Zitat von marian:Wie haben denn eure Arbeitgeber und Kollegen auf eure Krankheit reagiert? Ich finde mich oft auch völlig erschöpft und von Ängsten geplagt auf der Arbeit. Wenns ganz schlimm wird, geh ich meistens auf die Toilette um mich wieder ein wenig zu beruhigen. Hilft natürlich auch nicht immer. Aber ich hab meine Notfall-Tavor immer einstecken.
Ich hab da richtig Bammel vor, dass meine Kollegen das irgendwann rauskriegen, dass ich SP habe. Bisher haben die das noch nicht so richtig mitbekommen glaub ich...
Wie war das bei euch?
Hallo Marian,
ich kenne ein paar Leute, die in der Jugendhilfe/Familienhilfe und in verschiedensten sozialen Bereichen arbeiten...jeder von denen berichtet immer wieder davon, sich wie ausgebrannt zu fühlen, oder völlig überdreht oder leer, agressiv/deprimiert, zu sein, dass der ständige Stress und die übermenschlichen Anforderungen auch zu extremen körperlichen Reaktionen/Symptomen führen (Verspannungen, Herzschmerzen, Luftnot, Magen/Darmerkrankungen, ständige Infektionen etc) je nachdem, zeigen sich aber früher oder später bei ALLEN Symptome - ich glaube nicht nur, ich bin mir 100% sicher, dass jeder Deiner Arbeitskollegen - genau wie Du - auch immer wieder seine eigenen Grenzen überschreitet und dann auch auf die eine oder andere Weise die Rechnung dafür bekommt...ihr sitzt alle im gleichen Boot, Marian...die einen schaffen es besser/leichter mit dieser Anspannung und Überforderung umzugehen, und andere schaffen es vielleicht noch bis nach Hause, wo sie dann erstmal heulend oder tobend den Druck ablassen und wieder andere haben vielleicht schon (durch probieren und Erfahrung) einen Weg gefunden, bestimmte Situationen nicht mehr an sich persönlich ran zu lassen...aber kennen tut Deine Situation und auch viele Deiner Symptome JEDER...vielleicht nicht in diesem Ausmaß, und vielleicht glauben einige mittlerweile schon, dass das normal ist, aber grundsätzlich würd ich sagen, Du wirst da, wenn Du Deine Problematiken ansprichst, offene Türen einrennen und einige Leidensgenossen erreichen und ansprechen...
Ich hab mal für einige Jahre im öffentlichen Dienst gearbeitet - Alk., richtig krasse privater Beziehungsstress, fiese Fetzerein unter den Kollegen wegen NICHTS, Aparthie, bis hin zu solange mich keiner tritt, mach ich auch nichts oder wenn ich meine Tomatenpflanzen nicht alle 2 Tage um 14 Uhr umstelle, geht die Welt unter (Zwangshandlungen) - da war wirklich alles vertreten...gerade im Jugendamt seid Ihr alle täglich immensem emotionalen und mentalem Stress ausgesetzt...da mußt Du wirklich keine Befürchtungen haben, dass Du die Einzigste bist, die sich oft richtig krank und panisch fühlt...und da bist Du garantiert auch nicht die Einzigste, die oft am liebsten überhaupt keinen Menschen mehr sehen/sprechen möchte, schon weil ihr natürlich auch viel und oft mit extremem Persönlichkeiten klar kommen müßt, die von Euch Objektivität, Ruhe und ganz viel Geduld und Verständnis einfordern und erzwingen ...nicht zu vergessen der moralische Anspruch, den ihr an Euch selbst stellt...auch wenn Dir das direkte erzählen und berichten erstmal nicht wirklich hilft...aber ich könnte mir vorstellen, dass Du Dich hoffentlich schon ein bißchen erleichtert fühlen wirst, wenn Du aufhören könntest neben dem ganzen Arbeitsstress, wenigstens das Verstecken und Verheimlichen und damit die Angst vor Entdeckung ablegen könntest...jedenfalls wünsch ich Dir das!