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Hallo Leute,

hier steht viel über Ängste, Panik, etc., - diese Gefühle kenne ich z. T. auch. Aber ich empfinde manchmal auch Wut und Zorn und im Internet habe ich wenig darüber gelesen, wie man konstruktiv damit umgehen kann. Dabei soll gesunde Aggression angeblich ein Entwicklungsmotor sein. Aber vielleicht kennt der ein oder andere dieses Gefühl ja auch. Das Schlimme ist, dass mich manchmal ein ungeheurer Zorn in Bezug auf manche Leute überfällt. In Gedanken schreie ihnen voller Wut meine ganze Wahrheit ins Gesicht.
Einmal ist es tatsächlich dazu gekommen, dass ich jemanden auf diese Weise angwütet habe, alles gesagt, was ich wirklich dachte. Wie ihr euch vorstellen könnt, ist der Kontakt natürlich abgebrochen. Beim nächsten Mal habe ich versucht, einen besseren Weg zu finden, es nicht zu einer solchen Eskalation kommen zu lassen, hatte per Mail ganz deutlich Grenzen formuliert, das Ergebnis war wesentlich positiver, der Kontakt besteht heute noch.

Nun ist es wieder so weit. Es geht um einen Freundeskreis. Ich habe mit mehreren Leuten gesprochen und habe den Eindruck, dass immer über einen Dritten, nicht Anwesenden, gelästert wird. Wenn ich sage: Sag ihm doch dirket, was dich stört, dann heißt es: Nein, ich doch nicht. In intensiveren Gesprächen habe ich erfahren, dass so mancher einen einfachen, intensiven Wunsch hat: einen echten Freund in diesem Kreis zu finden. Doch statt dessen baut jeder eine Mauer aus Geiz, Lästerei, Flucht, Unverbindlichkeit oder Angeberei auf. Was mich außerdem auf die Palme bringt ist, dass die Frauen mich oft übergehen, wenn ich etwas sagen will, fahren sie mir über den Mund. Sie sind allerdings auch in einer etwas anderen Lebessituation, haben eine feste Partnerschaft und z. T. Kinder. Also unterhalte ich mich mit den Jungs. Aber ich habe diese Ausweich-Spielchen so satt.
In ein paar Tagen besucht mich nun ein Pärchen aus diesem Kreis und am liebsten würde ich ihnen meine ganze Wut entgegenschreien. Aber das wäre mit Sicherheit keine konstruktive Lösung - schweigen allerdings auch nicht. Denn dieser Kreis besteht bald 20 Jahre. Aber im Moment emfpinde ich nur Zorn, sonst habe ich eigentlich für alles Verständnis, werde von anderen Leute als ruhiges Gemüt erlebt.

Eine Bekannte aus dem Kreis will mich nun zu einem Enspannungskurs begleiten. Ich bin mir so unsicher, weil ich nicht weiß, ob ich das will. Denn das ist ein Moment, bei dem ich mich u.a. vom Sozialstress erhole. Dann muss ich nicht in Hab-acht-Stellung sein, ob mich bsp. jemand zu etwas bewegen will, was ich aber eigentlich nicht möchte.

Sorry, das klingt alles nicht sehr empathisch - ich weiß. Aber wie löst ihr Beziehungskonflikte auf diplomatische Weise?

Würde mich sehr über Antworten freuen.

30.06.2010 12:37 • 02.07.2010 #1


3 Antworten ↓


Huhu anni,

Wieso sorgt denn das Lästern bei dir für so eine absolut gereizte und zornige Reaktion?
Lästern finde ich selber auch nicht gut und ich halte mich raus so gut es nur geht, aber es gehört eben einfach zum Menschsein dazu. Der Mensch braucht sein Schubladendenken, um sich in der Welt zurecht zu finden, das kostet das Gehirn so weniger Leistung und dauert auch nicht so lange wie wenn man über jeden Menschen gesondert und für sich nachdenken würde. Und das Lästern schweißt Menschen zusammen. Ein bisschen lästern muss auch einfach mal sein. Manchmal geht es auch um solche Kleinigkeiten, die stören, die man abern icht sagen will um den Anderen nicht zu kränken.
Wenn dich lästern dermaßen aufregt, dann musst du dich ja quasi von allen Menschen fern halten, denn ich hab noch nie von Jemandem erlebt, dass er absolut niemals gelästert hätte
Vielleicht reibst du dich da einfach unnötig auf an einer Sache, die im Allgemeinen als normal angesehen wird? Ich meine, man muss nicht alles akzeptieren nur weil's die Anderen machen. Aber wenn der Großteil der Bevölkerung gut damit fährt, Lästereien zu tolerieren, dann kann es einen Versuch wert sein, diese weit verbreitete Haltung zumindest mal auszuprobieren.

Liebe Grüße,
Bianca

A


Wut - gelassen und diplomatisch mit Aggressionen umgehen

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Hallo Bianca,

ja supernett, dass du geantwortet hast - das bringt ein bisschen mehr Abstand zu
der Situation. Ein bisschen lästern ist mir natürlich auch nicht fremd. Warum mich das zornig macht, ist einfach: Vor langer Zeit war ich selbst jemand, der ausgeschlossen wurde und über den hauptsächlich gelästert wurde. Das ist kein schönes Gefühl - denn man spürt es, obwohl man es nicht hört.

Ich glaube, es kommt auf das Maß an, und ob noch ein kleines Zwinkern dabei ist.

Aber nochmals lieben Dank für den Auf-den-Teppich-Bringer.

Beste Grüße von Anni

Wenn du selber früher Lästeropfer warst, dann regt es dich deswegen so auf, weil du dich so gut in die Opferrolle hinein fühlen kannst. Bestimmt leidest du dann -unbewusst vermute ich mal- mit und zum Teil ist es vielleicht auch deine eigene Wut von früher, die dann wieder hoch kommt. Vielleicht hilft es dir, wenn du mal wieder wütend bist deswegen, dir das selbst vor Augen zu führen. Also, dass deine Wut nur deshalb so groß ist, weil du früher selbst sowas erlebt hast. Aber für deine Vergangenheit können die Anderen ja nichts, und ich fände es falsch, die Wut dann an ihnen auszulassen.
Ich hab selber eine durchwachsene Kindheit hinter mir, und mir im Falle des Jähzorns vor Augen zu führen, dass mein Gegenüber das nicht wissen kann und es nicht böse meint, sondern ich aufgrund meiner Vergangenheit eben sehr sensibel und überempfindlich reagiere hat mir immer geholfen, gelassener zu werden. Vielleicht hilft's dir ja auch!

Liebe Grüße,
Bianca




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