Meine ganze Kindheit hindurch hat mein Vater mich verbal erniedrigt, mich beschimpft (teils mit Fäkalsprache, ich war zB das blöde Stück Sch***), mich zusammengestaucht, angebrüllt, eingeschüchtert. Einfach um seinen Frust an mir auszulassen, denn ich hab ihm nie einen Anlass gegeben bzw habe versucht, immer unter seinem Radar durchzufliegen.
Meine Mutter hat mich zwar hin und wieder halbherzig in Schutz genommen, hat aber leider nie die Konsequenz gezogen, hat sich nie scheiden lassen und ist nicht mit mir weggegangen. Die Behandlung durch meinen Vater war schlimm, ich hab immer in dem Gefühl gelebt, so, wie ich bin, falsch und unerwünscht zu sein, zumal meine Mutter das noch pushte, in dem sie mir sagte, dass ich ungeplant und als Baby ja so wahnsinnig anstrengend war, sie lieber mit ihren Freundinnen ausgegangen wäre, sie mich aber noch nicht mal für 1 Abend allein lassen konnte, da ich ihr dann nachweinte.
Aber immerhin waren beide da. Man denkt ja als Kind: Lieber ein schreiender Vater als kein Vater. Tja, als ich 10 war, kam mein Vater auf die glorreiche Idee, mit einer neuen Frau nach Hause zu kommen und meiner Mutter allen Ernstes eine Ehe zu dritt vorzuschlagen. Vor mich kam das wie aus dem Nichts. Und für mich hörte sich das so an: Diese Frau ist so toll, für die haue ich deine Mutter UND dich in den Sack. Das war ein Schlag für mich, der mir heute noch nachhängt, auch, wenn meine Eltern sich nach einigen Monaten und einer Fast-Scheidung wieder versöhnt haben.
Das hat mich damals sehr verändert, ich habe aufgehört, an Aufführungen in der Schule (Theater oder Musik) teilzunehmen, hatte Angst, neue Leute kennenzulernen, wollte in keinen Verein mehr, bin zB vor meinem ersten Schulpraktikum innerlich fast gestorben vor Angst. Seitdem hatte ich auch jahrelang mit Magenschmerzen zu kämpfen. Später begannen dann die Depressionen und Angstzustände.
Wie gesagt habe ich sehr viel an mir selbst gearbeitet, versucht, mein fehlendes Selbstwertgefühl aufzubauen, mein inneres Kind zu heilen etc.
Aber ich leide heute noch unter der diffusen Angst, dass jeder, mit dem ich heute noch ein gutes Verhältnis habe, morgen ohne für mich vorher erkennbare Anzeichen ankommen könnte und mich verlässt.
Ich leide auch heute, mit 37, noch unter dem Gefühl: Dein Vater hat dich nicht geliebt. Er fand dich die ganze Zeit schon sch***, dann hat er aufgegeben und ist gegangen.
Ich weiß zwar, dass das damals eigentlich nur die Ehe meiner Eltern betraf, aber andererseits mußte er damit rechnen, dass ich mit meiner Mutter gehen würde, da das Verhältnis zu ihr immer noch viel besser war als zu ihm. Er war sich also bewusst, dass wenn meine Mutter sich auf seinen aberwitzigen Vorschlag nicht einlässt, er sie und mich verliert.
Ich weiß ferner, dass meine Eltern beide eine schlechte Kindheit hatten. Mein Vater hat deswegen meiner nicht professionellen Meinung nach eine narzisstische Persönlichkeitsstörung entwickelt, er ist also in seiner Welt per se der Tollste und sich selbst der Nächste, danach kommt nicht nur lange nichts, sondern gar nichts mehr.
Ja, ich weiß, meine Eltern haben selber beide psychische Probleme. Ja, ich weiß, das hat nichts mit mir zu tun. Wie sie mich behandelt haben, sagt nur was über sie aus, nicht aber über mich (als Kind denkt man ja: Die behandeln mich mies, werde ich wohl verdient haben.) In meinem Kopf ist das alles drin, aber ich leide trotzdem unter dem Gefühl, dass ich wohl allem meinem Vater nichts wert war, nicht wichtig genug, nicht interessant genug war. Ich kann da nicht drüber hinwegkommen, so sehr ich es auch möchte.
Ich habe seit einigen Jahren den Kontakt zu den beiden abgebrochen, weil ich mich so nicht mehr behandeln lassen wollte. Meiner Mutter habe ich die Gründe dafür gesagt, sie weinte die ganze Zeit und meinte nur ich weiß. Das bringt mir ja auch nix. Ein Gespräch mit meinem Vater würde nichts bringen, da er grundsätzlich immer alles richtig gemacht hat seiner Meinung nach und ich einfach nur bockig bin oder spinne. Irgendwas mit den beiden aufzuarbeiten fällt also flach.
Was kann ich tun, um über den tiefsitzenden Schmerz, den mein Vater mir zugefügt hat, hinwegzukommen? Ich möchte das endlich abhaken und sagen können das ist lange her, ich kanns nicht mehr ändern, ich seh nur noch nach vorn, ich hake es ab.
06.12.2014 21:21 • • 08.12.2014 #1