da einem hier immer wieder gesagt wird, man wäre selber dran schuld, wenn Mitmenschen gehässig werden und man sollte die Schuld bei sich selbst suchen, möchte ich hier mal Gelegenheit geben, von Schlechtigkeiten zu berichten und darüber zu reden, welche Optionen es noch gibt, außer sich von solchen Menschen zu distanzieren.
Ich habe 15 Cousins und Cousinen mütterlicherseits und zwei väterlicherseits. Sechs davon inkl. mir haben Abitur, drei haben angefangen zu studieren, aber nur ich habe es bis zum Diplom geschafft. Das war mir zum damaligen Zeitpunkt gar nicht so richtig bewusst. Das passte natürlich hinten und vorne nicht, weil gerade ich derjenige war, der am wenigsten Kontakt gesucht hat und immer als ziemlich komisch galt. Mitten im Studium habe ich mir dann durch die gut bezahlten Semesterjobs ein nagelneues Auto gekauft. Da hing natürlich sofort der erweiterte Familiensegen schief, weil die Verwandten dachten, das Geld konnte nur von meinem Vater stammen, der gerade den Betrieb von meinem Opa übernommen hatte. Sie glaubten dann, zu wenig vom Erbe ausgezahlt bekommen zu haben. Kennt man ja. Seit Ende des Studiums hatte ich keinen Kontakt mehr zu meinen Onkeln und Tanten, die allesamt aus einfachen Verhältnissen stammen, obwohl ich nie auch nur ansatzweise darüber sprach oder mir was anmerken ließ. Sie glaubten von vornherein, ich wollte was besseres sein. Im übrigen kostete es mich meinen Vater sehr viel Überwindung, zur Abschlussfeier an die Uni zu gehen. In einer Familie, wo Mittelmaß das höchste Ziel ist, gerät man eben mit höherer Leistung nur ins Abseits.
Dann ging ich in 1997 ins 200 km entfernte Frankfurt am Main. Als ich in 2002 völlig überraschend wieder zurück nach Kassel ging, weil mir dort für das gleiche Gehalt eine Stelle in Kassel angeboten wurde, wo die Lebenshaltungskosten erheblich niedriger sind, platzte jemandem außerhalb meiner Familie regelrecht der Kragen: Nicht nur, dass ich es überhaupt wagte, a) damals dort wegzugehen, sondern b) mich dort wieder blicken zu lassen, musste dann folgendermaßen kommentiert werden;: Ich wusste gleich, dass der es dort zu nichts bringen würde. Das war also die einzig denkbare Begründung, um die Schieflage gegenüber dem eigenen Dasein wieder zurechtzubiegen. Jemand, der sich entschloss, wegzugehen, um fünf Jahre später wiederzukommen, konnte ja nur ein Versager sein. Klar kann man sagen, der war einfach nur neidisch, aber auf den folgenden Seiten werde ich noch viele Beispiele bringen, von Menschen, die derart neidisch sein können, dass es schon lächerlich ist. Und es sind keine Fälle, wo ich mit anderem Verhalten hätte drauf Einfluss nehmen können.
18.09.2016 09:04 • • 22.09.2016 #1