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Ich bin im real life verschlossen. Ich bin nicht introvertiert. Ich bin extrovertiert, redselig, manchmal ziemlich hyper, viel Mimik, viel Gestik, aber emotional verschlossen.

Über gewisse Dinge reden ist anstrengend für mich, schmerzhaft. Mit der Verschlossenheit einfach aufhören schaffe ich nicht.

Meine Freundin nervt das beispielshalber manchmal. Sie würde sich wünschen, dass ich weniger verschlossen wäre.

Ich bespreche manche Sachen beispielshalber lieber mit Fremden im Internet als mit ihr.

Ich möchte jetzt aber über etwas anderes reden und zwar habe ich häufig das Gefühl, dass verschlossene Menschen nicht verstanden werden. Noch weniger werden die Menschen verstanden, die hyper und redselig aber verschlossen sind.

Bringt es überhaupt etwas andereren Menschen zu erklären, wie verschlossene Menschen sind? Können andere Menschen „Verschlossenheit“ überhaupt verstehen?

05.09.2024 10:32 • 05.09.2024 #1


5 Antworten ↓


@Frittensauce

Das, was du beschreibt erinnert mich ziemlich an mich selbst. Nach außen hin gebe ich mich oft extrovertiert und arbeite sehr viel mit Mimik und Gestik. Doch oft habe ich das Gefühl, ich bin da draußen einfach ein komplett anderer Mensch als im Privatleben. Ich kann mich nicht emotional öffnen, weshalb ich mich kaum authentisch fühle und gebe. Das kostet dann mitunter viel Energie, sodass ich praktisch nach jedem Kontakt zu anderen Personen mich erstmal wie eine ausgepresste Zitrone fühle Gleichzeitig kann ich mich dermaßen in andere hineinversetzen, dass es fast schon Angst macht.

Ich vermute, dass dieses Verhalten bei mir tatsächlich eng mit der Sozialphobie und der Hochsensibilität zusammen hängt.

Um zu deiner Frage zu kommen : Ich denke, dass verschlossene Menschen sehr oft einfach mißverstanden werden. Ich vermute, Menschen welche eher nicht verschlossen agieren, können es nicht nachfühlen, weshalb sie verschlossene Menschen als sonderbar und anders empfinden. Ist jetzt im Grunde das, was ich persönlich kenne und empfinde.

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Werden verschlossene Leute verstanden?

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Bist du mit deiner Verschlossenheit zufrieden?

Versuchst du daran zu arbeiten?

Ich bin mit meiner Verschlossenheit unzufrieden. Ich versuche daran zu arbeiten, aber ich kann nicht anders. Vielleicht, weil mein Vater es mir so vorgelebt hat. Er hat psychische Probleme. Ich habe das schon als Kind immer gespürt, aber erst als ich erwachsen war, hat er es mir gesagt.

Er ist extrovertiert und wirkt auf den Außenstehenden eher überdreht. Begeistert erzählt er von schönen Dingen, die er gesehen hat „Oh, Wunder!“ , aber verschlossen.

Mir geht es gesundheitlich nicht gut. Psyche und auch Körper. Ich habe Morbus Crohn, habe oft Schmerzen. Ich würde gerne darüber reden. Weiß zwar nicht, was das bringen würde und was das soll aber ich möchte gerne mit meinen Angehörigen darüber reden.

Sie wissen, dass ich Morbus Crohn habe. Ich habe aber manchmal Bauchschmerzen, die mich fast wahnsinnig machen. Morbus Crohn oder etwas anderes weiß ich nicht. Demnächst habe ich einen Arzttermin. Zusätzlich Schlafstörungen.

Wenn ich Bauchschmerzen habe, kann ich mich nicht krumm machen. Meine Angehörigen wissen das. Dann hatte ich an einem Tag schlimme Schmerzen, war mit Cousins unterwegs, weil ich nicht elend und krank zuhause abhängen wollte.

Wir haben ein paar Sachen aus dem Auto abgesetzt, nach unten gesetzt. Da sagte mein einer Cousin mir, dass ich mich nicht krumm machen brauche.

Er hatte offensichtlich verstanden, dass ich starke Schmerzen hatte. Er ist sehr emotional intelligent, was mir schon oft aufgefallen ist. Er ist aber auch verschlossen und deswegen spricht er „emotionale Themen“ meistens nicht direkt an.

Wie ich ist er aber auch verschlossen. Ich hätte ich so gerne gesagt, dass ich so starke Schmerzen habe, aber ich habe nur doof geguckt. Er hat nichts weiter dazu gesagt.

Einmal hatte ich starke Bauchschmerzen und Krämpfe und war bei meiner Freundin. Ich immer wieder zur Toilette und irgendwann wollte sie natürlich wissen was los ist.

Ich konnte es ihr aber nicht sagen, im Sinne von: ich bin sehr verschlossen. Ich habe einfach nicht die richtigen Worte gefunden. Vielleicht auch, weil deutsch nicht meine Muttersprache ist, bin ich manchmal sehr verschlossen. Ich hätte ihr so gerne erzählt, dass ich total starke Bauchschmerzen habe.

Hätte es etwas gebracht? Ich weiß nicht. Ich hätte es ihr einfach gerne gesagt. Ich mag das nicht, dass ich immer so allein sein muss, mit den Schmerzen. Verstehst du?

Zitat von Frittensauce:
Bist du mit deiner Verschlossenheit zufrieden?

Versuchst du daran zu arbeiten?

Die Frage ist zwar nicht an mich gerichtet gerichtet, aber ich antworte trotzdem mal. Also ich bin zufrieden mit meiner Verschlossenheit und habe nie den Anspruch gehabt verstanden zu werden. Ich hatte nie das Bedürfnis mich anderen gegenüber zu öffnen.

Zitat von Frittensauce:
Bringt es überhaupt etwas andereren Menschen zu erklären, wie verschlossene Menschen sind? Können andere Menschen „Verschlossenheit“ überhaupt verstehen?


Manche Ja, manche Nein.

Ich nehme an, ein Arzt oder Mentalist könnte viel aus Dir herauslesen, ohne dass Du es explizit alles herausposaunen musst. Was man sagt, wie man sagt, warum man sagt, sagt manchmal schon mehr aus als man vielleicht möchte. Selbst nichts zu sagen, kann Bände sprechen.

Ich würde an Deiner Stelle aber auch keinen Wert drauf legen, von jedem Menschen verstanden zu werden.

Einerseits verstehst Du vermutlich auch nicht jeden Menschen, egal wie offen er ist und andererseits muss auch nicht alles verstanden werden, solange man diejenigen versteht - bzw. von denjenigen verstanden wird - die einem nahe stehen.

Zitat von illum:
Manche Ja, manche Nein. Ich nehme an, ein Arzt oder Mentalist könnte viel aus Dir herauslesen, ohne dass Du es explizit alles herausposaunen musst. Was man sagt, wie man sagt, warum man sagt, sagt manchmal schon mehr aus als man vielleicht möchte. Selbst nichts zu sagen, kann Bände sprechen. Ich würde an Deiner ...

Ich habe versucht einigen Leuten zu erklären, warum ich so handele, wie ich eben handele… weil ich eben verschlossen bin. Meine Frage ist, ob das „etwas bringt“. Können jene mich überhaupt verstehen?