfalls.

Die richtigen Mittel sind das Gegenteil von Wut:
Sanftmut
Beherrschung
Gleichgültigkeit
Versöhnlichkeit
Gelassenheit

Versuche es damit.

@Kagome Hallo, ich fühle mit dir, habe Ähnliches erlebt und bis heute kann ich ihr nicht verzeihen. Ich weiß dass es besser wäre um für sich selbst ein bisschen die Wut zu lindern, aber ich schaffe es nicht, weil einfach sehr viel in meinem Leben dadurch kaputt ging was alles vorgefallen ist.
Die Herausforderung ist, wie du auch beschreibst, damit abzuschließen um weniger Ballast herum zutragen der einen immer wieder herunter zieht. Was ich merke: wenn mir etwas Gutes passiert oder mein Leben besser wird, vergeht die Wut etwas. Nicht weil ich ihr verziehen kann sondern weil ich das Gefühl habe, eine Art „Wiedergutmachung“ zu erfahren.
Die Enttäuschung bleibt leider. Auch meine Mutter hat viel ignoriert und ist als ich schwer depressiv und suizidal war, durch viele Dinge die zuhause vorfielen, lieber in den Urlaub gefahren.

@Reconquista
Danke dir für die lieben Worte! Ich habe ihr vorher bereits verziehen, weil ich dachte sie hat es nie mitbekommen wegen ihrer eigenen Trauer. Aber nun zu wissen das sie es wusste und mir nicht die Hilfe gegeben habe, die ich brauchte, ist echt hart momentan und das 'Verzeihen' ist somit wieder bei 0.
Ich möchte ihr wieder verzeihen aber es fühlt sich momentan nicht so an, als wäre das jemals möglich. Es tut einfach echt weh das jetzt zu wissen.

@Krokodil90
Danke dir auch für die Worte!
Ich habe auch viel Gutes und tolles in meinem Leben erfahren und verdammt viele Fortschritte gemacht, aber das habe ich alles mir selbst und manchen Menschen (als Unterstützung) zu Verdanken. Sie hat damit nicht wirklich was zutun, deswegen kann ich es nicht als Wiedergutmachung betrachten. Wenn ich die Hilfe bekommen hätte damals, hätte ich diese harte Arbeit vielleicht nicht machen müssen. Meine Mutter hat das nicht aus Desinteresse zu mir gemacht, sie war selber seelisch kaputt aber sie war halt meine Mutter und ich das Kind, das extrem gelitten hat und nie gelernt hat damit 'gesund' umzugehen.

Ach, ich möchte eigentlich garnicht jammern, andere haben viel schlimmeres durchgemacht als ich aber es ist echt schwer damit klarzukommen für mich.
Ich werde es natürlich bei meinem Therapeuten ansprechen, da habe ich allerdings erst Ende Oktober wieder ein Termin.

@Kagome sehr gerne. Nein ich meine dass ich diese Wiedergutmachung mehr des Lebens ansich fühle dann, weißt du wie ich meine?
Also bei mir ist mir vor allem die Wut, dass mir meine Eltern viele Dinge kaputt gemacht haben, nicht immer mit Absicht aber zumindest in dem vollen Bewusstsein dass sie es nicht anders machen wollen weil sie nur auf sich gucken.
Ich habe mir Stück für Stück aus den Trümmern wieder mit Hilfe anderer etwas mehr aufbauen können aber ich bin eben lange nicht an dem Punkt wo ich hätte sein können wenn diese ganzen Dinge nicht vorgefallen sind. Und wenn ich dann für mich persönlich voran komme, wird die Wut weniger weil ich nicht ständig daran erinnert werde weshalb mein Leben so kaputt ist. Versteht man wie ich meine? Ohne die Hintergründe ist es natürlich schwer aber da möchte ich nicht ausholen.

Zitat von Kagome:
Ich möchte ihr wieder verzeihen aber es fühlt sich momentan nicht so an, als wäre das jemals möglich. Es tut einfach echt weh das jetzt zu wissen.

Das ist der richtige Prozess. Bei mir waren auch zwei Stufen nötig. Lass dir Zeit, gehe deinen Weg, ich glaube du wirst es schaffen und dann ist die Wut weg. Die brauchst du dann nicht mehr.
alles Liebe

@Reconquista wie kann man mit der Wut umgehen, wenn das eigene Leben wegen anderer Menschen zerstört ist und man dauerhaft viel Wut in sich trägt? Man sagt zwar immer jeder ist für sich und sein Leben selbst verantwortlich aber manchmal passieren ja Dinge, für die man eben nichts kann und die einem alles zerstören. Wie kann man damit umgehen ohne tiefste Verbitterung und Wut auf die Menschen, die daran schuld waren? Vor allem wenn man selbst immer wieder über diese Steine stolpert obwohl man täglich sein Bestes gibt? Gibt es da irgendein Konzept?

Zitat von Krokodil90:
@Reconquista wie kann man mit der Wut umgehen, wenn das eigene Leben wegen anderer Menschen zerstört ist und man dauerhaft viel Wut in sich trägt? Man sagt zwar immer jeder ist für sich und sein Leben selbst verantwortlich aber manchmal passieren ja Dinge, für die man eben nichts kann und die einem alles ...

Sie hat doch schon den ersten Schritt getan, das Verhältnis hat sich schon etwas gebessert und es geht darum, dass sie ihre Wut kontrolliert, um das Erreichte nicht wieder kaputt zu machen.
Sie will verzeihen, aber hat Angst, die Kontrolle zu verlieren, dass die Wut mal stärker ist und ausbricht, vielleicht wenn es Konflikte gibt.
Außerdem möchte sie ihrer Mutter keinen Schaden zufügen.
Damit ist sie für mich auf dem richtigen Weg und ich kann ihr nur raten, aus der Situation herauszugehen, wenn es mal zu krachen droht, eben damit nicht die Kontrolle im Affekt zusammenbricht.

@Logo ja dass sie sich richtig verhält sehe ich auch so. Es war eher eine Frage, WIE man es eben schafft diese Wut zu unterbinden dauerhaft weil ich eben auch ein sehr großes Thema habe damit.

Zitat von Krokodil90:
@Reconquista wie kann man mit der Wut umgehen, wenn das eigene Leben wegen anderer Menschen zerstört ist und man dauerhaft viel Wut in sich trägt? Man sagt zwar immer jeder ist für sich und sein Leben selbst verantwortlich aber manchmal passieren ja Dinge, für die man eben nichts kann und die einem alles ...

Das geht so, wie oben beschrieben. Es ist der einzige Weg. Es klingt unglaublich, aber auf diese Weise schaffen es sogar Opfer schwerster Gewalttaten, Frieden zu finden und glücklich zu werden. Zum Verzeihen gehört das Verstehen. Das können nur Betroffene selber wirklich verstehen und entscheiden - und vollbringen.

@Reconquista wie meinst du dass man verstehen muss? Also wenn mir durch anderen jetzt viel leid verursacht wurde und alles in einem sträubt sich zu verzeihen, weil es ja eben bedeuten würde, dass die anderen damit davon kommen, wie schaffe Ich es dann diese Gefühle zu verdrängen? Gibt es dafür einen Trick?

Ich stelle mal ein paar Fragen auf: warum darf die Wut über die Mutter jetzt nicht sein? Warum muss sie denn unbedingt weggemacht werden? Sind Gefühle nicht da um sie zu fühlen? Wenn sie schon nicht in der Vergangenheit gefühlt werden durften, warum jetzt immer noch nicht?
Wenn ich jemanden verzeihen möchte, dann geht das in der Regel nur wenn sich derjenige auch entschuldigt oder zumindest die Verantwortung für sein handeln trägt. Es sei denn derjenige ist bereits gestorben, dann kann man nur seinen Frieden damit finden.
Die Gefühle, die die Themenstarterin fühlt, dürfen aus meiner Sicht sein. Nix mit wegmachen!

@Türknopf genau das meinte ich ja mit meiner Antwort auch, also du sprichst mir da aus der Seele. Dass das mit dem verzeihen nur geht wenn sich jemand entschuldigt oder zumindest es anders versucht. Was aver wenn man eben mit Personen mit narzisstischer Störung zu tun, die eben nie an etwas schuld sind und ihr Verhalten gar nicht reflektieren wollen…

@Krokodil90 richtig! Da wird es nämlich schwierig. Meine Mutter ist eine Narzisstin und das mit dem verzeihen geht nicht für mich.
Mein Vater ist Alk. und geht seit über 20 Jahren zu AA, da geht es ganz viel um Wiedegutmachung und das spürt man bei ihm, er ist wahnsinnig hilfsbereit und immer für mich da, er hört zu und nimmt mich ernst und bestätigt mich in meiner Wahrnehmung über meine üble Kindheit. Zudem hat er sich sehr früh entschuldigt dafür und ist in die Verantwortung gegangen. Dann ist das mit dem verzeihen für mich kein Problem.
Ich finde kein Kind sollte sich für seine Eltern verbiegen und die eigene Identität aufgeben um jemand anderes zu schützen. Das nennt man Täter Opfer Umkehr

@Türknopf ja genau das gleiche mit meiner Mutter. Alles wird abgestritten, sie ist an nichts schuld, Dinge die andere bescheinigen sind nie passiert, am Ende wird eh nur alles verdreht und „es tut ihr leid dass man das so empfindet“. Kann man vergessen da jemals ne Entschuldigung zu bekommen oder eine Reflexion. Und man selbst muss mit den ganzen Trümmern leben und der Wut die einen Tag für Tag kaputt macht. Mein Vater bestätigt meine Wahrnehmung auch aber leider nur wenn sie nicht dabei ist. Total co abhängig

@Krokodil90 ich denke da kann man nur lernen für sich selbst mit zu leben und sich nicht in seiner Wahrnehmung beirren lassen. Oder eben auch Kontaktabbruch, hab ich jedenfalls gemacht.
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Möglicherweise nicht das was man hören will, hier von einigen, aber im Kern stimmt die Aussage von Reconquista. Nur jeder muss für sich ganz speziell herausfinden wie er da hin kommt.
Und das zweite was auch sehr wichtig ist, ist die Zeit. Es muss eine gewisse Zeitspanne dazwischen liegen, damit das 'verzeihen' möglich sein kann. Und für manche gibt es auch kein verzeihen oder vergeben, sondern nur die radikale Akzeptanz, dass man es nicht mehr ändern kann.
Oftmals hilft auch Umzug, Kontaktabbruch, vielleicht auch bei der Themenstarterin, weil der stetige Kontakt nur die Erinnerungen wieder hervor bringt und die Heilung so immer wieder unterbrochen wird.

@Krokodil90
Kommt wohl immer auf die Situation an. Auch die Wichtigkeit und Wahrnehmung des Opfers.
Ob ich meiner Mutter es verzeihen kann, dass sie mir nicht glaubte, nur weil die anderen nichts sagten - was ich nicht mal mit Sicherheit sagen kann, weil ich nie mit ihnen gesprochen hatte, warum ?, auch das weiß ich nicht. Muss wohl an der Situation und dem Umstand gelegen haben, dass ich so jung war.
Hätte sie es verhindern können - Ja! Aber sie hat nicht.
Verzeih ich ihr das..? Hab ihr dass nie vorgeworfen, weil es nichts bringt, es geschah und was geschah kann man nicht Rückgang machen.
Die weitaus wichtigeren Fragen waren, kann ich trotz dem weitermachen und jenes ablegen..?
Ja, ich konnte es. Durch Zeit die vergangen ist und durch die radikale Akzeptanz.

Nur solche Threads lassen es wieder Erstarken, aber das ist nicht weiter von Belang.

Zitat von Krokodil90:
@Logo ja dass sie sich richtig verhält sehe ich auch so. Es war eher eine Frage, WIE man es eben schafft diese Wut zu unterbinden dauerhaft weil ich eben auch ein sehr großes Thema habe damit.

Man kann die Wut nicht unterbinden. Man kann sie für eine Zeit vergessen, aber sie kommt wieder. Nur echtes Verzeihen und Vergeben kann die Wut für immer auflösen. Zum Verzeihen ist es notwendig, hinter die Fassade der Täter zu schauen und zu erkennen, dass die verletzenden Taten im Grunde nichts mit einem selbst zu tun hatten. Nur wenn man dafür bereit ist, kann man das tun. Bei Eltern, die einem das Leben ver.saut haben zum Beispiel kann man unter anderem einmal folgende Übung machen: Sich den Vater oder die Mutter als kleines Kind vorstellen. Das waren sie einmal. Sie waren klein und genauso liebenswert und bedürftig wie man selbst. Auch sie suchten als Kinder Geborgenheit und Liebe. Das ist ihr wahrer Kern.

@Reconquista von der Seite habe ich das noch nie betrachtet, das ist ein interessanter Denkanstoß. Danke!

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