App im Playstore
Pfeil rechts
10

Hallo liebe Forengemeinde!

Eigentlich kam ich ganz gut zurecht. Nun habe ich seit Juli wieder Schwierigkeiten. Es war sehr schlimm, ich stand kurz vor einer Einweisung, weil ich ca. 5 Mal am Tag dachte, dass ich sterbe oder mich umgebracht habe. Manchmal denke ich, es wäre besser gewesen, wenn ich mich in stationäre Behandlung begeben hätte. Denn jetzt gehts mir zwar besser, aber noch nicht gut.

Ich habe immernoch Ängste und Katastrophenfantasien. Ich stelle mir immer gleich das Schlimmste vor, besonders in Bezug auf meine Kinder. Ausserdem verspüre ich einen riesen Selbsthass, weil ich wieder in dieser Spirale hänge. Und mir vorwerfe, meine psychische (eh schon fragile) Gesundheit selbst kaputt gemacht zu haben. Ich hatte im Juli nämlich eine kosmetische OP, die schief gegangen ist. Schief, weil ich daraus mit diesen Panikattacken hervorgegangen bin, nicht wegen dem Ergebnis. Ich kann mir das einfach nicht verzeihen, weil es keine medizinisch notwendige OP war und es jetzt zwar gut aussieht, aber ich psychisch total kaputt bin. Rückblickend verstehe ich mich einfach nicht mehr. Wie konnte ich das alles riskieren? Jetzt habe ich schon Angst überhaupt die Straße zu überqueren. Wenn ich daran denke, dass ich mich freiwillig auf diesen OP Tisch gelegt habe, wird mir schlecht. Was habe ich da getan? Wie konnte mir das egal sein?

Ich bin notfallmässig in die Institutsambulanz der hiesigen psychiatrischen Klinik gekommen und kann dort immer mal Gespräche bekommen. Aber nun soll ich einen Therapieplatz finden, damit mir langfristig geholfen werden kann. Bis jetzt nur Absagen.

Ich frage mich einfach, wie man sich selbst jemals verzeihen kann. Ich wünschte ich könnte die Zeit zurückdrehen. Die Leute von der Institutsambulanz sehen die OP als Symptom - also, dass ich das überhaupt gemacht habe. Ich kann dem zum Teil zustimmen. Trotzdem stehe ich nun hier und verspüre so einen Hass und so eine Wut auf mich. Denn seit dem lebe ich in Angst und Schrecken. Vor meinem inneren Auge sehe ich täglich meine Kinder einen grausamen Tod sterben. Nachts träume ich davon. Oder ich sehe andere geliebte Menschen sterben oder schlimme Diagnosen kriegen. Und ich habe eine riesen Angst vor dem Tod. Das war vor der OP nicht so ausgeprägt. Also gebe ich mir selber die Schuld. Und bin so wütend! Ich bin nicht mehr dieselbe Person wie vorher. Das hat irgendwas kaputt gemacht, ich vertraue mir nicht mehr. Ich vertraue dem Leben nicht mehr.

Ich war schon immer irgendwie anders als alle anderen. Und habe nie irgendwohin gepasst. Und jetzt erst recht. Ich fühle mich total isoliert, als hätte ich die Verbindung zu allem verloren. Als würde ich allein in einer Blase leben. Ich will einfach nur zurück und wieder normal leben können. Wie kommt man damit zurecht, wenn man sich selbst in den Rücken geschossen hat? Das war der größte und folgenschwerste Fehler meines Lebens.

Ich wollte gerne Venlafaxin verschrieben bekommen, aber der Psychiater der Klinik will mir das nicht geben. Er ist der Meinung, ich bräuchte etwas gegen Zwänge. Den nächsten Termin habe ich erst am 14.10.

Ich könnte noch viel mehr schreiben - meine Verfehlungen sind das reinste Horrorkabinett. Und ich kann mir nicht verzeihen.

Ich komme im Alltag inzwischen einigermassen zurecht. Trotz dieser schlimmen Fantasien. Zumindest gibt es keine Panikattacken mehr und ich schlage meinen Kopf auch nicht mehr gegen die Wand. Aber wenn ich mich dann an diese OP erinnere und an all' die psychischen Folgen, die das angetriggert hat, werde ich so wütend! Ich bin gefangen zwischen Todesangst und Selbsthass.

Wer es bis hierhin geschafft hat zu lesen - danke. LG Felia

01.10.2024 09:17 • 21.10.2024 x 1 #1


27 Antworten ↓


...ich weiß auch gar nicht genau, was ich mir als Antwort erhoffe. Ich bin einfach allein und weiß nicht weiter. Ich habe das Gefühl, dass ich immer wieder Mist baue. Und nun stehe ich hier vor einem Trümmerhaufen.

A


Wie kommt man mit allem zurecht?

x 3


Kannst du benenn, was dich im Nachhinein so an der OP stört, dass es das auslöst? Was genau reust du?

Das Ergebnis ist ja wie erhofft. Die OP ist auch gut verlaufen.

Vorher gings dir besser, danach schlechter.

Kann das auch Zufall sein, dass es zeitlich mit der OP zusammenpasst?

@Drkingschultz

Hey!
Also, mir macht es im Nachhinein Angst, überhaupt so ein Risiko eingegangen zu sein. Eigentlich wollte ich mir was Gutes tun. Allerdings hat es irgendwas in mir hochgehen lassen. Das steht in keiner Relation zueinander..also, die Ästhetik meines Körpers vs. meiner psychischen Verfassung. Ich hätte das niemals gemacht, wenn ich geahnt hätte, dass das sowas auslöst.

Ich bin das so leichtfertig angegangen. Mir macht es Angst, so mit meinem Leben gespielt zu haben. Es gab keine Komplikationen. Meine Reaktionen sind total übersteigert (gewesen). Aber ich habe einige Wochen wirklich gedacht, dass ich sterben werde. Und seit dem bin ich psychisch einfach wieder instabil. DAS bereue ich.

Und zu dem zeitlichen Zufall: also, ich habe inzwischen verstanden, dass ich auch vorher schon am Abrutschen war. Ich war depressiv und mitten in einer Essstörung. Ich wollte nicht mehr, mir war alles egal. Nun weiß ich, dass wahrscheinlich auch irgendwas anderes über kurz oder lang zu einem Breakdown geführt hätte.

Jetzt, wo ich versuche mich von diesem Breakdown zu erholen, blicke ich halt zurück und denke mir, wie krass es überhaupt ist, diese OP überhaupt gemacht zu haben.

Also, vorher ging es mir auch schon nicht gut. Danach nochmal schlechter. Aber diese OP...puuh, ich weiss nicht. Rückblickend komme ich mir wie ferngesteuert vor.

Also, jein. Ganz genau kann ich es nicht benennen. Nur so, wie ich es grade getan habe. Wird man da schlau draus?

Die Ärzte meinen, es hat nur indirekt mit der OP zu tun. Mir wurde ja keine Angststörung einoperiert.

Dennoch fokussiere ich mich darauf als Auslöser...und denke mir nur, wie bescheuert man sein kann. Ich wollte meinen Selbsthass eigentlich ausschalten. Das funktioniert so offenbar nicht.

Vielleicht hast du gedacht, mit der OP deine psychischen Probleme beseitigen zu können, also das unbewußt als Grund für die OP genommen. Das funktioniert genauso wenig wie wenn man ein morsches haus nur neu streicht, statt die Substanz anzugehen. Die Erkenntnis hat dich dann in Panik verfallen lassen.

Vergangenheit ist nicht zu ändern. Sei froh und dankbar, dass die OP gut verlaufen ist, auch wenn sie leichtfertig war.

Im Grunde setzt man sein Leben recht häufig leichtfertig aufs Spiel. Sei es im Straßenverkehr, bei der Hausarbeit oder sonstwo. Es geht halt eigentlich immer gut, aber es ginge auch risikoloser.

Ich würde mich zunächst von der OP-Sache verabschieden und als abgehakt betrachten. Ist nicht mehr zu ändern.

Damit verschwinden deine Probleme nicht, aber du kannst sie fokussierter betrachtne und angehen, statt dich noch mit dem Bereuen der OP herumzuschlagen.

Ich komme grad gar nicht gut zurecht, mir geht es nicht gut und ich würde super gerne in eine geschütztere Wohneinrichtung, leider hilft mir keiner bei

@Drkingschultz
Ja, genau das möchte ich auch gerne. Ich bin so wütend auf mich. Und kriege das nur schwer reguliert.
Ich habe das Gefühl, ständig Mist zu machen. Und das war nun in einer Größenordnung, die das Maß der Dinge sprengt.

Und - genau, diese alltäglichen Gefahren sehe ich grade ebenso deutlich. Man könnte auch sagen: total überspitzt. Mitunter auch sehr verzerrt.. Auch das führt wieder zu dieser Wut.

Angst und Wut, dass ich diese lähmende Angst fühle und immer wieder generiere.

Wie lässt man sowas hinter sich? Wie schafft man dieses Schwamm drüber! oder Krone richten, weiter gehts!?

Gute Frage, aber zumindest die OP kannst du mit dem Hinweis, dass sie ja Vergangenheit ist, abhaken.

Das andere ist eben das normale Lebensrisiko, was jede rhat und was man auch nur teilweise beeinflußen kann. Ich kann noch so vorischtig und umsichtig autofahren, wenns ein anderer nicht tut, kann ich trotzdem tot sein. Aber das Risiko hat jeder, der das Haus verläßt.

Wut auf dich selber bringt dich aber auch nicht weiter. Jeder macht Fehler und die meisten rbingen uns nicht um. Man muß auch mal großzügig sein und sich selber was verzeihen könnem.

@Drkingschultz
Ja...das stimmt. Und das ist beängstigend.
Eigentlich bin ich eine starke und selbstbewusste Frau. Aber wenn diese Angst zupackt...werde ich wütend. Naja, und ängstlich. Bescheuerte Kombi.

Danke für deine lieben Worte!

@Phyleus
Ohje, das tut mir leid. Wenn du eine Idee für eine andere Wohnform hast, kannst du da anfragen...? Oder deinen Hausarzt mal ansprechen? Oder Therapeuten, Psychologen, Betreuer? Leider kann ich dir da nicht besser zu antworten. LG Felia

Wenn du Wut hast, bau die überschüssige Energie ab. Geh laufen, kauf einen Boxsack oder sowas. Solange du sie in dir sammelst, kommst du eh nicht runter, das baut sich immer mehr auf und irgendwann bringt die Fliege an der Wand dich zu Wut und Angst.

Und erfreu dich an dem Ergebnis deiner OP. Dafür hast es ja machen lassen. Es hat wohl jeder Dinge im Leben, wo man hinterher sagt, hätte ich dies oder jenes bloß nicht gemacht oder wenn ich das gewußt hätte, hätt eich ja niemals....

Also, das wird schon

@Felia Ich habe schon mit allen gesprochen die haben keine Idee

Zitat von Felia:
ch frage mich einfach, wie man sich selbst jemals verzeihen kann.

Es gibt nichts zu verzeihen, denn es ist ja nichts passiert. Wenn die OP schiefgegangen wäre und du jetzt eine hässliche Narbe oder eine Entstellung hättest, hättest du einen Grund dich schuldig zu fühlen und dir zu verzeihen. So aber doch nicht.
Ich schätze, dein Problem liegt sehr viel tiefer und diese OP ist nur ein Anlass, wo es sich äußert.

Hey Schlaflose!
Hmmm, ja, grundsätzlich denke ich das auch. Sonst wäre mir das nicht so um die Ohren geflogen. Also, die Grundproblematik liegt tiefer.
Trotzdem bin ich wütend auf mich, weil ich denke, dass durch die OP das Kartenhaus meiner Psyche so zusammengebrochen ist..

Ich will einfach klar kommen und dass alles wieder gut wird

Was für eine OP war es denn? Kannst Du das Ergebnis annehmen und Dich dran freuen?

Also, jein. Vom Ergebnis her ist alles nach Plan verlaufen. Es sieht auch alles gut aus. Aber ich kann es nicht richtig annehmen, weil es für mich in keiner Relation zueinander steht. Der Preis war zu hoch, weisst du? Ich verachte mich dafür, dass ich dieses Risiko überhaupt eingegangen bin und nun mit einer Angststörung zuhause sitze. Die schlimmsten Phasen sind vorbei, ich bin zumindest nicht mehr psychotisch und denke, dass ich mich damit selber umgebracht und den Kindern ihre Mutter genommen habe.

Aber das ich das überhaupt in Kauf genommen habe und dann in so einen schlechten Zustand gekommen bin - boah, das macht mich so sauer! Auch meinen Kindern gegenüber tut es mir leid. Die letzten Wochen waren furchtbar. Und das alles nur für Schönheit?

Ich wollte mit dieser OP ein paar böse Stimmen in mir ausschalten. Jetzt sind andere da, die mich genauso runtermachen. Und mir einflüstern, dass ich das eh nicht verdient habe, weil es nicht echt ist, dass ich eine schlechte Mutter bin, weil ich das gemacht habe, dass ich genauso daran hätte sterben können..und ach, das geht immer so weiter.

Unterm Strich bleibe ich einfach ultra wütend, weil ich das Gefühl habe, etwas richtig kaputt gemacht zu haben. Und damit meine ich meine Psyche.

Ich bin sehr sicher, du projezierst das jetzt nur auf die OP, weil es zeitlich passt.

Hättest du stattdessen ein Auto gekauft, würdest so über den Autokauf denken.
Sponsor-Mitgliedschaft

Zitat von Drkingschultz:
Ich bin sehr sicher, du projezierst das jetzt nur auf die OP, weil es zeitlich passt. Hättest du stattdessen ein Auto gekauft, würdest so über den ...

Ganz genau. Die OP ist nur ein Platzhalter. Genauso konntest Du auf Dich wütend sein, weil Du letzte Woche bei Rot über die Fußgängerampel gegangen bist oder mit dem wackligen Küchenhocker was aus dem obersten Regal geholt hast. Alles potentiell gefährlich und nur der eigenen Bequemlichkeit geschuldet.
Woher kommt dieser Selbsthass? Ich meine, eine Eßstörung ist ja auch ein Anzeichen dafür, dass mit dem Selbstbild etwas überhaupt nicht stimmt. Aber solang Du auf die OP und Dich als vermeintlich Schuldigen wütend bist, versperrst Du Dir den Blick auf das eigentliche Problem. Was das ist, kannst aber nur Du eruieren...

Es tut mir wirklich leid, dass du dich so an diesem Ereignis aufhängst. Vor allem, wo es was Schönes sein sollte.
Ich kenne es, wenn man etwas wieder und wieder durch spielt, wobei es bei mir aktuell nicht um sowas Großes wie eine OP geht.
Mein Problem dagegen ist wirklich lächerlich und dennoch nage ich da nun seit Anfang August dran. Es hat mich emotional in ein Meltdown geworfen, als es passierte. Langsam wird es besser.
Also ist es rational lächerlich. Emotional war es für mich sehr schwierig und einschneidend und damit überhaupt gar nicht lächerlich.


Kann es sein, dass du auch aktuell etwas Probleme hast Kontrolle abzugeben?
Du siehst jede nicht vorhersehbare Parabel als Todesurteil, wenn ich es richtig gelesen habe.
Ich kenne das sehr gut. Und vielleicht hat dir das bei der OP nochmal in den Hintern gebissen. Bei einer OP gibt man schließlich sämtliche Kontrolle ab. Alles weg.
Wenn es dir vorher schon in dem Bereich nicht so gut ging, kann das natürlich das Problem verstärkt haben.
Vielleicht hast du das deswegen nun so extrem in dir gespeichert. Obwohl das Problem nicht die OP war, sondern einfach der Tropfen ...

Aber das ist nur eine Idee zum Thema. Ich hab keine Ahnung.
Ich will niemanden was vorschreiben. Es ist nur eine Idee.

@Drkingschultz
@Phaedra

Ja, das ist so ziemlich genau das, was mir die Psychologen aus der Institutsambulanz auch gesagt haben. Und ja, dieser Selbsthass war auch schon vorher da und hat sich nun aufs neue Futter gestürzt...

Der begleitet mich schon immer, auch Autoaggression, aber eigentlich hatte ich das im Griff. Wie wir alle hier bin ich auch vorher kein unbeschriebenes Blatt gewesen und habe ein bisschen Gepäck..

Danke für eure Worte. Ihr habt Recht und es tut gut, das nochmal zu lesen.

A


x 4


Pfeil rechts



App im Playstore