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Ich war schon immer ein ziemlicher Außenseiter, seit der Grundschule hatte ich schon immer wenige Freunde und war eher ein zurückhaltender Mensch. Vielleicht lag das auch daran, dass ich die Leute um mich nie so richtig verstanden hab. Ich mochte mich deshalb noch nie, ich fühlte und fühle mich nach wie vor eigentlich immer fehl am Platz.

Zur Zeit rutsche ich wieder in ein ziemliches Loch. Ich isoliere mich sehr und versinke in negativen Gedanken und Erinnerungen, schaffe es aber nicht mich daraus zu holen. Selbsthass steigt immer wieder in mir auf, wieso kann ich nicht einfach normal sein, denke ich mir dann immer. Es fällt mir Nachts schwer einzuschlafen, meistens liege ich lange wach und versuche mich irgendwie abzulenken, um keine Gedanken zu zulassen.

Doch meistens kommen doch welche hoch. Vor geraumer Zeit war ich mit der Ex-Freundin eines Freundes zusammen, die beiden waren damals noch nicht lange auseinander. Ich bin mit beiden noch befreundet, wenn ich auch nicht verstehe, wieso sie überhaupt noch mit mir reden. Mir wurde damals viel an den Kopf geworfen, wobei ich anfänglich nicht ganz verstand wieso. Ich wollte meinem Freund nicht weh tun, konnte mich aber nicht in ihn hinein versetzen, etwas was mir schon immer schwer fiel.

Wie ich das so schreibe, klingt es wie ein Entschuldigung für etwas an dem ich Schuld bin. Ich kann mir das nicht verzeihen, mich erdrücken die Schuldgefühle, obwohl es schon so lange her ist. Die Freundin von damals war immer die Person mit der ich über so etwas reden konnte. Wir haben eine Menge zusammen durch gemacht und sie war für mich immer schon das, was einem Zuhause am nächsten kommt.

Nur geht es ihr momentan sehr gut, sie erlebt viel und hat viele neue Freunde gefunden. Ich wollte nach einer der letzten Therapiesitzung vor ein paar Tagen zu ihr, weil ich wirklich niedergeschlagen war. Als ich dann bei ihr ankam, hat sie etwas überraschend erzählt, dass sie Diabetes hat, keine extreme Form, aber schön ist das wohl trotzdem nicht. Sie hatte das erst an dem Tag erfahren, also hab ich ihr nur zugehört und wir haben ein wenig Zeit zusammen verbracht. Ich glaube das hat sie ein wenig aufgeheitert.

Da wurde mir klar, dass ich sie da nicht mit hinein ziehen möchte, jetzt wo es ihr momentan so gut geht. Ansonsten habe ich nur niemanden mit dem ich über so etwas reden könnte. Als wir noch zusammen waren, hat sie mich bei so etwas immer wieder aufgebaut. Sie hat mir das Gefühl gegeben kein Fehler zu sein.

Der Gedanke wieder jemandem so zu vertrauen wie ihr versetzt mich in Angst. Ich habe Angst davor eine Beziehung auch nur zu erwägen, nicht dass überhaupt die Gefahr bestünde. Wie eine riesige Zumutung, so fühle ich mich. Und die Schuldgefühle wegen der Sache von damals geben mir den Rest.

Ich warte darauf wieder einen Therapieplatz zu bekommen, nachdem ich eigentlich bereits eine Therapie hinter mir habe, wenn auch nicht abgeschlossen - die Situation ist etwas kompliziert. Bis dahin versuche ich irgendwie zu überleben - vielleicht etwas melodramatisch, aber so fühlt es sich an. Dabei kommen mir immer wieder Gedanken wie, bin ich ein schlechter Mensch? Ich fühle mich, als hätte ich das Leiden verdient.

Es kommt mir vor, als wäre ich ein Sexualstraftäter oder gar schlimmeres. Jemand mit dem die meisten Leute nichts zu tun haben wollen und das Unverständnis über die Leute in meiner Umgebung verstärkt diese Gedanken. Wie schafft man es, sich so etwas selbst zu verzeihen? Oder sollte ich mir das überhaupt verzeihen? Ich weiß nicht richtig weiter.

09.08.2019 04:29 • 09.08.2019 #1


2 Antworten ↓

Warum nimmst Du Dich nicht so wie Du bist? Wir haben alle unsere Fehler und Macken. Das Leben ist doch schön, auch wenn es manchmal schwierig erscheint. Und schuld? An was schuld? Alles ist vergänglich. Schau nach vorn und verzeihe Dir selbst und anderen. Das Leben ist nicht immer einfach, aber es kann auch schön sein mit schönen Gedanken mit Vertrautem. Warum willst Du nicht mit Deiner Freundin zusammen sein, nur weil sie Diabetes hat? Mach Dein Leben schön, gestalte es bunt, das kannst nur Du und kein anderer.

Das ist ein langer Weg, sich zu akzeptieren, aber du wirst dich nicht komplett umdrehen können. Wir haben alle unsere charactere... Ich habe auch sehr lange gebraucht um zu akzeptieren, dass ich sehr sensibel bin und mir Dinge schwer nehme. Heute sage ich mir ok, ich bin halt so.
Leider habe ich gerade wenig Zeit, aber das du bist wie du bist ist wertvoll. Man muss es nur erkennen...


SELBSTLIEBE
ein Gedicht von Charlie Chaplin,
vorgetragen an seinem 70. Geburtstag am 16. April 1956
Als ich begann mich selbst zu lieben, erkannte ich, dass Schmerz und emotionales Leid nur Warnzeichen dafür sind, dass ich dabei war gegen meine eigene Wahrheit zu leben. Heute weiß ich, das ist Authentizität.

Als ich begann mich selbst zu lieben, habe ich verstanden, wie sehr es jemanden verletzen kann, wenn ich versuche ihm meine Wünsche aufzuzwingen, obwohl ich wusste, dass es nicht der richtige Zeitpunkt war und die Person nicht bereit dafür war, obgleich ich selbst diese Person war.
Heute nenne ich es Selbstachtung.

Als ich begann mich selbst zu lieben, habe ich aufgehört, nach einem anderen Leben zu verlangen, und konnte sehen, dass alles, was mich umgab, mich einlud zu wachsen.
Heute nenne ich es Reife.

Als ich begann mich selbst zu lieben, habe ich verstanden, dass ich in jeder Lebenslage, zur richtigen Zeit am richtigen Ort bin und alles geschieht im absolut richtigen Moment. Also konnte ich ruhig sein. Heute nenne ich es Selbstvertrauen.

Als ich begann mich selbst zu lieben, hörte ich auf, mir meine eigene Zeit zu stehlen und ich hörte auf, riesige Projekte für die Zukunft zu entwerfen. Heute mache ich nur das, was mir Wonne und Freude bereitet; Dinge, die ich liebe und die mein Herz zum Lachen bringen. Und ich tue sie auf meine eigene Art und Weise und in meinem eigenen Rhythmus. Heute nenne ich es Einfachheit.

Als ich begann mich selbst zu lieben, befreite ich mich von allem, was nicht gut für meine Gesundheit ist, von Speisen, Menschen, Dingen, Situationen und von allem, das mich hinunter zog und weg von mir selbst. Anfangs nannte ich diese Haltung gesunden Egoismus. Heute weiß ich, es ist Selbstliebe.

Als ich begann mich selbst zu lieben, hörte ich auf, zu versuchen immer recht zu haben, und seit dem habe ich mich weniger geirrt. Heute habe ich entdeckt, das ist Bescheidenheit.

Als ich begann mich selbst zu lieben, weigerte ich mich weiter in der Vergangenheit zu leben und mich um die Zukunft zu sorgen. Jetzt lebe ich nur für den gegenwärtigen Moment, in dem alles geschieht. Heute lebe ich jeden einzelnen Tag, Tag um Tag, und ich nenne es Erfüllung.

Als ich begann mich selbst zu lieben, da erkannte ich, dass mich mein Verstand durcheinanderbringen und krank machen kann. Aber als ich ihn mit meinem Herzen verband, wurde mein Verstand zu einem wertvollen Verbündeten.
Heute nenne ich diese Verbindung Weisheit des Herzens.

Wir brauchen uns nicht weiter vor Auseinandersetzungen, Konflikten oder irgendwelcher Art Probleme mit uns selbst oder anderen zu fürchten. Sogar Sterne kollidieren und aus ihrem Zusammenprall werden neue Welten geboren.

Heute weiß ich: Das ist das Leben!


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