Die Zeit ist noch viel zu kurz um damit klar zu kommen. Bei mir dauerte es viele Jahre.
Mir half es, da ich zu der Zeit sehr viele Angehörige fast zeitgleich verlor, das ich so tat, als wenn sie immer irgenwo noch in der Nähe wären. Ich ging viel an die Gräber, kommunizierte im Kopf dabei mir ihnen. Auch hatte ich daheim oft das Gefühl, als wenn bei bestimmten Problemsituationen plötzlich irgendwie ein Wink kam, damit das Problem gelöst wurde. Besonders, wenn ich im Keller beim Werkzeug was benötigte und es nicht fand, war es anfangs ganz komisch, als wenn ich einen Tipp bekäme, wo ich suchen müßte. Komischerweise fand ich es dann auch. Außerdem hatte ich immer das Gefühl, als wenn er irgendwo in der Nähe wäre und räumte deshalb alles wieder so zurück, wie er es eingeräumt hatte.
Ich muß aber auch sagen, das ich ihn, sowie die anderen Angehörigen noch zu pflegen hatte, obwohl er völlig klar im Kopf war.
Wir hatten in meine Teenagerzeiten keine gute Verbindung, doch die letzten änderte sich das enorm, was mir dann so schwer fiel mich zu lösen. Er riß ein totales Loch in unser Leben. Das war in fast deinem Alter, als ich ihn verlor, somit verstehe ich gut, wie du dich fühlst.
Zuletzt verlor ich noch meine einzige Tante mit 54, ganz plötzlich.
Es ist nicht einfach Tipps zu geben, jeder verarbeitet es anders und mir half es ans Grab so oft wie möglich zu gehen. Paar seiner frisch gewaschenen Hemden zu behalten, so als wenn er nur kurz außer Haus wäre.
Die erste Zeit kommunizierte ich in Gedanken mit ihm so, als wäre er in der Nähe. Das half mir irgendwie.
Leider muß ich aktuell zwie Gräber auflösen, die gegenüber liegen und ich mit einer Person ein sehr inniges Verhältnis hatte. Das fällt mir auch nicht so leicht. Doch die vielen Jahre sind nun vorüber und nun muß ich mich damit eben abfinden.
In deinem Fall würde ich mich nicht unter Druck setzen, es verarbeiten zu müssen. Wenn eine innige Bindung bestand, kann das Jahre dauern, bis man einigermaßen drüber weg ist und die Erinnerungen langsam verblassen. Hatte anfangs auch gar nicht gedacht, das es mal so kommen könnte, aber es ist tatsächlich so. Es sind täglich soviele Ereignisse, dann man durch das ewig hektische Leben langsam alles verblassen sieht und es automatisch als Schutz so verläuft, das du es verarbeitet hast.
Aber laß dir Zeit, denn auch in meinem Fall dauerte es bei meinem Vater gut 6 Jahre.
12.05.2022 02:14 •
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