Zitat von Black Sheep:ein Leben zu leben für das man sich so nicht selbst entschieden hat, ist schwierig.....die meisten akzeptieren das aber und leben weiter, andere können es nicht akzeptieren und fangen an sich dafür selbst zu quälen, um sich und ihrer Umwelt zu zeigen wie unzufrieden sie sind.
Hm. Das ist ein riesen Thema. Wir sind da ja in einem anderen Thread schon darauf gekommen. Mir fehlte nur die Zeit, näher darauf einzugehen.
Ist es nicht so, dass wir erst mal Alle ein Leben leben, für das wir uns nicht selbst entschieden haben? Oft kommt doch das Bewusstsein dafür, dass wir uns gesellschaftlichen, familiären oder finanziellen Zwängen unterworfen haben viel zu spät oder sogar gar nicht.
Ich bezweifle keine meiner Entscheidungen bezogen auf Job, Freunde, Partner, Kind. Aber: ich könnte mir mein Leben durchaus in einem anderen Rahmen vorstellen. Das heißt, vielleicht nicht in Deutschland. Oder vielleicht System-unabhängiger. Also zum Beispiel als Selbstversorger. Ich bekomme auch jetzt schon Gänsehaut, wenn ich daran denke, meine Tochter in den Zwang des Schulsystems zu stecken.
Andererseits: Ich bin so groß geworden. Es ist ja auch irgendwie der normale Lauf der Dinge. Das normale Leben. Aber diese Denkweise empfinde ich eben oft als den eigentlichen Zwang. Das ist uns so anerzogen, dass wir wahrscheinlich noch nicht mal richtig sagen können WAS wir wirklich wollen, WIE wir wirklich leben wollen. Weil wir es ja gar nicht anders kennen.
Zum Beispiel:
Zitat von Schlaflose:Mir wäre es am liebsten gewesen, jemanden zu haben, der mich finanziell aushält und ich hätte mir einfach ein schönes Leben gemacht ohne zu arbeiten.
Wenn ich das lese, denke ich mir: Was? Das ist aber schon irgendwie, hm, dreist? Sowas macht man doch nicht. Es geht doch um Liebe. Und um Geben und Nehmen.
So wurde ich erzogen. Das wäre mein normales Bild einer Partnerschaft.
Aber jetzt wo ich ein großes Mädchen bin, denke ich mir gleich danach: Warum eigentlich nicht? Warum sollte man sich dem klassischen, gesellschaftlich vorgelebten Bild einer Partnerschaft oder eben auch der neuen Rolle der Frau anpassen/unterwerfen, wenn man gar nicht der Typ dazu ist, bzw. es eben einfach nicht will?
Jeder predigt immer diesen Spruch Leben und leben lassen., aber keiner tut es. Mich eingeschlossen. Ich denke zum Beispiel, wenn ich über alternative Schulen für meine Tochter nachschaue Da gehen ja nur Kinder von Hippies/Öko's/Alternativen hin., Was denkt denn dann die Schwägerin...
Ich bin schon eine starke und extrovertierte Person. Ich hab auch kein Problem mal aus der Masse heraus zu stechen und alleine vor einem Straßenmusiker zu tanzen, wenn ich Lust dazu habe, aber aus dem System heraus stechen? Hm. Ne. So stark bin ich wohl doch nicht...
Ich hoffe, ihr versteht mein wirres Geschreibsel. Gesprochen, könnte ich es vielleicht etwas verständlicher erklären.
PS:
Zitat von Finja:Danke dir Schlaflose, dass du das schreibst. Ich hatte deswegen lange mit Schuld- und Schamgefühlen zu kämpfen...
Liebe Finja: Hat dir das bisher noch nie Jemand gesagt? Du warst ein Kind! Schlaflose hat absolut Recht. Das ist wirklich schlimm. Vor allem, dass dir Schuldgefühle eingeredet wurden. Das find ich wirklich schrecklich! Ich drück dich!